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Predigt zur 2. Lesung: 1 Kor 4,1-5
Predigt zum Evangelium:
Mt 6,24-34
mp3 Format
als Video

Predigttext 1 Kor
4,1-5
Predigt im MP3 Format
Dies ist die 7.
Predigt einer siebenteiligen Predigtreihe mit dem Thema:
"Ein Hirtenbrief, der
unter die Haut geht"
Liebe Schwestern und Brüder!
Ein
Hirtenbrief, der
unter die Haut
geht. Unter
diesem Thema betrachten
wir Texte aus
dem ersten
Korintherbrief.
Heute ist
der Apostel Paulus
eine Autorität, an
der sich die
Christenheit messen muss und
messen kann.
Damals war das
nicht so.
Damals war der
Apostel Paulus eine der
umstrittensten Prediger in
der Kirche überhaupt.
Paulus ist fast in
jeder Gemeinde
rausgeworfen worden,
weil man ihn
nicht hören wollte.
Er musste von
einer Stadt zur
anderen ziehen und ist
nur in ganz
wenigen Orten längere
Zeit geblieben.
Gerade
die Korinther haben
dem Paulus
Vorwürfe gemacht, schwere
Vorwürfe. Auf der einen
Seite haben sie
ihm vorgeworfen:
Du bist ja total
einseitig. Immer nur
Jesus Christus als den
Gekreuzigten. Auf
der anderen Seite:
Wenn er seinen
Finger auf wunde
Punkte in der
Gemeinde gelegt hat:
Du bist uns zu
radikal. Sie
haben ihm geschrieben:
Wenn du weit
weg bist,
kannst du große
Briefe schreiben.
Und wenn du
hier bist,
bekommst du die
Klappe nicht auf, da bist du ein
Stümper in der Rede.
Es hat
Zeiten gegeben,
wo Paulus sich
nicht getraut hat,
nach Korinth zu
fahren. Dann
hat er seinen
Schüler Timotheus nach Korinth geschickt.
Solche Spannungen
bestanden zwischen ihm
und der Gemeinde.
Man hat kein
gutes Haar an
ihm gelassen.
Nun, das
gibt es ja heute
auch.
Wer lässt schon
ein gutes Haar an
seinem Pfarrer oder
an einem anderen, der
in der Gemeinde
einen Dienst übernommen hat? Ich kann
Ihnen garantieren: wenn zwanzig
Leute zusammensitzen aus zwanzig
verschiedenen Pfarreien,
und jeder soll einmal
kurz etwas über
seinen Pfarrer sagen.
So viel Negatives
wie da bekommt man selten zu hören. Das
hab ich ausprobiert.
Und wenn
dann wirklich einmal
einer etwas Gutes
über seinen Heimatpfarrer
sagt, dann
muss er sich
schon fast dafür
entschuldigen: Unser Pfarrer ist
unheimlich gutmütig.
Aber dann kommt
sofort ein Nachsatz hinterher:
Er müsste sich aber
eigentlich viel mehr
durchsetzen.
Wie schwer
fällt uns das,
über Menschen,
die in der
Kirche einen Dienst
tun, positiv
zu urteilen.
Das gilt heute
genau so wie
damals.
Aber jetzt
kommt das Eigenartige.
Der Apostel Paulus
sagt in dem
Abschnitt, den
wir eben als
Lesung gehört haben:
Es interessiert mich
überhaupt nicht,
wie ihr mich
beurteilt, oder wie
irgend ein
anderer Mensch mich beurteilt.
Ich beurteile mich
nicht einmal selbst.
Gut, damit
bin ich noch
nicht gerecht
gesprochen. Aber es
gibt nur einen Einzigen,
eine einzige Instanz,
von der ich
mich beurteilen lasse, und
das ist Gott
selber. Er wird
mich einmal zur
Rechenschaft ziehen.
Paulus
wusste: Ich bin
nicht Funktionär der
Kirche. Er
war auch nicht
Beamter oder Angestellter irgend
einer Gemeinde,
so dass er der
Gemeinde der
Rechenschaft geben müsste.
Er sagt vielmehr:
Man soll uns
betrachten als Diener
Christi und als
Verwalter, nicht des
Kirchenvermögens von Korinth,
sondern als Verwalter
der Geheimnisse
Gottes. Und
darum ist Gott die
einzige Instanz,
die von mir
als Verwalter
Rechenschaft verlangen kann.
Und darum ist
es mir so
egal, was
ihr in Korinth
über mich denkt.
Und dann schreibt
Paulus: Richtet also
nicht vorzeitig über
Menschen. Richtet nicht,
bevor der Herr
kommt. Wenn
Christus, der Herr
wiederkommt, dann
wird er das
im Dunkeln Verborgene
ans Licht bringen.
Er wird die
Absichten der Herzen
aufdecken.
Christus wird das,
was für unsere
Augen nicht sichtbar
ist, was
im Dunkel des Herzens
verborgen ist,
das wird er ans
Licht bringen.
Und er wird
die Absichten aufdecken,
die ein Mensch
gehabt hat.
Er hat den
Durchblick, und als solcher
fällt er ein Urteil.
Und diesen Durchblick haben
wir oft nicht.
Und dann
kommt etwas Wichtiges. Jetzt
kommt einer der
schönsten Sätze im
ganzen ersten
Korintherbrief. Wir
würden wahrscheinliches
weiterschreiben:
Er will das Verborgene
ans Licht bringen,
die Absichten der
Herzen aufdecken,
und dann wird
jeder ‚sein Fett
abbekommen’, dann wird jeder seinen Lohn empfangen. Aber
genau das steht
da nicht.
Da steht vielmehr:
Dann wird jeder
von Gott sein
Lob bekommen.
Wenn Christus
wiederkommt, der
die tiefsten
verborgenen Gründe unseres Herzens
kennt und aufdeckt,
dann wird er für
jeden von uns noch
ein Lob haben.
Da kann einer
noch so sehr
in dieser Welt
heruntergekommen sein.
Da kann jemand
als Verwalter noch
so untreu gewesen
sein, hier
steht: Jeder
wird dann von
Gott sein Lob
erhalten. Gott
wird bei jedem
Menschen noch etwas
zu loben finden.
Achten Sie einmal
darauf, wenn
im Laufe des
Jahres die Evangelien in
den Gottesdiensten
gelesen werden,
wie das die typische
Haltung Jesu gewesen
ist. Wie
er bei jedem
Menschen, auch
beim größten Sünder
noch irgendetwas
findet, was gut
ist, was er
loben kann.
Selbst vom Kreuz herab sucht er für die, die unter dem Kreuz
spotten, noch eine Entschuldigung: „Vater, vergib ihnen, denn sie wissen nicht
was sie tun.“
Und das
tut so gut.
Wir brauchen vor
der Wiederkunft
Christi, wenn er als
Richter der Lebenden
und Toten kommt,
nicht Angst zu
haben. Er
wird auch bei
Dir noch etwas
Gutes finden,
was er loben
kann. Das
hatte Paulus im
Tiefsten verstanden.
Und wenn
man das einmal
wirklich verstanden hat:
Gott findet bei
jedem noch etwas
zu loben,
dann wird dadurch
auch die Art
und Weise geprägt,
wie wir die
Menschen anschauen.
Wir sind ja
immer sehr schnell
damit bei der
Hand, das
Negative zu sehen.
Prüfen Sie sich
einmal selber. Wie
leicht ist man geneigt,
etwas Negatives zu
sagen. Schauen
Sie einmal in
die Zeitungen. Da
wird kaum einmal etwas Positives
berichtet. Das
geht hinein bis in
die Schulen.
Bei den Schülern
wird in einer
Klassenarbeit nur
das Negative angestrichen,
die Fehler.
Das Gute wird
vorausgesetzt.
Aber wer
verstanden hat,
dass Gott
bei jedem noch
etwas Gutes findet,
der wird sich
auch leichter tun,
bei anderen etwas
Gutes, etwas Lobenswertes
zu finden.
Als
Paulus seinen Hirtenbrief
an die Korinther
schreibt, wo
es so viele
Missstände gab,
an die Korinther,
mit denen er
so viele
persönliche Schwierigkeiten hatte,
da beginnt der
seinen Brief mit
einem Dank: Ich
danke meinen Gott
jedes Mal,
wenn ich in
meinen Gebeten an
euch denke.
Und dann fängt
er an,
alles auf zu
zählen, was
er bei den
Korinthern Gutes
findet. Und
dann erst kommt die Kritik. Kritik
kommt auch,
aber zuerst
verweilt er bei
dem, was
zu loben ist.
Meinen Sie
nicht, dass
sich in unserem
Leben, in
unserem Zusammenleben,
ob das in
den Familien ist,
ob das in
einer Gemeinde ist,
ob das in der
ganzen Kirche ist,
ob sich nicht
manches zum Positiven
hin verändern
würde, wenn
wir diese Blickrichtung
wieder hätten:
Zuerst einmal
unser Augenmerk darauf
zu richten:
Was gibt es
bei dem Anderen
zu loben? Wo
finde ich etwas
Gutes? Wenn man
vielleicht auch manchmal
suchen muss.
Und dieses Gute
hervorheben und
dann erst die Punkte
ansprechen, die
vielleicht kritisch
anzumerken sind.
Warum
nicht öfter loben? Amen.
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