Pfarrer Karl Sendker

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Gottesdienste - geistliches Leben

 

32. Sonntag C
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Predigten

Predigtverzeichnis  nach Bibelstellen geordnet

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Predigt zur 1. Lesung:  2 Makk 7,1-2.7a.9-14     Predigt im mp3 Format

Predigt zur 2. Lesung:  2 Thess 2,16 - 3,5

Predigt zum Evangelium:  Lk 20,27-38

Predigttext:    2 Makk 7,1-2.7a.9-14

 

Liebe Schwestern und Brüder!

 

Diese Erzählung von den so genannten sieben makkabäischen Brüdern, die zusammen mit ihrer Mutter gefoltert wurden, führt uns in die Zeit des syrischen Königs Antiochus Epiphanes. Das war ein heidnischer König, der die Juden zwingen wollte, von ihren Glauben abzufallen. Sie sollten heidnischen Kulten dienen. Im Jahre 167 vor Christus hat er eine große Judenverfolgung angezettelt. In diese Zeit der Judenverfolgung unter König Antiochus Epiphanes fällt unsere Geschichte von den sieben makkabäischen Brüdern.

Dem König ging es darum, das Volk zum Abfall vom Glauben der Väter zu zwingen. Äußeres Zeichen dafür war, dass sie gezwungen wurden, Schweinefleisch zu essen, das zudem noch Götzenopferfleisch war. Die Juden durften auf Grund des göttlichen Gesetzes kein Schweinefleisch essen. Und zusätzlich kann noch verschärfend hinzu: Wenn Sie dieses Fleisch aßen, dann aßen sie damit auch Götzenopferfleisch.

Viele sind damals in der Verfolgung schwach geworden, und sind abgefallen. Woher haben die anderen, zum Beispiel die sieben makkabäischen Brüder mit ihrer Mutter die Kraft genommen, lieber für ihren Glauben zu sterben, als dass sie vom Glauben abfielen? Woher haben sie die Kraft genommen? Das ist die entscheidende Frage.

 

Hier haben wir eine Brücke zum Evangelium dieses Sonntags. Im Evangelium geht es um die Frage der Auferstehung. Aber Auferstehung ist nicht eine Begebenheit, die irgendwann später einmal geschieht. Wir hoffen nicht nur darauf, dass es irgendwann einmal eine Auferstehung der Toten gibt. Die Kraft der Auferstehung schlägt bereits hier in unser normales Leben hinein.

 

Diese sieben Brüder, die gezwungen werden sollen, Schweinefleisch essen, vom Glauben abzufallen, nehmen in ihrer Kraft aus der Hoffnung auf die Auferstehung. Sie sagen: „Eher sterben wir, als dass wir die Gesetze unserer Väter übertreten.“

Einer, der gefoltert wird, sagt zu König Antiochus: „Du nimmst uns dieses Leben. Aber Gott, der König der Welt, wird uns zu neuem, ewigem Leben auferwecken, weil wir für sein Gesetz gestorben sind.“

Der nächste, der gefoltert wird, hält die Hände hin und sagt: „Vom Himmel habe sie bekommen, und ich hoffe, sie auch von Gott zurück zu bekommen.“

Es ist die Hoffnung auf die Auferstehung, die ihm Kraft gibt.

Der nächste, der vierte, den sie grausam zu Tode quälen, sagt: „Gott hat uns die Hoffnung gegeben, dass er uns wieder auferweckt. Darauf warten wir gerne, wenn wir von Menschenhand sterben.“

Es ist nicht egal, ob wir an die Auferstehung der Toten glauben, ob wir die Botschaft von der Auferweckung der Toten ernst nehmen oder nicht. Es liegt in unserem Leben eine unglaubliche Kraftquelle des Glaubens in der glaubenden Erwartung, dass mit dem Tod nicht alles aus ist, sondern dass es eine Auferweckung von den Toten gibt.

Gut, es hat eine lange Zeit gedauert, bis sich diese Botschaft im Alten Testament durchgesetzt hat, dass es eine Auferstehung der Toten gibt. Aber dann bewirkt diese Hoffnung auf die Auferstehung gerade in der Verfolgungszeit eine unglaubliche Kraft.

Und von dieser Zeit an, ca. 167 vor Christus, zieht sich diese Auferstehungshoffnung wie ein roter Faden durch das ganze Neue Testament bis in unsere Tage hinein.

 

Ich will Ihnen auch dafür ein paar Beispiele nennen:

Sie kennen die Geschichte von der Steinigung des Stephanus. Als die Juden keine Argumente mehr haben, weil der Stephanus für Jesus brennt, da bleiben ihnen als letztes Argument nur noch die Pflastersteine, die sie auf ihn werfen, so dass er sterbend zusammenbricht. Aber dann heißt es von diesem Stephanus: „Sie sahen im Sterben sein Angesicht leuchten wie das eines Engels.“ Und als er sterbend zusammenbricht, ruft Stephanus aus: „Ich sehe den Himmel offen, und ich sehe den Menschensohn zur Rechten Gottes stehen.“ Das ist diese Kraft der Auferstehung, die hier im Sterben des Stephanus durchschlägt, die sein Gesicht nicht schmerzverzerrt sein lässt, sondern leuchten lässt wie das eines Engels.

 

Oder ich denke an eine Stelle aus der Apostelgeschichte, wo die Apostel vom Hohen Rat gefangen genommen werden, weil sie den Namen Jesus verkünden. Sie werden ausgepeitscht und bekommen Predigtverbot. Aber dann heißt es von den Aposteln, als sie freigelassen wurden: „Sie gingen freudig vom Hohen Rat hinweg, weil sie gewürdigt waren, für den Namen Jesu Schmach zu erleiden.“ Wiederum ist es diese Hoffnung auf die Auferstehung, die Freude bewirkt mitten im Schmerz, Freude mitten in der Drangsal.

 

Ein besonders eindrucksvolles Beispiel im Neuen Testament für diese Kraft der Auferstehung ist der Brief des Apostels Paulus, den er an die Gemeinde in Philippi schreibt. Als er diesen Brief schreibt, wird ihm gerade der Prozess gemacht. Er muss damit rechnen, dass der Prozess mit dem Todesurteil endet. Er hat den Tod vor Augen. Und doch strahlt der ganze Philipperbrief eine große Freude aus. Es ist der Brief, in dem die berühmte Stelle steht, die wir in der Adventszeit lesen: „Freut euch allezeit im Herrn! Noch einmal sage ich: Freut euch!“ Und wenn Paulus in diesem Brief von seinem eigenen Sterben spricht, das ihm möglicherweise widerfährt, dann schreibt er da im zweiten Kapitel in Vers 17 und 18: „Wenn ich auch als Trankspende ausgegossen werde beim Opfer und Gottesdienst eures Glaubens …“. So empfindet er den Gedanken an das Sterben: Ich werde wie eine Opfergabe ausgegossen beim Opfer und Gottesdienst eures Glaubens. Und wenn das passiert, dann freue ich mich. Und ihr sollt euch genauso mit mir freuen. Es ist die Hoffnung auf die Auferstehung, die er vor Augen hat, die ihm diese Kraft gibt.

Oder wenn er im gleichen Brief im ersten Kapitel schreibt: „Für mich ist das Leben Christus; das Sterben ist für mich Gewinn. Ich weiß gar nicht, was ich wählen soll. Es zieht mich nach beiden Seiten hin. Am liebsten möchte ich aufbrechen und bei Christus sein; das wäre weitaus das Bessere.“ Das bedeutet doch: Ich möchte am liebsten sterben.

Woher nimmt Paulus diese Kraft? Auch da finden wir wieder einen Hinweis auf die Auferstehung. Da schreibt Paulus im dritten Kapitel des Philipperbriefes: „Ihn, Jesus Christus, will ich erkennen und die Kraft seiner Auferstehung.“ Auferstehung ist in den Augen des Paulus nicht etwas für später, sondern Auferstehung, die Hoffnung auf die Auferstehung, ist eine Kraftquelle, die sich hier in unserem Leben bereits bemerkbar macht.

 

Wir wollen noch einmal eine Stelle lesen aus den letzten Buch des Neuen Testamentes, aus dem 12. Kapitel der Offenbarung des Johannes. Da geht es darum, dass der Teufel, die große Schlange, der Drache aus dem Himmel gestürzt ist. Es findet sich im Himmel für ihn kein Platz mehr.

Da heißt es von den Christen: „Sie haben den Teufel besiegt durch das Blut des Lammes und durch das Wort ihres Zeugnisses.“ Und dann steht eine kleine Bemerkung dabei: „Sie hielten ihr Leben nicht fest bis in den Tod.“

Der Teufel konnte den Christen keine Angst mehr machen vor dem Tod, weil die Christen mit der Auferstehung rechneten. Und darum war ihm eine ganz entscheidende Waffe aus der Hand geschlagen. Solange der Teufel noch den Menschen Angst machen kann, indem er ihnen mit dem gewaltsamen Tod droht, solange das irdische Leben das höchste ist, was der Mensch festhält, solange wird er in Verfolgungssituationen, wenn Folter und Todesstrafe drohen, in Gefahr sein, vom Glauben abzufallen.

Aber wenn dieses Druckmittel wegfällt, wenn die Christen keine Angst mehr haben vor der Folter, selbst vor dem Märtyrertod, dann ist dem Teufel eine ganz entscheidende Waffe aus der Hand genommen. Und das ist die Kraft der Auferstehung, die sich hier in diesem Leben bereits bemerkbar macht.

 

Diese Kraft der Auferstehung, mitten in der Verfolgungssituation, mitten in der Drangsal, zieht sich durch die Kirchengeschichte wie ein roter Faden hindurch bis in unserer Tage.

Vielleicht haben Sie einmal im Fernsehen den Film gesehen: „Quo vadis“. Dort werden die Christen im römischen Reich unter Kaiser Nero verfolgt. Kaiser Nero lässt die Christen den wilden Tieren zum Fraß vorwerfen in der Arena in Rom. Aber die Christen ziehen in die Arena hinein mit Lobliedern auf den Lippen. Obwohl sie wissen: In wenigen Augenblicken kommen die wilden Tiere, und wir werden zerfleischt. Sie ziehen mit Lobliedern auf den Lippen in die Arena.

 

Ich mache jetzt einmal einen ganz großen Sprung bis in unsere Tage hinein. Da hat im KZ Hitlers ein junger evangelischer Theologe gesessen, Dietrich Bonhoeffer. Am Silvesterabend 1944 weiß er, dass dieser Abend sein letzter Silvesterabend sein wird. Und dann schreibt er am letzten Silvesterabend seines Lebens, bevor er hingerichtet wird, jenes Lied, das wir so oft singen, und das uns so sehr unter die Haut geht: „Von guten Mächten treu und still umgeben, behütet und getröstet wunderbar, so will ich diese Tage mit euch leben und mit euch gehen in ein neues Jahr.“ Dieses neue Jahr sollte für ihn das Jahr der Hinrichtung werden. Aber mit welch einer Zuversicht geht Dietrich Bonhoeffer von in dieses neue Jahr hinein.

 

Es gibt ein kleines Büchlein mit dem Titel: „Du hast mich heimgesucht bei Nacht.“ In diesem Taschenbuch sind Zeugnisse von Christen festhalten, die in Hitlers KZs gestorben sind. Und wie oft kann man in diesen Tagebuchaufzeichnungen, die manchmal mit einem Fingernagel in die Wand der Zelle geritzt waren, wie oft kann man da spüren, welche Kraft die Hoffnung auf die Auferstehung diesen Menschen verliehen hat. Kraft im Sterben.

 

Was schreibt Paulus einmal im ersten Korintherbrief: „Wenn es keine Auferstehung gibt, dann sind wir die bedauernswertesten von allen Menschen.“ Aber es gibt Auferstehung! Und sie verleiht hier in diesem Leben Kraft.  Amen

 

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Predigttext:    2 Thess 2,16 – 3,5

 

Liebe Schwestern und Brüder!

 

Dieser Abschnitt aus dem zweiten Thessalonicherbrief hat nicht so ein einheitliches Thema wie die erste Lesung dieses Sonntags aus dem 2. Buch der Makkabäer, wo es um die Kraft der Auferstehung geht, die Kraft in der Verfolgungssituation, die Kraft auch zum Martyrium. Im zweiten Thessalonicherbrief spricht Paulus verschiedene Themen an. Er kommt langsam zum Abschluss seines Briefes, und da liegen ihm einige Dinge auf dem Herzen, die er einfach noch loswerden will.

 

Aber der Anfang unserer Lesung greift irgendwie doch noch einmal zurück auf die Kraft der Auferstehung, von der in der ersten Lesung die Rede war. „Jesus Christus, unser Herr, und Gott unser Vater, der uns seine Liebe zugewandt und uns in seiner Gnade ewigen Trost und sichere Hoffnung geschenkt hat, tröstet euch (man könnte auch übersetzen: ermutige euch), und gebe euch Kraft zu jedem guten Werk und Wort.“

Hier zeigt sich, dass Gott, der die Toten auferweckt, dessen Macht nicht im Tod endet, dass dieser Gott nicht nur die Kraft hat, uns zu bewahren in der Verfolgungssituation, in der Sondersituation des Martyriums. Hier zeigt sich, dass der Glaube an einen Gott, der die Toten auf erweckt, einen ganz festen Stand vermittelt. Gott gib uns Trost und sichere Hoffnung. Einen festen Stand. Und dieser feste Stand, diese sichere Hoffnung, gibt uns Kraft, nicht nur in der Verfolgungssituation, in außergewöhnlichen Lagen, sondern ist Kraft zu jedem guten Wort und Werk. Dieser Gott gibt uns durch den Glauben an ihn die Kraft, unseren Alltag zu bewältigen, das was wir im Alltag an Werken und Worten zu tun und zu reden haben. Hier geht es nicht um eine Ermahnung, sondern hier heißt es: Er tröstet. Das griechische Wort heißt eigentlich: „ Er ermutigt euch“. Der Heilige Geist wird oft der Ermutiger genannt, der Paraklet, der uns Kraft gibt, den Alltag zu bewältigen.

 

Und dann schreibt Paulus: „Im übrigen, Brüder, betet für uns, damit das Wort des Herrn sich ausbreitet und verherrlicht wird ebenso wie bei euch.“ Paulus hatte sich darüber gefreut, dass die Thessalonicher seine Verkündigung als Gottes Wort angenommen hatten und nicht nur als Menschenwort. Darüber schreibt er im 1. Thessalonicherbrief. Hier sagt er: „Betet für uns, damit das Wort Gottes sich ausbreitet und verherrlicht wird.“

Alle Verkündiger des Wortes Gottes brauchen das Gebet der Gemeinde. Manchmal vergessen wir das. Manchmal ärgern wir uns über eine Predigt oder über den Prediger, wenn die Predigt zu langweilig war oder zu lange gedauert hat, oder wenn der Prediger sich schlecht vorbereitet hat, wenn er nicht gut drauf ist. Wie oft stöhnen über eine Predigt.

Aber ich möchte Ihnen genauso wie der Apostel Paulus ans Herz legen, für die Prediger, für die Verkündiger des Wortes Gottes zu beten. Es ist ja nicht selbstverständlich, dass das Wort Gottes wirklich in die Herzen der Menschen kommt. Wenn ein Verkündiger predigt, das Wort Gottes ausrichtet, dann erreicht der Verkündiger ja nur das Ohr der Menschen. Ob aber das Wort dann ins Herz geht, ob es dort auf fruchtbaren Boden fällt, ob es dann selber wieder fruchtbar wird für andere Menschen, das kann der Prediger allein nicht bewirken. Da braucht es das Tun Gottes. Aber unser Teil dabei ist, dass wir für die Verkündiger und damit auch für die Verkündigung des Wortes Gottes beten.

 

Es geht in diesem Zusammenhang auch darum, dass die Verkündiger des Wortes Gottes auch massiven Verleumdungen etc. ausgesetzt sind. „Betet auch darum, dass wir vor den bösen und schlechten Menschen gerettet werden, denn nicht alle nehmen den Glauben an“, schreibt Paulus hier. Jeder Verkündiger ist vielfältigen Angriffen ausgesetzt. Das war schon bei den Propheten im Alten Testament so, und ist so bis auf den heutigen Tag. Wie oft ist das so, dass dem Verkündiger die Worte im Mund umgedreht werden, dass man Sätze aus dem Zusammenhang reißt und sie zitiert, und dann die Verkündiger an den Pranger stellt. Da brauchte es die bewahrende Macht Gottes. Und es braucht das Gebet der Gemeinde.

 

Ich sage in diesem Zusammenhang einmal etwas, was hier in diesem Zusammenhang nicht direkt steht, was aber genau so wichtig ist: Jeder Verkündiger des Wortes ist auch inneren Anfechtungen ausgesetzt. Dass man manchmal den Eindruck hat: es lohnt sich ja doch nicht, es ist ja alles umsonst. Warum soll ich mich vorbereiten auf die Predigt, was bringt das denn alles schon? Soll ich nicht lieber in sozialen Aktionen in der Gemeinde aufgehen? Alles das können Anfechtungen sein, die einen Verkündiger bedrängen. Und auch da braucht es das Gebet der Gemeinde, damit der Verkündiger die Botschaft Gottes ausrichten kann, und damit die Botschaft Gottes wirklich das Herz der Menschen erreicht.

 

Worin Paulus im Tiefsten verwurzelt ist, das sagt er in Vers 3. „Der Herr ist treu. Er wird euch Kraft geben und euch vor dem Bösen bewahren.“ Das ist etwas ganz Wichtiges. All unser Tun ist begründet in der Treue Gottes. Gott ist zuverlässig, er wird euch Kraft geben, und er wird euch vor dem Bösen bewahren.

Das war Jesus so wichtig, dass er am Ende seines Lebens im Hohepriesterlichen Gebet im Johannesevangelium im 17. Kapitel betet: „Vater, bewahre sie in deinem Namen.“ Das war eines der großen Gebetsanliegen Jesu in diesem letzten Gebet vor seinem Leiden. „Vater, bewahre sie in deinem Namen.“

Kurz vor seinem Leiden hat Jesus im Lukasevangelium dem Petrus gesagt: Simon, der Satan hat versucht, euch im Sieb zu schütteln, wie man Weizen durchsiebt, und er hat gehofft, dass ihr durch fallen würdet. „Ich aber habe für dich gebetet, dass dein Glaube nicht wankt.“ Was wäre noch in der gleichen Nacht aus dem Glauben des Petrus geworden, als er im Hof des Hohenpriesters saß, wenn Jesus nicht gebetet hätte: „Vater, bewahre ihn in deinem Namen.“ Was wäre aus dem Glauben des Stephanus geworden, wenn Jesus nicht gebetet hätte: „Vater, bewahre ihn in deinem Namen.“ Wir haben Jesus als Fürsprecher am Thron des Vaters, der dieses Gebet am Thron des Vaters für uns ausrichtet.

 

Und schließlich die letzte Ermahnung des Paulus: „Der Herr richte euer Herz darauf, dass ihr Gott liebt und unbeirrt auf Christus wartet.“ Das sind die zwei großen Dinge: „Dass ihr Gott liebt.“ Der heilige Benedikt nennt als ein wichtiges Kriterium für die Aufnahme eines Kandidaten ins Kloster: „Wenn er wirklich Gott liebt“, dann ist er berufen. Und Paulus sagt weiter: „Dass ihr unbeirrt auf Christus wartet.“ Ausgerichtet auf den wiederkommenden Christus, den Blick gerichtet auf ihn, und das Ganze in Liebe.   Amen.

 

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Predigttext:    Lk 20,27-38

 

Liebe Schwestern und Brüder!

 

Es gibt Fragen, die werden gestellt, weil der Fragende etwas nicht weiß und eine Antwort haben möchte. Wahrscheinlich sind das die meisten Fragen. Es gibt aber auch Fragen, die werden nicht gestellt, weil der Fragende eine Antwort will, sondern die haben einzig und allein den Zweck, den anderen lächerlich zu machen. Oft geht es darum, den Glauben einfacher Leute lächerlich zu machen.

Ich will ihnen ein Beispiel sagen: Als ich noch in der Schule Unterricht hatte, im Gymnasium, kommt ein Schüler der Oberstufe zu mir und sagt: „Herr Kaplan ich hab ein Problem.“ Ich sagte: „Raus damit!“ Sagt er: „Gott ist doch allmächtig!?“ „Ja,“ sag ich, „Gott ist allmächtig!“ „Ich komme einfach nicht mit folgendem Problem klar: Wenn Gott allmächtig ist, kann er dann einen Stein erschaffen, der so schwer ist, dass er ihn selber nicht mehr tragen kann?“

Und dann sagen sie mal etwas darauf. Ganz gleich, was Sie antworten; es kommt jedes Mal dabei heraus: Gott kann gar nicht allmächtig sein. Entweder kann er den Stein nicht tragen oder er kann ihn nicht erschaffen. Allmächtig ist er auf gar keinen Fall.

Von solchen Fragen gibt es eine ganze Menge. Da graben die Leute irgendwelche Spitzfindigkeiten aus der Bibel aus und breiten sie dann als Problem aus.

 

Mit so einer Spitzfindigkeit kommen heute im Evangelium die Sadduzäer zu Jesus. Die Sadduzäer sind eine Religionspartei in Israel, so ähnlich wie die Pharisäer; die sind uns ein bisschen geläufiger. Eines der typischen Kennzeichen der Sadduzäer war, dass sie nicht an die Auferstehung glaubten. Und noch darüber hinaus: Sie haben jeden lächerlich gemacht, der mit der Auferstehung der Toten rechnete.

Jetzt haben sie da so eine Stelle ausgegraben aus den Alten Testament aus den Buch Deuteronomium. Und sie kommen mit ihrem Problem zu Jesus. Ich lese ihnen die Stelle einmal vor, sie steht tatsächlich in der Bibel drin. Da heißt es im Buch Deuteronomium: „Wenn ein Mann, der einen Bruder hat, stirbt und eine Frau hinterlässt, ohne Kinder mit ihr zu haben, dann soll der Bruder des Verstorbenen diese Frau heiraten und so seinem Bruder Nachkommen verschaffen.“ Diese Weisung hängt damit zusammen, dass Nachkommenschaft in Israel etwas ganz wichtiges war. Zum einen sollte der Familienname nicht aussterben; und zum anderen war damals Nachkommenschaft die einzige Altersversorgung. Wenn ein Ehepaar keine Nachkommen hatte, dann war das ein ganz bedauernswertes Ehepaar, weil sie im Alter hilflos waren.

Nun hatte Gott geregelt, dass dann in so einem Fall der Bruder, das heißt der Schwager eintreten soll und mit dieser Frau ein Kind zeugen soll. Dieses Kind trug dann den Namen des verstorbenen Bruders.

 

Jetzt kommen die Sadduzäer zu Jesus und erzählen die Geschichte mit den sieben Männern. „Alle sieben haben diese Eine zur Frau gehabt. Sag uns doch einmal, wenn es wirklich eine Auferstehung gibt, wessen Frau wird sie dann bei der Auferstehung sein?“

Letztlich steht dahinter: Jesus, du merkst doch selbst, wie verrückt es ist, an eine Auferstehung zu glauben. Merkwürdigerweise lässt Jesus sich auf diese Streitfrage, auf diese spitzfindige Diskussion ein. Er sagt den Sadduzäern: „Hört mal, ihr kommt mir mit der heiligen Schrift. Das kann ich auch. Kennt ihr die Geschichte vom brennenden Dornbusch, wo Gott dem Mose im brennenden Dornbusch erschienen ist?“ Die kannte in Israel damals jeder gläubige Jude. „Habt ihr noch im Ohr“, fragt Jesus die Sadduzäer, „wie sich Gott in der Geschichte dem Mose vorstellt? Er sagt zu Mose: Ich bin der Gott Abrahams, der Gott Isaaks und der Gott Jakobs. Gott hat sich nicht vorgestellt: Ich war der Gott Abrahams, Isaaks und Jakobs. Das wäre eigentlich normal gewesen, denn Abraham, Isaak und Jakob waren seit Jahrhunderten tot. Nein, er sagt, ich bin der Gott Abrahams, Isaaks und Jakobs. Daran könnt ihr merken,“ sagt Jesus den Sadduzäern, „dass in Gott Abraham, Isaak und Jakob lebendig sind. Die sind nicht einfach weg, nicht einfach tot, sondern ich bin heute noch der Gott Abrahams, Isaaks und Jakobs.

Die Schriftgelehrten, die Theologen, die dabeistanden, haben wahrscheinlich beifällig genickt. Das war genau die Art und Weise, wie sie jedes Streitgespräch geführt haben. Hinterher heißt es: Sie sind alle abgezogen, und niemand wagte es mehr, Jesus eine Frage zu stellen. Jesus hat sie ganz eiskalt mit ihren eigenen Waffen geschlagen und abblitzen lassen. Das ist das eine.

 

Aber, selbst wenn Jesus sie mit ihren eigenen Waffen geschlagen hat, die Sadduzäer haben auch dann nicht an die Auferstehung der Toten geglaubt, und sie haben auch weiterhin jeden lächerlich gemacht, der an die Auferstehung glaubte. Wir wissen das daher, weil später in der Apostelgeschichte der Apostel Paulus mit den Sadduzäern über diese Frage noch manchen Strauss ausgefochten hat.

 

Man kann noch so viele spitzfindige Diskussionen führen und Argumente finden für irgendwelche Glaubensfragen; mit solchen Diskussionen wirst Du keinen Menschen überzeugen, der sich nicht überzeugen lassen will. Ich sag das mal ganz pointiert heute im Blick auf Diskussionen mit Zeugen Jehovas. Die wollen gar nicht von ihrer Meinung abweichen, ihnen geht es nicht um die Wahrheit, sondern es geht darum, dass sie Recht behalten. Du ziehst da immer den Kürzeren. Da kannst Du noch so gute Argumente haben, die werden sich nicht abbringen lassen. So war das bei den Sadduzäern auch.

 

Aber, und jetzt kommt ein zweites Aber. Gott wollte, dass wir in dieser wichtigen Frage, ob es eine Auferstehung von den Toten gibt, Klarheit haben und nicht im Unklaren bleiben. Darum hat Gott auf diese wichtige Frage noch einmal eine Antwort gegeben, eine ganz andere Antwort. Er hat nicht diskutiert. Diese Antwort hat Gott gegeben am Ostermorgen in Jerusalem. Da hat der lebendige Gott sich erlaubt, obwohl die Sadduzäer alle die Auferstehung leugneten, Gott hat sich erlaubt, seinen Sohn Jesus Christus von den Toten aufzuerwecken, den sie ans Kreuz geschlagen hatten; dem sie eine Lanze in die Seite gestochen hatten, um ganz sicher zu sein, dass er tot war; den sie ins Grab gelegt haben, wo sie zur Sicherheit das Grab noch versiegelt hatten. Gott hat sich erlaubt, seinen Sohn von den Toten aufzuerwecken.

Es können die Menschen darüber lächeln und spötteln bis auf den heutigen Tag. Da hat Gott Fakten geschaffen. Und das ist die Art und Weise, wie Gott antwortet, wie Gott reagiert auf Menschen, die sich verstocken. Er schafft Tatsachen, an denen man nicht vorbeigehen kann.

 

Und es ist immer so. Kurz nach der Auferstehung und Himmelfahrt Jesu kommen Petrus und Johannes in den Tempel. Sie treffen einen Gelähmten am Tempeltor, der bettelte. Sie sagen zu dem Gelähmten: „Geld haben wir nicht, können wir dir nicht geben, aber im Namen Jesu: Steh auf!“ Und der stand auf und lief umher. Natürlich sind nun die Leute alle gekommen und haben Petrus auf die Schultern gehoben. Da fängt Petrus an, Jesus, den Auferstandenen zu predigen. Und als die Hohenpriester davon Wind bekommen, haben sie die beiden Apostel gefangen genommen.

Aber dann war der hohe Rat in einer ganz großen Verlegenheit. Sie wussten nicht, was sie mit Petrus machen sollten. Denn es waren ja Tatsachen geschehen; der Gelähmte war ja wirklich aufgestanden und er lief umher. Das konnten sie ja nicht ungeschehen machen Das war in ganz Jerusalem bekannt geworden. Da hat nicht jemand eine Diskussion geführt, sondern da hatte Gott Tatsachen geschaffen.

 

Und es ist bis in unsere Tage so. Ich will ihnen dafür zwei Beispiele sagen. Als wir studiert haben, da haben wir uns im Studium mit der Bibelwissenschaft die Köpfe heiß geredet, ob Jesus wirklich Wunder gewirkt hat, ob die Wundergeschichten des neuen Testamentes wirklich geschehen sind, oder ob das nicht alles ‚Deutegeschichten’ sind.

Ja gut, da steht in der Bibel, dass Jesus den blinden Bartimäus geheilt hat. Aber gemeint hat er die blinden Augen des Herzens. Ich bin ganz ehrlich, als ich 1973 Priester wurde, ich hätte meine Hand damals nicht dafür ins Feuer gelegt, dass diese Geschichten, wo Jesus Wunder gewirkt hat, wo er geheilt hat, wirklich passiert sind. Aber dann hat Gott in meinem Leben Fakten geschaffen. Ich hab einmal dabei sein dürfen, wie jemand, der seit Jahren im Rollstuhl saß, dem sie die Hände aufgelegt haben und mit dem sie um Heilung gebetet haben ... Und dann er ist aufgestanden aus dem Rollstuhl, zum Entsetzen aller Leute, die dabei waren. Das war unfassbar. Aber von diesem Augenblick an werde ich nie mehr in Frage stellen, dass der lebendige Gott auch heute noch Wunder tut.

Oder ein anderes Beispiel: In meiner ersten Kaplanstelle hat man sich die Köpfe heiß geredet ob man noch zur Beichte gehen muss, oder ob die Bußandacht nicht auch genügt. Vielleicht können Sie sich noch erinnern, wie das damals war. Und ich weiß noch, wir hatten an einem Samstagabend im Pfarrheim eine große offene Diskussionsrunde zu diesem Thema. Und was hat man da für Argumente gebracht hin und her.

Ich werde nie vergessen: Mitten in dieser hitzigen Diskussion steht ein junger Mann auf und sagte ganz schlicht. „Ich bin heute Nachmittag beichten gewesen.“ Und dann erzählte er mit ganz wenigen Worten, wie glücklich er war, dass er sein ‚Päckchen’ los war; und das sah man seinem Gesicht auch an. Glauben sie mir, die ganze hitzige Diskussion war mit einem Schlag zu Ende. Da hatte Gott Tatsachen geschaffen, Fakten geschaffen. Das ist die Art und Weise, wie Gott redet. Und an diesen Fakten können wir nicht vorbei.

 

Es ist auch heute so einfach, den Glauben von schlichten Menschen lächerlich zu machen. Das kostet nicht viel; da brauchst du nur eine ‚große Klappe’. Aber wenn jemand das tut, den Glauben von einfachen Menschen lächerlich machen, glaub mir: Gott lacht darüber. Das steht auch in der Bibel, im zweiten Psalm: „Was machen die Menschen nichtige Pläne. Der im Himmel thront, er lacht, er spottet über sie.“

Gott hat gelacht, als damals die Sadduzäer mit so komischen Fragen zu Jesus kamen; Gott lacht über Menschen, die heute den Glauben anderer lächerlich machen. Gott lacht darüber.

Es gibt eine Redensart im Deutschen, und damit möchte ich schließen. Da sagen wir: „Der Mensch denkt und Gott lenkt!“ Das kennen Sie. Man kann es aber auch weiterführen: „Der Mensch dachte ...“, und den Rest können sie sich selber zusammenreimen.   Amen.

 

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