Pfarrer Karl Sendker

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4. Fastensonntag B
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Predigten

Predigtverzeichnis  nach Bibelstellen geordnet

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Predigt zur 1. Lesung:   2 Chr 36,14-16.19-23        Diese Predigt im MP3 Format

Predigt zum Evangelium:  Joh 3,14-21 (Kupferschlange)   Diese Predigt im MP3 Format

vgl. Predigt zum Evangelium:  Joh 3,16-18

Predigttext:    2 Chr 36,14-16.19-23

 

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Liebe Schwestern und Brüder!

 

Vielleicht haben Sie auch im Kino oder im Fernsehen den zweiteiligen Film „Der Untergang“ gesehen, wo die letzten Tage Adolf Hitlers und die letzten Tage des Dritten Reiches inszeniert wurden. Ich habe selber diesen Film vor einigen Jahren im Kino gesehen. Und ich muss sagen: Es hat mich wohl nie ein Film so erschüttert wie dieser Film „Der Untergang“. Da war einfach nur sinnloses Morden an der Tagesordnung. Ältere Menschen, die den Ausgang des Dritten Reiches noch selber miterlebt haben, haben mir gesagt: In Wirklichkeit war das noch schlimmer, als es im Film gezeigt wurde. Aber da war es eigentlich schon schlimm genug.

Und ich kann mich erinnern, nach dem Kinobesuch wollte ich mit einem Bekannten anschließend noch über den film sprechen. Aber ich konnte nicht darüber sprechen. Es war so, als wenn mir der Hals zugeschnürt war. Ich war unfähig, darüber mit einem anderen zu sprechen.

Da konnte ich auf einmal verstehen, warum mein Vater nie über das Dritte Reich sprechen konnte. Ich habe als Jugendlicher oft meinen Vater gefragt, der hatte ja den Krieg als Soldat miterlebt, wie war das denn. Aber er konnte nicht darüber sprechen. Ich hab das als Jugendlicher nicht verstanden. Heute kann ich das verstehen. Es hat mir auch den Hals zugeschnürt. Was mich mit am meisten bedrückt hat, das war am Ende des zweiten Teils die Begebenheit, wo Adolf Hitler sich schon umgebracht hatte, und wo es dann wie eine total lähmende Bleidecke auf allen Menschen lag. Keiner wusste, wie soll es jetzt eigentlich weitergehen. Es wurden sinnlose Befehle gegeben, Durchhalteparolen. Dabei wusste jeder, es ist sowieso aus. Und es war einfach nur Hilflosigkeit und Ratlosigkeit. Es war der Untergang.

 

Diesen Titel „Der Untergang“, den könnte man auch schreiben über die Lesung, die wir eben gehört haben aus dem Alten Testament. Diese Lesung ist der letzte Abschnitt der Geschichte Israels vor der großen Katastrophe 587 vor Christus. Da war es auch so: Untergang.

König Nebukadnezar, der König von Babylon, hatte Jerusalem erobert. Und er hat ein furchtbares Blutbad in Jerusalem angerichtet. Alte, Junge, Kinder, Männer, Frauen, Greise, alles wurde sinnlos hingeschlachtet. Und dann ist der Tempel zerstört worden, bis auf die Grundmauern niedergebrannt. Die ganze Ausstattung des Tempels ist verschleppt worden nach Babylon. Das ganze Volk Israel wurde verschleppt ins Exil nach Babylon. Es war das Ende; es war der Untergang, da war nichts mehr. Es war ähnlich, wie wir den Mai 1945 in unserem Volk erlebt haben.

Wenn man die Bibeltexte liest, die während der babylonischen Gefangenschaft geschrieben worden sind, spürt man an ganz vielen Stellen, dass es dem Volk Israel in der babylonischen Gefangenschaft genauso gegangen ist: Totale Ratlosigkeit. Man wusste nicht mehr, was soll man denn machen. Man war ausradiert, man hatte überhaupt keine Perspektive mehr. Es lag wie eine Bleidecke auf ihnen. Es war aus.

 

Einige Jahrhunderte später schreibt ein Chronist diese ganze Geschichte Israels in ein Buch. wir finden dieses Geschichtswerk im ersten und zweiten Buch der Chronik. Und am Ende dieser Chronik steht dann die Geschichte vom Untergang, von der Eroberung Jerusalems durch Nebukadnezar, wo alles aus war.

 

Aber der Verfasser schreibt diese Geschichte nicht, weil er eine Chronik schreiben will. Er möchte das Volk jetzt zur Umkehr bewegen, dass sie sich wieder neu Gott zuwenden. Darum berichtet er nicht nur in seiner Chronik, wie das damals war. Er macht sich auch Gedanken darüber, wie es zu diesem totalen Untergang gekommen war.

Und da schreibt er: Die Priester haben Untreue geübt. Und nicht nur die Priester, alle führenden Männer des Volkes, und auch das Volk selber. Sie sind Gott untreu geworden, sie haben Gott nicht die Treue gehalten.

Das Wort Treue und Glaube ist im Hebräischen das gleiche Wort. Sie haben den Glauben an Gott abgelegt. Sie haben die Gräueltaten der Heidenvölker praktiziert, sie haben Götzendienst getrieben. Sie haben den Götzen Kinder zum Opfer gebracht. Sie haben das Haus des Herrn, den Tempel entweiht.

Vielleicht erinnern Sie sich an das Evangelium vom letzten Sonntag, von der Tempelaustreibung. Sie haben das Haus des Herrn entweiht. Sie haben daraus eine Markhalle gemacht.

Und immer wieder hat Gott dem Volk Israel Propheten geschickt, die sie warnen sollten: Wenn ihr nicht umkehrt von diesem Weg, dann werdet ihr ganz unten landen. Es geht mit euch bergab, Untergang.

Aber was haben sie mit den Propheten gemacht, mit den Boten, die Gott ihnen geschickt hat: Man habt sie ausgelacht, man hat gesagt: Das sind ja Spinner. Die untergraben die Moral des Volkes. Man hat sie gefangengenommen, und man hat nicht auf sie gehört. Man ist einfach den Weg der Heiden weitergegangen, als wenn es Gott nicht gäbe. Irgendwann, so schreibt hier der Chronist, war der Zorn Gottes gegen sein Volk so groß, dass es für sie keine Heilung mehr gab, da blieb nur noch Untergang.

 

Und wie war das zur Zeit des Dritten Reiches: Da haben wir genau das gleiche erlebt. Da wurde bewusst eine Ideologie gesetzt gegen Gott. Da ist der Augapfel Gottes, das Volk Israel, ausgerottet worden. Und irgendwann hat Gott auch in der Zeit einen Mahner gesandt, gleichsam einen Propheten Clemens August Graf von Galen, den Bischof von Münster. Der hat ja sehr deutlich und mit Nachdruck gewarnt. Aber man hat nicht auf diese Propheten gehört. Irgendwann blieb nur noch der Untergang.

Der Apostel Paulus hat in seinem Römerbrief einen Satz geschrieben, als er auf die Geschichte Israels blickt: ‚Was da im Alten Testament aufgeschrieben ist, das ist zu unserer Belehrung geschrieben.’ Damit wir heute nicht den gleichen Fehler machen wie das Volk Israel, damit wir nicht den gleichen Fehler machen wie die Nationalsozialisten. Darum ist das aufgeschrieben, uns zur Warnung.

Aber mal ganz ehrlich, wer hält denn heute noch in unserer Gesellschaft Gott wirklich die Treue. Wie viel Prozent sind das denn noch. Ist das nicht heute genauso, dass wir eine Ideologie haben, die Gott einfach nicht mehr braucht. Man ist noch nicht einmal gegen Gott. Wenn man noch gegen Gott wäre, dann würde man ja noch eifern, dann würde man ja noch brennen. Nein, es ist doch vielen Menschen bei uns egal, ob es Gott gibt oder nicht. Gott ist eine Größe die man vernachlässigen kann.

Und wenn es heute Menschen gibt, die warnen, wenn Gott heute Menschen schickt wie damals die Propheten, die zur Umkehr aufrufen, da sagen die Menschen: das sind Fundamentalisten, das sind Schwarzmaler. Statt ihnen zu glauben und wirklich den Weg der Umkehr zu gehen, werden sie lächerlich gemacht.

Vom Gericht Gottes darfst du doch heute gar nicht mehr reden. Wir haben einen lieben Gott, einen barmherzigen Gott, einen guten Vater. Wer redet denn heute noch vom Zorn Gottes. Da regen sich die Leute auf und sagen: du hast doch ein verstaubtes Gottesbild. Sie haben gar nicht verstanden, dass der Zorn Gottes im Grunde genommen die Kehrseite seiner Liebe ist. Gott lässt nicht zu, dass die Welt, seine Schöpfung und sein Volk zugrunde geht. Und wenn wir auf einem Weg der Zerstörung sind, dann trifft uns der Zorn Gottes, weil er gerade seine Schöpfung liebt. Das ist heute genauso wie damals.

Ich bin ganz sicher, wenn wir es nicht aus der Heiligen Schrift lernen,  umzukehren, wirklich umzukehren, und Gott wieder den Platz in unserem Leben und in unserer Gesellschaft zu geben, der ihm gebührt, dann wird es mit uns bergab gehen. Und irgendwann wird Untergang sein.

Wenn der Apostel Paulus geschrieben hat: ‚Was in der Bibel geschrieben wurde, ist zu unserer Belehrung geschrieben’, dann fügt er da noch einen halben Satz hinten dran, und der ist jetzt auch wichtig. Da schreibt er: ‚es ist geschrieben worden zu unserer Belehrung, damit wir durch die Heilige Schrift Trost erfahren, Hoffnung erfahren’. Das ist genauso wichtig. Mitten im Gericht Gottes, als das Volk Israel damals mit Nebukadnezar den Untergang erlebt hat, ergeht eine Botschaft der Hoffnung. Mitten im Gericht, nicht am Gericht vorbei.

Da hat Gott durch die Propheten angekündigt, dass das babylonische Reich erobert wird vom Perserkönig Cyrus. Dieser Perserkönig Cyrus, als er Babylon erobert hat, gibt ein Edikt, einen Erlass heraus: Das Volk Israel, die Juden dürfen zurückkehren nach Jerusalem. Und sie bekommen ausdrücklich die Weisung, Jerusalem wieder aufzubauen. Die Bewohner des Landes werden aufgefordert: Gebt den Juden Geschenke mit. Gebt ihnen Gold mit, damit sie etwas haben, um das Haus Gottes, den Tempel auszuschmücken.

 

Das Letzte ist nicht die Botschaft des Untergangs, das Letzte ist die Botschaft der Hoffnung. Das gilt auch heute. Wir kommen am Gericht Gottes nicht vorbei, wenn wir nicht umkehren. Aber genauso gilt im Gericht diese Botschaft der Hoffnung: Gott lässt nicht von seiner Schöpfung. Vielleicht erinnern Sie sich noch an die Lesung des ersten Fastensonntags. Die Sintflut war ja auch ein göttliches Gericht. Aber in diesem Gericht erscheint der Regenbogen, das Zeichen der Treue Gottes, dass er zu seiner Schöpfung steht. Das gehört genauso dazu, genauso wie der Ernst der Gerichtsbotschaft der Bibel.

 

Ich kann mich erinnern, in der Mitte der achtziger Jahre des letzten Jahrhunderts, habe ich diese Stelle gelesen vom König Cyrus, wo Gott diesen heidnischen König, der Gott überhaupt nicht kennt, wo Gott den dazu gebraucht, um seinem Volk einen neuen Anfang zu ermöglichen.

Damals war es ja noch die Zeit der UdSSR, des Ostblocks, des Eisernen Vorhangs. Ich habe damals angefangen zu beten: „Gott, wenn du damals im Alten Testament einen heidnischen König Cyrus gebrauchen konntest, um dein Volk wieder zu einer neuen Blüte zu führen, warum kannst du heute nicht einen Generalsekretär der UdSSR wie Breschnew gebrauchen, um dem Volk in Russland wieder den Glauben zu ermöglichen, und den Völkern des Ostblocks wieder die Freiheit zu schenken.“ Ich habe jeden Tag dieses Gebet vor Gott gebracht. „Wenn du das damals mit einem heidnischen König gekonnt hast, warum kannst du das heute nicht mit einem neuheidnischen Breschnew tun?“

Nun, Gott konnte einen Breschnew nicht dafür gebrauchen. Aber wir haben es ja alle miterlebt, wenigstens wir Älteren. Wir haben es alle miterlebt, wie dann nach Breschnew ein Gorbatschow kam, und wie dann in wenigen Jahren das ganze starre kommunistische Regime sich auflöste, wo dann Freiheit geschenkt wurde.

Gott kann mitten in einer Untergangssituation einen neuen Anfang schenken. Das gilt uns heute auch. Und wenn der Verfasser des Chronistischen Geschichtswerks diese Geschichte, die wir eben als Lesung gehört haben, ganz an das Ende gesetzt hat, dann heißt der letzte Satz dieses großen Geschichtswerks: „Auf nach Jerusalem!“ Das war der Erlass, des Perserkönigs Cyrus: „Sie sollen nach Jerusalem ziehen und Jerusalem wieder aufbauen.“ In der hebräischen Bibel stehen die beiden Bücher der Chronik ganz am Ende des Alten Testamentes. Somit schließt auch die ganze hebräische Bibel mit dieser Botschaft der Hoffnung.

Und es ist eine Botschaft der Hoffnung auch für unsere Zeit. Amen.

 

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Predigttext:      Joh 3,14-21

 

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Liebe Schwestern und Brüder!

 

Im Lager der Israeliten war eine furchtbare Panik ausgebrochen. Alle hatten Angst. Fast vierzig Jahre wanderten die Israeliten nun schon durch die Wüste. Gott hatte sie aus Ägypten, aus der Sklaverei, herausgeführt. Und er war vor ihnen hergezogen, tagsüber in einer Wolkensäule und nachts in einer Feuersäule. Er zog vor ihnen her, damit sie den Weg wussten, und damit sie die richtigen Lagerplätze fanden. Sie hatten erfahren, dass das Wort aus dem 23. Psalm Wirklichkeit geworden war: „Der Herr ist mein Hirte.“

 

Aber jetzt herrschte Angst. Giftschlangen waren im Lager. Einer wurde von einer Giftschlange gebissen, und einen Tag später starb er. Dann wurde noch einer von einer Giftschlange gebissen. Man hat die Wunde ausgewaschen, aber es hatte nichts geholfen, er starb. Noch einer wurde gebissen, da hat man die Wunde ausgebrannt. Aber auch das half nicht; er starb. Und dann waren fünfzig gestorben, hundert gestorben, und es brach Panik aus.

Der Priester Aaron ging von einem Zelt zum anderen und hat die Leute gefragt: „Sollen wir nicht einen Fürbittgottesdienst halten und Gott bitten, dass er diese Plage von uns wegnimmt?“ Aber jedes Mal, wenn er mit dieser Frage in ein Zelt kam, schauten die Leute nach unten; betretenes Schweigen. Die Israeliten wussten genau: Unser Verhältnis zu Gott ist nicht in Ordnung. Die ganzen vierzig Jahre lang haben wir nur gemeckert und gemurrt.

Wenn Israel Wassermangel hatte, haben sie gemurrt. Gott hatte ihnen Wasser gegeben aus dem Felsen. Hatten sie nicht genug Brot zu essen, haben sie gemurrt; und Gott hat ihnen das Manna gegeben. Schließlich mochten sie das Manna nicht mehr essen: „Immer dieses elende Manna. Wir wollen endlich einmal Fleisch zu essen.“ Und Gott hatte ihnen Wachteln gegeben. Jedes Mal haben sie gemurrt, gejammert und geklagt.

Sie wussten ganz genau: Wenn wir so vor Gott hintreten in einem Fürbittgottesdienst, da hört uns Gott nicht an.

Aber es wurden immer mehr Menschen von den Giftschlangen gebissen und starben. Irgendwas musste doch passieren. Schließlich sind die Ältesten des Volkes zu Mose gegangen, dem Führer des Gottesvolkes. Sie haben ihm gesagt: „Mose, geh du zu Gott, bete du für uns. Du hast doch einen ‚heißen Draht’. Bete für uns, dass Gott diese Plage von uns wegnimmt.

Und Mose, der alte Mann, geht in das heilige Zelt vor die Bundeslade. Die Bundeslade war gleichsam der Thron Gottes, das sichtbare Zeichen der Gegenwart Gottes. Er wirft sich vor der Bundeslade, vor Gott, lang auf die Erde, so ähnlich wie der Priester das am Karfreitag zu Beginn des Gottesdienstes tut. Und Mose bekennt stellvertretend vor Gott die Sünden des ganzen Volkes und seine eigene Schuld. Dann steht er auf. Und er steht da mit erhobenen Händen. Das ist das Zeichen der Fürbitte. Er bittet Gott: „Wir haben es zwar nicht verdient, aber nimm doch die Plage mit den Giftschlangen von uns weg.“ Und Gott hat das Gebet des Mose gehört, und er hat ihm eine Antwort gegeben.

Übrigens: Jeder, der so ehrlich vor Gott hintritt, wird auch von Gott eine Antwort bekommen.

Gott sagte zu Mose: „Nimm eine große Signalstange, eine Fahnenstange. Dann fertige aus Kupfer eine Schlange, und häng die oben an der Signalstange auf.

Wenn dann ein Israelit von Giftschlangen gebissen worden ist, und das tödliche Gift schon in seinem Körper ist, dann soll er zu dieser Kupferschlange aufschauen. Dann wird das tödliche Gift seine Kraft verlieren, und er wird am Leben bleiben.

Mose fertigt die kupferne Schlange an, und die Leute sagen: „Was macht er denn da? Wir brauchen keine Kupferschlange, wir brauchen Gegengift.“ Und sie verlachen ihn. Aber während sie noch lachen, sind schon wieder einige im Lager gestorben.

Mose sagt ihnen: „Wer gebissen worden ist und zur Schlange aufschaut, der wird am Leben bleiben.“ Ein Großteil der Menschen haben ihm daraufhin ‚den Vogel gezeigt’ „Das ist doch Aberglaube. Wieso soll uns denn eine Kupferschlange helfen?“

Aber einige von denen, die gebissen waren, die das Gift schon in ihrem Körper hatten, sind zu der Signalstange gegangen und haben zu der kupfernen Schlange aufgeschaut. Sie wussten nicht, warum? Aber sie haben zu dieser Schlange aufgeschaut, weil Gott es so gesagt hatte. Und sie sind am Leben geblieben. Die hat Gott gerettet. Alle anderen, die gebissen wurden und nicht hingingen, sind gestorben.

 

Schwestern und Brüder, gut tausend Jahre später sitzt Jesus nachts mit einem berühmten Pharisäer zusammen, mit Nikodemus. Und Jesus versucht mit allen Mitteln, ihm den Weg der Erlösung zu erklären. Aber Nikodemus versteht das nicht.

In jedem Menschen ist das Gift des Todes, nämlich das Gift der Sünde. Das ist genauso wie bei einem Baum: Wenn du einen Zweig abschneidest, dann kannst du den in eine Vase stellen, und er wird vielleicht wunderbar blühen. Aber in dem Augenblick, wo er abgeschnitten ist, ist er vom Leben abgeschnitten, ist er tot.

Das Wort Sünde kommt von „sondern“, „absondern“. Wenn wir sündigen, dann haben wir uns von Gott getrennt. Dann sitzt der Stachel des Todes in uns, auch wenn wir, irdisch gesehen, wunderbar leben.

Wenn hier im Zusammenhang mit der Sünde von Tod geredet wird, dann ist nicht das leibliche Sterben gemeint. Sterben muss jeder. Aber denken Sie z. B an das tödliche Gift der Langeweile. Oder wenn Eheleute sagen: Unsere Ehe ist tot. Oder wenn Freunde sagen: Unsere Beziehung zueinander ist tot, ist in die Brüche gegangen. Da wird etwas erfahrbar von diesem Stachel des Todes, der in uns ist.

 

Und nun sagt Jesus dem Pharisäer: „Nikodemus, du kennst doch die Bibel. Kennst du nicht die Geschichte von der Kupferschlange?“ Natürlich kannte der Nikodemus diese Geschichte. Und Jesus sagt: „Genau wie damals Mose die Schlange in der Wüste aufgehängt, erhöht hat, so muss der Menschensohn erhöht werden, damit jeder, der an ihn glaubt das Leben hat.“

Mit der Erhöhung des Menschensohnes meint Jesus, dass er am Kreuz erhöht wird.

Das ist der Weg der Erlösung, den Gott uns gegen den Stachel der Sünde, gegen den Stachel des Todes eröffnet hat: Geh unter das Kreuz und schau auf zu dem Mann mit der Dornenkrone, der am Kreuz hängt. Und dann sage ihm: „Jesus, ich brauche Erlösung.“ Aber du darfst ihm auch sagen: „Jesus ich danke dir, dass du mich erlöst hast, dass du mir das Leben geschenkt hast, dass du für mich in den Tod gegangen bist.

Wer in dieser Weise zu Jesus kommt, der am Kreuz erhöht ist, der wird gerettet werden.

Schau dir den Verbrecher an, von dem in der Leidensgeschichte die Rede ist, den Schächer am Kreuz, wie wir ihn nennen. Der war rechtskräftig verurteilt wegen Straßenraub und Mord. Jetzt hängt er neben Jesus am Kreuz. Der tut genau das Richtige: Er schaut zu Jesus, dem Gekreuzigten, dem Erhöhten. Und so unbeholfen, wie er nur kann, sagt er ihm: „Herr, denk an mich, wenn du mit deiner Königsherrschaft kommst.“ Und dann geschieht das Wunder der Erlösung. Jesus sagt ihm: „Heute noch wirst du mit mir im Paradies sein.“ Der Schächer brauchte nichts wieder gut machen. Er hat nur schlicht das getan, was Jesus dem Nikodemus gesagt hat.

 

„Wie Mose die Schlange in der Wüster erhöht hat, so muss der Menschensohn erhöht werden, damit jeder der an ihn glaubt, in ihm das Leben hat.“

Tu das einmal in dieser Fastenzeit. Stell dich einmal ganz persönlich so unter das Kreuz.    Amen.

 

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