Pfarrer Karl Sendker

Predigten - Hilfen zur Bibelarbeit

Gottesdienste - geistliches Leben

 

1. Advent C
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Predigten

Predigtverzeichnis  nach Bibelstellen geordnet

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Über Predigten auf Kassetten informieren Sie sich

unter dem Stichwort Kassettendienst .

Predigt zur 1. Lesung:  Jer 33,14-16

Predigt zur 2. Lesung:  1 Thess 3,12 - 4,2

Predigt zum Evangelium:  Lk 21,5-11.25-28.34-36

Predigttext:   Jer 33,14-16

 

 

Liebe Schwestern und Brüder!

 

Ein Theologe unserer Zeit, Jörg Zink, hat 1973 gleichsam in prophetischen Worten den sieben Schöpfungstagen der Bibel am Anfang der Welt, die letzten Tage der Schöpfung gegenübergestellt:

(Text von Jörg Zink, vom Prediger leicht verändert und gekürzt)

 

Am Anfang schuf Gott Himmel und Erde.

Aber nach vielen Jahrmillionen Erde war der Mensch endlich klug genug.

Er sprach: „Wer redet heute noch von Gott? Ich nehme meine Zukunft selbst in die Hand.“

Er nahm sie, und es begannen die letzten sieben Tage der Erde.

 

Am Morgen des ersten Tages beschloss der Mensch frei zu sein und gut, schön und glücklich.

Nicht mehr Ebenbild eines Gottes, sondern ein Mensch.

Und weil er an etwas glauben musste, glaubte er an die Freiheit und an das Glück,

an den Fortschritt und seine Sicherheit.

Denn zu seiner Sicherheit hatte er sich bis an die Zähne bewaffnet.

 

Am zweiten Tage starben die Fische in den Industriegewässern,

und die Vögel an den Giftstoffen aus den chemischen Fabriken.

 

Am dritten Tage verdorrte das Gras auf den Feldern und das Laub an den Bäumen.

 

Am vierten Tage gingen drei von vier Milliarden Menschen zugrunde.

Die einen an den Krankheiten, die der Mensch gezüchtet hatte,

die anderen starben am Hunger,

weil einige Menschen den Schlüssel zu den Getreidesilos versteckt hatten.

 

Am fünften Tage drückten die letzten Menschen den roten Knopf,

denn sie fühlten sich bedroht.

Feuer hüllte den Erdball ein, die Berge brannten, die Meere verdampften,

und die Betonskelette in den Großstädten standen schwarz und rauchten.

 

Am sechsten Tage ging das Licht aus.

Staub und Asche verhüllten die Sonne, den Mond und die Sterne.

 

Am siebten Tage war Ruhe. Endlich.

 

Die Erde war wüst und leer,

und es war finster über den Rissen und Spalten,

die in der trockenen Erdrinde aufgesprungen waren.

Und der Geist des Menschen

irrlichterte als Totengespenst vor dem Chaos.

 

Tief unten aber, in der Hölle

erzählte man sich die spannende Geschichte von dem Menschen,

der seine Zukunft in die Hand nahm.

Und das Gelächter tönte hinauf bis zu den Chören der Engel.

 

 

 

Liebe Schwestern und Brüder!

Von diesen Worten des evangelischen Theologen Jörg Zink, die er 1973 geschrieben hat, würde sich ein nahtloser Übergang ergeben zu vielen Meldungen in den Tageszeitungen unserer Tage. Wenn man immer wieder liest von Terror und Gewalt, im nahen und mittleren Osten, ja fast überall in der Welt. Wo immer wieder Berichte erscheinen, dass Seuchen wie Aids nicht aus dem Blick gerückt sind, sondern dass immer mehr Menschen an Aids erkranken und daran sterben. Es würde sich ein nahtloser Übergang ergeben.

Und es würde sich auch ein nahtloser Übergang ergeben zu dem Evangelium, das ich eben gelesen habe, aus der Endzeitrede Jesu bei Lukas. „Die Menschen werden vor Angst vergehen“, es wird Schrecken, Entsetzen und Angst über die Menschen kommen. Das ist etwas, was heute genauso in den Zeitungen steht.

 

Aber ich möchte heute, am ersten Adventsonntag, gegen diese Schreckensvisionen, die ja Realität geworden sind, einen anderen Text setzen. Und zwar den Lesungstext aus dem Propheten Jeremia.

 Da hat Gott gesagt: „Seht, es werden Tage kommen, da erfülle ich das Heilswort an Israel.“

 

Nicht ein Unheilswort ist das letzte Wort, sondern das letzte Wort ist das Heilswort Gottes. „In jenen Tagen werde ich selbst für Recht und Gerechtigkeit sorgen“, sagt Gott. „An jenem Tag wird Juda gerettet werden. An jenem Tag kann Jerusalem in Sicherheit wohnen“, in Nachbarschaft mit Palästinensern, und es wird kein Gegeneinander mehr geben. Und diese Sicherheit, diese Gerechtigkeit und dieser Friede hat einen Namen, nämlich: „Jahwe“, „Ich bin da!“

 

Eins ist in diesem kurzen Lesungstext auffällig. Es wird dreimal gesagt: „An jenem Tag“, „in jenen Tagen“ wird das passieren. Wann ist denn dieser Tag, wo Friede wird, wo Gerechtigkeit auf der Erde herrscht, wo die Menschen in Sicherheit zusammen leben können, wo man nicht mehr in Angst und Schrecken vergeht? Wann ist denn dieser Tag?

 

Der erste Akt dieses neuen „Tages“ war die Geburt Jesu Christi, auf die wir ja jetzt vor dem Weihnachtsfest zugehen. Da ist der Erlöser hier in dieser Welt erschienen, und er hat im Tiefsten, in der Wurzel das Böse besiegt.

 

Der zweite Akt dieses „Tages“, von dem hier geredet wird, ist die Wiederkunft Christi, die wir erwarten, oder auch nicht erwarten. Dann wird einmal eine neue Schöpfung da sein, und es wird Realität werden, dass diese neue Schöpfung geprägt sein wird nicht von einer Kultur des Todes, sondern von einer Kultur der Liebe, die Gott schafft.

 

Und wir leben heute mitten zwischen diesen beiden Polen, der ersten Ankunft Jesu an Weihnachten und der zweiten Ankunft Christi am Jüngsten Tag. Wir leben mitten dazwischen. Aber die Verheißung Gottes gilt auch heute. Die gilt nicht nur für später einmal, sondern die gilt auch für uns heute.

 

Das Wort Advent heißt, wörtlich übersetzt Ankunft, Ankunft Christi. Überall dort, wo Christus heute in unserer Welt „ankommen“ kann, da schenkt er Frieden, da schenkt er Sicherheit, da schenkt er Bereitschaft zur Versöhnung, wo vorher Gegensätze, Gewalt und Hass geherrscht haben. Da reichen sich Feinde wieder die Hände. So ist es wenn Christus ankommt.

 

Wir stehen am Beginn des Advent und gehen auf das Weihnachtsfest zu. Die Botschaft des Weihnachtsfestes heißt: „Friede auf Erden den Menschen.“ Aber es heißt auch: „Ehre sei Gott in der Höhe.“ Überall dort, wo Menschen heute in dieser Welt Gott die Ehre geben, da realisiert sich Friede, da realisiert sich Sicherheit, da verwirklicht sich Liebe.

Heute, am Beginn des Advent können wir den ersten Schritt dafür tun. Wir können IHM die Ehre geben und dafür sorgen, dass er bei uns ankommen kann.

 

Vor einiger Zeit hat mich eine ganz kleine Szene bei uns vor dem Pfarrhaus nachdenklich gemacht. Da spielten eine Reihe von Kindern nachmittags bei uns auf dem Rasen. Da war ein kleiner Junge dabei, der war am weinen. Ich bin zu ihm hingegangen und hab ihn gefragt: „Warum weinst du denn?“ Und dann hat er gesagt: „Wir spielen Verstecken, aber keiner sucht mich.“

Möglicherweise sagt auch Gott das heute über die Menschheit: „Keiner sucht mich.“

Wir können heute den ersten Schritt tun. Amen.

 

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Predigttext:   1 Thess 3,12 - 4,2

 

Liebe Schwestern und Brüder!

 

Es ist die älteste Schrift des Neuen Testamentes, der Brief, den der Apostel Paulus an die Thessalonicher geschrieben hat, aus dem wir eben einen Abschnitt als Lesung gehört haben. Thessalonich, das heutige Saloniki ist eine Großstadt im Norden Griechenlands. Paulus war auf seiner Missionssreise dorthin gekommen, hat eine Gemeinde gegründet, und jetzt schreibt er ungefähr um das Jahr 50 einen Brief an diese Gemeinde in Thessalonich.

Die Ereignisse von Tod Jesu, Auferstehung, Himmelfahrt, Herabkunft des Heiligen Geistes am Pfingsttag lagen noch keine 20 Jahre zurück. Es herrschte noch Aufbruchstimmung unter den Christen. Die meisten Christen zu der Zeit, wahrscheinlich auch der Apostel Paulus, haben damit gerechnet, dass Christus noch zu ihren Lebzeiten mit Macht und Herrlichkeit wiederkommt.

Der Brief des Paulus nach Thessalonich ist durchzogen von dem Gedanken: Christus kommt in Herrlichkeit wieder. Jedes der fünf Kapitel dieses Briefes endet mit einem Hinweis auf die Wiederkunft Christi. Auch in dem kurzen Abschnitt, den wir heute als Lesung gehört haben, steht im Mittelpunkt der Hinweis: Jesus Christus, unser Herr wird mit allen Heiligen wiederkommen. Das ist der Mittelpunkt! Das erinnert etwas an die große Szene von Endgericht im Matthäusevangelium. Dort heißt es: Wenn der Menschensohn in seiner Herrlichkeit mit allen Engeln wiederkommt, wird er sich auf den Thron seiner Herrlichkeit setzen. Alle Völker werden vor ihm versammelt, und er wird sie von einander scheiden, wie der Hirt die Schafe von den Böcken scheidet. Die Wiederkunft Christi, die man erwarte, wird eine Wiederkunft zum Gericht sein.

 

Aber das eigenartige ist: Die Christen haben keine Angst bei dem Gedanken an die Wiederkunft Christi. Ganz im Gegenteil: Man hat die Wiederkunft ersehnt. Man hatte sogar einen Gebetsruf, der regelmäßig in den Gottesdiensten immer wieder ausgerufen wurde: „Maranatha! Komm, Herr Jesus!“ Woher kommt das, dass die Christen sich ohne Angst nach der Wiederkunft Christi gesehnt haben?

 

Auch da finden wir in unserem Lesungstext einige Hinweise. Im Mittelpunkt steht der Satz von der Wiederkunft Christi. Aber um diesen Mittelpunkt herum schreibt Paulus an die Gemeinde eine Mahnung und ein Gebet.

Schauen wir uns zuerst die Mahnung an. Da schreibt Paulus: „Brüder, wir bitten und ermahnen euch im Namen Jesu des Herrn. Ihr habt von uns gelernt, wie wir leben müssen um Gott zu gefallen. Und ihr lebt ja auch so. Werdet darin noch vollkommener.“

Wenn Paulus den Christen eine Mahnung schreibt, dann schreibt er nicht einen Katalog von Vorschriften, Geboten und Verboten: Du musst! Du darfst nicht! Du sollst! Es geht ihm nicht um einen Katalog von religiösen Pflichten, die man der Reihe nach abhaken kann. Dem Paulus ist etwas ganz anderes wichtig. Er sagt: Wichtig ist, dass ihr ein Leben führt, an dem Gott Gefallen hat. Das hat etwas zu tun mit Liebe und nicht mit Pflichterfüllung. Wenn ich einen Menschen sehr liebe, dann möchte ich ihm gefallen. Und wenn wir Gott lieben und uns von Gott geliebt wissen, dann möchten wir ihm gefallen. Das ist der Mittelpunkt. So sollt ihr leben, dass ihr Gott gefallen könnt.

 

Was ist das etwas Großes, wenn er den Christen in Thessalonich schreiben kann: Ihr lebt ja auch schon so, nur werdet darin immer noch vollkommener. Werdet darin noch vollkommener, das ist ein Lieblingsausdruck des Apostels Paulus. Wörtlich das heißt das: Ihr sollt überfließend werden, überströmend, überschäumend. Bei so einem Leben, das Gott gefällt, da kommt man nie ans Ende. Da kann man immer noch wachsen, das geht immer noch weiter. Je intensiver die Beziehung zu Gott wird, umso mehr möchte man ihm gefallen.

Das war das Anliegen der Thessalonicher und das war das Anliegen des Paulus: Lebt so, dass ihr Gott gefallen könnt. Und werdet darin überfließend.

 

Aber dann steht in unserer Lesung auch noch ein Gebet des Apostels Paulus für die Gemeinde. Das schauen wir uns auch einmal kurz an. Da betet Paulus: „Der Herr lasse euch wachsen und reich werden.“ (Reich werden, da steht wieder dieses Wort „überströmend werden“) „Er lasse euch wachsen und reich werden in der Liebe zueinander und zu allen, wie auch wir euch lieben, damit euer Herz gefestigt wird, und ihr ohne Tadel seid, wenn Jesus Christus unser Herr wiederkommt.“ Das ist sein Gebet. Nicht dass wir ein bisschen besser werden, sondern dass wir ohne Tadel vor Gott stehen, wenn er wiederkommt. Ohne jeden Tadel so sollen wir vor Gott stehen, das ist das Gebetsanliegen des Paulus für die Gemeinde.

 

Wenn ich das so lese: „dass ihr ohne Tadel seid“ da fällt mir eine Begebenheit aus meiner Volksschulzeit ein. Damals gab es Zeugnisse mit Kopfnoten. Diese Kopfnoten waren: ‚Betragen’, ‚Beteiligung am Unterricht’ und ‚häuslicher Fleiß’. Wenn wir in diesen Kopfnoten gut waren, dann schrieb unser Klassenlehrer nicht einfach ‚gut’, dann schrieb er: „Ohne Tadel“ Und ich weiß noch genau, in den vier Jahren meiner Volksschulzeit habe ich ein einziges Mal ein Zeugnis bekommen, wo bei allen drei Kopfnoten stand: „Ohne Tadel!“

Was meinen Sie was mein Vater stolz war, als ich mit dem Zeugnis nach Hause kam. Ich weiß noch, dass er sagte: „Wenn du auch einmal eine Fünf schreibst, Hauptsache bei den Kopfnoten steht: „Ohne Tadel.“ Das zeigt, dass du dich angestrengt hast.

 

Und genau das ist das Anliegen des Paulus, dass wir bei der Wiederkunft Christi ohne Tadel dastehen, makellos. Aber das ist nicht unsere Anstrengung. Es geht hier nicht darum, sich ein bisschen mehr Mühe zu geben, sondern es ist ein Gebetsanliegen des Paulus. Das heißt mit anderen Worten: Paulus rechnet damit, dass Gott das in uns wirkt, dass wir ohne Tadel dastehen. Das ist nicht etwas, was wir bringen müssen, sondern Gott wirkt es in uns bis zur Wiederkunft Christi.

 

Noch etwas schreibt Paulus in seinem Gebet: Er lasse euch wachsen und reich werden, damit euer Herz gefestigt wird. Wenn im Neuen Testament das Wort Herz gebraucht wird, dann ist oft die ganze Person des Menschen gemeint. Dann bedeutet dieses Gebetsanliegen, dass wir eine gefestigte Persönlichkeit sind, das wir festen Stand haben, dass wir sagen können: Wir wissen, wem wir geglaubt haben. Dass wir nicht aus den Latschen kippen, wenn eine so sagt, und der andere anders redet. Paulus bittet darum, dass Gott uns so verwandelt, dass wir eine gefestigte, starke Persönlichkeit sind, an denen andere sich orientieren können.

 

 Schwestern und Brüder, wir stehen am Beginn der Adventszeit. Ankunft des Herrn. Die Adventszeit erschöpft sich ja nicht in ein bisschen Glühwein trinken, einen Weihnachtsmarkt besuchen, Kerzen am Adventskranz anzünden. Das gehört alles dazu. Aber es ist nicht alles.

Vielleicht lohnt es sich zu Beginn dieser Adventszeit, den Blick wieder einmal zu richten auf den wiederkommenden Herrn. Wir wissen nicht, wann er wiederkommt. Das hat Jesus ausdrücklich gesagt. Aber wir dürfen uns danach sehnen, dass er wiederkommt, dass wir dem lebendigen Gott dann begegnen, wenn er in Herrlichkeit wiederkommt.

 

Und damit dieses Sehnen und diese Begegnung mit dem Herrn angstfrei, voller Hoffnung, Zuversicht und Freude ist, darum diese drei Dinge:

Lass dir von Gott schenken, dass du ohne Tadel bist bei seiner Wiederkunft, dass du eine gefestigte Persönlichkeit bist. Und lebe so, dass du Gott gefallen kannst.

Denk immer daran: Ein Leben dieser Art, wo man Gott gefallen will, ist ein Leben aus der Liebe heraus. Lieben und von Gott geliebt werden. Amen.

 

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Predigttext:       Lk 21,5-11.25-28.34-36

(Verse 5-11 ergänzt aus 33. Sonntag im Jahreskreis C)

 

 

Liebe Schwestern und Brüder!

 

Verkehrszeichen sind dazu da, dass der Verkehr flüssig bleibt, dass man mit seinem Fahrzeug oder auch als Fußgänger möglichst unbeschadet ans Ziel kommt. Wenn es keine Verkehrszeichen gäbe, dann gäbe es das reinste Chaos auf unseren Strassen. Verkehrszeichen sind wichtig. Und auf manche Verkehrszeichen wird noch extra hingewiesen durch eine blinkende Lichterkette, damit man diese Verkehrszeichen bloß nicht übersieht. Z.B. wenn etwa auf der Autobahn eine Ableitung geschieht.

Jetzt stellen Sie sich mal vor: Sie setzen sich ins Auto, haben Alkohol getrunken, haben einen Rausch, und dann übersehen Sie ein Verkehrszeichen, vielleicht ein Stoppschild. Das kann verheerende Konsequenzen haben. Aber wir brauchen gar nicht an Alkohol zu denken. Stell Dir einmal vor, Du hast den Kopf voll mit anderen Gedanken, mit irgendwelchen Sorgen, die Dich bedrücken, sodass Deine Aufmerksamkeit gar nicht mehr auf die Verkehrszeichen gerichtet ist. Das kann furchtbare Folgen haben für Dich selbst und für andere, das kann tödlich sein. Verkehrszeichen darf man nicht übersehen.

 

Solche Hinweiszeichen, Wegzeichen gibt es nicht nur im Straßenverkehr, sondern die gibt es auch von Gott gesetzt für unseren Lebensweg, dass der Lebensweg des einzelnen Menschen gelingt, dass wir ans Ziel kommen, und dass das Zusammenleben der Menschen gelingt. Und es ist für uns lebensnotwendig, dass wir diese Lebenswegzeichen Gottes nicht übersehen.

 

Jesus sagt heute am Ende des Evangeliums: „Nehmt euch in Acht, dass Rausch und Trunkenheit und die Sorgen des Alltags euch nicht verwirren, und dass jener Tag (der Tag der Wiederkunft Christi) euch nicht plötzlich überrascht, wie eine Falle bei einem Tier plötzlich zuschnappt.“ Das Tier war überhaupt nicht darauf bedacht. Nehmt euch in Acht, dass ihr diese Zeichen nicht überseht, die Gott als Hinweisschilder gegeben hat, damit wir den Tag des Herrn nicht verpassen, oder davon überrascht werden.

 

Ich denke, wir haben diese Mahnung heute dringend nötig. Denn wer von uns ist mit seinen Gedanken einmal irgendwann bei der Wiederkunft Christi. Wir denken an alles, dass wir Weihnachtsgeschenke kaufen, dass wir jetzt schon Weihnachtsfeiern veranstalten. Wir denken an unsere Hobbys, an den Weihnachtsmarkt, an alles Mögliche, gerade auch im Advent. Aber wer denkt schon einmal irgendwann an den Tag der Wiederkunft Christi? Die Zeit ist ja auch schon so lang geworden. Mit der Wiederkunft Christi rechnet doch kein Mensch mehr.

 

Die Bibel sagt: „Passt auf, dass euch dieser Tag nicht überfällt, achtet auf die Zeichen.“ Und die Jünger fragen Jesus im Evangelium ausdrücklich: „Meister, an welchen Zeichen wird man denn erkennen, dass der Tag des Herrn bevorsteht?“ Und dann gibt Jesus ihnen einige sehr konkrete Markierungszeichen. Und ich denke, wenn man offenen Blickes durch diese Welt geht, dass man diese Zeichen heute sehr deutlich wahrnehmen kann.

 

Das erste Zeichen, das Jesus nennt: „Ihr werdet von Kriegen und Unruhen hören.“ Schwestern und Brüder, es hat zu allen Zeiten Kriege gegeben, und es hat zu allen Zeiten Unruhen gegeben. Aber wenn man ganz ehrlich ist, ganz nüchtern die Dinge betrachtet, dann hat es wohl noch nie eine Zeit gegeben, die so mit Kriegen und Unruhen überzogen war wie die letzten hundert Jahre.

Ich denke nicht nur an die beiden Weltkriege. Wir wissen heute, dass nach dem zweiten Weltkrieg Hunderte von Kriegen geführt worden sind, und dass dabei mehr Menschen gestorben sind als währen des zweiten Weltkriegs. Wir spüren das nicht unmittelbar, weil es bei uns ruhig geblieben ist. Jesus sagt: Achtet auf die Zeichen!

 

Ein Weiteres, was Jesus als Zeichen angibt: „Es wird gewaltige Erdbeben geben.“ Auch hier muss man sagen: Erdbeben hat es immer gegeben. Die kann man wissenschaftlich genau erklären. Das sind tektonische Plattenverschiebungen. Aber Jesus sagt: Es sind nicht nur Plattenverschiebungen, es sind Zeichen, die Gott gegeben hat. Und wenn man auch hier mal wieder ganz objektiv hinsieht: Was nimmt das in den letzten Jahren und Jahrzehnten zu, dass verheerende Erdbeben auf der Erde geschehen. Und ich weiß nicht, ob wir uns das leisten können, einfach gedankenlos die Zeitung wieder zuzuschlagen und nur zu sagen: Die armen Menschen da in den Erdbebengebieten; und dann machen wir eine Spendenaktion. Nein, das ist ein Hinweiszeichen von Gott für etwas wichtiges.

 

Ein weiteres Zeichen, das Jesus angibt: „Ihr werdet von Seuchen und Hungersnöten hören.“ Dazu brauchen wir gar nicht viel zu sagen. Schlagen Sie eine Tageszeitung auf und Sie werden von Seuchen und Hungersnöten lesen mit weltweitem Ausmaß. Seuchen, von denen wir gedacht hatten, dass wir sie längst überwunden haben, kommen plötzlich heute wieder hoch. Ganz zu schweigen von der Seuche Aids und ähnlichen, für die man noch gar keine Mittel hat. Hungersnöte sind in unserer Welt auch an der Tagesordnung, wenn es auch uns hier in Deutschland relativ gut geht. „Achtet auf die Zeichen!“

Und Jesus sagt noch dazu: Diese Zeichen werden  - modern gesprochen - kosmische Ausmaße annehmen. Es werden Zeichen geschehen an Sonne, Mond und Sterne, die Fundamente des Himmels werden erschüttert werden. Und auch hier muss man sagen: Das ist Realität vor unseren Augen. Was bedeutet das denn, wenn wir heute unsere Ozonschicht zerstören, weltweit. Das ist eine kosmische Dimension. Wenn wir heute durch die Art und Weise, wie wir mit der Welt umgehen, unser Klima so sehr aufheizen dass so Phänomene geschehen wie Wirbelstürme, Hochwasserkatastrophen auftreten, wo plötzlich das Meer ganze Küstengegenden zerstört. Wie heißt das hier im Evangelium: „Die Menschen werden bestürzt und ratlos sein von dem Donnern und Toben des Meeres.“ Das geschieht vor unseren Augen heute.

 

Damit wir uns nicht missverstehen, dies ist nicht alles geschrieben damit wir sagen: Es ist fünf vor zwölf; jetzt geht die Welt unter. Das machen die Zeugen Jehovas und andere Sekten. Jesus hat am letzten Sonntag im Evangelium sehr pointiert gesagt: Es geht nicht darum, die Zeit auszurechnen, denn den Tag kennt nicht einmal er, der Menschensohn. Diesen Tag kennt nur der Vater. Aber Jesus sagt mit genau dem gleichen Nachdruck: „Achtet auf die Zeichen!“ Die hat Gott gesetzt, damit eine Welt, die sich von Gott abgewandt hat, merkt: Wir müssen uns wieder Gott zuwenden, wir sind auf dem falschen Weg, so läuft unsere Welt in die Katastrophe.

 

Wie soll man auf diese Zeichen reagieren, und wie reagieren de facto Menschen auf diese Zeichen? Auch darauf gibt Jesus eine Antwort. Es gibt zwei Gruppen von Menschen, die im Evangelium genannt werden, und zwei Gruppen von Reaktionen.

Die erste Gruppe wird gekennzeichnet: „Die Menschen werden vor Angst vergehen in der Erwartung der Dinge, die über diese Erde kommen.“ Und schauen sie auch das einmal auf dem Hintergrund der heutigen Zeit. Wie tief hat sich heute eine Lebensangst in den Menschen festgesetzt! Wie tief sind die Menschen nicht mehr geprägt von Zukunftsoptimismus wie in der Nachkriegszeit, ‚das kriegen wir alles in den Griff’. Nein, es ist genau in das Gegenteil verkehrt. Die Menschen haben heute Angst. Und wenn heute Demonstrationen gemacht werden für den Frieden, für die Umwelt, dann sind diese Demonstrationen doch nicht geprägt von Hoffnung, sondern von Sorge, von Not und von Angst. „Die Menschen dieser Welt werden vor Angst vergehen in der Erwartung der Dinge, die über diese Erde kommen.“

Aber es gibt eine andere Gruppe, und die spricht Jesus hier an: „Ihr aber“,  - das sind die Jünger; er schaut auf seine Jünger, - „ihr aber, wenn ihr das alles seht“, - die sehen genau das Gleiche, und die leben in der gleichen Welt, - „dann richtet euch auf und erhebt eure Häupter, denn euere Erlösung ist nahe.“

Ich will es noch einmal auf den Punkt bringen: Es gibt Menschen, die erwarten sorgenvoll und angstvoll, was alles auf uns zu kommt in den nächsten Jahren und Jahrzehnten. Und es gibt Menschen, die erwarten, wer auf uns zu kommt, nämlich Jesus Christus. Die haben ihren Blick nicht gerichtet auf die Umstände dieser Welt, sondern sie haben ihren Blick gerichtet auf Jesus Christus den Herrn. Nicht umsonst stehen der erste Adventssonntag und der Christkönigssonntag direkt nebeneinander. Sie haben ihren Blick gerichtet auf Jesus auf den Herrn. Und das sind adventliche Menschen, Menschen, die mitten in den Wirren unserer Zeit eine zuversichtliche Hoffnung haben, weil ihre Hoffnung Jesus Christus ist, eine Person.

Uns wird wohl nichts anderes übrig bleiben, als zu einer dieser beiden Gruppen zu gehören. Entweder schaust du auf das, was auf uns zu kommt,  - da wirst du Angst bekommen, ich genauso wie jeder andere. Oder du schaust auf ihn, der da kommt, - und dann wird deine Haltung geprägt sein von einer tiefen Glaubenszuversicht, von einer Zukunftshoffnung. Denn die Hoffnung und die Zukunft liegen in seiner Hand.

Vor einigen Jahren hat mir einmal ein Jugendlicher einen Brief geschrieben. Und dann hat er hinten einen Aufkleber auf den Brief geklebt. Ich glaube, der trifft genau ins Schwarze. Da stand auf dem Aufkleber: „Die Zukunft gehört Jesus Christus, stell dich drauf ein!“  Das ist Advent.   Amen.

 

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