Pfarrer Karl Sendker

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Predigten

Predigtverzeichnis  nach Bibelstellen geordnet

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Predigt zur 2. Lesung:   Röm 5,1-2.5-8     mp3 Format     als Video

Predigt zum Evangelium:   Joh 4,5-42

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Predigttext:    Röm  5,1-2.5-8

 

Liebe Schwestern und Brüder!

 

Glaube, Hoffnung und Liebe, diese drei Stichworte prägen heute die 2. Lesung aus dem Römerbrief. Wir nennen sie auch die drei göttlichen Tugenden: Glaube, Hoffnung und Liebe.

Die Bitte um Glaube, Hoffnung und Liebe steht auch wie ein großes Eingangsportal über dem Rosenkranz, wenn wir beten: … der den Glauben in uns vermehre, … der die Hoffnung in uns stärke, … der die Liebe in uns entzünde. Glaube, Hoffnung und Liebe, drei wichtige Stichworte.

 

 

Über das erste Stichwort „Glaube“ hatte Paulus in einem langen Abschnitt im Römerbrief ausführlich geschrieben. In unserer Lesung zieht er gleichsam einen Schlussstrich, ein Fazit, und er schreibt:

„Gerecht gemacht aus Glauben haben wir Frieden mit Gott durch unseren Herrn Jesus Christus.“

Es ist wie ein Jubelruf: „Wir haben durch den Glauben Frieden mit Gott durch unseren Herrn Jesus Christus.“

 

Vielleicht sagt uns das nicht so ganz viel: „Wir haben wir Frieden mit Gott.“ Aber ich denke schon, dass das für die Menschen etwas sehr Wichtiges ist. Ich habe im Altenheim einmal eine Frau besucht, die gar nicht mehr aus ihrem Zimmer herauskam. Wir kamen ins Gespräch, und ich hab sie so beiläufig gefragt: „Haben sie denn noch einen Wunsch?“ Da sagt sie mir: „Einen einzigen Wunsch habe ich noch in meinem Leben: Ich möchte gerne in Frieden mit Gott sterben können.

„Wir haben Frieden mit Gott durch den Glauben“, sagt Paulus.

Aber auch bei Menschen, die mit der Kirche nicht mehr so viel am Hut haben, da spürt man indirekt diese Sehnsucht noch. Wenn in einer Familie jemand gestorben ist, was ist das dann für die Angehörigen ein Trost, wenn sie sagen können: Er (oder sie) ist in Frieden eingeschlafen. Letztlich steht dahinter das Gleiche: Er hat Frieden mit Gott, er ist mit sich und mit Gott im Reinen.

Da sagt uns Paulus: „Durch den Glauben haben wir Frieden mit Gott durch unseren Herrn Jesus Christus.“

 

So ein Glaube kann sich manchmal ganz bescheiden äußern. Ich erinnere an den Schächer am Kreuz. So unbeholfen wie er nur kann, wendet er sich an Jesus: „Herr, denk an mich, wenn du in dein Reich kommst, wenn du mit deiner Königsherrschaft kommst.“ Das war der Glaube. Er hat sich voll Vertrauen an Jesus gewandt. Und dann sagt Jesus ihm: „Heute noch wirst du mit mir im Paradies sein.“ Du hast Frieden mit Gott. Und wenn du einmal vor dem Thron Gottes erscheinen musst, vor dem Richter, dann darfst du auf Jesus zeigen und sagen: „Der ist für mich gestorben.“ Durch den Glauben haben wir Frieden mit Gott.

 

 

Das zweite Stichwort ist das Wort „Hoffnung“. Paulus sagt:

„Wir rühmen uns der Hoffnung auf die Herrlichkeit Gottes.“

Hoffnung hat mit der Zukunft zu tun. Unsere Zukunft ist die Herrlichkeit Gottes. Es mag sein, dass wir in diesem Leben einen Leidensweg geführt werden. Auch Jesus musste seinen Weg als Leidensweg, als Kreuzweg gehen. Aber am Ende steht nicht das Kreuz, am Ende steht Ostern, die Herrlichkeit Gottes. Und zwischendurch auf diesem Weg wird ihm bei der Verklärung auf dem Berg Tabor gleichsam schlaglichtartig gezeigt, wohin es geht: Nicht ins Grab, sondern in die Herrlichkeit Gottes.

„Wir rühmen uns der Hoffnung auf die Herrlichkeit Gottes.“

Paulus schreibt weiter: „Die Hoffnung lässt nicht zugrunde gehen.“ Man könnte es auch anders übersetzten: „Unsere Hoffnung geht nicht ins Leere.“

 

Es gibt zwei verschiedene Arten von Hoffnung, eine gefüllte Hoffnung und eine leere Hoffnung. Ich will versuchen dies zu erklären. Da sind zwei junge Frauen, beide hoffen auf ein Kind. Bei der einen klappt das einfach nicht, aus welchem Grund auch immer. Das ist eine leere Hoffnung. Sie hofft auf ein Kind, aber es klappt nicht; es ist eine leere Hoffnung. Die andere Frau, da sagen wir schon in unserer Redensart: „Sie ist „guter Hoffnung“, das heißt: Sie hat ein Kind empfangen, auch wenn man es noch gar nicht sieht. Aber dieses neue Leben ist schon da, sie ist „guter Hoffnung“. Beide hoffen auf ein Kind, einmal eine leere Hoffnung, einmal eine gefüllte Hoffnung.

Wenn Paulus hier sagt: „Unsere Hoffnung geht nicht ins Leere“, dann sagt er uns damit:  Du kannst dich hundertprozentig darauf verlassen, dass es eine gefüllte Hoffnung ist. Sie kommt ans Ziel; es ist die Hoffnung auf die Herrlichkeit Gottes.

 

Und warum ist das eine gefüllte Hoffnung? Da gibt es zwei Gesichtspunkte zu beachten, einen objektiven und einen subjektiven Gesichtspunkt.

Der objektive Gesichtspunkt den Paulus hier nennt: „Christus ist für uns gestorben, und zwar als wir noch Sünder waren.“ Das ist eine Tatsache. Ob jemand an Christus glaubt oder nicht, ob man ihn liebt oder nicht liebt, ob man ihn in die Ecke schiebt oder nicht. Diese Tatsache kann man nicht ungeschehen machen, dass er gestorben ist für die Sünde der Welt. Das ist eine objektive Tatsache.

Der zweite Gesichtspunkt, dass unsere Hoffnung nicht ins Leere geht, ist ein subjektiver. Da schreibt Paulus: „Die Liebe Gottes ist ausgegossen in unseren Herzen durch den Heiligen Geist.“ Das ist die Erfahrung des Heiligen Geistes in unseren Herzen. Wenn ein Mensch fähig ist, die Brüder und Schwestern zu lieben, vielleicht sogar den Feind zu lieben, dann ist das ein ganz deutliches Kennzeichen, dass seine Hoffnung nicht ins Leere geht. Dass er im Frieden mit Gott leben kann und dass er mit einer ganz großen Glaubensgewissheit durch diese Welt gehen kann.

„Die Liebe Gottes ist ausgegossen in unseren Herzen durch den Heiligen Geist, der uns geschenkt ist.“

Darum ist die Erfahrung des Heiligen Geistes in unserem Leben so wichtig, die Erfahrung dieser Kraftquelle. Aus rein menschlichen Anstrengungen heraus wirst Du den Feind nicht lieben können, aber durch den Heiligen Geist wird das möglich. Der Apostel Johannes hat in seinem ersten Brief geschrieben: „Wir wissen, dass wir vom Tod zum Leben hinüber gegangen sind, weil wir fähig sind die Brüder und Schwestern zu lieben.“ Das ist es.

 

 

Und damit sind wir auch schon beim dritten Stichwort, das diese Lesung prägt, das Stichwort „Liebe“.

Hier muss man darauf hinweisen, dass es im biblischen Sprachgebrauch zwei verschiedene Arten von Liebe gibt. Die eine Liebe möchte ich „schöpfende Liebe“ nennen, die andere Art ist eine „quellende Liebe“.

Ein Beispiel dafür: Wenn du einem Menschen begegnest, der liebenswert ist, der dir sympathisch ist, dann findest du in ihm viel Liebenswürdiges und Liebenswertes. Und dann wirst du auch mit Liebe antworten. Das ist so, wie wenn man aus einem Brunnen mit einem Schöpfgefäß Wasser schöpft. So schöpft man bei dem Anderen das Liebenswerte, und kann mit der eigenen Liebe antworten. Das ist die schöpfende Liebe.

Die andere Liebe, von der die Bibel redet, die in unseren Herzen ausgegossen ist, ist eine quellende Liebe. Wenn man im Anderen nichts Liebenswertes mehr findet, wenn der mir total gegen den Strich geht, ihn dann noch zu lieben, das geht nur, wenn man in sich eine quellende Liebe hat, wo es einfach aus einem heraussprudelt.

Auch hier ein Beispiel. Sie kennen die Szene aus dem Abendmahlssaal, wo Jesus den Jüngern die Füße gewaschen hat. Da sitzt sein Lieblingsjünger Johannes dabei. Einem Lieblingsjünger die Füße zu waschen, einem Menschen, den man sehr gerne hat, das ist nicht schwer, das schaffen wir auch. Aber da sitzt auch Judas dabei. Und es steht zweimal ausdrücklich in diesem kurzen Text: Jesus wusste, dass Judas ihn am gleichen Abend verraten würde. Und er hat auch dem Judas die Füße gewaschen. Das ist nur möglich, wenn man in sich eine Quelle der Liebe hat. Das ist diese göttliche Liebe.

 

Wie schreibt Paulus hier: „Christus ist für uns gestorben, als wir schwach und gottlos waren.“ Gott hat seine Liebe zu uns dadurch unter Beweis gestellt, dass Christus für uns gestorben ist, als wir noch Sünder waren, als nichts Liebenswertes in uns war. Da wird diese quellende Liebe sichtbar.

 

Ich fasse kurz zusammen: Glaube, Hoffnung und Liebe.

Durch den Glauben haben wir Frieden mit Gott im Leben und auch im Sterben.

Die Hoffnung, dass unser Leben ein Ziel in der Herrlichkeit hat, geht nicht ins Leere.

Und das dritte: Die göttliche Liebe, die in unseren Herzen ausgegossen ist durch den Heiligen Geist, ist eine quellende Liebe. Da heißt es nicht mehr: Du musst deinen Nächsten lieben oder deinen Feind lieben. Da kann man vielmehr mit einem Jubel sagen: Ich kann ich kann meinen Nächsten lieben, weil die Liebe Gottes in meinem Herzen ausgegossen ist.   Amen.

 

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Predigttext:    Joh 4, 5-42

 

Predigt im MP3 Format

 

Liebe Schwestern und Brüder!

 

Wenn ein Mann oder eine Frau geschieden ist und standesamtlich wieder heiratet, dann ist sie in der katholischen Kirche nicht zu den Sakramenten zugelassen. Diese Vorschrift des Kirchenrechts stößt heute bei Vielen auf Unverständnis. Gerade kirchlich engagierte Menschen sagen: „Heute in einer Zeit, wo man sogar unschuldig geschieden werden kann, wo man sich gegen eine Scheidung letztlich gar nicht wehren kann, da muss sich doch die Kirche den Gegebenheiten ein Stück anpassen.“

Lassen wir das mal so stehen. Was ist aber, und wie soll die Kirche reagieren, wenn ein Mann oder eine Frau fünfmal geschieden ist und jetzt mit einem sechsten Partner zusammenlebt, ohne verheiratet zu sein? Wie soll man dann reagieren? Das ist gar nicht so einfach.

 

Mit so einer Frau hat es Jesus heute im Evangelium zu tun. Fünfmal verheiratet, fünfmal geschieden, und jetzt lebt sie mit einem zusammen, mit dem sie gar nicht verheiratet ist.

Jesus sitzt am Jakobsbrunnen, drei Kilometer von dem Ort Sychar entfernt, mittags um zwölf Uhr. Er will sich von der Wanderung auszuruhen. Und dann kommt mittags um zwölf Uhr diese samaritische Frau zum Brunnen, um Wasser zu holen.

Allein der Zeitpunkt ist schon verräterisch. Normalerweise ging damals in Israel niemals eine Frau mittags in der glühenden Mittagshitze zum Wasser holen. Da ging man nachmittags, so gegen fünf oder sechs Uhr, wenn die größte Hitze vorbei war. Außerdem ging auch keine Frau diese drei Kilometer allein. Alle Frauen des Dorfes gingen gemeinsam zum Brunnen, um Wasser zu holen. Wenn nun diese Samariterin mittags in der glühenden Hitze allein zum Brunnen geht, signalisiert das schon: Sie ist in ihrem Dorf eine Geächtete, auf die man mit dem Finger gezeigt hat. Schau mal, die da mit ihren fünf Männern. Jetzt hat sie wieder einen neuen, und ist mit dem nicht einmal verheiratet. Diese Frau konnte nicht mehr mit den anderen zusammen zum Brunnen gehen, weil sie abgestempelt war, weil sie immer damit rechnen musste, dass sie darauf angesprochen wurde und schief angeschaut wurde. So kann eine Frau nicht nur äußerlich sehr einsam sein, sondern auch innerlich eine furchtbare Einsamkeit durchmachen.

Jetzt kommt sie ganz allein zum Brunnen und begegnet Jesus. Und wie geht jetzt Jesus mit ihr um?

Jesus beginnt ein Gespräch über scheinbar völlig belanglose Dinge, so wie wir manchmal über das Wetter reden. Er redet mit ihr über das Wasser. Und das Gespräch plätschert so im buchstäblichen Sinne dahin. Aber an einer Stelle hätte die Frau eigentlich hellhörig werden müssen. Da sagt Jesus plötzlich: „Wer von diesem Wasser aus dem Brunnen trinkt, der wird wieder Durst bekommen. Wer aber von dem Wasser trinkt, das ich ihm gebe, von dem lebendigen Wasser, der wird nie mehr Durst haben. Vielmehr wird dieses Wasser in ihm, in seinem Innern, zu einer Quelle werden, die zu ewigem Leben sprudelt, die Leben in Fülle schenkt.“ Eigentlich hätte die Frau da stutzig werden müssen.

 

Dieses Wort vom lebendigen Wasser, vom Durst nach dem lebendigen Wasser, war in Israel ein Bildwort für die Lebenssehnsucht des Menschen.

Wo ist Deine Lebenssehnsucht? Wo hast Du Sehnsucht nach einem erfüllten Leben, dass Du sagen kannst: Mein Leben ist geglückt? Das drückte man aus mit dem Ausdruck ‚Durst nach dem lebendigen Wasser’, das ewiges Leben oder Leben in Fülle schenkt.

 

Aber die Frau versteht überhaupt nicht, was Jesus will. Sie bleibt immer so an der Oberfläche: „Gib mir dieses Wasser, dann muss ich nicht mehr jeden Tag zum Brunnen kommen.“ Jesus merkt dass er auf diesem Weg bei der Frau nicht weiterkommt. Er stößt nicht durch zu ihrem Herzen. Er bricht den Gesprächsfaden ab. Und ganz unvermittelt, scheinbar völlig ohne Zusammenhang mit dem Bisherigen sagt er zu ihr: „Geh, ruf deinen Mann, und komme wieder her.“

Was soll das denn jetzt auf einmal? „Ruf deinen Mann und komme wieder hierher!“ Aber dann bricht es aus dem Herzen dieser Frau heraus: „Ich habe keinen Mann.“ Hier war Jesus genau bei dem Punkt, wohin er bei dieser Frau wollte. Das war ja die Sehnsucht dieser Frau. Ihr ganzes Leben lang wollte sie mit einem Mann glücklich zu werden. Und jetzt muss sie zugeben: „Ich habe keinen Mann.“ Das bedeutet: Meine tiefste Lebenssehnsucht ist unerfüllt geblieben. Überlegen Sie einmal, was das in so einer Situation bedeutet: Da hat eine Frau fünfmal versucht, in einer Ehe mit einem Mann glücklich zu werden. Fünfmal ist die Ehe in die Brüche gegangen. Da kann man leicht die Nase rümpfen und mit dem Finger darauf zeigen. Aber ob wir ahnen können, wie viel Not damit verbunden ist, wie viel Jammer und Elend? Wie viel zerbrochene Hoffnungen damit verbunden sind! Und jetzt, beim sechsten Mal, hat sie sich nicht mehr getraut, einem Mann formell das Jawort zu geben. Da lebt sie so mit ihm zusammen.

 

Wie reagiert nun Jesus, als sie sagt: „Ich habe keinen Mann“? Jesus reagiert ganz anders, als vielleicht ein Pfarrer reagieren würde. Der würde vielleicht entrüstet sagen: „Wie bitte? Ich habe keinen Mann? Erzähl mir doch nicht so was! Fünf Männer hast du schon gehabt. Und der, mit dem du jetzt zusammenlebst, ist nicht einmal dein Mann! Von wegen, ich habe keinen Mann!“

Aber Jesus reagiert total anders. Ja, er legt seinen Finger auch in die Wunde. Er spricht das auch an, diese Geschichte mit den fünf Männern. Aber hören Sie einmal hin, wie er das in einer ganz liebevollen Weise verpackt. Er sagt nicht: „Hör mir doch auf!“, sondern: „Du hast richtig gesagt: Ich habe keinen Mann. Denn fünf Männer hast du gehabt, und der, mit dem du jetzt zusammenlebst, ist nicht dein Mann. Da hast du die Wahrheit gesagt.“ Er bestätigt mit seinen Worten die Frau. Und die Frau spürt auf einmal: Da ist einer, der redet nicht drum herum; der nennt die Dinge auch beim Namen. Aber er zeigt nicht mit dem Finger auf mich, er verurteilt mich nicht, sondern er nimmt mich mit meiner Not an. Mit dieser Schuld  -  Schuld und Not verquickt sich ja so oft in unserem Leben  -  nimmt er mich an. Ich bin bei ihm nicht abgestempelt, sondern ich bin angeschaut in Güte und Liebe.

 

 

Schwestern und Brüder, es gibt viel Scheitern auch heute in unserer Welt. Wie viele Ehen gehen heute kaputt, und wie viel Not ist damit verbunden. Das ist ja nicht immer nur böser Wille oder einfach Sünde. Natürlich kommt irgendwann vielleicht auch Bösartigkeit und auch Sünde mit ins Spiel. Aber zunächst einmal ist das ein großes Leid und eine große Not für die Betroffenen.

Oder wie viele Menschen scheitern heute etwa dadurch, dass sie ihren Arbeitsplatz verlieren. Sie können vielleicht nichts dafür; das hat mit Schuld überhaupt nichts zu tun. Aber sie erleben das wie einen Zusammenbruch. Und auf einmal steht man ganz einsam da.

Oder wie viele Menschen scheitern in ihrem Leben, weil sie sich von den Eltern nicht angenommen wussten, weil sie als Kind unerwünscht waren. Da kommt so vieles im Herzen hoch auch an Bitterkeit; und Bitterkeit ist Sünde. Aber auch hier: Wer will da Not und Sünde immer auseinander halten.

 

Und es ist so dann gut zu wissen: In Jesus haben wir einen, der nicht mit dem Finger auf uns zeigt, der nicht die Nase rümpft, der nicht einfach sagt: ‚Weg vom Fenster!’ Wir haben in Jesus einen, der hilft.

 

Wie sehr das dieser Frau gut getan hat, das kann man deutlich merken. Die Frau lässt ihren Wasserkrug am Brunnen stehen, ihren Krug, der ihr vorher so wichtig war. Sie rennt zurück ins Dorf, ruft alle Leute zusammen: „Kommt mal her, da sitzt einer am Brunnen, der hat mir alles gesagt, was ich getan habe mit den fünf Männern und so. Ob der vielleicht der Messias ist?“ Und die Leute im Dorf kriegen vor Staunen den Mund nicht mehr zu. „Was ist das denn? Immer hat sie es verschwiegen. Nie durfte einer sie darauf ansprechen. Und jetzt erzählt sie auf einmal ganz öffentlich davon. Da muss wirklich was los gewesen sein am Jakobsbrunnen.“ Und so kommt ein ganzes Dorf zum Glauben an Jesus auf das Zeugnis dieser Frau hin.

 

Übrigens, wenn die Frau wieder zurück ins Dorf rennt, wissen Sie, woran mich das erinnert? Das erinnert mich an die Emmausjünger, diese traurigen Gestalten, deren Hoffnung auch zerbrochen war. Als Jesus ihnen begegnet, da rennen sie auch zurück nach Jerusalem zu den anderen Aposteln. Und sie sagen: „Brannte uns nicht das Herz, als er unterwegs mit uns redete und uns die Schriften erschloss?“

Ja, wo Jesus einem Menschen begegnet, da ist Geborgenheit, da ist Sicherheit, da wirst du nicht abgestempelt. Da zeigt er nicht mit dem Finger auf dich, sondern da hilft er dir auf.

 

Wenn ein Mann oder eine Frau geschieden ist und standesamtlich wieder geheiratet hat, dann sind sie zu den Sakramenten nicht zugelassen. Das ist Kirchenrecht. Aber ob wir aus diesem Evangelium nicht vielleicht lernen dürfen und lernen müssen: So eine Frau ist nicht ein Fall für das Kirchenrecht. Da ist der Seelsorger gefragt, so wie Jesus einer war.  Amen.

 

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