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Liebe Schwestern und Brüder!
Wir müssen uns noch einmal die Ausgangssituation vor Augen halten. Fünftausend Männer waren satt geworden, und Jesus hatte nur fünf Brote und zwei Fische. Anschließend hält Jesus ihnen eine lange Predigt, um ihnen dieses Wunder zu erklären. Und in dieser Predigt - das haben wir am letzten Sonntag gehört - sagt Jesus: „Wer mein Fleisch isst und mein Blut trinkt, der bleibt in mir.“ Das Brot des Lebens ist mein Fleisch und mein Blut.
Heute die Reaktion der Menschen, der Jünger: Das ist ja unerträglich! Wir sind doch keine Kannibalen, wir sind doch keine Menschenfresser. Sein Fleisch essen und sein Blut trinken, das kann man ja nicht mit anhören. Und dann heißt es: „Viele von seinen Jüngern zogen sich zurück und gingen nicht mehr mit ihm“. Wohlgemerkt, hier ist von seinen Jüngern die Rede.
Und das Eigenartige ist: Jesus lässt sie gehen. Jesus hat seine Botschaft nicht abgeschwächt. Er hat auch nicht gesagt: Ihr habt das alles missverstanden, das darf man nicht so buchstäblich, nicht so wörtlich nehmen, wenn ich gesagt habe: „Wer mein Fleisch isst und mein Blut trinkt“. Jesus schwächt nichts ab. Und als sie gehen wollen, da lässt Jesus sie gehen. Er gibt ihnen die Freiheit, zu gehen.
Und das ist heute auch so. Wenn heute viele Menschen an der Botschaft Jesu Anstoß nehmen, gerade auch an der Botschaft von der Eucharistie: Das soll wirklich der Leib Christi sein, nicht nur symbolisch? Wie viele nehmen heute daran Anstoß. Wie viele nehmen heute daran Anstoß, dass Jesus ganz eindeutig Ehescheidung verurteilt. Wie viele Leute nehmen heute daran Anstoß, dass die klar überlieferte Botschaft des Neuen Testamentes, etwa von der Jungfrauengeburt spricht. „Das kann man doch nicht ertragen! Das ist ein ägyptischer Mythos.“ Und dann sagen sie tschüß, und hauen ab. Möglicherweise treten sie nicht formell aus der Kirche aus, aber sie bleiben einfach weg. Sie ziehen sich zurück, und sind nicht mehr da. Und genauso wie damals: Jesus lässt sie gehen, er hält sie nicht zurück. Aber er schwächt auch heute seine Botschaft nicht ab. Es gibt kein Christentum zu Sommerschlussverkaufspreisen, wo man die Botschaft ein bisschen leichter macht. Das tut Jesus nicht, und das dürfen wir heute auch nicht tun.
Und dann muss Jesus erleben, dass schließlich nur noch die Zwölf, die Apostel, da sind. Jetzt stellen Sie sich einmal vor: Wenn ich als Pfarrer erleben muss: Jeden Sonntag wird die Kirche leerer, und schließlich sitzt nur noch der Pfarrgemeinderat und der Kirchenvorstand in der Kirche, die anderen kommen nicht mehr. Was würde wohl ein Pfarrer dann heute sagen? „Aber ihr bleibt doch wenigsten noch bei der Stange. Ihr steht doch wenigsten noch treu zum Glauben, zur Kirche.“ Er würde sie ermutigen, ermahnen, beschwören, dass doch wenigstens sie noch bleiben.
Aber Jesus sagt etwas ganz Anderes. Als nur noch die Zwölf bei ihm geblieben sind, da sagt er: „Wollt ihr nicht auch gehen?“ Nicht: „Bleibt ihr doch bitte bei der Stange!“ Nein: „Wollt ihr nicht auch gehen?“ Wiederum: Jesus zwingt keinen. Jesus gibt die Freiheit, zu gehen, damals wie heute.
Und dann kommt die Antwort des Petrus, als Jesus fragt: „Wollt ihr nicht auch gehen?“ Petrus antwortete ihm: „Herr, wohin sollen wir denn gehen?“ Und das scheint mir sehr wichtig zu sein heute. Weggehen ist einfach. Man kann sehr schnell abhauen und sagen: Da mach ich nicht mehr mit, das ist mir zu hart. Aber überleg Dir einmal: Was ist denn die Alternative? Wohin willst du denn gehen? Wo willst du denn den tragenden Grund deines Lebens finden? In Alkohol oder Drogen? Solange das Leben so einigermaßen dahinplätschert, ist das kein Problem. Aber wenn unser Leben in eine Krise kommt ...
Ich muss gestehen, dass ich in meinem Leben manches Mal in eine Krise gekommen bin. Und dann ist die Frage: Was trägt dann? Was hält mich auch dann noch, wenn es mir mies geht, wenn ich ganz unten im Loch bin. Wenn alle anderen schon sagen: Mit dem ist nichts mehr anzufangen. Was trägt mich dann? Ich habe in meinem Leben auch manche Krise im Glauben erlebt, wo ich mit Gott nicht mehr viel anfangen konnte. Aber ich habe immer wieder eins gemerkt: Früher, als wir in der Schule einmal Schulmission hatten, da hat ein Pater gefragt: Was ist denn die Alternative? Überlege Dir, wo du hingehen möchtest. Und ich habe nach langem Prüfen immer wieder festgestellt: Ich habe keine Alternative gefunden, die mich besser und sicherer trägt. Wenn jemand eine Alternative weiß dann soll er es sagen. Ich will meinerseits mein Fundament wohl offen legen.
Und dann sagt Petrus als Ergänzung: Wohin sollen wir denn gehen? „Du hast Worte ewigen Lebens.“ Das ist jetzt die positive Seite. Ich werde nie müde, dieses Geheimnis zu verkünden, das Gott mir offenbart hat: Wer sich auf das Wort Gottes verlässt, wer danach lebt, der hat festen Boden unter den Füßen. Der kommt nicht ans Wackeln, bei jeder Meldung, die im Fernsehen kommt. Der wird auch nicht Angst bekommen, wenn die Prognosen, wie es mit der Welt weitergeht, noch so schlecht sind. Wer sich nach dem Wort des lebendigen Gottes richtet, der hat festen Boden unter den Füßen, der wird Ermutigung bekommen, der wird Ermahnung bekommen, der wird Korrektur erfahren, aber er wird merken und spüren: Ich bin geführt, und ich bin getragen.
Das ist es was ich ihnen heute mitgeben möchte. Diese Worte des Petrus: „Wohin sollen wir denn gehen? Du hast Worte ewigen Lebens.“ „Ewiges Leben“ ist ein altertümliches Wort: „Du hast Worte, die uns ein erfülltes Leben garantieren.“ Amen.
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