Pfarrer Karl Sendker

Predigten - Hilfen zur Bibelarbeit

Gottesdienste - geistliches Leben

 

15. Sonntag A
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Predigten

Predigtverzeichnis  nach Bibelstellen geordnet

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Predigt zum Evangelium:   Mt 13,1-9  (1. Predigt)

Predigt zum Evangelium:   Mt 13,1-9  (2. Predigt)

Predigttext:    Mt 13,1-9   (1. Predigt)

 

Liebe Schwestern und Brüder!

 

Ein Sämann ging aus, um zu säen.

Dieser Satz klingt im ersten Augenblick ganz selbstverständlich. Was soll denn ein Sämann sonst tun, wenn er aufs Feld geht? Dafür heißt er ja ‚Sämann’. Aber wenn Jesus in der Erklärung zu diesem Gleichnis hinterher sagt: „Der Same, der da gesät wird, ist das Wort Gottes.“, dann stellt dieses Gleichnis doch an uns die Frage: Was säen wir eigentlich? Säen wir wirklich das Wort Gottes?

Das ist zunächst einmal eine Anfrage auch an uns Priester. Wenn wir Verkündigung treiben, wenn wir predigen, was säen wir denn eigentlich? Bleiben wir einmal bei dem Bild vom Sämann.

Zur Zeit Jesu hat man ja noch mit der Hand den Samen ausgestreut. Jetzt stell Dir einmal vor: Dieser Sämann hat nicht Samenkörner in der Hand, sondern er hat Sandkörner in der Hand und streut fleißig Sandkörner aus. Da wächst nichts.

Oder, es kann ja auch sein, dass der Sämann gar nichts in der Hand hat. Er macht nur die Handbewegung des Säens. Von Weitem sieht das aus, als wäre er am Säen. Aber da kann nichts wachsen, weil er nichts in der Hand hat, oder weil er in dem anderen Fall nur Sandkörner in der Hand hat.

Was säen wir eigentlich, auch wir Priester? Säen wir noch das Wort Gottes?

Ich habe viele Predigten gehört, wo nur noch belangloses Zeug erzählt wurde. Dann wird am Ostermontag nicht mehr über die Emmausgeschichte gepredigt, sondern über den Osterspaziergang aus Goethes ‚Faust’. Und möglicherweise hält sich der Prediger dann noch für sehr geistreich. Da hat einer Sand gesät, eine schöne Geschichte erzählt, aber es ist nicht das Wort Gottes.

 

Aber die Frage, was wir eigentlich säen, gilt nicht nur uns Priestern, sondern diese Frage gilt jedem Christen. Säen wir in unser eigenes Herz den Samen des Wortes Gottes, oder was säen wir sonst? Der Apostel Paulus hat im Galaterbrief einmal geschrieben, was wie eine Binsenweisheit klingt: „Was der Mensch sät, das wird er auch ernten.“ Jeder Landwirt weiß: Wenn ich Weizen gesät habe, werde ich auch Weizen ernten; wenn ich Gerste gesät habe, werde ich Gerste ernten.

Was säen wir eigentlich in unser eigenes Herz? Ich will es einmal ganz praktisch sagen: Wenn einer in sein Herz ständig nur Artikel aus ‚Bravo’ oder ähnlichen Zeitschriften sät, dann darf er sich nicht wundern, dass da auch die entsprechenden Früchte wachsen. Das erleben wir heute in unserer Gesellschaft sehr drastisch.

Wenn einer sich an jedem Wochenende Videos anschaut, die voll sind von Gewalt und Brutalität und Sex, dann dürfen wir uns nicht wundern, dass auf diesem Acker auch die entsprechenden Früchte wachsen. Wenn wir heute, und zwar schon die Kinder, uns an den Computer setzen und brutalste Computerspiele spielen. Ich habe jetzt zu meinem Erschrecken festgestellt: Wenn da einer getötet wird, dass ist nicht so schlimm. Da haben mir Kinder gesagt: „Das ist nicht so schlimm, der hat noch fünf andere Leben; der kann sich per Mausklick ein Leben wiederholen.“ Jetzt stell dir einmal vor: Das setzt sich im Herzen eines Kindes fest: ‚Der Mensch hat noch fünf andere Leben.’ Dann dürfen wir uns nicht wundern, wenn irgendwann Schüler hingehen, und andere in der Schule erschießen.

„Was der Mensch sät, das wird er auch ernten.“ Und wenn wir heute in die Welt hineinschauen, es ist eine furchtbare Ernte, die da wächst.

 

Aber auf der anderen Seite gilt das positiv genauso: In dem Augenblick, wo ein Mensch wirklich das Samenkorn des Wortes Gottes in sein Herz hineinsät und zwar regelmäßig, da wachsen auch die entsprechenden Früchte im Herz eines Menschen. Da wird das Leben dieses Menschen vom Evangelium, vom Wort Gottes her in eine positive Richtung geprägt.

Da bekommt ein solcher Mensch Ermutigung, wenn er ganz down ist. Da bekommt er Kraft und Hilfe, wenn er nicht weiß, wo er hingehen soll, wie er sich entscheiden soll. Gut, er bekommt vielleicht auch einmal einen Knüppel zwischen die Beine geworfen, wenn er auf einem falschen Weg ist. Aber das Wort Gottes, das wir in unser Herz säen, bewirkt etwas bei uns.

Wie hieß das heute in der ersten Lesung aus dem Propheten Jesaja? Da hat Gott gesagt: „Genauso wie der Regen nicht vom Himmel fällt, ohne durch seine Feuchtigkeit etwas zu bewirken, genauso ist es auch mit meinem Wort. Es kommt nicht leer zu mir zurück. Es bewirkt etwas.“ Es bewirkt etwas, wenn wir es in unser Herz hineinlassen.

 

Ich kenne einen Familienkreis mit jungen Ehepaaren, da haben die einzelnen Ehepaare miteinander vereinbart: Jeden Abend, bevor sie schlafen gehen, wird bei ihnen ein Wort aus der heiligen Schrift gelesen. Einen Abend liest der Mann das Wort Gottes vor, und am nächsten Abend die Frau. Das sollte die Nacht prägen, das Unterbewusstsein prägen, und das sollte den Tag prägen.

Und ich habe erlebt, wie in diesen Familienkreisen etwas gewachsen ist. Da ist eine jesusgemäße Haltung gewachsen. Wir haben erfahren, dass es auch in diesen Familien noch Streit gibt. Aber da wirft man den Anderen nicht mehr die Klamotten hin und haut ab, sondern da siegt die Versöhnungsbereitschaft, die Vergebungsbereitschaft, über Hass und Streit. Da wächst etwas Positives.

Warum säen wir so wenig das Wort Gottes?

 

Wenn wir Kranke im Krankenhaus besuchen, wie oft ist das dann so: Dann bringt man irgend etwas mit, vielleicht eine schöne Spruchkarte oder so. Aber wo sind denn die Leute, die wirklich einmal eine Spruchkarte aussuchen, wo das Wort Gottes draufsteht? Da sind uns die evangelischen Christen weit voraus. Die bringen eine Spruchkarte mit der biblischen Botschaft mit. Ich habe erlebt, dass Menschen sich im Krankenhaus darauf hin bekehrt haben. Ein Krankenhausaufenthalt ist ja eine Zeit, wo man auch einmal in sich gehen kann.

 

Ein drastisches Beispiel in dieser Hinsicht habe ich erlebt, als ich noch Kaplan war.

Am Heiligabend saß ein Ehepaar zu Hause, beide aus der Kirche ausgetreten. Sie hatten keine Kinder, und jetzt sitzen sie Heiligabend zu Hause und öden sich nur noch an. Was sollen sie denn auch machen? Mit der christlichen Botschaft konnten sie nichts anfangen, sie waren ja aus der Kirche ausgetreten. Die leuchtenden Kinderaugen sind auch nicht da, die sonst Weihnachtsstimmung garantieren. Und so sitzen sie da, und wissen nicht, was sie am Heiligabend tun sollen.

Schließlich nimmt der Mann seine Weihnachtspost, die er bekommen hat, und liest sich noch einmal die Weihnachtspost durch. Und da hatte einer ihm eine Karte zu Weihnachten geschrieben, wo die Weihnachtsbotschaft draufstand: „Heute ist euch der Heiland geboren, Christus der Herr.“

Und in dieser Situation hat das den Mann so getroffen, dass er angefangen hat zu weinen. Er ist zum Pfarrhaus gelaufen, zum Pfarrer. Aber der war gar nicht zu Hause, weil er in der Christmette war. Schließlich kam dieser Mann am späten Abend noch einmal zum Pfarrhaus: „Können Sie mir noch einmal die Kirche aufschließen?“ Und dann hat er fast eine ganze Stunde an der Krippe gekniet und geweint. Da hat er den Dreh bekommen zur Umkehr, und seine Frau kurze Zeit später auch.

Weil einer den Mut hatte, nicht nur eine Karte zu schreiben: „geruhsame Feiertage“ oder so, sondern weil einer den Mut hatte, das Wort Gottes zu säen.

 

Wenn wir jetzt nach den Sommerferien wieder anfangen mit der Kommunionvorbereitung: Ich kann spätestens nach drei Wochen bei den Kindern genau merken, in welchen Familien noch Bibelgeschichten erzählt werden, und wo nicht. Da ist dann gar kein Fundament mehr da.

Du kannst, wenn du in den Kindergarten gehst, in einer Kindergartengruppe sofort merken, ob die Geschichten von Jesus dort erzählt werden, oder nicht. Das prägt die Kinder.

 

Auch hier noch einmal ein anderer Hinweis: Ich habe als Pfarrer in einer Gemeinde erlebt, dass Kinder Bibelcomics gelesen haben - es gibt so eine ganze Serie: die Bibel als Comic-Hefte. Ich war anfangs furchtbar dagegen, weil ich gedacht hatte, man kann die Bibel nicht als Comic aufmachen. Aber ich habe gemerkt: Selbst durch diese Comichefte hindurch haben die Kinder die biblische Botschaft angenommen. Sie haben hinterher angefangen, diese Geschichten im Original nachzulesen.

 

Überall dort, wo das Wort Gottes in das Herz eines Menschen hineingesät wird, da prägt es unser Herz, da verwandelt es unser Leben, und da wachsen auch die entsprechenden Früchte.

Säe das Wort Gottes, und du erntest einen jesusgemäßen Charakter. Und was wir heute dringend brauchen, sind Menschen mit einem Charakter, der von Jesus her geprägt ist.   Amen.

 

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Predigttext:    Mt 13,1-9   (2. Predigt)

 

Liebe Schwestern und Brüder!

 

Bei diesem Evangelium habe ich mir meiner Bibel an den Rand geschrieben: „Das meiste geht daneben.“ Wenn man das Evangelium nur oberflächlich hört, dann gewinnt man den Eindruck, dass dreiviertel des Samens daneben geht.

Das erste Viertel fällt auf den Weg, auf einen Trampelpfad. Es wird von den Vögeln aufgepickt.

Das zweite Viertel fällt unter die Dornen. Die Dornen wachsen mit auf und ersticken das Saatgut.

Das dritte Viertel fällt zwar auf Erdreich, aber es ist steiniger Boden, es kann keine Wurzeln schlagen.

Und nur der vierte Teil fällt auf fruchtbaren Boden und bringt Frucht.

Das meiste geht daneben.

 

Nebenbei bemerkt: Dieser Landwirt, von dem da die Rede ist, der ist in seiner Arbeitsweise nicht etwa dumm. Man muss eins wissen: Damals in Israel war der Vorgang des Säens anders als bei uns heute. Bei uns ist es heute so, dass in der Regel zuerst gepflügt wird, und dann wird gesät. In Israel war das umgekehrt, da wurde zuerst gesät, und dann wurde das Saatgut untergepflügt. Da konnte es natürlich passieren, dass über einen Acker viele Trampelpfade getreten waren. Da waren die Leute kreuz und quer über den Acker gelaufen. Und dann ist es nur natürlich, dass vor dem Pflügen vieles von dem Saatgut auf den Weg fällt, auf die Trampelpfade.

 

Nun geht es hier ja nicht um Nachhilfe in der Landwirtschaft, wenn Jesus dieses Gleichnis erzählt.

Ist das nicht auch ein Bild für die Situation unserer ganzen Seelsorge? Da gibst du dir als Pfarrer Mühe, und hinterher kommt man zu der Erkenntnis: Das meiste geht daneben.

Der haben sich Eltern abgemüht, das Samenkorn des Glaubens in das Herz der Kinder zu säen. Und nach zwanzig Jahren stellen sie resigniert fest: Das meiste ist daneben gegangen.

Da bist du Religionslehrer in der Schule oder Erzieherin in einen Kindergarten. Und was kommt dabei heraus trotz so vieler Mühe: Das meiste geht daneben.

 

Das war bei Jesus auch schon so.

Jesus hat das Samenkorn des Glaubens ausgestreut, und Scharen von Menschen sind ihm nachgelaufen. Aber dann kam ein Zeitenpunkt, wo einer nach dem anderen weggegangen ist. Schließlich waren nur noch die Zwölf übrig. Und von diesen Zwölfen hat ihn noch einer verraten. Das meiste geht daneben. Man könnte fast resignieren.

Aber, und darum erzählt Jesus dieses Gleichnis: Das eine Viertel, das auf guten Boden fällt, bringt bis zu hundertfältige Frucht.

Wenn man auch in der Seelsorge oft den Eindruck hat, dass ganz viel daneben geht, und dass so wenig dabei herumkommt, ich habe im Laufe der Jahre immer wieder festgestellt: Das nach menschlichen Maßstäben Wenige, das auf guten Boden fällt, bringt hundertfältige Frucht. Manchmal kann man als Seelsorger erst nach Jahren erleben, wo so eine Aussaat Frucht getragen hat. Aber dieses Samenkorn geht auf, und es bringt reiche Frucht.

Wir haben überhaupt keinen Grund, den Kopf in den Sand zu stecken, zu resignieren und zu sagen: Die Arbeit lohnt sich gar nicht, das meiste geht daneben. Nein, Jesus will uns ermutigen, die umgekehrte Perspektive zu haben. Das wenige, das auf guten Boden fällt, bringt hundertfältige Frucht. Das ist die Botschaft dieses Gleichnisses.

 

Aber das Fruchttragen ist an zwei Voraussetzungen geknüpft, und die nennt Jesus auch.

Die eine Voraussetzung hängt mit den Verkündigern zusammen. Die zweite Voraussetzung hängt mit den Hörern zusammen.

Ich will einmal bei den Verkündigern anfangen. Jesus sagt: Der Same ist das Wort Gottes. Und das Gleichnis beginnt: Ein Sämann ging aus, um den Samen zu säen. Das ist eigentlich eine ganz unnötige Bemerkung. Was soll ein Sämann denn sonst tun?

Aber die Frage an uns, die Priester, und an alle, die im Verkündigungsdienst stehen, ist: Säen wir wirklich das Wort Gottes? Manchmal habe ich, um im Bild zu bleiben, den Eindruck: Es gibt Verkündiger, die machen zwar mit der Hand eine Bewegung, als würden sie säen. Von weitem sieht das aus, als würden sie Saatgut ausstreuen. Aber sie haben dabei nichts in der Hand. Sie machen eine reine Luftnummer. Ich glaube dass viele Predigten heute reine Luftnummern sind. Da wird nicht mehr das Wort Gottes verkündet; da wird über alle möglichen interessanten Themen gepredigt. Aber wo wird wirklich das Wort Gottes ausgesät? Das ist etwas ganz entscheidendes.

Übrigens, wenn viele Leute heute aus dem Gottesdienst wegbleiben: Ein Freund von mir hat einmal gesagt: „Die Hühner gehen immer dahin, wo es Körner gibt. Wo nur Stroh gedroschen wird, da gehen die Hühner nicht hin.“ Wir müssen schon echtes Saatgut aussäen.

 

Das Zweite hängt mit den Hörern zusammen. Jesus sagt: Auf guten Boden ist das Samenkorn bei denen gefallen, die das Wort Gottes hören und es auch verstehen. Und hier habe ich auch manchmal ein bisschen Sorge. Wie viel investieren wir als Gottesdienstbesucher, damit wir das Wort Gottes verstehen können. Natürlich, der Prediger muss eine gute Predigt vorbereiten. Das ist klar. Aber wie viel investieren wir als Gemeinde, damit wir das Wort Gottes wirklich verstehen können.

Ich will es einmal mit einem Vergleich sagen: Wenn Sie in eine Oper gehen, möglicherweise in eine italienische Oper, dann nehmen sie sich vorher einen Opernführer zur Hand und schauen sich die Inhaltsangabe dieser Oper an, damit sie wissen, worum es geht. Wenn man schon die Sprache nicht versteht, dann muss man wenigstens mit dem Inhalt einigermaßen vertraut sein. Wenn man das nicht tut, dann kann so ein Opernabend furchtbar langweilig werden.

Aber das Gleiche gilt für den Gottesdienst genau so. Wer möchte, dass das Wort Gottes bei ihm auf fruchtbaren Boden fällt, der hat eine ganz einfache Möglichkeit: Lies dir einmal vorher zu Hause, bevor du zum Gottesdienst gehst, das Evangelium durch. In den meisten Kirchenzeitungen findet man die Lesungstexte des Sonntagsgottesdienstes abgedruckt. Es lohnt sich aber auch, sich ein Schott Messbuch zu kaufen oder sich schenken zu lassen. Glauben Sie mir, man geht anders in den Gottesdienst hinein.

 

Wenn heute so Viele darüber klagen, dass der Gottesdienst so langweilig ist, vielleicht hängt es auch damit zusammen, dass wir zu wenig investieren, um das Wort Gottes wirklich zu verstehen. Man muss nicht Theologie studiert haben, man muss auch nicht Kommentare lesen. Das ist unsere Aufgabe als Verkündiger. Aber dass wir den Boden bereiten, damit die Verkündigung auf bereiteten Boden fällt, das ist die Verantwortung aller. Und eins wünschen wir doch sicher alle: dass unser Leben Frucht trägt. Das möchte Jesus auch,  Amen.

 

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