Pfarrer Karl Sendker

Predigten - Hilfen zur Bibelarbeit

Gottesdienste - geistliches Leben

 

26. Sonntag C
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Predigten

Predigtverzeichnis  nach Bibelstellen geordnet

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Predigt zur 1. Lesung:    Am 6,1a.4-7

Predigt zum Evangelium:    Lk 16,19-31

Predigttext:   Am 6,1a.4-7

 

Liebe Schwestern und Brüder!

 

Können Sie sich Ihren Nachbarn vorstellen als einen der großen Propheten des Alten Testamentes? Vielleicht denken Sie jetzt: Na ja, mein Nachbar mag vielleicht ein guter Katholik sein, aber der ist Angestellter in einer Firma, oder er ist Landwirt. Jedenfalls hat er weder Theologie studiert, noch hat er die Priester- oder die Diakonenweihe empfangen. Wieso soll der Prophet sein können?

Aber der Prophet Amos, aus dem wir eben einen Abschnitt als Lesung gehört haben, der hatte auch nicht Theologie studiert, der hatte nie eine Bibelschule von innen gesehen, der war nicht zum Priester geweiht worden. Er war von Beruf Hirte und Maulbeerfeigenzüchter.

Und diesen Hirten holt Gott hinter seiner Herde weg und schickt ihn zu den Großen in Israel, zur geistlichen Elite des Volkes, zu den Fürsten und Mächtigen. Durch diesen Hirten redet Gott den Mächtigen ins Gewissen.

 

Ein Prophet ist nicht jemand, der eine schöne, fromme Predigt hält. Ein Prophet ist jemand, der mit seinen Augen, wenn er die Welt betrachtet, nicht an der Oberfläche hängen bleibt, sondern der durch die Oberfläche hindurch sieht in die Tiefendimension, und der manchmal Dinge entdeckt, die man beim flüchtigen Hinsehen nicht bemerkt.

 

Der Prophet Amos wird damals zu den Menschen gesandt im Israel des achten Jahrhunderts vor Christus. Die Zeit, als Amos damals auftrat, war im Volk Israel eine wirtschaftliche Blütezeit. Nie ist es dem Volk wirtschaftlich so gut gegangen wie zu der Zeit, als Jerobeam II. König war. Es herrschte politisch Frieden. Niemand musste unter Waffen leben, man musste keine Befestigungen bauen.. Die ausländischen Gesandten gaben sich damals in Samaria, in der Hauptstadt des Nordreiches Israel, die Türklinke in die Hand, weil nirgendwo im damaligen Orient so rauschende Feste gefeiert wurden wie am Hofe Jerobeams in Israel. Es war eine Zeit, die geprägt war von unbeschreiblichem Luxus und von Prachtentfaltung.

 

Und dann tritt dieser Amos auf, der Prophet. Er schaut durch den oberflächlichen Luxus hindurch und verkündet den Menschen, den Mächtigen, eine Botschaft, die alle bis ins tiefste Herz getroffen hat.

 

Ich weiß, bei der Lesung hört man ja im Gottesdienst meistens nicht so genau zu. Ich lese ihnen aus der Lesung noch einmal einige Zeilen vor, und dann werden sie merken: Jeder einzelne Satz ist wie ein Pfeil, den Amos abschießt.

 

„Wehe den Sorglosen auf dem Berg Zion, wehe den Selbstsicheren auf dem Berg von Samaria.“ Das sind die, die so in den Tag hineinleben.

„Ihr liegt auf Betten aus Elfenbein.“ Elfenbein war damals das kostbarste Material, das man sich vorstellen konnte. Nur das Kostbarste war gerade gut genug.

„Ihr liegt auf Betten aus Elfenbein und faulenzt auf eueren Polstern.“ Ich wünschte, Sie könnten jetzt etwas Hebräisch. Wenn hier im Deutschen gesagt wird „ihr liegt auf Betten“, dann steht es da im Hebräischen viel drastischer: Nicht nur einfach im Bett „liegen“, sondern da steht ein Ausdruck, der eigentlich wörtlich heißt: Ihr liegt da wie ein nasser Sack. So wie wenn man sturzbesoffen und seiner Sinne nicht mehr mächtig ist und sich dann einfach nur noch fallen lässt und alle Viere von sich streckt. So ein Wort steht da im Hebräischen.

Ihr liegt da auf Betten aus Elfenbein und faulenzt auf euren Polstern. Zum Essen holt ihr euch Lämmer aus der Herde und Mastkälber aus dem Stall.“ Nur das Feinste vom Feinen.

„Ihr grölt zum Klange der Harfe und ihr wollt Lieder erfinden wie David.“ König David hat der Überlieferung nach einen Großteil der Psalmen gedichtet. Die Psalmen waren gedichtet worden als Loblieder zur Ehre Gottes. Und was haben die Menschen in Israel gemacht? Sie haben diese Psalmen umgedichtet und Spottlieder daraus gemacht.

„Ihr trinkt den Wein aus großen Humpen und salbt euch mit feinstem Öl.“ Da geht es um Fragen der Kosmetik. „Aber ihr macht euch keine Gedanken um den Untergang des Volkes, darum kümmert ihr euch nicht.“

 

Als Amos damals diese Botschaft verkündet, da haben ihn die Leute für einen Spinner erklärt. Es konnte sich ja auch keiner vorstellen, dass Israel dem Untergang nahe war, wo es ihnen doch so gut ging. Wein, Weib und Gesang war die Devise. Wir wollen uns freuen und fröhlich sein, darum ging es; um Lebensqualität, um Lebenskultur. Man hat den Propheten ausgewiesen, man hat ihm verboten, öffentlich zu reden. „Gehe doch dahin, wo du herkommst, wo der Pfeffer wächst, würden wir sagen. Man hat ihn nicht ernst genommen, man hat ihn verlacht, man hat ihn verspottet, man hat ihn ausgewiesen.

 

Ich erinnere mich noch gut an die Wochen vor der Bundestagswahl 1998. Da sind wie immer viele Diskussionen im Fernsehen gewesen mit den verschiedensten Politikern. Da wurde dann auch mehrfach eine Äußerung von Helmut Kohl zitiert, die er Jahre zuvor gemacht hatte: „Deutschland kommt mir vor wie ein kollektives Freizeitparadies.“ Und sofort wurde diese Äußerung in Grund und Boden gestampft, und er wurde dafür lächerlich gemacht. Was hat man ihm diesen Satz um die Ohren geschlagen: „Deutschland kommt mir vor wie ein kollektives Freizeitparadies.“

 

Aber wenn ich heute die Botschaft des Propheten Amos lese, dann habe ich fast den Eindruck: Ob das nicht vielleicht ein prophetisches Wort war, dessen Helmut Kohl sich wohl gar nicht bewusst war?

Es stimmt ja, es lässt sich doch nicht leugnen, dass wir in Deutschland die höchsten Löhne haben, dass wir in Deutschland die meisten Feiertage haben. Und jeder, von der Kirche angefangen, kämpft ganz erbittert um die Erhaltung jedes Feiertages. Das haben wir vor einigen Jahren gesehen bei der Diskussion um den Buß- und Bettag, als der abgeschafft wurde zugunsten der Pflegeversicherung. Können Sie sich noch erinnern? Wir sind das Volk mit den längsten Urlaubszeiten, und wir merken gar nicht, dass man das alles nicht zum Nulltarif bekommt.

 

Ähnlich war es damals in Israel auch. Gut, man kann sagen, wir haben viele Arbeitslose und das stimmt ja auch, aber auf der anderen Seite: Frag doch einmal einen Unternehmer, der bei der Arbeitsagentur anruft: „Können sie mir ein paar Leute schicken, Leute die ich einstellen kann?“ Wenn das Arbeitsamt fünf Leute hinschickt, da kommt doch nur einer, und der ist unterqualifiziert. Oder frag doch einmal die Landwirte, wenn die Leute brauchen zum Spargelstechen. Die finden doch keinen deutschen Arbeitslosen, der diese Arbeit tut. Wenn sie die Polen nicht hätten, wären sie ganz hilflos. Wer von unseren Arbeitslosen legt sich denn auf den Gurkenflieger und pflückt Gurken.

 

„Das Fest der Faulenzer ist vorbei“, sagt Amos dem Volk Israel. Ob das vielleicht auch ein prophetisches Wort über unsere Situation heute ist,? Ich lese ihnen das noch einmal vor:

 

„Ihr liegt auf Betten aus Elfenbein und faulenzt auf euren Polstern.“ Da geht es um Wohnkultur. Schau dir einmal die Wohnkultur bei uns an. Du brauchst nur die Möbelprospekte nehmen. Für einen normal großes Zimmer bekommt man doch schon fast keine Wohnzimmermöbel mehr, weil die viel zu wuchtig sind. Die passen in ein normales Zimmer gar nicht mehr rein. Das ist unsere Wohnkultur.

„Zum Essen holt ihr euch Lämmer aus der Herde und Mastkälber aus dem Stall.“ Was haben wir für eine Esskultur aufgebaut? Wenn man eingeladen wird, etwa zu einem zehnjährigen Jubiläum, dann gibt es ein Festessen, so dass ich manchmal gedacht habe: Was will der denn machen, wenn der später einmal fünfundzwanzigjähriges Jubiläum hat oder fünfzigjähriges Jubiläum. Es muss immer noch eins draufgesetzt werden.

„Ihr grölt zum Klang der Harfe und wollt Lieder erfinden wie David.“ Ich habe das als Kind noch erlebt, und viele von ihnen vielleicht auch, dass in den Familien eine Musikkultur geherrscht hat, dass man zu Hause Hausmusik gemacht hat und dass man gesungen hat. Heute wird oft nur noch gegrölt, meistens zu Musik aus dem Lautsprecher.

„Ihr wollt Lieder erfinden wie David.“ Die Menschen haben die Psalmen genommen und haben Spottlieder daraus gemacht. Ich habe es vor einigen Jahren erlebt, dass Menschen auf offener Strasse zur Melodie ‚Großer Gott wir loben dich’ Zoten gesungen haben. Das ist genau das gleiche.  

„Ihr trinkt den Wein aus großen Humpen.“ Es steht überall in der Zeitung, dass wir in Deutschland Weltmeister im Alkohol trinken sind. Und das Alter, wo man anfängt, Alkohol zu trinken wird immer niedriger.

„Ihr salbt euch mit feinstem Öl.“ Überlegen Sie einmal, wie viel bei uns für Kosmetik ausgegeben wird.

Aber das alles ist ja noch gar nicht das Schlimmste. Man kümmert sich nicht im Geringsten darum, dass unser Volk daran kaputt geht. Dass unser Volk dadurch Schaden nimmt, das kommt gar nicht mehr in den Blick. Nicht allein der wirtschaftliche Schaden. Was für ein moralischer Schaden wird in unserem Land angerichtet im Namen der Pressefreiheit. Unter dem Deckmantel der Pressefreiheit ist heute alles erlaubt. Es werden Zoten, es wird ein Schmutz in unsere Familien hineingetragen; und die Saat geht auf. Glaubt mir, die Saat geht auf. Wenn Chaostage stattfinden, nicht nur in Berlin oder Hannover, nein auch in unseren Dörfern. Wenn Kirchenfenster eingeworfen werden, Telefonzellen zerstört werden und ähnliche Dinge mehr. Da geht eine Saat auf, die wir seit langem säen. Wenn wir uns um den Schaden des Volkes nicht kümmern, weil wir einfach die Augen verschließen. „Das Fest der Faulenzer geht zu Ende“, sagt Amos.

 

Aber im Hintergrund steht noch etwas Schlimmeres: Als ich vor einiger Zeit mit einem älteren Menschen darüber gesprochen habe, dass bei uns Telefonzellen und anderes zerstört werden, da sagte mir der ältere Mann: „Das hat es unter Adolf nicht gegeben. Der hat die Leute an die Kandare gekriegt.“ Wundern wir uns, wenn wir diese Dinge zulassen, dass der Rechtsradikalismus, dass der Ruf nach einem starken Mann, wieder lauter wird? Wie sagen dann die Leute: Wir brauchen heute auch einen, der die Leute wieder an die Kandare kriegt, der die Arbeitslosen wieder von der Strasse holt, wie man es damals von Adolf gesagt hat. Und man merkt gar nicht, dass das ganze Volk Schaden leidet.

Denken Sie einmal darüber nach. Die goldenen zwanziger Jahre, wo es auch große Arbeitslosigkeit gab, waren die Vorboten von 1933. Vielleicht müssen wir heute aufgerüttelt werden.

Und wenn so eine Botschaft des Amos anstößig war, wenn die Leute daran Anstoß genommen haben, dann glaub mir eins: Gott will anstoßen mit seiner Botschaft, damit uns die Augen geöffnet werden, damit wir nicht mit einer vordergründigen Sicherheit und Gleichgültigkeit in den Tag leben.

 

Ich lese ihnen zum Abschluss diesen kurzen Abschnitt aus dem Propheten Amos noch mal im Originaltext vor. Vielleicht hören Sie den jetzt mit anderen Ohren und einem anderen Herzen.

„Wehe den Sorglosen auf dem Zion und den Selbstsicheren auf dem Berg von Samaria. Ihr liegt auf Betten von Elfenbein, faulenzt auf euren Polstern. Zum Essen holt ihr euch Lämmer aus der Herde und Mastkälber aus dem Stall. Ihr grölt zum Klang der Harfe, ihr wollt Lieder erfinden wie David. Ihr trinkt den Wein aus großen Humpen. Ihr salbt euch mit dem feinsten Öl, und sorgt euch nicht über den Untergang Josefs. Darum müssen sie in die Verbannung, allen Verbannten voran. Das Fest der Faulenzer ist nun vorbei.“     Amen.

             

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Predigttext:      Lk 16,19-31

Predigt im mp3 Format

 

Liebe Schwestern und Brüder!

 

Es ist einer der furchtbarsten Ausdrücke in unserer deutschen Sprache, der Ausdruck „zu spät“.

Wenn Sie mit dem Zug verreisen wollen, und der Zug ist schon abgefahren, weil Sie sich verspätet haben, dann ist das ärgerlich. Aber da kommt man drüber weg. Dann nimmt man evtl. die nächste Zugverbindung.

Aber wenn der Zug Deines Lebens abgefahren ist, und es war für Dich zu spät!?

Da kommt eine Frau zum Arzt und lässt sich untersuchen, und plötzlich stellt der Arzt fest: Krebs im letzten Stadium. Und er sagt zu dieser Frau: ‚Wenn sie vor einem Jahr gekommen wären, dann hätten wir ihnen durch eine Operation oder durch Bestrahlungen noch helfen können. Aber jetzt ist es zu spät.’ Und vor einem Jahr hatte diese Frau überlegt: Mensch, ich müsste mal wieder zur Vorsorgeuntersuchung gehen. Aber jetzt ist es zu spät! Glaub mir, so eine Frau hat keine ruhige Nacht.

 

Dieses Wort „zu spät“ steht wie eine große Warnung mit einem Rufzeichen gleichsam als Überschrift über unserem Evangelium.

Jesus malt das Bild mit ganz kurzen, wenigen Strichen: Da war ein reicher Mann, der das Leben in vollen Zügen genoss, der Tag für Tag herrlich und in Freuden lebte. Es wird übrigens nicht gesagt, dass es ein schlechter Mensch war. Es war kein großer Sünder. Es war ein ganz anständiger Mann, der sich nichts zu Schulden kommen ließ. Von so einem ist hier die Rede. Der hat sogar Nächstenliebe geübt, aber nur an seinen Freunden. Die hat er zu Gastmählern eingeladen. Und wer weiß, vielleicht haben die sogar ein Tischgebet gesprochen, bevor sie sich zu Tisch gesetzt haben.

Aber zur gleichen Zeit lag draußen vor der Tür des Reichen einer namens Lazarus. Der war buchstäblich auf den Hund gekommen. Die Hunde kamen und leckten seine Geschwüre. Das ist schon schlimm, dass Tiere manchmal barmherziger sein können als Menschen. Dieser Lazarus wäre glücklich gewesen, wenn er von dem etwas bekommen hätte, was die anderen unter den Tisch geworfen haben. Sehen Sie, damals hat man keine Servietten bei Tisch gehabt; da hat man sich mit Weißbrotfladen die Finger abgewischt, wie sie fettig geworden waren. Und dann hat man diese Brotbrocken unter den Tisch geworfen. Was wäre der Lazarus froh gewesen, wenn er diese Brocken bekommen hätte. Aber als die da drinnen alles zusammengekehrt haben, da hat keiner an den Lazarus da draußen gedacht. Der war ja auch nicht drinnen, der war draußen.

 

An dieser Stelle macht Jesus in der Geschichte einen Riesensprung bis nach dem Tod dieser beiden Männer: Lazarus starb und der Reiche starb; da sind wir alle gleich. Und jetzt ist es auf einmal umgekehrt: Von Lazarus wird in diesem bildhaften Ausdruck gesagt: Er wurde von Engeln in Abrahams Schoß getragen. Das heißt: Er war geborgen in der Liebe und Fürsorge Gottes. Er war in seinem ‚zu Hause’ angekommen. Und von dem Reichen wird gesagt: Er war in der Unterwelt und litt furchtbare Qualen.

 

Die Frage dieses Evangeliums an uns heute ist: Wenn Jesus in Deinem Leben so einen Sprung macht bis nach dem Tod, wie würde dann Deine Geschichte weitergehen?

Vielleicht sagen Sie jetzt: Das weiß man ja sowieso nicht, was nach dem Tod ist. Darüber weiß ja keiner etwas Genaues. O doch! Die Bibel macht etliche sehr konkrete Angaben über das, was nach dem Tod ist. Und eine dieser konkreten Aussagen ist die, dass die Möglichkeit besteht, dass Du einmal endgültig draußen bist, dass Du (wie es in einem Bild heißt) an der Tür des Himmels rüttelst, und die Türe ist zu. Und wenn Du dann rufst: ‚Herr, Herr, wir haben doch jeden Sonntag mit dir Eucharistie gefeiert’, dann wird er Dir möglicherweise sagen: ‚Ich kenne Dich nicht!’ Wie würde Deine Geschichte weitergehen?

 

Der Reiche fleht in unserer Geschichte den Abraham an: ‚Bitte schick mir doch den Lazarus, dass er mir ein ganz klein wenig diese Qual lindert, dass er seinen Finger ins Wasser taucht und meine Zunge kühlt’, wie es in dem Bild heißt. Und Abraham sagt ihm: ‚Weißt du, selbst wenn ich dir den Lazarus schicken wollte, es geht nicht. Zwischen uns und euch ist ein unüberwindlicher Abgrund. Da gibt es keine Brücke, die darüber führt. Es geht nicht, es ist zu spät für dich!’

Und dann ruft der Reiche dem Abraham zu: ‚Abraham, wenn es für mich schon zu spät ist, wenn ich schon nicht mehr aus diesem Ort der Qual herauskomme, dann schick den Lazarus doch bitte in mein Vaterhaus. Ich hab noch fünf Brüder. Die leben genau so sorglos in den Tag hinein und lassen den lieben Gott einen guten alten Mann sein, wie ich das auch getan habe. Schick Lazarus zu meinen Brüdern, dass sie gewarnt sind, dass sie nicht auch an diesen Ort der Qual kommen!’ Und Abraham antwortet ihm: ‚Warum soll ich ihnen denn den Lazarus schicken? Sie haben doch Mose, sie haben doch die Propheten. Das heißt: Sie haben das Wort der Heiligen Schrift, das Wort der Bibel. Das steht es doch schwarz auf weiß, was der Weg zum Leben ist. Auf die sollen deine Brüder hören.’

 

Schwestern und Brüder, ich bin sicher, wenn unsere verstorbenen Angehörigen uns heute eins zurufen könnten, dann würden sie uns zurufen: Hört auf Mose und die Propheten, auf das Wort der Heiligen Schrift, und lebt nicht so oberflächlich in den Tag hinein, auch wenn es Euch jetzt gut geht.

 

Dann ruft der Reiche dem Abraham zu: ‚Abraham, das nützt nichts. Ich kenn doch meine Brüder. Die lesen doch nicht in der Bibel. Die Bibel ist ein altes, verstaubtes Buch. Das glaubt doch sowieso keiner mehr, was da steht, diese Geschichten von früher. Aber wenn einer von den Toten wiederkäme, dann würden sich meine Brüder bekehren.’ Und da hat Abraham noch eine letzte Antwort für ihn, wie eine Vernichtung: ‚Wenn deine Brüder auf Mose und die Propheten nicht hören, wenn sie das Wort Gottes, das Wort der Bibel nicht beachten, dann werden sie sich auch nicht überzeugen lassen, wenn einer von den Toten aufersteht.’

 

Schwestern und Brüder, Gott hat uns die Bibel nicht dazu gegeben, dass ein paar Leute aus der Gemeinde als Feierabendbeschäftigung einen Bibelkreis halten. Oder damit ein paar Theologen, ein paar Bibelwissenschaftler sich daran auslassen und uns sagen, was man alles noch glauben darf und was nicht.

Gott hat uns das Wort der Bibel gegeben, weil es für uns buchstäblich lebensnotwendig ist, weil wir Gefahr laufen, dass unser Leben scheitert, weil wir die Maßstäbe Gottes nicht mehr kennen, weil wir den Zaun nicht mehr sehen, den Gott abgesteckt hat: Wenn Du darüber hinausgehst, dann läufst Du Gefahr, dass Dein Leben endgültig scheitert!, weil wir den Weg zum erfüllten Leben, den Gott uns in der Bibel aufzeigt, nicht kennen. Es ist für uns lebensnotwendig.

Und ich werde nicht müde, immer wieder darauf hinzuweisen, dass wir im Wort Gottes den Maßstab für das Gelingen unseres Lebens haben.

Sie können hingehen und sagen: ‚Das glaub ich nicht! Ich kann mir nicht vorstellen, dass Gott so ist.’ Doch, Gott ist so! Und wenn Du alles vor dir herschiebst und sagst: ‚Glaub ich nicht!’, dann wird es mit Sicherheit ein böses Erwachen geben. Das sagt uns die Bibel vom Alten Testament bis zum Neuen Testament immer wieder. Und Jesus ruft uns durch dieses Evangelium gleichsam beschwörend zu: ‚Hört auf Mose und die Propheten! Lass das Wort Gottes, das Dir zum Leben dienen soll, nicht so sträflich außer acht.’

Wenn Du das trotzdem tust, wenn Du sagst: ‚Ich weiß es besser!’: Du läufst Gefahr, dass es für Dich einmal heißt: Zu spät!  Amen.

 

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