Pfarrer Karl Sendker

Predigten - Hilfen zur Bibelarbeit

Gottesdienste - geistliches Leben

 

3. Advent C
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Predigten

Predigtverzeichnis  nach Bibelstellen geordnet

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Predigt zur 1. Lesung: Zef 3,14-17

Predigt zur 2. Lesung:  Phil 4,4-7

Predigt zum Evangelium: Lk 3,8-14       mp3 Format

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Predigttext:    Zef 3,14-17

 

 

   Liebe Schwestern und Brüder!

Der dritte Adventssonntag hat in der Tradition der Kirche den lateinischen Namen ‚Gaudete’. Dieses lateinische Wort ‚gaudete’ heißt einfach: ‚freut euch’. Die ganze Adventszeit steht eigentlich wie dieser dritte Adventssonntag unter dem Stichwort Freude, auch die Lesungen heute. Die Lesung aus dem Buch Zefanja, die wir eben gehört haben: „Juble, Tochter Zion, jauchze Tochter Israel, freue dich und frohlocke von ganzem Herzen.“ Auch das Lied „Tochter Zion, freue dich ...“, das wir im Advent so gerne singen, hat in dieser Lesung aus Zefanja seinen Ursprung.

Und wenn wir die zweite Lesung nehmen aus dem Philipperbrief: „Freut euch im Herrn zu jeder Zeit, noch einmal sage ich: Freut euch!“ Das prägende Stichwort ist Freude. Letztlich gesehen ist es die Vorfreude auf das Weihnachtsfest, wo ja dann den Hirten auf den Feldern von den Engeln die Botschaft verkündet wird: „Ich verkünde euch eine große Freude, die dem ganzen Volk zuteil werden wird.“ Und wir haben als Kinder in der Schule schon gelernt: Wenn wir uns zu Weihnachten beschenken, dann tun wir das, weil wir uns gegenseitig eine Freude machen wollen, aus Freude darüber, dass Jesus geboren ist.

 

Aber wenn man einmal in die Lesung aus dem Propheten Zefanja hineinschaut, dann merkt man doch, dass da ein ganz kleiner Akzent anders gesetzt ist. Da geht es nämlich nicht zuerst um unsere Freude, sondern es geht um die Freude Gottes. Gott freut sich. Aber worüber freut er sich denn? Darüber redet unsere Lesung.

 

Da heißt es im Propheten Zefanja: „Gott freut sich über dich mit einer riesengroßen Freude, und er jubelt über dich.“ Jeder, der heute hier in der Kirche ist, darf wissen: Gott freut sich über dich. Das ist die zentrale Botschaft. Gott freut sich über dich mit einer ganz großen Freude.

Beim Propheten Jesaja heißt es einmal von Gott: „Er freut sich über dich, so wie sich der Bräutigam über die Braut freut.“ Solche innige Sehnsucht nach der Gemeinschaft mit dir, nach der Nähe mit dir, das ist die Freude Gottes. Das gilt ohne wenn und aber. Es ist völlig egal, ob jemand heute hier als Kind ist, oder ob er alt geworden ist, ob er ein Sünder oder ein Heiliger ist, ob er Mann oder Frau ist, ob er evangelisch oder katholisch oder gar nichts ist. Gott freut sich über dich voller Freude. Das ist die Botschaft des Advent: die Freude Gottes.

 

Und wenn jetzt jemand denkt: Das kann ich mir gar nicht vorstellen. In meinem Leben gibt es so vieles was im buchstäblichen Sinne unerfreulich ist, worüber Gott sich gar nicht freuen kann. In meinem Leben gibt es so viele Schwächen, so viel Versagen, so vieles, wo ich schuldig werde, so viele Mängel.

Aber es gilt trotzdem: Gott freut sich über dich voller Freude. Gott sieht deine Mängel auch, deine Schwächen, das Unerfreuliche in deinem Leben. Darum geht es in unserer Lesung aus dem Propheten Zefanja noch weiter. Da heißt es: „Er schafft dich neu in seiner Liebe“, oder hier in unserer Übersetzung: „Er erneuert seine Liebe zu dir.“ Wörtlich muss es wohl heißen: „Er schafft dich neu in seiner Liebe.“ Alles, was in deinem Leben unerfreulich ist, was es an Versagen gibt, das schafft Gott neu. Er schafft dich neu und zwar durch seine Liebe. Und weil er mit seiner schöpferischen Liebe am Werk ist, darum kann er sich bedingungslos an dir freuen.

 

Was hier gesagt ist vom Verhältnis des Menschen zu Gott, das gilt aber auch in unserem Verhältnis untereinander. Jeder von uns hat in der Kirche heute jemanden neben sich sitzen, hat Bekannte, mit denen er zusammen ist, an denen auch nicht alles erfreulich ist. Und mit manchen Leuten kann ich überhaupt nicht.

Aber dann denk daran: Der Mensch, mit dem du überhaupt nicht kannst, an dem so viel Unerfreuliches ist, den schafft Gott neu in seiner Liebe. Und wenn Gott sich über diesen Menschen freut, mit dem du nicht kannst, dann lass dir doch von Gott auch eine neue Freude zu deinem Mitmenschen schenken.

Gott freut sich über uns nicht nur dann, wenn wir Gutes tun, das natürlich auch!. Aber beim Propheten Jeremia steht genau das Umgekehrte. Gott sagt da: „Es ist meine Freude, euch Gutes zu tun.“ Gott tut uns Gutes, das ist seine Freude. Und wenn wir Gutes tun, dann tun wir es im Grunde genommen nicht, um uns die Freundschaft Gottes zu verdienen, sondern es ist gleichsam die Antwort auf die Freude Gottes.

 

Diese Freude Gottes wird mit ganz drastischen Worten ausgedrückt, das kann man im deutschen fast gar nicht übersetzen. Hier in der Einheitsübersetzung heißt es: „Er jubelt über dich und frohlockt, wie man frohlockt an einem Festtag.“ Wörtlich im Hebräischen steht da (Das Alte Testament ist ja hebräisch geschrieben): „Er springt auf deinetwegen mit Jauchzen wie an Festtagen.“ Wenn ich das lese, muss ich immer daran denken: Wenn ich im Sommer nach Bayern fahre, wenn ich dann zu einem Heimatabend gehe und die Schuhplattler sehe, wie die rumhüpfen und rumspringen und sich vor Freude auf die Schenkel schlagen, einen Juchzer nach dem anderen ausstoßen ... So freut sich Gott über dich. Das ist nicht so eine abgeklärte Freude, dass Gott da oben auf seinem Thron sitzt mit einem Heiligenschein und sich still im Herzen freut, nein das ist eine Freude, die sich ausdrückt: „Er springt auf deinetwegen in Jauchzen wie an den Tagen der Feste.“

 

Wer das einmal im Tiefsten verinnerlicht hat, dass Gott sich über mich freut mit einer grenzenlosen Freude, in dem kann dann auch umgekehrt die Freude des Advent wachsen, in dem bricht dann ein freudiger Jubel aus.

 

Diese Freude, die uns erfüllt, der Jubel, der bei uns ausbricht, muss nicht nur darin bestehen, dass ich mich hinsetze, die Hände falte und mich mit einem frommen Gesicht in mich hineinfreue. Auch hier gibt es einen Text im Alten Testament, im allerletzten Kapitel des Alten Testamentes beim Propheten Maleachi. Da wird davon geredet, wie unserer Freude aussehen kann. Da heißt es: „Euch, die ihr Ehrfurcht habt vor Gott, wird die Sonne der Gerechtigkeit aufgehen, und Heil ist in ihrem Strahlen.“ Und jetzt kommt’s: „Ihr werdet vor Freude springen wie die Kälber, die im Frühjahr zum ersten Mal aus dem Stall kommen.“ Haben Sie schon einmal gesehen, wenn die Kälber nach einer langen Zeit aus dem Stall kommen? Wie die dann Sprünge machen auf der Wiese? So denkt sich Gott das, wie wir Menschen unsere Freude zeigen dürfen. Mit Herzen, Mund und Händen, mit unserem ganzen Leib dürfen wir uns freuen.

 

Was ist das schade, dass unsere Freude bei uns in Deutschland in unseren Kirchen so wenig sichtbaren Ausdruck findet. Die Afrikaner etwa tun sich da viel leichter. Wir können uns ja nur noch freuen mit Herzen und mit Händen und mit Aufspringen, wenn im Fußball ‚unser’ Verein Deutscher Meister geworden ist.

Aber Gott denkt sich solche Freude von uns, weil er sich mit einem solchen Jubel mitfreut. Lass das ganz tief in dein Herz hinein, jetzt kurz vor Weihnachten: „Gott freut sich über dich mit einer riesengroßen Freude.“ Und er möchte, dass diese seine Freude ansteckend wird, dass du jubeln kannst, dass du jauchzen kannst, dass du dich mitfreuen kannst mit Gott.    Amen.

 

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Predigttext:   Phil 4,4-7

 

Liebe Schwestern und Brüder!

 

Wenn einer von uns den Auftrag bekäme, in fünf Sätzen eine Zusammenfassung des christlichen Lebens zu schreiben, ich glaube, dann würden die meisten von uns kapitulieren. Und wahrscheinlich die Theologen am allermeisten. Da kann man eher ein ganzes Buch oder gleich mehrere Bücher darüber schreiben. Aber in fünf Sätzen eine Zusammenfassung des ganzen christlichen Lebens? Das geht! Das haben Sie eben als Lesung gehört. Ich lese ihnen noch einmal die Lesung vor, die ist ganz kurz gewesen. Und dann schauen wir uns diese Zusammenfassung des christlichen Lebens kurz an. Da schreibt Paulus im Philipperbrief.

 

„Freut euch im Herrn zu jeder Zeit. Noch einmal sage ich: freut euch. Euere Güte werde allen Menschen bekannt. Der Herr ist nahe. Um nichts macht euch Sorgen, sondern bringt in jeder Lage betend und flehend euere Bitten mit Dank vor Gott. Und der Friede Gottes, der alles Verstehen übersteigt, wird euere Herzen und euere Gedanken in Gemeinschaft mit Jesus Christus bewahren.“

 

Zusammenfassung des ganzen christlichen Lebens, das schauen wir uns einmal an.

Es beginnt wie mit einem Posaunenstoß, mit dem Ruf: „Freut euch alle Zeit im Herrn. Und ich sage es noch einmal: freut euch.“

Das ist das allerwichtigste im Christentum, noch wichtiger als die Nächstenliebe, dass unser Leben nach dem Willen Gottes geprägt ist von einer überschäumenden Freude. Damit ist nicht Lustigkeit gemeint oder Fröhlichkeit. Das muss sich auch nicht immer dadurch zeigen, dass man über beide Ohren grinst oder so. Diese Freude kann auch sehr still im Herzen sein.

Aber wenn wir den Apostel Paulus anschauen oder auch die anderen Apostel in der Apostelgeschichte, dann entdecken wir: Diese Freude ist auch dann noch da, wenn man angegriffen wird, wenn es einem menschlich schlecht geht.

Als der Apostel Paulus den Philipperbrief schreibt, da sitzt er im Gefängnis, die Füße eingespannt in einen Block. Und in dieser Lage schreibt er: „Freut euch allezeit im Herrn.“ Es ist der Wille Gottes, dass unser christliches Leben geprägt ist von Freude. Es ist doch kein Zufall, dass das Stichwort Freude in der Bibel häufiger vorkommt als das Stichwort Liebe. Und es ist kein Zufall, dass die Botschaft die wir zu verkünden haben, Frohbotschaft heißt und nicht Liebesbotschaft. Die Liebe kommt erst als Folge aus der Freude. Das ist das erste.

 

Am Ende unserer Lesung steht der zweite Pol, von dem das christliche Leben geprägt ist: „Der Friede Gottes, der alles Verstehen übersteigt, wird eure Herzen und eure Gedanken in der Gemeinschaft mit Jesus Christus bewahren.“

Wiederum, es ist der Wille Gottes, dass unser Leben geprägt ist von einem ganz tiefen Frieden. Und auch in dem Wort Zu-frieden-heit steckt ja das Wort Friede drin. Dass man mit sich selbst im Reinen ist, dass man mit Gott im Reinen ist. Dass man wirklich in seinem Herzen Frieden hat. Dieser Friede, den man nach dem Willen Gottes im Herzen hat, der ist auch dann noch da wenn es äußerlich gesehen drunter und drüber geht. Dass die Leute manchmal staunend sagen: Woher hat der so einen Frieden? Ja, Paulus schreibt: „Der Friede, der alles Verstehen übersteigt.“ Verstehen kann man das manchmal nicht.

Das sind die beiden Pole, in die christliches Leben eingespannt ist: Freude und Friede.

 

Und von diesen beiden äußeren Polen gehen wir jetzt einen Schritt in die Mitte des Textes. „Freut euch alle Zeit im Herrn …“, und das nächste: „Euere Güte werde allen Menschen bekannt.“ Das Wort Güte könnte man auch übersetzen: Freundlichkeit. Eure Menschenfreundlichkeit soll allen Menschen bekannt werden.

Es ist kein Zufall, dass das hier an zweiter Stelle steht und nicht an erster Stelle. Diese Freundlichkeit, die Güte, die Milde, die man den Menschen gegenüber an den Tag legt, die wird geboren aus der Freude. Die muss man sich nicht krampfhaft aus den Fingern saugen, sondern es ist wie bei einem Überlaufbrunnen. Erst dann wenn der Brunnen selber ganz voll ist, dann läuft er nach allen Seiten über. Und wer selber voll ist von der Freude und dem Frieden Gottes, der strahlt (ich möchte fast sagen) automatisch, Freundlichkeit, Gelassenheit, Güte auf die anderen Menschen aus.

Das ist genauso wie bei einem Schüler. Wenn ein Schüler nach Hause kommt von der Schule, und er hat bei einer wichtigen Klassenarbeit eine Eins geschrieben, der muss kein freundliches Gesicht machen, der strahlt von ganz alleine, das kommt von innen her. Und so ist das bei Gott auch. Wer erfüllt ist von der Freude Gottes, der strahlt die auch nach außen weiter.

 

Das nächste, wir arbeiten uns von außen nach innen vor: „Um nichts macht euch Sorge.“ Gott möchte, dass wir ein sorgloses Leben haben. Damit ist nicht gemeint, dass ein Vater oder eine Mutter nicht mehr für seine Familie sorgen soll. Aber es gibt eine lähmende Sorge, die aus der Angst geboren ist, und nicht aus der Fürsorge. Diese lähmende, ängstliche Sorge, die braucht uns nicht plagen, sagt Gott. Wir dürfen unsere Sorgen auf ihn werfen. Für Sorgen ist Gott zuständig und nicht wir.

 

„Lasst in jeder Lage“, schreibt Paulus, „mit Bitten und Flehen und mit Danksagung euere Anliegen euere Anliegen vor Gott kund werden.“ Aber dann lass die auch bei Gott. Denn Gott möchte nicht, dass unser Leben lähmend von diesen quälenden Sorgen beeinflusst wird. Ganz oft ist es ja so, dass uns gerade die Sorgen abhalten, ein frohes geistiges Leben zu führen. (Darüber würde es sich lohnen, einmal eine eigene Predigt zu halten, über den Umgang mit Sorgen.)

 

Und jetzt kommen wir zum Zentrum, zum Mittelpunkt den christlichen Lebens. Der Mittelpunkt des christlichen Lebens heißt: „Der Herr ist nahe.“ Seine Gegenwart darf mein Leben prägen. Und wenn er mir nahe ist, wenn er in meiner Mitte ist, dann bekommt mein Leben diese freudige Prägung. Dann bekommt mein Leben den Frieden eingegossen, der alles Verstehen übersteigt. Es hängt alles an diesem Zentrum: „Der Herr ist nahe.“

 

Und dann auf einmal fällt einem auf, dass der Apostel Paulus am Anfang auch nicht geschrieben hat: „Freut euch allezeit über den Herrn, sondern freut euch allezeit im Herrn. Oder dann fällt einem plötzlich auf: Der Friede Gottes wird eure Gedanken und euere Herzen in der Gemeinschaft mit Christus Jesus bewahren, dass die Nähe des Herrn nicht mehr gefährdet ist.

 

Alles das gehört zu einem christlichen Leben. Ich fasse es noch einmal ganz kurz zusammen.

1. Christliches Leben ist geprägt von Freude und von Friede.

2. Die Güte, die aus der Freude kommt, soll den Menschen bekannt werden.

3. Unser Leben soll geprägt sein von Sorglosigkeit.

4. Und als Mittelpunkt: ER ist in unserem Leben nahe.

Es lohnt sich danach zu streben. Amen.

 

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Predigttext:      Lk 3,8-14

 

 

Liebe Schwestern und Brüder!

 

„So ein Sprüchmacher!“ Wie oft habe ich diesen Satz gehört vom Vater meiner Haushälterin. Wenn da im Fernsehen einer große Reden gehalten hat, und man spürte genau: das ist viel Gerede und nichts dahinter. „So ein Sprüchmacher!“ Ja das gibt es in unserer Gesellschaft auch, solche „Sprüchmacher“.

 

Sehen sie, da kommt ein Professor von einem Vortrag abends nach Hause. In einem großen Hörsaal in der Universität hat er vor Hunderten von Studenten einen Vortrag gehalten zum Thema: „Frieden ist möglich“. Und jetzt fährt er mit seinem Auto nach Hause. Er ist auf der einen Seite erschöpft von seinem Vortrag, auf der anderen Seite aber auch glücklich. Die Leute waren aufgestanden und hatten ihm stehend applaudiert. „Frieden ist möglich.“ Noch einmal ziehen ihm, während er mit seinem Auto heimfährt, die ganzen Gedanken durch den Kopf, die er den Menschen gesagt hat, wie das denn praktisch aussieht, dass Friede möglich ist. Dass Menschen in Freiheit leben können, dass keiner wegen seiner Hautfarbe verachtet wird. Er hatte auch aktuelle Themen nicht ausgelassen, etwa die Frage von Kindesmisshandlungen oder von der Würde und Stellung der Frau in der Gesellschaft und auch in der Kirche. Und stehend hatten sie ihm applaudiert. „Friede ist möglich“, im Großen, wie auch in der Familie.

 

Und jetzt fährt er mit dem Auto in die Garageneinfahrt. Und dann: „Verflucht noch mal, die Garage ist zu.“ Und nicht mal der Schlüssel hängt am gewohnten Platz an der Wand. Er rennt ins Haus und schreit seine Frau an: „Warum ist denn die Garage zu? Nicht mal der Schlüssel war da.“

Seine Frau will ihm gerade erklären, warum die Garage zu ist, aber er schlägt die Türe hinter sich zu und rennt in sein Arbeitszimmer. „Friede ist möglich.“

So ein Sprüchmacher, würde der Vater meiner Haushälterin sagen. Einen Vortrag zu halten über das Thema „Friede ist möglich“, das ist die eine Seite, aber ...

 

Sehen Sie, da hat Johannes der Täufer am Jordan gepredigt mit einhämmernden Worten. Er war eine der ganz großen Gestalten im Neuen Testament, und die Menschen haben gespürt, an dem ist etwas dran, das ist kein Sprüchmacher. Der hat wirklich so gelebt, wie er gepredigt hat. Er hat ein Gewand getragen aus Kamelhaaren, er ernährte sich von Heuschrecken und wildem Honig. Der hat wirklich mit seiner Berufung ernst gemacht. Der hat kein bequemes Leben geführt, sondern er lebte zurückgezogen in der Wüste.

 

In Scharen kommen sie zu ihm hinaus, um sich von ihm taufen zu lassen, weil sie spüren: Wir haben Umkehr nötig. Aber dann sagt Johannes ihnen: Passt auf, dass ihr nicht auch nur Sprüchmacher seid. Nur taufen lassen allein, nur dieses Zeichen zu setzen, in den Jordan hinunter steigen und eine Hand voll Wasser über den Kopf gegossen, das allein tut es nicht. Ihr müsst Früchte bringen, die dieser Umkehr entsprechen. Jeder Baum, der keine guten Früchte bringt, wird umgehauen und ins Feuer geworfen. Es geht um die Früchte, die sichtbar werden, und nicht nur darum, dass du dich taufen lässt und ein äußeres Zeichen setzt.

 

Und dann kommen die Leute und fragen ihn: Johannes, was sollen wir denn tun, was sollen wir denn ganz praktisch tun? Da gibt ihnen Johannes auf diese Frage auch ganz praktische Antworten.

Als die Leute kommen und ihn fragen „Was sollen wir denn tun?“, da hat er nicht gesagt: „Ihr müsst jetzt alle ein Bußgewand anziehen, euch von Heuschrecken und wildem Honig ernähren und in die Wüste gehen.“ Das hätten die ja gar nicht gekonnt. Nein, er sagt ihnen ganz schlicht: „Wer zwei Kleider hat, der soll dem eins geben, der keines hat. Und wer etwas zu essen hat, der mache es genauso.“ Das heißt mit einem einzigen Wort teilen.

Ich weiß nicht, ob nicht Jesus gerade in unserer Zeit den reichen Völkern ganz schlicht dieses Wort an die Hand gibt: Fang an zu teilen mit denen, die weniger haben. Und wenn wir am Weihnachtsfest eingeladen sind, zur Kollekte für Adveniat, auch das ist eine Form des Teilens. Aber jedes Mal, wenn es um karitative Dinge geht, dann sind wir aufgefordert zu teilen. Du kannst auch Zeit mit einem anderen teilen. Du kannst auch gutes Wort mit-teilen. Immer wieder dieses Stichwort, teilen.

 

Dann kommen die Zöllner zu Johannes an den Jordan und fragen: „Was sollen wir denn tun?“ Die Zöllner waren eine Berufsgruppe, die schon von Berufs wegen damals zu Sündern abgestempelt waren. Die konnten sich nach der Meinung der Juden überhaupt nicht mehr bekehren. Und als die dann kommen und ihn allen Ernstes fragen: „Was sollen wir tun?“, es aus ehrlichem Herzen fragen, da sagt Johannes wiederum nicht: „Ihr müsst euren Beruf an den Nagel hängen, sonst kommt ihr nie in den Himmel“, obwohl das viele Juden damals gedacht haben. Sondern er sagt ihnen ganz schlicht: „Verlangt nicht mehr, als festgesetzt ist.“ Das heißt mit anderen Worten, modern gesprochen: Haut den anderen nicht übers Ohr.

Ob Jesus uns in unserer Gesellschaft nicht auch diese Weisung mit großem Nachdruck ans Herz legen würde: Geht miteinander ehrlich um, im Geschäftsleben, im Großen ebenso wie im Kleinen. Haut den anderen nicht übers Ohr.

 

Und schließlich kommen die Soldaten als dritte Gruppe zu Johannes. Das waren Römer, das waren Heiden. Interessant, dass die auch zu Johannes gekommen sind und spürten: Wir haben Bekehrung nötig. Sie fragen auch: „Was sollen wir denn tun?“ Und auch für die hat Johannes eine ganz klare Antwort: „Übt keine Gewalt aus und betrügt niemanden.“

Es gibt ja heute Viele, die Gewalt ausüben. Ob das in den Verwaltungen ist, ob einer Pfarrer ist, ob als Lehrer, als Muter oder als Vater. Irgendwo sind die meisten von uns in der Situation, dass wir über andere Menschen Gewalt haben, Macht haben. Nutzen wir diese Stellung nicht aus. Erpresse niemanden, übe gegen niemanden Gewalt.

 

Schließlich eine Weisung, die für uns vielleicht auch ganz wichtig ist: „Begnügt euch mit eurem Sold.“ Seid zufrieden mit eurem Lohn. Ob das nicht auch in unserer Situation hier in Deutschland eine ganz wichtige Weisung wäre, die Johannes hier sagt: Begnügt euch mit eurem Lohn. Ich bin ganz sicher, wenn wir alle diese ganz schlichten Weisungen praktizieren würden in unserer Zeit heute: „Teilen, begnügt euch mit eurem Lohn, und haut den anderen nicht übers Ohr, seid ehrlich im Umgang miteinander“, es würde in unserer Gesellschaft anders aussehen. Nur: Es geht nicht darum, darüber zu reden oder das zu fordern. Das tun die Sprüchmacher.

Es gibt so eine Redensart bei uns: „Es geschieht nichts Gutes, außer man tut es.“ Hoffentlich bleibt das nicht auch nur so ein Spruch.   Amen.

 

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