Pfarrer Karl Sendker

Predigten - Hilfen zur Bibelarbeit

Gottesdienste - geistliches Leben

 

18. Sonntag B
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Predigten

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Predigt zur 1. Lesung:   Ex 16,2-4.12-15

Predigttext:      Ex 16,2-4-12-15

Predigt im MP3 Format

 

Liebe Schwestern und Brüder!

 

Im Vaterunser beten wir jedes Mal: „Unser tägliches Brot gib uns heute.“ Das betet man so schnell daher. Vielleicht haben Sie sich noch nie darüber Gedanken gemacht, was das bedeutet: Unser tägliches Brot gib uns heute. Das bedeutet, dass ich darauf vertrauen darf, aber auch darauf vertrauen muss, dass Gott mir heute das gibt, was ich heute zum Leben nötig habe. Dass Gott nicht Vorrat gibt für den nächsten Monat, sondern dass er das gibt, was ich heute zum Leben nötig habe.

Uns ist dieses Denken ja ziemlich fremd geworden. Durch Versicherungen, dadurch dass wir ein geregeltes Monatseinkommen haben, und nicht mehr wie früher Tagelöhner sind, planen wir in der Regel lange im Voraus. Haben wir noch dieses Vertrauen, dass Gott heute für uns sorgt?

 

Sehen sie, das war damals bei Israel so, als das Volk durch die Wüste gezogen ist. Sie hatten kein Brot, sie hatten nichts zu essen. Sie fingen an zu murren, sie fingen an zu motzen, zu stöhnen und zu jammern. Sie wollten wieder zurück nach Ägypten: „Da haben wir wenigsten Fleisch gehabt im Topf, jetzt haben wir nichts mehr.“

Und dann hat Gott ihnen gesagt: „Ihr werdet etwas finden, ich werde euch zu essen geben.“ Und als sie dann am anderen Morgen aus dem Lager aufschauen, sehen sie etwas Feines Körniges auf dem Boden liegen, etwas, was keiner genau kannte. Heute weiß man, das es ein Gewächs war, was damals in der Wüste gewachsen ist.

Und dann haben die Israeliten gefragt: „Was ist das?“ Wissen Sie, wie das auf hebräisch heißt? „Manna!“ „Was ist das?“ Das Wort Manna ist uns ja bekannt.. Es heißt eigentlich: „Was ist das?“

Und dann hatten sie auf einmal genug zu essen.

Aber jetzt kommt die Vertrauensprobe, die damit verbunden ist. Sie mussten jeden Morgen neu Manna sammeln. Wenn sie für zwei Tage auf Vorrat gesammelt hatten, dann wurde das Manna faul, und es fing an zu stinken. Sie mussten darauf vertrauen, dass Gott ihnen jeden Morgen neu zu essen gab. Das war ein Wunder. Nun hätte man ja auch sagen können: Das ist Zufall, das hält sich eben nur einen halben Tag, ehe es verfault. Merkwürdig aber war, folgender Umstand: Am Tag vor dem Sabbat, vor jenem Tag, an dem sie nicht arbeiten durften, konnten sie die doppelte Menge sammeln, da wurde das Mann nicht schlecht. Da merkt man schon: das ist nicht einfach Zufall, sondern da hat Gott seine Hand im Spiel.

Können wir Gott vertrauen, dass er heute für uns sorgt in unseren ganz normalen Lebenssituationen? Vielleicht ist das für keinen, der heute hier in der Kirche ist die Sorge um das tägliche Brot. Aber vielleicht ist es für manche heute die Sorge um den Arbeitsplatz, oder um andere ganz handgreifliche Dinge.

Gott hat versprochen für uns zu sorgen, aber haben wir dieses Vertrauen noch, dass er heute dafür sorgt, dass ich das habe, was ich zum Leben brauche? Mir ist das einmal in meiner ersten Kaplanstelle ganz drastisch vor Augen geführt worden. Damals bekam ein Kaplan nur ein recht bescheidenes Gehalt, da hatte man nicht viel Geld zur Verfügung. Und ich habe damals oft von der Hand in den Mund gelebt. Ich habe nicht Mangel gelitten.

Aber dann ging mein Auto kaputt und musste repariert werden, eine größere Reparatur. Und ich wusste nicht, wie soll ich diese Reparatur bezahlen. Ich hatte keinem Menschen erzählt, dass mein Auto kaputt war, und dass ich Geld dafür brauchte. Und ich komme morgens aus der Werktagsmesse, da spricht mich vor der Kirche eine Frau an, die immer in der Kirche war, eine ganz normale Frau, und sie fragte mich: „Wie geht es ihrem Auto?“ Ich sagte: „Wie bitte?“ Sie fragte noch einmal: „Wie geht es ihrem Auto?“ Ich habe das für einen Scherz gehalten, denn ich hatte damals einen Aufkleber hinten auf dem Auto: „Jesus macht dein Leben neu“ Das Auto kannten alle in der Pfarrei. Ich habe der Frau dann scherzhaft geantwortet: „Eigentlich hätte ich jetzt lieber einen Aufkleber: „Jesus macht dein Auto neu“. Dann habe ich ihr die ganze Geschichte mit der notwendigen Reparatur erzählt. Da zieht die Frau einen vorbereiteten Umschlag aus der Tasche und sagt: „Nehmen sie das für ihr Auto.“ Jetzt habe ich gedacht, da wäre Spritgeld drin. Das kam schon mal vor wenn ich alte Leute oder Kranke besuchte, und denen die Krankenkommunion brachte, dass die ein paar Mark Spritgeld gaben. Genau so hatte ich das jetzt gedacht, als die Frau mir Geld für mein Auto gab. Ich habe mich bedankt und bin nach Hause gegangen.

Als ich dann zu Hause den Briefumschlag öffnete, da war genau der Betrag drin, den ich für die Reparatur des Autos einschließlich der TÜV-Gebühren brauchte, der damals genau fällig war.

 

Es tut so gut, wenn man solche Erfahrungen macht. Fragen Sie einmal ältere Menschen, die können das alles noch erzählen aus der Zeit nach dem Krieg, wie Gott sie manchmal auf wunderbare Weise durchgebracht hat. Wenn man heute noch nicht gewusst hat, wie es morgen weitergehen soll. Und dann hat Gott Wunder gewirkt.

Gott lässt nie einen Zehneuroschein vom Himmel herunterfallen, er hat dafür andere Wege. Aber irgendwie spürt man: Gott sorgt.

„Unser tägliches Brot gib uns heute.“ Das sollten wir nicht nur beten lernen, sondern leben lernen. Amen.

 

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