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Predigtverzeichnis nach Bibelstellen geordnet Alle Predigten dieser Homepage dürfen für die Verkündigung benutzt werden. Eine Veröffentlichung schriftlich oder auf Tonträgern ist nicht erlaubt. Über Predigten auf Kassetten informieren Sie sich unter dem Stichwort Kassettendienst . Predigt zur 1. Lesung: Gen 18,20-32
Predigt zum Evangelium: Lk 11,1-13 mp3 Format Predigttext: Gen 18,20-32
Liebe Schwestern und Brüder!
Man fühlt sich gleichsam auf einen alten orientalischen Basar versetzt, wo die einzelnen Käufer mit den Händlern um den Preis feilschen. Der Kunde versucht, den Preis herunterzudrücken, und der Händler versucht den Preis hoch zu halten. Nur, in unserer Lesung feilscht nicht ein Händler mit einem Kunden, sondern in der Lesung aus dem Alten Testament lässt der lebendige Gott gleichsam mit sich feilschen. Vielleicht haben Sie es noch im Ohr. Abraham steht vor Gott: „Wenn in der Stadt Sodom 50 Gerechte sind, willst du sie alle umbringen?“ Und Abram handelt bei Gott herunter bis auf 10. Und Gott sagt: „Nein, ich werde die Stadt nicht vernichten, wenn ich in ihr 10 Gerechte finde.“ Wie ein orientalischer Händler auf einem Basar.
Ich glaube, das ist eine ganz wichtige Botschaft für uns heute. Wir lernen heute einiges über Gott, was für uns ganz notwendig ist, weil wir manchmal ein falsches Gottesbild haben. Es geht um die beiden Städte Sodom und Gomorra. Das sind bis heute noch sprichwörtliche Ortschaften. Das waren Orte, deren Sünde schrie zum Himmel, sagt die Bibel. „Der Schrei wegen Sodom und Gomorra ist zu mir gedrungen“, sagt Gott. Schon im Altertum war es sprichwörtlich, dass in Sodom und Gomorra Unzucht getrieben wurde in einer Weise, wie sie sonst nicht einmal unter den Heidenvölkern üblich war.. Die beiden typischen Kennzeichen für Sodom und Gomorra waren, dass Menschen Unzucht trieben mit Tieren. (Es gibt auch heute noch dafür den Ausdruck Sodomie.) Auf der anderen Seite war Homosexualität an der Tagesordnung. Das war ihr normaler sexueller Umgang miteinander. Und Gott sagt: „Diese Sünde schreit zum Himmel!“ Und wissen Sie was am Ende passiert: Gott lässt Feuer und Schwefel vom Himmel regnen, und die ganze Stadt wird wegen ihrer Sünde vernichtet. Gott lässt Feuer und Schwefel vom Himmel regnen. Ein weltlicher Betrachter hätte vielleicht geschrieben: „Es hat eine Naturkatastrophe gegeben.“ Aber die Bibel sagt: „Gott lässt ein Gericht kommen über diese Städte.“ Wissen Sie, warum diese Botschaft für uns so wichtig ist: Die Sünde heute schreit genauso zum Himmel, auch hier bei uns in unserem Land. Was heute in unserer westlichen Welt an Unzucht und sexueller Unmoral gang und gäbe ist, das schreit zum Himmel. Wir dürfen uns da nichts vormachen. Wenn in unserem Land heute selbst von manchen Theologen Homosexualität als etwas Natürliches angesehen wird, wenn es schon in den Parteien Bestrebungen gibt, ob man nicht eine homosexuelle Beziehung einer Ehe gleichstellen soll, dann zeigt das doch nur, wie weit wir im Lichte der Bibel gekommen sind. Es schreit zum Himmel. Unsere Zeit trägt auch die Kennzeichen eines göttlichen Gerichtes, genauso wie es damals bei Sodom und Gomorra war.
Damit wir Gott nun nicht falsch einschätzen, sind ein paar Dinge aus dieser Lesung ganz wichtig: Erstens: Bevor Gott sei ein Gericht kommen lässt über die beiden Städte, sagt er: „Kann ich vor meinem Freund Abraham geheim halten, was ich zu tun gedenke?“ Gott schickt nicht einfach so ohne weiteres ein Gericht vom Himmel. Er hat vielmehr immer wieder Menschen gefunden, die gewarnt haben, mit denen Gott gesprochen hat, warum er diese und diese Dinge über die Welt kommen lässt. Und Gott Such doch heute Menschen wie Abraham, denen er zeigen kann, warum er manche Dinge in dieser Welt zulässt, auch manche Katastrophe und manches Unheil. Gott sagt: „Kann ich vor Abraham geheim halten, was ich zu tun gedenke?“ Gott hält es nicht geheim, sondern er zeigt ganz klar auch heute den Menschen, warum das so ist. Nur, wo es heute keine Propheten mehr gibt, fangen langsam die Zeitungen an, zu Propheten zu werden. Achten Sie einmal darauf. Die sagen oft sehr deutlich, wo die Wurzeln des Übels sind.
Zweitens: Gott sagt: „Die Sünde von Sodom und Gomorra schreit zum Himmel. Aber ich bin herabgestiegen, um zu sehen, ob das wirklich so ist, ob es sich wirklich so verhält.“ Gott schickt nicht einfach ein Gericht über die Menschheit aufgrund vom Hörensagen Er untersucht die Sache ganz genau. Du kannst dich darauf verlassen: Es ergeht kein Gericht weder über ein Volk noch über einen einzelnen Menschen, ohne dass Gott ganz genau die Sachlage untersucht hat: „Ich will es wissen!, und darum bin ich herabgestiegen.“ Dieses Herabsteigen ist ganz demonstrativ geschehen, als sein Sohn Jesus Christus Mensch wurde, damit der mitfühlen kann mit uns, damit der nicht von oben herab urteilt, sondern damit der in unseren Fußstapfen gehen konnte und uns verstehen konnte. Gott urteilt nie von oben herab. Auch hier nicht im Alten Testament.
Drittens sagt Gott, und da wird es ganz wichtig: „Ich werde die Stadt Sodom nicht vernichten, wenn ich in dieser Stadt 10 Gerechte finde.“ Er hat dann die Stadt vernichtet, weil er keine 10 Gerechten gefunden hat. Es hat nur eine einzige Familie gegeben, nämlich die Familie des Lot, die hat er herausführen wollen. Und als Gott dem Lot gesagt hat: „Nimm deine Familie mit, es wird Feuer und Schwefel regnen, wissen sie was sie Söhne des Lot zu ihm gesagt haben: Du willst wohl einen Scherz machen, und sie sind nicht mit herausgegangen. Sie sind umgekommen, obwohl Gott sie eigentlich herausführen wollte. Ich habe manchmal den Eindruck, als wenn wir die Stimme Gottes heute, wenn er durch Katastrophen redet, einfach nicht mehr ernst nehmen. „Das darf man nicht alle so eng sehen …, das kommt doch nicht von Gott …, das hat ganz normale erklärbare Ursachen.“ Ich bin mir ziemlich sicher, dass wir in diesem Punkt umdenken müssen, Buße tun müssen. Gott hat keine zehn Gerechte gefunden. Der einzige, der herausgekommen ist aus der Stadt, war Lot. Eins ist mir hier so wichtig: Gott bestraft nicht unterschiedslos alle Menschen. Aber dann kam der Zorn Gottes über diese Städte. Ob nicht manche Naturkatastrophe heute vielleicht doch ein göttliches Gericht ist? Dann wird dagegen gesagt: „Aber Gott kann doch nicht alle Menschen unterschiedslos vernichten. Die waren noch nicht alle ungläubig.“ Weißt Du denn, wie das in den Augen Gottes aussieht? Damals hat Gott keine zehn gefundenen. Vielleicht haben die anderen damals auch gesagt: In Sodom sind doch nicht alle so schlecht. Gott hat keine zehn gefunden, und wer weiß, wie Gott aus seiner Perspektive heute über unsere Welt urteilt. Wir sind, glaube ich, zu schnell dabei, wenn wir Gott unterstellen, als würde er unterschiedslos ausrotten und vernichten.
Ein letzter Punkt, der mir noch ganz wichtig ist: Gott hat einen Abraham, und es heißt ausdrücklich in dieser Geschichte: „Abraham blieb vor Gott stehen.“ Und dann kommt dieses feilschen: Entschuldige, wenn ich noch einmal anfange: Vielleicht in fünfzig Gerechte in der Stadt. Und Gott sagt: Wenn ich fünfzig finde, ich werde sie nicht vernichten. Und Gott und Gott lässt den Abraham weiter reden: Vielleicht sind es nur vierzig, vielleicht sind es nur dreißig Gerechte, bis dahin: Vielleicht sind es nur zehn Gerechte. Schwestern und Brüder, wo sind heute die Menschen, die im Gebet vor Gott stehen bleiben? Die auch stellvertretend das Angesicht Gottes suchen und Gott im Gebet bestürmen. Wo sind heute die Menschen, die nicht nur stöhnen, die nicht nur jammern, die nicht nur Gott anklagen: „Wie kann Gott das alles zulassen?“ Sondern die vor Gott stehen bleiben. Und noch eine Kleinigkeit ist in diesem Zusammenhang wichtig. Das ist leider in unserem Lesungstext nicht mehr mitgelesen worden. Der letzte Satz dieses Abschnittes war: Gott beendet das Gespräch mit Abraham. Gott wird nie ein Kumpel, sondern Gott selbst beendet das Gespräch und nicht Abraham. Gott bleibt immer der Heilige. Aber glaub mir: Angesichts der Not dieser Welt, sucht Gott auch heute Menschen, denen er seine Pläne verdeutlichen kann, und die dann vor ihm stehen bleiben und nicht locker lassen. Die sagen: „Gott, du hast deinen geborenen Sohn hingegeben für die Sünde der ganzen Welt.“ Und die dann nicht locker lassen und sagen: „Gott schenk doch auch unserer Zeit Umkehr und Erneuerung.“ Ob Gott solche Beter bei uns findet? Amen.
Predigttext: Kol 2,12-14
Diese Predigt ist die dritte einer vierteiligen Predigtreihe zu den zweiten Lesungen des 15.-18. Sonntags C
Liebe Schwestern und Brüder!
Ein Wort, das in der internationalen Politik immer wieder mit einer großer Regelmäßigkeit auf den Tisch kommt, ist das Wort Schuldenerlass. Gerade jetzt ist wieder davon die Rede im Zusammenhang mit der Tatsache, dass der Irak seine Selbstständigkeit bekommen soll. Immer wieder ist davon die Rede, dass den ärmsten Ländern der Dritten Welt die Schulden von den Geberländern erlassen werden sollen. Viele dieser Ländern haben kaum mehr das Nötigste zum Leben. Sie sind heimgesucht von Hungersnöten und Naturkatastrophen. Und dann haben sie sich so verschuldet, dass sie praktisch bankrott sind. Wenn ihnen die Regierungen der reichen Länder oder die Banken nicht einen wenigstens teilweise Schuldenerlass gewähren, dann ist es mit ihnen zu Ende.
Auch die Bibel redet von einem allgemeinen Schuldenerlass. Paulus schreibt an die Kolosser: „Christus hat jeden Schuldschein, der gegen uns zeugte, vernichtet, indem er ihn ans Kreuz heftete.“ Da ist dem Menschen ein Schuldenerlass angeboten, aber nicht nur ein teilweiser Schuldenerlass, sondern ein totaler Schuldenerlass. Und dieser Schuldenerlass gilt auch nicht nur für die Ärmsten der Armen, sondern dieser Schuldenerlass gilt für jeden Menschen, ob er sich viel zu schulden kommen ließ oder wenig. Jedem ist dieser vollständige Schuldenerlass ohne wenn und aber angeboten. „Christus hat jeden Schuldschein, der gegen uns zeugte, vernichtet, in dem er ihn ganz Kreuz heftete.“ Es mag sein, dass Menschen mit sehr großer Schuld herumlaufen. Es mag sein, dass Menschen wegen ihrer Schuld in ihrem persönlichen Leben gleichsam auch vor einer Bankrotterklärung stehen. Aber glaub mir, gerade dann trifft dich dieser Schuldenerlass Gottes. Wie hat Gott schon im Alten Testament beim Propheten Jesaja gesagt: „Wenn eure Sünden rot wären wie Scharlach, sie sollen weiß werden wie Schnee.“ Oder wie schreibt der Apostel Johannes in seinem ersten Brief: „Wenn einer gesündigt hat, dann haben wir einen Fürsprecher beim Vater, Jesus Christus, den Gerechten. Und er ist die Sühne für unsere Sünden, nicht nur für unsere Sünden, sondern auch für die der ganzen Welt.“ Es gibt keine Schuld in dieser Welt, für die Gott nicht durch Jesus Christus Schuldenerlass gewährt.
Aber nun leben wir Katholiken nach dem Motto: Was brauche ich schon Schuldenerlass Gottes? Bei mir ist ja nichts vorgekommen, oder wenigstens nichts Wesentliches vorgekommen. Schuldenerlass? Das trifft für mich nichts zu. Und die Leute, die so reden, merken überhaupt nicht, wie lächerlich sie sich damit machen. Stellen Sie sich einmal vor, ein armes Land wie etwa Mexiko würde bei einer internationalen Konferenz sagen: „Wieso Schuldenerlass? Wir haben doch gar keine Schulden.“ Die anderen Regierungsvertreter würden sich an den Kopf fassen und sagen: „Die spinnen!“ Und wir erlauben es uns, vor Gott hinzutreten und zu sagen: „Nein, Schuldenerlass brauchen wir nicht. Bei uns ist nichts Wesentliches vorkommen.“ Und wir meinen, dass Gott uns dann noch ernst nimmt. Wer so redet, der soll einfach einmal ganz schlicht, wie man es früher getan hat sich die 10 Gebote zu zur Hand nehmen. Dann geh einmal die 10 Gebote durch. Und überleg einmal, ob da nur ein einziges Gebot ist, was Du nicht übertreten hast? Gut, es mag vielleicht richtig sein, wenn jemand sagt: „Ich habe keinen umgebracht.“ Aber dann denk daran, dass Jesus in der Bergpredigt gesagt hat: „Jeder, der seinen Bruder hasst, ist ein Mörder.“ Und dann tritt einmal vor Gott hin und sagt ihm: Bei mir ist nichts Wesentliches vorkommen. Weißt du was die Bibel dazu sagt: „Wer behauptet, ich habe keine Sünde, der betrügt sich selbst, und der macht Gott zum Lügner.“ Wenn Gott uns wegen unsere Schuld bestrafen würde, wenn er uns zur Rechenschaft ziehen würde, dann könnte man ja noch verstehen, dass jemand sich davor drückt, Schuld zuzugeben. Aber hier geht es darum, dass Gott dir bedingungslos Schuldenerlass gewähren will. Im Grunde genommen ist es Dummheit, Schuld zu verheimlichen. Ich habe einmal auf einem Exerzitienkurs von Priestern gesagt: „Es kommt keiner in die Hölle wegen seiner Sünden. In die Hölle kommt man wegen seiner Blödheit. Weil man zu blöd ist, und das Geschenk des Schuldenerlasses Gottes nicht annehmen will. „Christus hat jeden Schuldschein, der gegen uns zeugte, vernichtet. Und wie hat er das gemacht? Paulus sagt: „Indem er ihn ans Kreuz heftete.“ Als Jesus Christus am Kreuz gestorben ist, da hat er alle Schuld dieser Welt gesühnt. Da ist alle Schuld, auch alle Schuld deines Lebens endgültig bezahlt, beglichen worden. Man könnte auch sagen, wenn man in diesem Bild vom Schuldschein bleiben will: Die Buchungsstelle, wo deine Schuld getilgt worden ist, ist Golgatha. Das letzte Wort Jesu am Kreuz im Johannesevangelium heißt: „Es ist vollbracht!“ In der Sprache der Finanzwelt heißt das: „Erledigt!“ Jedes Mal, wenn du mit einem Schuldschein zu Jesus Christus kommst, dann wird er seinen Stempel darauf setzen: Erledigt! Es ist vollbracht! Ohne wenn und aber.
Als ich noch Kaplan war, habe ich einmal für eine Schulklasse der Hauptschule Schulendtage gehalten, Tage der religiösen Orientierung, in einem kleinen Dorf im Münsterland. Diese Jugendlichen hatten alle mit Glauben nicht mehr viel am Hut. Es war ein sehr hartes Arbeiten in den vier Tagen mit den Jugendlichen. Die meisten waren nicht mitgefahren, um etwas Geistliches zu tun, sondern weil sie vier schulfreie Tage hatten. Ich hab dann an einem Nachmittag, als wir alle im Kreis saßen, das große Kreuz von der Wand genommen, und hab es auf den Boden gelegt. Dann habe ich den Schülern einfach die Leidensgeschichte Jesu erzählt, den Weg Jesu bis nach Golgatha. Das hat diese Jugendlichen so getroffen, dass etliche von ihnen anfingen zu weinen. Sie spürten auf einmal: Diesen Weg ist Jesus gegangen, damit meine Schuld bezahlt wird. Ich habe dann die Jugendlichen am späten Nachmittag gebeten, sich einmal ganz allein auf ihr Zimmer zurückzuziehen, und ihren eigenen Schuldschein aufzuschreiben. Alles, was in ihrem Leben Schuld ist, und was noch nicht beglichen ist. Ich habe ihnen dabei gesagt, sie sollten ein großes Blatt nehmen; sie kämen mit einem kleinen Blatt nicht aus. Die meisten von den Schülern und Schülerinnen haben das getan. Am Abend sind dann wir in die Pfarrkirche gegangen. Die Kirche war fast ganz dunkel, wir hatten nur zwei oder drei Kerzen am Altar angezündet. Die Jugendlichen haben im Chorraum im Kreis um dem Altar gesessen. Sie haben gesungen und Stille gehalten. Hinten im Turm der Kirche gab es eine kleine Seitenkapelle. Dort hing an der Wand ein großes romantisches Kreuz. In dieser Seitenkapelle habe ich hinten gesessen und hatte den Jugendlichen gesagt: Wenn einer von euch mit seinem Schuldschein zu Christus kommen will, und wenn er sich in der Beichte die Vergebung zu sprechen lassen will, dann lade ich ihn ein, hinten in die Kapelle zu kommen. Nach anfänglichem Zögern ist einer nach dem anderen dann mit seinem Schuldschein durch die Kirche kommen nach hinten zum großen Kreuz. Und wir haben dann alle die vielen Schuldscheine mit Klebstreifen buchstäblich an das große romantische Kreuz geheftet. Wie heißt es: „Christus hat jeden Schuldschein, der gegen uns zeugte, vernichtet, in dem ihnen ans Kreuz heftete.“ Hinterher haben wir die Schuldscheine alle verbrannt. Und wenn die Jugendlichen die Lossprechung erhalten hatten, dann hat jeder ein kleines Teelicht in die Hand bekommen. Und mit diesem brennenden Teelicht ist er dann durch die dunkle Kirche durch den Mittelgang wieder zurückgegangen in den Chorraum zum Altar. Und dann - ich konnte das nicht sehen, weil ich ja hinten in der Kapelle saß, aber die anderen haben es mir später erzählt: Wenn man so mit dem Teelicht durch den Mittelgang geht, dann muss man die Hand vor das Licht halten, damit es nicht ausgeht. Dabei ist das Gesicht des Jugendlichen, der dann nach vorne ging, von diesem winzigen Teelicht angeleuchtet worden. Und das muss seinen unglaublichen Eindruck auf die anderen gemacht haben, die oben im Kreis gesessen haben. Es ist wirklich hell geworden in der Kirche durch die vielen, die zur Beichte kamen, die ihren Schuldschein zu Jesus Christus brachten und die dann wieder nach vorne gingen mit einem erleuchtete Gesicht. Durch die vielen Teelichter ist es auch im Chorraum immer heller geworden. Und es war anschließend eine unglaubliche Freude bei allen, die an dieser Beichtfeier teilgenommen hatten. Sie spürten: Hier geht es nicht um die Frage: Muss ich beichten gehen? Sondern ihnen war Schuldenerlass gewährt worden bedingungslos. Und darüber ist jeder Mensch letztlich glücklich und froh.
Ich lade Sie ganz herzlich ein, nicht nur heute diese Predigt zu hören, und sie dann abzuhaken. Ich lade Sie ein: Setzen Sie sich einmal zu Hause hin und seien Sie vor Gott und vor sich selber ganz ehrlich. Machen Sie einmal Bilanz. Schreiben Sie ihren eigenen Schuldschein, vielleicht nach Jahren oder nach Jahrzehnten einmal wieder. Und dann bringen Sie diesen Schuldschein in einer Beichte zu Jesus Christus. Und er wird seinen Stempel darauf setzen: „Erledigt! Buchungsstelle Golgatha!“ Amen.
Predigttext: Lk 11,1-13 Predigt im mp 3 Format
Liebe Schwestern und Brüder!
Es gehört zum Kern unseres Glaubens, dass der Gott zu dem wir beten, ein Gott ist, den wir Vater nennen dürfen. Als die Jünger zu Jesus kommen: „Herr lehre uns beten“, da sagt ihnen Jesus: Wenn ihr betet, dann sagt: „Vater ...“. Und dann lehrt er sie das Vaterunser, das zum Grundgebet der Christen geworden ist. Wir beten heute das Vaterunser in der längeren Form, wie sie uns der Evangelist Matthäus überliefert hat. Der Evangelist Lukas hat eine kürzere Form dieses Gebetes. Aber ich vermute, ganz am Ursprung war es noch kürzer. Da hat Jesus den Jüngern einfach gesagt: „Wenn ihr betet, dann sagt ‚Vater’, dann dürft ihr zu Gott ‚Vater’ sagen. Es gibt so viele Christen heute, die beten zum ‚lieben Gott’, die beten zum ‚Herrgott’. Aber wer betet wirklich zum Vater. Darum sagt es uns Jesus heute ins Herz: Wenn Du betest, dann denk daran: Du redest mit deinem Vater. Das hat ganz wichtige Konsequenzen.
Drei Aspekte heute dazu: Wenn Gott, zu dem Du betest, Dein Vater ist, dann darfst Du ganz unkompliziert wie ein Kind zu seinem Vater gehen mit allen Dingen, die Dich heute bewegen. Du brauchst nicht viele schöne Worte zu machen, du darfst zu Deinem Vater einfach so reden, wie Dir ‚der Schnabel gewachsen ist’. Ich werde nie vergessen: In meiner Kaplanszeit haben wir in Italien am Mittelmeer Urlaub gemacht. Ich hab dann Sonntags die deutsche Urlaubermesse gefeiert. Ich war Samstags abends unterwegs vom Strand ins Hotel und ich überlegte, was ich morgen predigen soll. Dieses Evangelium vom Vater-Sagen war dran. Und dann ging vor mir so ein Vater mit seinem kleinen Sohn an der Hand. Plötzlich blieb der Kleine stehen, schaute seinen Vater an und sagte: „Papa, Arme.“ Und mit einem Griff hat ihn der Vater auf seine Schultern gehoben und hat ihn nach Hause getragen. Der Kleine hat nur so gestrahlt, als er beim Papa oben auf den Schultern saß. Da ist mir hinterher so aufgegangen: Wie sind wir bei unserem Beten zu unserem Vater im Himmel manchmal kompliziert. Wissen Sie, was wir zu Gott (unserem Vater) in einer ähnlichen Situation gesagt hätten: „Guter Vater im Himmel, ich hab so einen anstrengenden Tag hinter mir. Außerdem weißt du ja, dass ich noch ganz schwache Beine habe. Ich bin so müde. Bitte gib mir doch Kraft für meinen Weg, dass ich ihn gut zu Ende bringe ...“ Der kleine Junge sagte einfach in dieser Situation: „Papa, Arme!“ Wenn wir doch lernen könnten, einfach so unkompliziert zu beten wie dieser kleine Junge.
Ein Zweites: Wenn Gott Dein Vater ist, dann unterscheidet er sich von einem Onkel. Wissen Sie wo der Unterschied liegt zwischen einem guten Vater und einem guten Onkel? Der Onkel kommt nur ab und zu mal zu Besuch. Er bringt den Kindern Leckereien mit; dann spielt er mit den Kindern. Und wenn die Kinder sich mal daneben benehmen und der Vater eingreifen will, dann sagt der Onkel: „Ach lass ihn doch, lass ihn doch, das darf man nicht so eng sehen.“ Der Vater weiß ganz genau: Wenn ich das alles bei dem Kleinen durchgehen lasse, dann wird der lebensuntüchtig. Ich muss ihn ermahnen, ich muss ihm Grenzen setzen. Und weil Gott uns als Vater behandelt, steht an etlichen Stellen in der Bibel: „Wen Gott liebt, den züchtigt er.“ (z.B. Hebr 12,6-11) Das ist gerade das Kennzeichen dafür, dass er unser Vater ist und uns als Söhne und Töchter behandelt: Er erzieht uns, er nimmt uns in Zucht, damit wir einmal unseren Mann und unsere Frau stehen können in diesem Leben. Rechne damit, dass Gott in dieser Weise sich in Deinem Leben als Vater erweist.
Und schließlich ein Drittes: Da steht am Ende unseres Evangeliums so ganz schlicht: „Ob es wohl einen Vater bei euch gibt, der seinem Sohn eine Schlange gibt, wenn der ihn um einen Fisch bittet? Da ist mir eine kleine Begebenheit aus meinem Urlaub eingefallen: Stell Dir einmal vor, da geht ein Papa mit seinem Sohn frühmorgens auf die Almen, um Pilze zu suchen (In Bayern sagt man zu Pilzen wohl ‚Schwammerln’). Der Papa hat sein Netz dabei, sucht Steinpilze und füllt sein Netz so langsam mit den Schwammerln. Da kommt der kleine Sohn auf einmal an und zeigt dem Papa ganz stolz einen Fliegenpilz, einen wunderbar großen, rot leuchtenden Fliegenpilz. Der Papa sagt: „Wirf den wieder weg, der ist giftig!“ „Aber Papa, der sieht doch so schön aus; der sieht viel schöner aus als deine Steinpilze.“ „Wirf den weg, der ist giftig. Wenn man den isst, dann ist man tot.“ „Aber Papa, schau doch mal, wie schön der ist, so schön rot mit weißen Punkten, wie ein großer Marienkäfer. Können wir den nicht wenigsten ins Netz legen und mit nach Hause nehmen?“ Der Papa wird das nicht zulassen; er wird darauf bestehen, dass der Bub den Fliegenpilz wegwirft. Da kann der Junge noch so sehr betteln. So ähnlich ist das auch bei Gott. Manchmal möchten wir von Gott Dinge und erbitten sie von ihm, wo Gott ganz genau weiß: Die sind für Dich nicht gut. Und er sagt: „Weg damit, ich hab was Besseres für Dich.“ Vielleicht sieht ein Steinpilz im Vergleich mit dem Fliegenpilz sehr unscheinbar aus. Aber glaub mir: Das, was der Vater für Dich hat, ist etwas Gutes. Und das Gute schlechthin, das der Vater uns gibt, ist der Heilige Geist. Die gute Gabe, die Gott für uns heute hat, ist sein Sohn, den er für uns hingegeben hat. Und das feiern wir auch heute in dieser heiligen Messe. Rechne damit: Dein Vater ist für Dich da, und er gibt dir Gutes. Amen.
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