Pfarrer Karl Sendker

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Predigt zur 1. Lesung:   Jer 31,31-34       Diese Predigt im MP3 Format    Diese Predigt als Video

Predigttext:      Jer 31,31-34

 

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Liebe Schwestern und Brüder!

 

Ich habe hier in der Hand einen Stein; den habe ich vor einigen Jahren aus dem Urlaub mitgebracht. Da habe ich an einem Bach gesessen und habe ihn aus dem Bach herausgeholt. Und weil der Stein so schön in der Hand liegt, habe ich ihn aus dem Urlaub mitgenommen.

 

Solche Steine hatten die Juden in der Hand, als sie mit Stephanus gestritten haben. Und schließlich haben sie die Steine auf den Stephanus geworfen, und zwar nicht nur einen; das mögen Hunderte gewesen sein. Sie haben so lange mit den Steinen auf Stephanus geworfen, bis er tot zusammenbrach.

Solche Steine hatten die Juden in der Hand, die Schriftgelehrten und Pharisäer, als sie eine Ehebrecherin auf frischer Tat ertappt hatten. Sie bringen die Frau zu Jesus und sagen: „In der Bibel steht, dass eine solche Frau gesteinigt werden soll.“ Steine werfen! Sie hatten die Hand schon erhoben zum Steine werfen.

Solche Steine hatten die Juden in der Hand und wollten Jesus nach seiner ersten Predigt in Nazareth töten. Steine werfen, bis du tot bist.

 

Heute fliegen auch Steine; das ist nicht nur damals so gewesen. Heute macht man eine Friedensdemonstration, oder man demonstriert für eine ökologisch intakte Umwelt. Und am Ende der Demonstration fliegen dann die Steine.

Da wird ein Fußballspiel angesetzt, und im Vorfeld dieses Fußballspiels fliegen die Steine. Auch da sind Menschen gestorben, als die Steine flogen.

Da wird hier in Deutschland in einer Schule ein Lehrer von einem Schüler erschossen. Das ist das gleiche wie Steine werfen; tot ist tot.

 

Aber es ist ja nicht nur so, dass solche Steine im buchstäblichen Sinn fliegen. Wie oft fliegen bei uns Steine der Verleumdung, Steine des Misstrauens, die man auf den anderen wirft. Steine der Verachtung, der Gemeinheit, des Hasses. Überall fliegen die Steine; man braucht nur einmal auf die Politiker zu schauen. Und wie viele Menschen bleiben dann auf der Strecke.

Das ist in vielerlei Hinsicht die Situation in unserem Land, dass die Steine fliegen.

 

Jetzt kann man natürlich fragen, woran das liegt und was man dagegen tun kann? Da kommen die Leute und sagen: Das liegt nur an unserem Wohlstand. Es gut uns zu geht. Da ist ja auch was dran, das kann man ja gar nicht von der Hand weisen.

Andere sagen: Das Fernsehen macht alles kaputt. Da wird zunehmend Gewalt und Brutalität gezeigt. Und neuerdings auch im Internet. Das stimmt ja auch. Und dann empfiehlt man als Lösung: Es müssen schärfere Gesetze her. Oder man sagt: Wir müssen das Bewusstsein der Menschen ändern.

Aber daran liegt es nicht. Wir können noch so gute Gesetze machen, glaub mir, die Steine fliegen weiter.

 

 

Dieser Stein, den ich hier in der Hand habe, hat für mich eine besondere Bedeutung. Als ich den genau angeschaut habe, da ist mir plötzlich aufgefallen, dass dieser Stein die Form eines Herzens hat. So ähnlich sieht ein Herzmuskel aus.

Und am Beispiel dieses Steins ist wir deutlich geworden, warum mit besseren Gesetzen das Problem Gewalt nicht in den Griff bekommen. Wir Menschen haben ein Herz aus Stein; wir sind hartherzig geworden. Und wo der Mensch ein Herz aus Stein hat, da nützen keine besseren Gesetze. Ein Mensch mit einem „Herz aus Stein“ wird immer wieder Steine werfen.

Übrigens, ich habe eben von Stephanus geredet. Wissen Sie eigentlich, wer das Kommando gegeben hat, dass die Leute mit Steinen auf Stephanus geworfen haben bis er tot war? Das war der Apostel Paulus; der hat das Kommando gegeben. Der war guten Willens, aber er hatte ein Herz aus Stein.

 

 

Und nun kommt unsere Lesung aus dem Propheten Jeremia. Gott will dem Menschen ein neues Herz geben. Beim Propheten Ezechiel sagt Gott ganz ausdrücklich: „Ich lege meinen Geist in euch, das ist das Wirken des Heiligen Geistes. Ich nehme das Herz von Stein aus eurer Brust und gebe euch ein Herz von Fleisch, ein Herz das mitfühlen kann.“ Und der Prophet Jeremia sagt in Namen Gottes heute in der Lesung: „Ihr alle habt meinen Bund gebrochen, meine Gesetze übertreten. Aber ich schließe mit euch einen neuen Bund. Dann werden neue Gesetze geschrieben. Und diese neuen Gesetze werden nicht mehr auf Tafeln von Stein geschrieben, oder im Gesetzblatt veröffentlicht, sondern diese neuen Gesetze werde ich in euer Herz schreiben, so dass euer Herz in der Lage ist, die Gesetze zu halten.“

Das ist das Geheimnis des Christenlebens: Es geht nicht darum, sich mehr Mühe zu geben, sondern es geht darum, dass das Herz verwandelt wird von einem „Herz aus Stein“ hin zu einem „Herz aus Fleisch“.

 

Und nun schauen wir noch einmal den Apostel Paulus an, der den Stephanus steinigen ließ. Der gleiche Paulus kann später im Römerbrief schreiben, und das kann man im Tiefsten gar nicht ausloten: „Der Heilige Geist ist mein Zeuge, ich lüge nicht. Ich bin bereit die ewige Verdammnis auf mich zu nehmen. Ich bin bereit, für ewig von Christus getrennt zu sein, wenn ich dadurch meine Brüder, die Juden retten könnte.“ Da ist ein Mann so von Liebe erfüllt, dass er bereit ist, die ewige Verdammnis auf sich zu nehmen, wenn er dadurch die Brüder retten könnte.

Was ist das für eine Verwandlung. Und Paulus schreibt auch, wie diese Verwandlung von statten geht. Er schreibt im Römerbrief: „Die Liebe Gottes ist ausgegossen in unseren Herzen durch den Heiligen Geist, der uns gegeben wurde.“ Wir müssen uns nicht Liebe aus den Fingern saugen.

Versuch einmal, einen Stein auszupressen, da wird nie Wasser herauskommen. Aber in dem Augenblick, wo Gott dein Herz verwandelt, da ist die Liebe Gottes ausgegossen in dein Herz.

 

Oder schau dir einen Mann an, den die Kommunionkinder schon kennen lernen, den Zachäus, der die Leute nach Strich und Faden ausgenommen hat. Mancher ist in die Sklaverei gegangen, weil er dem Zachäus die Steuern nicht zahlen konnte. Und dann begegnet Jesus dem Zachäus; und in dieser Begegnung wird sein Herz verwandelt. Da wird der „Halsabschneider“ zu einem Menschen, der freigiebig schenken kann. Das liegt daran, dass aus dem „Herz von Stein“ ein „Herz aus Fleisch“ geworden ist, das mitfühlen kann.

 

Der große Bischof des Altertums, Augustinus, hat das einmal ganz kurz ausgedrückt. Letztlich meint er genau das gleiche: „Liebe, (als Tätigkeitswort mit Ausrufungszeichen) und dann tu was du willst.“ Man könnte auch sagen: „Lass dein Herz von Jesus verwandeln, dass es Liebe ausstrahlt, und dann tu was du willst.“   Amen

 

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