Pfarrer Karl Sendker  

 

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7. Ostersonntag A
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Predigten

Predigtverzeichnis  nach Bibelstellen geordnet

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 Predigt zur 1. Lesung: Apg 1,12-14     mp3 Format

2. Predigt zu Apg 1,12-14:   mp3   Video

Predigt zum Evangelium:  Joh 17,1-11a

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Predigttext:      Apg 1,12-14

 

Predigt im MP3 Format

 

Liebe Schwestern und Brüder!

 

Es war einige Tage vor dem Pfingstfest, damals in Jerusalem. In der ganzen Stadt herrschte eine hektische Betriebsamkeit. Das Pfingstfest war eines der großen Wallfahrtsfeste in Israel. Tausende von Pilgern aus dem ganzen Mittelmeerraum waren zum Pfingstfest, zu diesem großen Wallfahrtsfest, nach Jerusalem gekommen. Es wurden Opfertiere eingekauft, es wurden Lieder eingeübt, es wurde für die große Prozessionen geprobt. Es herrschte in der Stadt eine gespannte Atmosphäre. Jeder wartete ganz gespannt darauf: Wann geht es denn jetzt endlich los mit dem großen Fest?

 

Zur gleichen Zeit, als alles ganz gespannt auf die große Prozession wartete, sitzt im ersten Stock eines Hauses in einen größeren Raum eine Gruppe von Menschen zusammen mit der Gottesmutter Maria. Dieser große Raum gehörte möglicherweise der Mutter des Evangelisten Markus. Die Gruppe von Menschen, die da zusammen saßen, wartete auch gespannt. Aber sie warteten nicht gespannt auf die große Prozession, auf das Wallfahrtsfest, sie warteten auf etwas anderes. Eigentlich wussten sie gar nicht so ganz genau, worauf sie warten sollten. Jesus hatte ihnen gesagt: "Geht nicht auf die Straße. Bleibt hier und wartet darauf, dass ich euch die Verheißung des Vaters sende, den Heiligen Geist." Aber ob sie sich vorstellen konnten, was sie da erwartete, das glaube ich nicht.

 

Jesus hatte ihnen einige Wochen vorher im Abendmahlssaal angekündigt: Wenn ich euch den Heiligen Geist sende, dann wird er mich verherrlichen. Und ihr braucht euch keine Sorgen zu machen, dass euch nicht alles wieder ins Gedächtnis kommt, was ich euch gesagt habe. Der Heilige Geist wird euch an alles erinnern, er wird euch alles ins Gedächtnis rufen. Er wird euch die Wahrheit verkünden. Und wenn man euch später einmal vor Gericht stellt, und ihr euch verteidigen müsst, dann macht euch keine Sorgen, was ihr dann reden und antworten sollt. Der Heilige Geist wird euch zur rechten Zeit eingeben, wie ihr dann antworten sollt.

 

Aber so ganz genau wusste eigentlich keiner, was passieren würde, wenn der Heilige Geist kommt. Doch sie waren dem Wort Jesu gehorsam, sie blieben in diesem Raum und warteten und beteten.

In dieser Gebetsversammlung wurde das Neue gleichsam geboren, was an Pfingsten sichtbar wurde, was dazu geführt hat, dass wir heute noch hier in der Kirche sind.  

 

Mitten unter dieser Gruppe von Betern sitzt die Gottesmutter Maria und betet mit. Maria ist die einzige in diesem Kreis, die schon wusste, was mit dem Heiligen Geist war. Sie war schon vor Pfingsten mit dem Heiligen Geist erfüllt war. Ihr hatte der Engel 33 Jahre vorher gesagt: „Der Heilige Geist wird über dich kommen, und die Kraft des Höchsten wird dich überschatten.“ Sie wusste aus eigener Erfahrung, wie das ist, wenn der Heilige Geist kommt. Und darum betet sie zusammen mit den Jüngern um diesen Heiligen Geist.

Maria wusste aus eigener Erfahrung: Wenn der Heilige Geist auf einen Menschen kommt, dann wird Unmögliches möglich. Da wurde es möglich, dass sie ohne Zutun eines Mannes ein Kind empfangen hatte. Da wurde der Sohn Gottes geboren. Jetzt, am Pfingstfest, sollte die Kirche geboren werden, der Leib Christi hier in dieser Welt.

Maria wusste aus eigener Erfahrung: Wenn der Heilige Geist auf eine Gruppe von Menschen kommt, dann stiftet er Gemeinschaft, dann stiftet er Verbindung. Sie hatte das selbst erlebt am Beispiel ihrer Tante Elisabeth. Sie, Maria, war eine junge Frau, und Elisabeth war eine Frau im vorgerückten Alter. Und was hat der Heilige Geist zwischen diesen beiden Frauen eine tiefe Gemeinschaft gestiftet. Aber jetzt Pfingsten, ging es um etwas Größeres. Da sollte der Heilige Geist Gemeinschaft stiften zwischen den Völkern.

Maria wusste aus eigener Erfahrung: Wenn der Heilige Geist einen Menschen erfüllt, dann kann so ein Mensch den Mund nicht mehr halten, dann muss er das den anderen Menschen weiter erzählen. Und so ist sie gerannt zu ihrer Tante Elisabeth, um ihre Erfahrung weiter zu erzählen. Und es geht nicht nur darum, diese Erfahrung weiterzusagen. Wenn der Heilige Geist wie mit Feuerzungen kommt, wenn es im Herzen brennt, dann äußert sich das in einem ganz großen Jubel und in einem ganz tiefen Lobpreis. Aus Maria bricht das gleichsam heraus in ihrem Magnifikat: „Meine Seele preist die Größe des Herrn.“ Aber hier am Pfingstfest geht es wieder um etwas Größeres. Nicht nur, dass ein einzelner Mensch ein Loblied singt, sondern das gleichsam die ganze belebte Schöpfung ein einziger Lobpreis Gottes wird.

Weil Maria das alles aus eigener Erfahrung wusste, sitzt sie mit der Gruppe von Jüngern im Obergemach und betet um den Heiligen Geist.

 

Schwestern und Brüder, was wir heute am dringendsten brauchen, als einzelne, als Kirche, auch als ganze Gesellschaft und als ganze Schöpfung, ist eine neue Ausgießung des Heiligen Geistes. Wir sind menschlich und geistlich so am vertrocknen. Uns wachsen die Probleme dieser Welt so sehr über den Kopf, dass wir oft vorne und hinten nicht mehr weiter wissen. Und da genügt es nicht, wenn wir die Lösung dieser Probleme den Politikern überlassen, ganz gleich welcher Partei sie angehören. Wir dürfen die Probleme dieser Welt auch nicht den Gewerkschaften und den Arbeitgeberverbänden überlassen. Heute sind Beter gefragt, Beter, die damit rechnen, dass Gott noch einmal den Heiligen Geist ausgießt, und dass dann Unmögliches in dieser Welt möglich wird.

Was hat der Heilige Geist bewirkt in einem Paar wie Simeon und Hanna. Die hatten sich zusammengetan und hatten Tag und Nacht im Tempel gebetet. Und dann ist Jesus geboren worden.

Was hat das für eine Wirkung gehabt, dass die Jünger vor Pfingsten zusammen gesessen haben, die gebetet haben um den Heiligen Geist. Was ist daraus für eine Bewegung geworden.

Wir brauchen Beter, die damit rechnen, dass Gott seine Verheißung noch einmal Wirklichkeit werden lässt, heute in dieser Welt. Und wenn wir das tun, wenn wir uns darauf einlassen, um den Heiligen Geist zu beten, dann dürfen wir wissen: Maria betet mit uns. Maria ist nicht nur die Fürsprecherin. Maria ist auch in der Kirche Mitbeterin, die mit uns betet um den Heiligen Geist.

 

Ich möchte schließen mit einem Bild.

In Billerbeck, im Münsterland, im Sterbeort des heiligen Liudger gibt es in der Johannikirche eine Darstellung der Muttergottes, die mich sehr nachdenklich gemacht hat, als ich in dieser Gemeinde Kaplan war.

Normalerweise steht in unseren Kirchen die Muttergottes vorne auf einem Seitenaltar. Aber in dieser Kirche war das anders. Da gab es damals keinen Mittelgang, die Bänke waren in der Mitte zusammen geschoben. Und die Gottesmutter Maria hing an einer Kette mitten in der Kirche über den Bänken.

Da hab ich bei mir gedacht: Ob das nicht der richtige Platz der Gottesmutter ist? Auf der einen Seite erhoben; sie hing über den Menschen, über der Gemeinde. Aber sie hatte ihren Platz aber nicht irgendwo vorne, sondern mitten über der betenden Gemeinde.

Maria betet mit uns als die Erhöhte, das ist ganz sicher. Und wir dürfen uns mit ihr versammeln und vereinen im Gebet um den Heiligen Geist.  Amen.

 

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Predigttext:   Joh 17,1-11a

 

Predigt im MP3 Format

 

Liebe Schwestern und Brüder!

 

Über einen Liebesbrief kann man kein Referat halten. Ein Liebesbrief ist etwas so Persönliches, das kann man nicht einfach so zerpflücken: erstens, zweitens, drittens usw.

Über ein Gebet kann man eigentlich auch nur sehr schwer eine Predigt halten. Auch das Gebet ist etwas ganz Persönliches, eine persönliche Zwiesprache mit dem lebendigen Gott. Eigentlich ist ein Gebet eher dazu geeignet, dass man es mitbetet oder nachbetet.

Der Abschnitt aus dem Johannesevangelium, der heute als Evangelium gelesen wird, ist der erste Teil eines langen Gebetes Jesu an den Vater. Unmittelbar vor der Leidensgeschichte, nachdem Jesus im Abendmahlsaal lange mir seinen Jüngern über Gott gesprochen hatte, kommt dieses lange siebzehnte Kapitel mit dem sogenannten „Hohepriesterlichen Gebet“.

Ich möchte heute dieses Gebet auch nicht auseinander pflücken. Ich möchte Ihnen nur zwei Dinge heute sagen, die so am Rande stehen, über die man so leicht hinweg hört, die mir aber sehr bedeutungsvoll und wichtig geworden sind.

 

Ein Erstes:

Wir hatten vor vielen Jahren einmal einen Bibelkurs im Benediktinerkloster Gerleve im Münsterland. Da waren Schüler dabei, Studenten und auch ein Theologieprofessor. An einem Vormittag dieses Bibelkurses hatten wir dieses siebzehnte Kapitel aus dem Johannesevangelium als Bibeltext. Es wurde vorgelesen, und anschließend hielten wir eine längere Zeit Stille. Wir hatten vereinbart, dass nach dieser Zeit der Stille jeder, der wollte, Gelegenheit hatte, das zu sagen, was ihm in der Stille an diesem Bibeltext wichtig geworden war.

Da sind viele tiefe Gedanken geäußert worden zu diesem „Hohepriesterlichen Gebet“. Und dann meldete sich ein Schüler und sagte: „Mir ist im ersten Satz der Punkt wichtig geworden.“ Wir schauten ihn an, und einer fragte: „Welcher Punkt denn?“ „Ja, der Punkt.“ Er meinte, wie sich dann herausstellte, das Satzzeichen Punkt. Dieses Satzzeichen ‚Punkt’ war ihm wichtig geworden. Dann hat er uns noch einmal den ersten Vers aus Johannes 17 vorgelesen. Im ersten Satz hieß es da in seiner Übersetzung: „Dies alles redete Jesus.“ Das Satzzeichen ‚Punkt’ am Ende dieses ersten Satzes, den Punkt meinte er. Und dann heißt es weiter in Joh 17,1 „Dann erhob er seine Augen und sprach: Vater ...“ Und dann kommt das lange Gebet. Dieser Punkt, sagt er, ist mit wichtig geworden.

Im ersten Augenblick haben wir alle etwas verdutzt geschaut. Aber als der Schüler uns dann erklärte, warum ihm dieser ‚Punkt’ wichtig geworden war, da ist es uns doch sehr unter die Haut gegangen. Er sagte: „Mir ist in der Stille aufgegangen: Alles Reden über Gott muss einmal einen Punkt haben und muss zum Reden mit Gott werden.“

Ich habe schon darauf hingewiesen: Jesus hatte vorher im Abendmahlssaal in den sogenannten Abschiedsreden lange mit den Jüngern gesprochen über sein Verhältnis zum Vater. Aber sein Reden über Gott hat einen Punkt und wird zum Gebet, wird zum Reden mit Gott.

 

Diese Begebenheit ist jetzt viele Jahre her. Aber ich habe inzwischen gelernt, wie wichtig und praktisch das werden kann. Ich will ihnen ein paar Beispiele sagen:

Wenn ich eine Predigt vorbereite, dann muss ich mich natürlich hinsetzen und studieren. Ich nehme einen Kommentar oder ein Bibellexikon zur Hand und mache mir Gedanken über den Bibeltext, damit das, was ich sage, auch Hand und Fuß hat. Aber mir ist aufgegangen: Auch dieses ganze Studieren und Nachdenken über Gott muss einen Punkt haben und muss auch da zum Reden mit Gott werden.

Mir fiel in diesem Zusammenhang wieder ein: Einer meiner geistlichen Lehrer, als wir noch im Priesterseminar und in der Predigtausbildung waren, hat uns damals etwas salopp gesagt: „Eine gute Predigt wird nicht auf dem Hintern vorbereitet, sondern auf den Knien.“ Er meinte damit genau dasselbe. Die ganze Vorbereitung muss ins Gebet münden.

Aber was für den Prediger gilt, das gilt auf der anderen Seite genauso für den Gottesdienstbesucher. Eine Predigt ist nicht dazu da, dass man hinterher eine Predigtdiskussion hält und dann alles zerpflückt. Das haben wir früher auch öfter gemacht. Eine Predigt ist auch nicht dazu da, dass die Leute hinterher sagen: „Was hat er heute wieder schön gesprochen.“ Nein, die Predigt ist letztlich dazu da, dass die Menschen hingeführt werden, zu Gott ‚Du’ zu sagen, ihn anzureden im Gebet, entweder mit Worten, oder auch in der Weise, dass das ganze Leben zur Gebetshaltung wird. Es muss zum Gespräch mit Gott führen.

Das gleiche gilt auch für Bibelkreise. Es gibt ja in vielen Gemeinden Bibelkreise, die sich regelmäßig zum Bibellesen treffen, wo man sich über die Bibel austauscht. Auch da gilt: Es geht nicht darum, Informationen auszutauschen über die Bibel. Natürlich kann das auch interessant sein; aber das ist nicht das Wichtigste. Die tiefsten Erfahrungen in solchen Bibelkreisen haben wir immer dann gemacht, wenn unser Sprechen über Gott ins Gebet mündete, wenn wir anschließend mit diesem Bibeltext im Gebet Begegnung mit Gott suchten, im Gespräch mit dem Du.

Alles Reden über Gott muss einmal einen Punkt haben und muss zum Reden mit Gott werden.

 

Ein Zweites.

Eins ist in diesem Gebet Jesu auffällig, nämlich die Art und Weise, wie Jesus dem Vater gegenüber seine Jünger bezeichnet. Er sagt nicht dem Vater gegenüber: „meine Jünger“, sondern er gebraucht einen ganz merkwürdigen Ausdruck: „die Menschen, die du mir gegeben hast.“ Jeder Jünger ist gleichsam eine Gabe, ein Geschenk des Vaters an Jesus. „Die Menschen, die du mir gegeben hast.“ Wenn man einmal von diesem Ausdruck her, der zunächst einmal sehr eigenartig klingt, ins Leben Jesu hineinschaut, dann merkt man, wie wichtig das für Jesus war. Er hat sich seine Jünger nicht selbst ausgesucht, er hat sie sich vom Vater ‚geben’ lassen. Auch dafür ein paar Beispiele:

 

Jesus hat  - menschlich gesprochen - einen Freund gehabt, den Lazarus. Das wissen wir aus dem 11. Kapitel des Johannesevangeliums. Jesus hat im Kreis der Apostel einen Lieblingsjünger gehabt, den Johannes. Aber als es darum ging, wer der Fels der Kirche werden sollte, gleichsam der erste Papst, da hat Jesus nicht seinen Freund Lazarus erwählt, auch nicht seinen Lieblingsjünger Johannes, sondern da hat der Vater ihm gezeigt: Der Petrus, der ist es. Und mit dem Petrus hat Jesus weiß Gott viele Schwierigkeiten gehabt.

 

Oder ein anderes Beispiel: Als Jesus seine zwölf Apostel erwählt, da macht er nicht eine Personaldiskussion oder eine Mitgliederbefragung, wie das heute bei Parteien üblich ist. Nein, da steht in den Evangelien: Jesus ging eine ganze Nacht auf den Berg, um zu beten. Im Gespräch mit dem Vater lässt er sich von seinem Vater zeigen, wen er erwählen soll. Und als er vom Berg herunterkommt: „Du und du und du und du und du...“; und dann ist die Sache ausgestanden. Wir haben ja eben die Liste der Apostelnamen in der ersten Lesung gehört. Wenn man diese Liste einmal durchgeht: Menschlich gesehen war das eine unmögliche Kombination, wer da alles im Kreis der Zwölf war. Aber der Vater hatte ihm genau diese Zwölf gezeigt.

 

Auch die Art und Weise, wie Jesus Seelsorge getrieben hat, ist immer bestimmt von dem, was der Vater ihm zeigt. Auch da nur ein Beispiel: Sie kennen die Geschichte von Zachäus. Da steht so ein kleines Wörtchen in der Geschichte, das in dem Zusammenhang wichtig ist. „Zachäus, komm vom Baum herunter“, sagt Jesus, „heute muss ich in deinem Haus bleiben“! ‚Muss’ ich! Wieso eigentlich musste Jesus das? Es waren Hunderte von Menschen bei ihm, die ihn gerne zum Mittagessen eingeladen hätten. Wieso sagt Jesus: Ich ‚muss’ in deinem Haus bleiben? Hinter diesem Wörtchen ‚muss’, wenn das in den Evangelien vorkommt, steht ganz oft die Bedeutung: Das ist der Wille des Vaters. Der Vater hat ihm gezeigt: Nicht die vielen Leute, die deine Predigt hören, sondern dieser eine, der Zöllner, der braucht dich jetzt, mit dem gehst du mit.

Jesus lässt sich die Menschen von seinem Vater zeigen.

 

Das setzt sich fort in der Apostelgeschichte. Wir haben eben in der ersten Lesung die Stelle gehört, wie die Jünger zwischen Himmelfahrt und Pfingsten mit Maria zusammensitzen und um den Heiligen Geist beten. In diesen Tagen wird der zwölfte Apostel nachgewählt. Es musste ja für Judas einer nachgewählt werden. Und da machen die Jünger wiederum keine Personaldiskussion, sondern sie stellen zwei Kandidaten auf, und dann beten sie: „Vater, zeige du uns, wen du erwählt hast.“ Dann werfen sie das Los, und es trifft den Matthias.

 

Später, als die Missionsreisen des Apostels Paulus losgehen, da steht dann im 16. Kapitel der Apostelgeschichte: „Während sie beteten und Gottesdienst feierten, sprach der heilige Geist: Sondert mir den Barnabas und den Paulus aus für den Dienst, für den ich sie berufen habe.“

Immer dieses gleiche Prinzip: Die Menschen, die du mir gegeben hast, nicht: die ich mir aussuche.

 

Ich denke, das hat für uns auch wichtige Konsequenzen. Wir haben in der Kirche sehr viele Personalentscheidungen zu treffen, sei es im Kirchenvorstand, sei es aber auch, dass wir Kandidaten suchen für den Pfarrgemeinderat, für viele Dienste in unseren Kirchen. Was werden dann manchmal für Anstrengungen unternommen bei der Suche nach Kandidaten. Aber wie selten erlebt man, dass zunächst einmal gebetet wird: „Vater, zeige uns, wen du für diesen Dienst erwählt hast, dass wir ihn ansprechen sollen.“

Ich bin ganz sicher, es würde mehr dabei herum kommen, wenn wir dieses Grundprinzip aus dem Gebet Jesu wieder ernster nehmen würden: „Die Menschen, die du mir gegeben hast.“

 

Und einen letzten Anhang noch:

Wenn das stimmt, dass die Jünger Menschen sind, „die du mir gegeben hast“, die der Vater Jesus gegeben hat, dann ist jeder von uns hier in der Kirche ein Geschenk des Vaters an Jesus. Das ist eine große Würde, die wir haben. Jeder, der hier in Kirche ist, und zu den Jüngern Jesu gehört, ist ein Geschenk des Vaters an Jesus. Und jeder, der hier in der Kirche ist, jeder einzelne, darf wissen: Jesus betet am Thron des Vaters für Dich. „Für sie bitte ich“, sagt Jesus in diesem Gebet. Jesus betet für Dich. Das ist unsere Würde, und das ist auch die Zuversicht, mit der wir durchs Leben gehen dürfen. Wir sind ein Geschenk des Vaters an Jesus, und er betet für uns.    Amen.

 

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