Predigten

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Predigt zur 1. Lesung: Mi 5,1-4a

Predigt zum Evangelium: Lk 1,39-45


 

Predigt zu:    Mi 5,1-4a

Predigt im MP3 Format

 

Liebe Schwestern und Brüder!

 

Wir schreiben das Jahr 701 vor Christus. Der assyrische Feldherr Sanherib lagert mit einem riesigen Heer vor der Stadtmauer Jerusalems. In Jerusalem herrschte Zittern und Zagen. Man wusste ganz genau, dass Sanherib und sein Heer alle Gebiete nördlich und westlich bereits eingenommen hatten. Und jetzt stehen sie vor Jerusalem und werfen einen Belagerungsring auf. Und es scheint nur noch eine Frage der Zeit zu sein, wann auch Jerusalem fällt.

In dieser äußerst bedrängten Lage ruft der König in Jerusalem einen Bußgottesdienst aus, der am Sabbat gehalten werden soll, heute man würde sagen: eine Bußandacht. Der Tempel in Jerusalem, das Heiligtum, wo der Name Gottes wohnte, war voll von Menschen, die bereit waren Buße zu tun.

Die Priester im Tempel in Jerusalem verstanden etwas davon, eine Liturgie zu feiern, die dem Volk so richtig ans Herz ging. Sie haben in diesem Bußgottesdienst gefragt: Gott, was sollen wir denn tun?

Und dann plötzlich, mitten in dieser feierlichen Liturgie steht im Tempel ein Mann auf und erhebt seine Stimme. Die Leute schauen sich um. Sie kennen den Mann. Es war Micha aus Moresched, aus der Umgebung von Jerusalem.

Aber das war überhaupt nicht vorgesehen, dass der jetzt auftrat und seine Stimme erhob. Und dann fängt er laut an, im Namen Gottes zu reden: „Mein Volk, mein Volk was tat ich dir? Womit habe ich dich betrübt, dass du soviel Unrecht tust? Ich habe dich doch aus Ägypten herausgeführt. Und statt dass du auf mich vertraust, hast du dich an Ägypten gewandt, hast versucht, ein Bündnis mit Ägypten zu schließen. Mein Volk, mein Volk was tat ich dir?“

Wir haben das in der Fastenzeit ja noch als Lied in unserem Gesangbuch.

 

Und dann ruft der Prophet Micha diesem Volk, das im Tempel versammelt ist, zu: „Es ist dir gesagt, Volk Israel, was gut ist und was dem Frieden dient, nämlich: die Güte lieben, die Gerechtigkeit lieben und in Demut zu wandeln vor deinem Gott.“ Jeder Satz dieser Verkündigung war wie ein Paukenschlag, wie ein Peitschenhieb, und die Menschen sind zusammengezuckt. Die Priester wussten nicht mehr, was sie machen sollten angesichts dieser Störung der Liturgie.

 

Und dann, als atemlose Stille eingetreten war, sagt der Prophet Micha in diese Stille hinein: „Du Bethlehem Ephrata, im Lande Juda, du bist keineswegs die unbedeutende Stadt in den Gauen Judas.“  -  Als die Leute ‚Bethlehem’ hören,  -  das liegt doch draußen vor der Stadt, acht Kilometer von Jerusalem entfernt. Bethlehem ist bereits vom Assyrerkönig eingenommen. Was soll denn jetzt auf einmal Bethlehem?

Und Micha sagt: „Aus dir, Bethlehem, wird der hervorgehen, der Israel regieren soll.“ Und als die Menschen das Wort ‚regieren’ hörten, da fällt ihnen plötzlich ein: Bethlehem, das ist der Geburtsort des Königs David. Sollte es sein, dass Gott uns einen neuen König schenkt, der uns von der assyrischen Herrschaft befreit?

Aber der Prophet Micha hatte ganz bewusst das Wort ‚König’ vermieden. „Aus dir wird einer kommen  -  sein Ursprung liegt in ferner Vorzeit, in längst vergangenen Tagen.“ Irgendwie spürt das Volk, das im Tempel versammelt ist: Hier redet er nicht von einem irdischen König, sondern hier wird vom Messias geredet, von dem großen Erlöser, auf den Israel schon seit langem wartete.

Und am Ende seiner Botschaft sagt Micha: Er wird euch nicht Frieden stiften, sondern „er selbst wird der Friede sein“, er selbst.

 

Siebenhundert Jahre später wird in einer Felshöhle draußen vor den Toren von Bethlehem ein Kind geboren. Es wird in eine Krippe gelegt, in Windeln gewickelt, und ist ansonsten nackt und bloß.

Ursprünglich war das von Maria und Josef gar nicht so gedacht, dass dieses Kind in Bethlehem zur Welt kommen sollte, denn Maria und Josef wohnten in Nazareth. Wenn da nicht dieser dumme Befehl des Kaisers Augustus gewesen wäre, das ganze Volk aufzuzeichnen, eine Volkszählung zu halten  -  und Josef hatte nun einmal Grundbesitz und ein Haus in Bethlehem  -  , dann wäre diese ganze Sache anders gelaufen, dann wäre dieses Kind in Nazareth zur Welt gekommen. Und jetzt mussten sie nach Bethlehem.

 

Wenn man diese Berichte einmal liest ohne das ganze weihnachtliche drum herum, dann merkt man erstaunt: Was hat Gott nicht alles in Bewegung gesetzt, damit dieses Kind ausgerechnet in Bethlehem zur Welt kommt, nackt und bloß in einer Krippe.

 

„Er selbst ist unser Friede“, sagt der Prophet Micha. Und als dieses Kind in Bethlehem geboren wird, da erfüllt sich diese Verheißung. Draußen auf den Feldern von Bethlehem erscheinen die Engel den Hirten, und sie singen diese Botschaft: „Ehre sei Gott in der Höhe, und Friede auf Erden den Menschen seiner Gnade.“ In diesem Kind ist Wirklichkeit geworden, was der Prophet Micha angekündigt hat: „Es wird einmal einer kommen, und er selbst wird unser Friede sein.“

 

Es hat dann Menschen gegeben, die haben sich diesem Jesus, diesem Kind aus Bethlehem, angeschlossen. Sie haben alles auf diese eine Karte gesetzt und sind Jünger dieses Menschen geworden, dieses menschgewordenen Gottessohnes. Und was passierte? Es ist wirklich Friede geworden. Was sich damals kein Mensch vorstellen konnte, das wurde Wirklichkeit. Da haben am gleichen Tisch Sklaven und Herren gegessen. Da waren auf einmal waren die sozialen Unterschiede nicht mehr da bei dieser Gruppe von Jüngern, die sich auf Jesus eingelassen hatten. Das, was sonst im römischen Reich so viele Spannungen erzeugt hat, war weg. Es war Friede zwischen den Menschen.

Er selbst ist unser Friede.

 

Wir schreiben das Jahr 2015. Den Ort Bethlehem gibt es immer noch; aber er ist bewohnt von den Palästinensern. Zu den großen christlichen Festen erwartet man immer, dass viele Touristen nach Bethlehem kommen. Aber die Besucher bleiben aus, weil die Menschen Angst haben vor den Spannungen, weil die Menschen Angst haben vor Terroranschlägen. Und man ist eigentlich heute in Bethlehem weiter vom Frieden entfernt, als man vor einigen Jahren noch geglaubt hat.

Vielleicht ist es wichtig für uns heute in unseren Tagen, dass wir wieder lernen: Friede für Bethlehem kommt nicht aus Washington, der Friede kommt auch nicht aus einer Konferenz in Oslo, wie wir vor Jahren geglaubt haben. Der Friede kommt durch Jesus Christus, durch den, der in Bethlehem geboren wurde. Er selbst ist unser Friede; und nur in dem Maß, wie wir uns auf ihn persönlich einlassen, in dem Maße wird Frieden sein, in unserem Herzen, in unseren Familien, in unserer Kirche, in der ganzen Welt. „Er selbst ist unser Friede.“ Und es nützt uns nicht viel, wenn wir einen schönen Gottesdienst feiern, z.B. Weihnachten oder zu Ostern. Es nützt uns nicht viel, wenn wir auch einen noch so gut besuchten Bußgottesdienst halten. Nein, es kommt alles auf dieses eine an: „Er, er selbst ist unser Friede.“

 

Und dieser Jesus, der als Kind in Bethlehem geboren wurde, der hat am Ende seines Lebens gesagt: „Dies alles habe ich zu euch gesprochen, damit ihr ich mir Frieden habt. In der Welt habt ihr Bedrängnis, aber seid getrost, ich habe die Welt überwunden.“. In ihm ist Frieden.   Amen.

 

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Predigttext:      Lk 1,39-45

 

 

Liebe Schwestern und Brüder!

 

Am Weihnachtstag begegnen sich Himmel und Erde. Der Sohn Gottes wird Mensch. Und heute an diesem 4. Adventssonntag geht es auch um eine Begegnung, um die Begegnung zwischen Maria und Elisabeth.

Diese Begegnung ist in vielen Liedern besungen worden. Das Lied: „Maria durch ein Dornwald ging ...“ kommt daher. Diese Begegnung ist von vielen Malern gemalt worden, manchmal mit viel romantischem Kitsch verbunden. Aber wenn wir uns diese Begegnung einmal ganz nüchtern anschauen, dann werden wir Dinge entdecken, die auch heute für die Begegnung unter Christen ganz wichtig sind.

 

Zunächst einmal muss man doch sagen: Hier begegnen sich, ganz schlicht gesprochen, zwei schwangere Frauen, zwei Frauen, die ein Baby erwarten. Auf der einen Seite Elisabeth. Sie war schon eine alte Frau, sie war über die Wechseljahre hinaus. Sie war im sechsten Monat schwanger; da konnte man schon etwas sehen. Der Bauch war schon rund, und das Kind strampelte schon.

Und auf der anderen Seite, Maria. Sie war ein junges Mädchen zwischen zwölf und vierzehn Jahren. Sie war mit Josef verlobt, und damals verlobten sich die Mädchen ungefähr in dem Alter. Diese Maria hatte gerade vom Engel die Botschaft empfangen: Du wirst ein Kind bekommen, und dieses Kind wird der Sohn Gottes sein.

Zwei schwangere Frauen begegnen sich. Und doch waren beide Schwangerschaften etwas Ungewöhnliches. Beide Schwangerschaften haben etwas zu tun mit einem Glaubensschritt. Elisabeth war eine Priesterfrau, und sie war unfruchtbar. Auf gut Deutsch: Der Arzt hatte ihr gesagt: Du kannst kein Kind bekommen. Und das was damals eine Schande in Israel. Wenn eine Frau kein Kind bekommen konnte, dann galt sie als von Gott verflucht. Und das bei einer Priesterfrau! Zacharias war ja Priester. Man kann sich schon vorstellen, dass  Zacharias und Elisabeth oft zu Gott geschrieen haben: „Warum tust du uns das an? Wir sind doch gerecht und gottesfürchtig! Außerdem bin ich Priester. Warum tust du uns das an?“

Und dann, als Elisabeth bereits über die Wechseljahre hinaus ist, wo eine Frau normalerweise sowieso kein Kind mehr bekommt, da bekommt auf einmal Zacharias von einem Engel die Nachricht: „Deine Gebete sind erhört worden, Elisabeth wird ein Kind bekommen.“ Und dann glaub das mal! Wenn menschlich gesehen nichts mehr möglich ist, dann glaube das mal, dass Du ein Kind bekommst.

 

Aber auch die andere Schwangerschaft, nämlich die Schwangerschaft Marias, ist mit einem Glaubensschritt verbunden. Maria sagt ja dem Engel, als er zu ihr kommt: Wie soll das geschehen? Ich lebe ja mit keinem Mann zusammen. Ich habe noch nie mit einem Mann geschlafen; wie soll ich schwanger werden. Der Engel sagt ihr dann: „Der Heilige Geist wird über dich kommen.“ Aber ob Maria das verstanden hat? Das verstehen wir heute nicht einmal. Und dann sagt Maria ihr ein ganz großes Glaubenswort: „Du hast es gesagt; mir geschehe, wie du es gesagt hast.“

Zwei schwangere Frauen, die jeweils einen Glaubensschritt getan haben, begegnen sich.

Und jetzt kommt das Große: Gott schenkt einem Menschen, der einen Glaubensschritt tut, eine Bestätigung. Der Engel sagt zu Maria, als Maria das nicht versteht: „Siehe, auch deine Tante Elisabeth, die unfruchtbar ist, und die schon über die Wechseljahre hinaus ist, die hat in ihrem hohen Alter noch ein Kind bekommen. Das kannst du sehen. Geh hin und schau es dir an.“

Und wenn von Maria dann heißt: Sie lief eilends über das Gebirge ins Bergland Juda, dann ist sie nicht eilends gelaufen, weil Elisabeth eine Haushaltshilfe brauchte. Im sechsten Monat braucht eine Frau noch keine Haushaltshilfe. Nein, Maria wollte unbedingt sehen, ob das stimmt, was der Engel ihr als Zeichen gesagt hatte. „Siehe, auch deine Tante Elisabeth ...“ Da kannst du es sehen, dass für Gott kein Ding unmöglich ist. Und als Maria eintritt, da sieht sie natürlich auf den ersten Blick: Elisabeths Bauch ist rund. Meine Tante erwartet noch in ihrem hohen Alter ein Kind. So bestätigt Gott den Glauben der Gottesmutter.

Aber auch Elisabeth bekommt eine Bestätigung für ihren Glaubensschritt. Elisabeth bekommt jetzt auf einmal Klarheit darüber, warum sie und Zacharias so lange warten mussten und beten mussten. Warum Gott das zugelassen hatte, diese scheinbare Schmach. Gott hatte das zugelassen, damit ihre Nichte Maria eine Bestätigung bekommen konnte, damit ihr der Engel an ihrem Beispiel klar machen konnte: Schau mal, das kann Gott. Und wenn Gott das kann, dann kann er bei dir auch Großes tun.

Aber es geht noch einmal wieder zurück. Die Gottesmutter Maria bekommt noch eine zweite Bestätigung für ihren Glauben. Als sie vor Elisabeth steht, sagt Elisabeth ihr auf den Kopf zu: Du erwartest ja auch ein Kind. Und bei Maria konnte man noch nichts davon sehen. Woher wusste Elisabeth das? Gut, das Kind hatte in ihrem Leib gestrampelt; aber das ist ja auch normal im sechsten Monat. Da heißt es, dass Elisabeth erfüllt wurde vom Heiligen Geist. Wie das genau geht, das weiß ich auch nicht. Aber Maria bekommt so noch einmal eine Bestätigung. „Wie kommt das, dass die Mutter meines Herrn zu mir kommt?“ Du bist ja auch Mutter.

Und Maria bekommt noch eine dritte Ermutigung für ihren Glauben. Am Ende sagt Elisabeth zu Maria: „Selig ist die, die geglaubt hat, dass in Erfüllung geht, was der Herr ihr sagen ließ.

Elisabeth hätte ja auch ganz anders reagieren können. Elisabeth hätte ja auch sagen können: „Maria pass auf, jetzt kommen schwere Zeiten auf dich zu. Das wird dir kein Mensch glauben, dass du schwanger bist, ohne mit einem Mann geschlafen zu haben.“ Das glauben nicht einmal im zwanzigsten Jahrhundert die Theologen. Maria, es kommen schwere Zeiten auf dich zu.

Und Elisabeth wusste aus eigener Erfahrung, wie das ist, wenn man mit so einer Schmach herumlaufen muss. Aber nichts dergleichen sagt Elisabeth, im Gegenteil. Sie macht Maria Mut. „Gesegnet bist du“, du bist glücklich zu schätzen, weil du diesen Glaubensschritt getan hast.

Wenn wir Christen im Umgang miteinander das lernen würden von Maria und von Elisabeth, dass wir nicht dazu da sind, um uns gegenseitig zu kritisieren, den Glauben madig zu machen, vielleicht sogar den Glauben lächerlich zu machen. Sondern wenn wir verstehen würden, dass unser es Dienst und unsere Aufgabe ist, uns gegenseitig uns im Glauben zu ermutigen und zu bestärken, dann wäre dieses Evangelium zum letzten Ziel gekommen. Es geht um Ermutigung und Bestätigung, von Gott her, aber auch untereinander.

Und wenn man das im Tiefsten versteht, was da passiert ist zwischen Elisabeth und Maria, in dieser Begegnung, dann kann man verstehen, dass anschließend nur noch ein Lobpreis, ein Jubel herauskommt. Auf der einen Seite bei Elisabeth: „Selig, die du geglaubt hast.“ Und auf der anderen Seite bei der Gottesmutter, die dann sagt: „Meine Seele preist die Größe des Herrn ...“ So wollen wir heute an diesem vierten Adventssonntag die Predigt beschließen, indem wir einfach in den Lobpreis der Gottesmutter mit einstimmen: „Den Herren will ich loben, es jauchzt in Gott mein Geist ...“   Amen.

 

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