Pfarrer Karl Sendker

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9. Sonntag A
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Predigten

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Predigt zur 2. Lesung:   Röm 3,21-25a.28

Predigt zum Evangelium:   Mt 7,21-27

Predigttext:    Röm 3,21-25a.28

 

Jetzt aber!!!

Liebe Schwestern und Brüder!

 

Es war im Frühjahr 2005. In Nordrhein-Westfalen hatte eine Landtagswahl stattgefunden. Die Wähler hatten entschieden, dass nach Jahren einer SPD geführten Regierung ein Regierungswechsel stattfinden sollte.

Es ging ein Ruck durch das Land. Und nur wenige Stunden später, am gleichen Sonntag ging ein zweites Mal ein Ruck durch das Land, als die damalige rot-grüne Bundesregierung ankündigte, dass auch auf Bundesebene im folgenden Herbst vorzeitig Neuwahlen stattfinden sollten.

Jetzt aber!!! Es war wie ein Ruck, der durch das Land ging. Alle Wahlforscher und Meinungsforscher sagten damals, es bestünde eine ganz große Wechselstimmung im politischen Deutschland. Alles deutete auf diesen Ruck hin.

 

„Jetzt aber!!“ Mit diesen Worten beginnt auch der Apostel Paulus einen Abschnitt im Römerbrief. Man horcht unwillkürlich auf, was jetzt wohl kommt. Jetzt aber! Kommt jetzt auch so ein Ruck?

Wenn man aber die zweite Lesung dieses Sonntags liest oder hört, dann gibt es in diesem kurzen Lesungsabschnitt eine unglaubliche Fülle von theologischen Fachausdrücken, die heute kaum noch einer versteht. Und das soll es dann gewesen sein? Das soll dieser Ruck sein?

 

Nun sagen uns die Bibelwissenschaftler, dass dieser kleine Abschnitt aus dem dritten Kapitel des Römerbriefes vielleicht der wichtigste Abschnitt in allen Paulusbriefen überhaupt ist. Und auch wenn wir Martin Luther fragen würden: Die ganze Reformation in Deutschland hätte nicht stattgefunden, wenn Martin Luther nicht über diesen kurzen Text gleichsam ein Bekehrungserlebnis gehabt hätte. Jetzt aber!!

 

Vielleicht lohnt es sich ja doch, den schwierigen Weg zu unternehmen und einmal zu schauen, was Paulus eigentlich meint, was er da mit vielen theologischen Fachausdrücken uns sagen will.

Ich will noch einmal zurückkommen auf den Anfang, auf die Situation 2005 nach der Landtagswahl in NRW. Eine Woche nach der Landtagwahl war die Aufbruchstimmung schon wieder ein bisschen einem nüchternen Denken gewichen. Man merkte: ganz gleich, wer in Nordrhein-Westfalen regiert, die politische und wirtschaftliche Großwetterlage, die Rahmenbedingungen haben sich ja nicht geändert. Und ganz gleich wer im folgenden Herbst die Bundestagswahl gewinnen würde, die Probleme in unserem Land und in Europa haben sich nicht geändert.

Und von daher gesehen sind in unserem Land Menschen gefragt, die Lösungen haben für die Probleme, denen man die Kompetenz zutraut, die Probleme in unserem Land, in unserer Welt zu lösen.

 

Aber, hier muss man einmal einhaken. Was ist eigentlich, wenn wir nicht nur Probleme haben in unserem Land, sondern wenn wir Menschen selbst das Problem sind. Und dann: Wenn wir das Problem sind, dann geht es nicht mehr um die Frage: wer hat dafür Lösungen, sondern dann geht es um die Frage, wer hat Erlösung, wer kann dem Problemfall Mensch Erlösung schenken?

Und davon redet Paulus im Römerbrief, auch in unserem Abschnitt hier. Er sagt: Ihr habt nicht Probleme, sondern ihr, die Menschen, ihr seid das Problem. Das Problem besteht darin in folgendem: „Alle haben gesündigt und ermangeln der Herrlichkeit Gottes.“ Nun, das klingt so wie der alte Karnevalsschlager, „Wir sind alle kleine Sünderlein, s´ war immer so, s´ wird immer sein“.

 

Aber das meint Paulus nicht. Die Sünde, auf die Paulus hier hinweist, ist die Gottlosigkeit des Menschen. Und er hat den Menschen, den Heiden und den Frommen ,die Maske der Gottlosigkeit vom Gesicht gerissen. Diese Maske bestand in ihrer Selbstgerechtigkeit. Er hat ihnen Punkt für Punkt nachgewiesen, dass sie selbst mit ihrer Gottlosigkeit das Problem sind. Die vielen Probleme die sie alle sonst noch hatten, die haben ihre Wurzeln darin, dass sie zwar wussten, dass es einen Gott gibt, aber sie haben ihn nicht als Gott geehrt, sie haben ihn nicht als Gott anerkannt. Eine praktische Gottlosigkeit.  

 

Genau das erleben wir auch in unserer Zeit. Gott ist dabei, auch heute in unserer Zeit die Maske der Selbstgerechtigkeit von unseren Gesichtern zu reißen. Achten Sie einmal darauf: Alle Ideologien, alle Weltanschauungen unserer Zeit, die sich so selbstgerecht an die Stelle Gottes gestellt haben, werden der Reihe nach demaskiert.

Gott hat den Kommunismus demaskiert, hat ihm die Maske der Gottlosigkeit vom Gesicht gerissen. Was ist übrig geblieben vom Kommunismus? Nur noch ein paar Karikaturen z.B. in Kuba.

Im Augenblick ist Gott dabei, den Kapitalismus, in dem wir alle gefangen sind, zu demaskieren. Der Kapitalismus hat ja auch inzwischen gottlose Züge angenommen: Wir kriegen das schon in den Griff mit unserem Kapital. Im Mittelpunkt steht das Machwerk unserer Hände. Und Gott ist dabei, uns das total aus der Hand zu schlagen. Er ruft uns gleichsam zu: Schaut euch doch einmal um, ihr schafft es nicht. Und da ist es ganz egal, wen ihr bei einer Landtagswahl oder Bundestagswahl wählt, ihr schafft es einfach nicht.

Gott wird alle Selbstgerechtigkeit, die nicht Gottesgerechtigkeit ist, demaskieren, wird sie entlarven, und er wird immer wieder seinen Finger darauf legen.

„Alle haben gesündigt“, und alle sind Teil dieses Grundproblems in der Welt.

 

Haben Sie noch im Bewusstsein, auf welch wackligen Füßen unsere EU Verfassung steht? Sie können sicher sein, ich gebe ihnen Brief und Siegel darauf: Eine Verfassung für Europa, die bewusst jeden Gottesbezug ausklammert, ein solches Europa wird keinen Bestand haben. Wir werden es alle miterleben. Da kann man hin und her abstimmen, ein solches Europa hat den Keim der Zerstörung in sich, nämlich die Gottlosigkeit. Da sind wir Gott los geworden.

 

Übrigens, ein Schlagwort unserer Zeit muss man auch einmal hinterfragen. Dieses Schlagwort heißt „Emanzipation“. Diejenigen die lateinisch oder italienisch können, da steckt das Wort ‚manus’ drin, im Deutschen das Wort ‚Hand’. Wenn man das Wort Emanzipation wörtlich übersetzt, dann bedeutet das: Wir haben uns aus der Hand Gottes herausgerissen. Wir haben die schützende und bergende Hand Gottes nicht mehr zur Verfügung. Das ist Emanzipation.

Und Gott sagt: Wenn ihr euch aus meiner Hand herausgerissen habt, dann seht zu, wie ihr klar kommt. Schaut euch doch einmal um, wie es euch geht. Das ist das Grundproblem. Nicht die Probleme wie die Globalisierung, die Arbeitslosigkeit, usw. Das sind die „kleinen“ Probleme unserer Welt. Das Grundübel ist: Alle haben gesündigt, alle sind der Gottlosigkeit überführt worden. Das hat Paulus in zwei Kapiteln des Römerbriefes mit großem Nachdruck dargelegt.

 

Und dann kommt sein „Jetzt aber!“ Nachdem er diese negative Grundströmung demaskiert hatte kommt sein „Jetzt aber!“ Gott hat einen Weg gefunden, um mit diesem Grundproblem der Gottlosigkeit fertig zu werden. Die Gottlosigkeit der Menschen steht unter dem Gericht Gottes, unter dem Strafurteil Gottes.

Aber dieses Urteil ist bereits vollstreckt worden. Jesus hat am Kreuz Sühne geleistet für die Gottlosigkeit der Menschen. Und wenn die Menschheit von Gott her gesehen unter einem Fluch steht, dann darf man wissen: Jesus Christus hat wie ein Verfluchter am Kreuz gehangen. Er ist gleichsam selbst für uns zum Fluch geworden, damit wir die Gottesgerechtigkeit haben, die Gerechtigkeit, die rechte Haltung, die vor Gott zählt.

 

Gott hat mit dem Grundproblem der Menschheit, mit der Gottlosigkeit aufgeräumt. Und damit keiner sagen kann: Ich schaff das nicht. Wie soll ich denn vor Gott einmal gerade stehen können? Da hat Gott gesagt: Du brauchst das auch gar nicht schaffen. Geschafft hat das Jesus Christus. Du darfst dich einfach im Glauben an Jesus Christus anklammern, dich dranhängen. Du darfst sagen: Danke Jesus, dass du Sühne geleistet hast für die Gottlosigkeit dieser Welt, auch für meine Gottlosigkeit, sogar für die Gottlosigkeit innerhalb der Kirche.

Denn Gottlosigkeit gibt es auch innerhalb der Kirche.

 Auch dafür will ich ihnen ein Beispiel sagen. Paulus hat damals auch den Frommen die Maske vom Gesicht gerissen. Überlegen sie einmal, das wird uns in den letzten Jahren im Fernsehen immer wieder vor Augen geführt: Wenn im Islam der Koran verunehrt wird, heruntergezogen wird, dann gehen zigtausende Moslems auf die Straße und protestieren dagegen. Wenn hier in unserem Land eine jüdische Synagoge beschmiert wird, dann stehen Tausende auf und protestieren. Aber wenn ein christliches Symbol wie das Kreuz verschmiert wird, dann regt sich kein Finger, da gehen wir zur Tagesordnung über.

Hier merken wir, wie sehr unsere Frömmigkeit oft nur noch ein christlicher Karton ist ohne Inhalt. Die Form ist noch da. Aber was ist uns das im Herzen eigentlich noch wert? Und so reißt Paulus auch uns diese Maske vom Gesicht.

 

Aber auch hier gilt dieses „Jetzt aber!“ Gott hat eine Lösung gefunden für dieses Grundproblem der Menschheit, indem er Jesus in die Welt sandte. Und indem Jesus am Kreuz starb, darfst du das einfach im Glauben dankbar annehmen. Aber du musst es auch annehmen.

 

Und so ist die alles entscheidende Frage in unserer Gesellschaft nicht: Wer hat Lösungen für die wirtschaftlichen Probleme, für die gesellschaftlichen Probleme? Sondern die entscheidende Frage in unserer Gesellschaft ist: Sind wir bereit, das Gnadengeschenk Gottes anzunehmen? Sind wir bereit uns bei Jesus Christus im Glauben dran zu hängen, oder ist uns das alles völlig egal?

 

Gott hat uns gleichsam einen Rettungsring zugeworfen, wo wir am Ertrinken sind. Aber ich befürchte, dass wir noch nicht weit genug heruntergekommen sind, um dieses Geschenk Gottes anzunehmen.

 

Als ich bei der Vorbereitung dieser Predigt darüber nachdachte, da fiel mir eine Begebenheit ein, als ich noch Schüler war im Gymnasium. Da war ich Rettungsschwimmer geworden und hatte meinen DLRG-Schein gemacht. Eines Tages hatten wir mit einem Profi von der DLRG Aufsicht an einem Badesee in der Nähe meines Heimatortes. Und es passierte, dass da einer am Ertrinken war. Der schrie um Hilfe, aber der Profi, der Rettungsschwimmer, ist nicht reingesprungen. Alle Leute, die dabei standen, haben ihn angeschrien, er soll doch endlich rein springen, aber er ist nicht rein gesprungen. Aber dann, in dem Augenblick, als der Ertrinkende unter Wasser war und nicht mehr um sich schlug, als jeder gedacht hat: jetzt ist es aus, da sprang der Rettungsschwimmer rein, war mit ein paar Schwimmzügen bei ihm und hat ihn rausgeholt und hat ihn wiederbelebt.. Hinterher haben wir, die Kleinen, den Rettungsschwimmer gefragt: Warum bist du denn nicht früher rein gesprungen? Warum hast du den erst unter Wasser kommen lassen? Da hat er uns gesagt: Wenn ich früher rein gesprungen wäre, dann hätte der Ertrinkende sich völlig an mich angeklammert. Er hätte versucht, sich mit allen Kräften zu retten, der hätte mich mit runter gezogen. Ich kann den erst retten, wenn er alle eigenen Rettungsversuche aufgegeben hat. Aber dann kann ich ihn auch retten.

 

Ich vermute: Wir sind noch nicht tief genug unter Wasser. Gott hat uns den Rettungsring zugeworfen. Aber er springt, bildlich gesprochen, erst in Wasser, wenn wir diesen Rettungsring annehmen. Und ich befürchte, dass wir noch viel tiefer herunterkommen in unserer Gesellschaft, bis wir bereit sind, das Gnadenangebot Gottes anzunehmen.

 

Aber es gibt auch Hoffnung. Ich habe vor einiger Zeit einmal wieder angefangen, Kirchengeschichte zu studieren. Und ich habe dann mehrmals im Laufe dieses Geschichtsstudiums festgestellt: Die Kirche, die Menschheit in Europa ist schon häufiger an einem Tiefpunkt gewesen. Aber dann hat es zum Beispiel im 19. Jahrhundert nur wenige Jahre oder Jahrzehnte gedauert, und die Kirche stand in ganz neuer Blüte da, und keiner weiß genau warum.

Und ich glaube, dass Gott auch heute in unserer Zeit die Herzen der Menschen umkrempeln und bewegen kann. Das ist meine Hoffnung, das ist meine Zuversicht. Von Gott her gesehen ist der Weg der Erlösung klar. Nehmt diesen Weg an und betet darum, dass wir in unserer Gesellschaft nicht nur an Symptomen herumdoktern, sondern dass wir alle uns im Glauben an diesen Gott hängen.  Amen.

 

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Predigttext:    Mt 7,21-27

 

Predigt im MP3 Format

 

Liebe Schwestern und Brüder!

 

Es gibt Bücher, die sind einzig zu dem Zweck geschrieben, dass Menschen sie lesen. Vermutlich sind das die meisten Bücher. Ein Roman etwa ist dazu geschrieben, dass Menschen dieses Buch lesen. Natürlich gibt es auch Menschen, die sich einen Meter Goethe in den Bücherschrank stellen, weil das gut aussieht. Aber normalerweise sind Bücher zum Lesen geschrieben.

Es gibt aber auch Schriften, die etwas ganz anderes bezwecken. Die nicht in erster Linie dazu geschrieben, dass sie gelesen werden, sondern zu einem anderen Zweck. Ich will Ihnen zwei Beispiele dafür sagen:

Ein Kochbuch etwa ist nicht dazu da, damit die Hausfrau darin liest und sich über die schönen Beschreibungen der Gerichte freut. Ein Kochbuch will vielmehr der Hausfrau Hilfestellung geben, damit sie am nächsten Mittag ein schmackhaftes Gericht auf den Tisch bringt. Eine Hausfrau kann nicht hingehen und zur Familie sagen: „Heute leg ich euch allen ein Kochbuch auf den Tisch, und jetzt schauen wir uns einmal das Gericht auf Seite 23 an.“ Nein, ein Kochbuch ist nicht zum Lesen, es ist eine Handlungsanweisung, damit das Essen zubereitet werden kann.

Es gibt noch eine Kategorie von Büchern, die eigentlich nicht zum Lesen gedacht ist. Das sind Gebrauchsanweisungen von technischen Geräten. Wenn jemand sich heute etwa einen Videorecorder der Komfortklasse kauft, dann findet er beim Auspacken ein Heft mit dem Titel: ‚Bedienungsanleitung’. Auch so eine Bedienungsanleitung ist nicht einfach nur zum Lesen da. Sie will zum sachgerechten Umgang mit dem komplizierten Gerät helfen. Auf dem Gerät steht meist der nachdrückliche Hinweis: „Vor Inbetriebnahme unbedingt die Bedienungsanleitung lesen!“, Ich kann mich natürlich über eine solche Aufforderung des Herstellers hinwegsetzen. Aber wenn ich die Gebrauchsanweisung nicht lese oder mich nicht daran halte, was darin steht, wenn ich das nicht tue, dann laufe ich Gefahr, das Gerät durch unsachgemäße Behandlung zu zerstören. Nun sind die modernen elektronischen Geräte ja heute so gesichert, dass ich sie durch eine Fehlbedienung fast gar nicht mehr zerstören kann. Aber wenn ich die Bedienungsanleitung nicht lese, dann werde ich vielleicht den Videorecorder in Betrieb nehmen können, aber die vielen technischen Möglichkeiten, die der Hersteller in dieses Gerät eingebaut hat, werde ich möglicherweise gar nicht entdecken und auszunutzen.

 

Mit unserem heutigen Evangeliumsabschnitt stehen wir am Ende der Bergpredigt.

Die Bergpredigt, wie eigentlich auch die Bibel als ganze, ist eigentlich nicht ein Buch zum Lesen. Es ist ein Buch zum Handeln, ähnlich wie eine Bedienungsanleitung. Von Martin Luther stammt das Wort: „Die Bibel ist nicht ein Lesebuch, sondern ein Lebebuch.“ Ich will es einmal etwas salopp sagen: Der Hersteller des Lebens (der Schöpfer) hat uns ein ‚Herstellerhandbuch’ an die Hand gegeben, damit unser Leben gelingen kann.

Wie der Schöpfer sich unser Leben gedacht hat, das lässt sich am besten ablesen am Leben Jesu.

Im Alten Testament bekommt Josua, der Nachfolger des Mose, der das Volk Israel in das ‚gelobte Land’ führen soll, zu Beginn seiner Sendung folgende Aufforderung: „Das Buch dieses Gesetzes (die Weisungen der fünf Bücher Mose) sei allezeit auf deinen Lippen; sinne darüber Tag und Nacht, dass du darauf achtest, nach allem zu handeln, was darin geschrieben ist. Dann hast du Glück in deinem Unternehmen, dann wird es dir gelingen.“ (Jos 1,7‑6)

Ähnlich sagt es uns erste Psalm : „Wohl dem Mann, der ... Freude hat an der Weisung des Herrn ... Er ist wie ein Baum, der an Wasserbächen gepflanzt ist, der zur rechten Zeit seine Frucht bringt und dessen Blätter nicht welken. Alles, was er tut, wird ihm gut gelingen.“ (Ps 1,1‑3)

Die Weisungen der Bibel sind Handlungsimpulse. Gott garantiert uns, dass unser Leben gelingt, wenn wir uns danach richten. Aber es ist notwendig, dieses ‚Herstellerhandbuch’ zu lesen und danach zu handeln. Wenn ich mich nicht nach diesem ‚Herstellerhandbuch’ richte, – die Freiheit habe ich, und viele Menschen nehmen sich auch diese ‚Freiheit’, dann laufe ich Gefahr, dass mein Leben scheitert. Dann laufe ich Gefahr, dass das Zusammenleben in der Familie, in einem Volk, ja, dass das Zusammenleben in dieser Welt misslingt. Wir haben Beispiele über Beispiele dafür, wo sich heute unsere Gesellschaft mit einer arroganten Souveränität über das Wort Gottes und über die Handlungsanweisungen Gottes hinwegsetzt, und wo sie total Schiffbruch erleidet.

 

Auf diese ernste Tatsache weist uns Jesus heute am Ende der Bergpredigt noch einmal mit großem Nachdruck hin. Jesus tut das mit einem Bildwort.

„Wer mein Wort hört (gehört haben wir Gottesdienstbesucher es ja alle), und danach handelt, der ist wie ein kluger Mann, der sein Haus auf Felsen baut.“ Wenn dann die Stürme des Lebens kommen - und die kommen ganz sicher!, dann stürzt das Haus nicht ein, weil es ein festes Fundament hat.

„Wer mein Wort hört und nicht danach handelt, der ist wie ein törichter Mann, der sein Haus ohne sicheres Fundament in den Sand setzt.“ Und die Stürme des Lebens kommen auch für einen solchen Menschen ganz sicher. Und das Haus stürzt ein, und der Zusammenbruch war groß, weil er das Wort zwar gehört hat, aber nicht danach gehandelt hat.

Gehört haben sie beide das Wort, der törichte und der kluge Mann. Der Unterschied liegt im Handeln. Tu ich das auch, was ich im Wort Gottes lese?

 

Jesus geht noch einen Schritt weiter. Es geht nicht nur darum, dass unser irdisches Lebenshaus zerfällt und zerstört wird, das ist schon viel. Jesus sagt auch noch, dass unser ewiges Leben in Gefahr ist, zu scheitern, wenn wir den Willen Gottes nicht tun, wenn wir nicht nach seinem Wort handeln.

An diesem Punkt wird Jesus sehr scharf. Es sagt: Es wird einmal Menschen geben, die ihr ganzes Leben lang ‚Herr, Herr’ gesagt haben. Das griechische Wort für ‚Herr’ ist ‚kyrios’. Das ist das Glaubensbekenntnis der Christen schlechthin: „Jesus Christus ist der Herr!“ Das bedeutet: Dein Glaubensbekenntnis kann richtig sein, und Du kannst es aus voller Überzeugung gesagt haben. Wenn Du aber nicht nach seinem Wort handelst, bist du draußen. Du kommst nicht ins Himmelreich, sagt Jesus.

Jetzt komm nicht daher und sage: Ja, das gilt ja für die ‚Namenschristen’, das gilt ja nicht für uns. Das gilt ja nicht für die, die heute z.B. in einer neuen geistlichen Bewegung engagiert sind. Da sind ja schließlich die echten Christen. Das kann man doch schon daran sehen, das wir im Namen Jesus Kranke geheilt haben, Wunder gewirkt haben, dass wir Dämonen ausgetrieben haben, dass wir prophetische Gaben haben. Diese Warnung Jesu gilt doch nicht für uns.

Doch, sagt Jesus, es werden Leute kommen, die werden sagen: „Herr, Herr, wir haben in deinem Namen Dämonen ausgetrieben, Wunder gewirkt, prophetisch geredet, einen Bibelkurs gehalten ...“ Du kannst das beliebig weiter fortsetzen. Und Jesus wird sagen: „Ich kenne euch überhaupt nicht.“ Jesus bestreitet nicht, dass wir solche Charismen, solche Gaben des Heiligen Geistes gehabt haben und ausgeübt haben. Aber dieses harte Wort steht dabei: „Ich kenne euch nicht. Ihr seid alle Übertreter des Gesetzes.“ Ihr habt das Wort Gottes nicht gehalten, nicht getan.

Und darum die ernste Aufforderung: Handle danach! Höre das Wort nicht nur und lass es Dir durch den Kopf gehen (rechtes Ohr rein und linkes Ohr raus), sondern: Handle danach, tu das. Das ist das Entscheidende.

 

Roger Schütz, der Prior von Taizé, einer ökumenischen christlichen Gemeinschaft in Frankreich, wo Tausende von vor allem jungen Menschen eine Erneuerung ihres Glaubens erfahren haben, Roger Schütz hat das vor etlichen Jahren auf einen ganz knappen Punkt gebracht. Er hat gesagt: „Lebe das vom Evangelium, was du begriffen hast, und wenn es auch nur ein ganz kleines bisschen ist. Aber lebe das!“ Das gilt auch heute noch.    Amen.

 

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