Pfarrer Karl Sendker

Predigten - Hilfen zur Bibelarbeit

Gottesdienste - geistliches Leben

 

Allgemeine Fragen
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Inhaltsverzeichnis:

 

Beten mit biblischen Texten

Anregungen zur Betrachtung von bibl. Texten

Was ist geistliche Schriftauslegung?

Bibel teilen - Glauben teilen

Einleitungsfragen zum Philipperbrief

Ziele einer Bibelschule

 

 

Beten mit biblischen Texten

 

Man kann fast jeden Bibelvers umformulieren in ein Gebet.

Man muss nur den Bibelvers in die „Du-Form“ übersetzen.

 

Ein erstes Beispiel:   Joh 3,16:

„Gott hat die Welt so sehr geliebt, dass er seinen einzigen Sohn hingab, damit jeder, der an ihn glaubt, nicht zugrunde geht, sondern das ewige Leben hat.“

 

In die „Du-Form“ übersetzt, heißt dieser Vers als Gebet:

„Gott, du hast die Welt so sehr geliebt, dass du deinen einzigen Sohn hingegeben hast, damit jeder, der an ihn glaubt, nicht zugrunde geht, sondern das ewige Leben hat.“

 

Man kann gleichsam „an diesem Vers entlang“ auch mit eigenen Worten weiterbeten   z.B.:

„Gott, du hast die Welt so sehr geliebt, du hast mich so geliebt, meine Familie, die Menschen, mit denen ich mich schwer tue, alle hast du so sehr geliebt, dass du deinen einzigen Sohn für uns hingegeben hast. Danke, dass du uns so sehr liebst.“

 

Ein anderes Beispiel:   Jesus sagt in Joh 10,10:

„Ich bin gekommen, damit sie das Leben haben und es in Fülle haben.“

 

Ein Gebet, das an diesem Vers anknüpft, könnte heißen:

„Jesus, du bist gekommen, damit wir ein erfülltes Leben haben. Ich danke dir, dass ich heute einen erfüllten Tag leben durfte.“

 

Ein anderer betet mit dem gleichen Vers vielleicht anders weiter:

„Jesus, du bist gekommen, damit wir Leben in Fülle haben. Mein Leben ist aber in der letzten Zeit so unerfüllt, dass ich richtig unzufrieden werde. Bitte schenk mir doch auch wieder ein erfülltes Leben.“

 

Wenn man so betend die Bibel liest, bekommt das persönliche Gebet eine große Weite. Man lernt, in den „Gedankengängen Gottes“ zu beten.

 

Eine Hilfe zu solchem Beten in das Buch von

Paul Hilsdale:  „Gebete aus den Paulusbriefen“

 

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Anregungen zur Betrachtung von biblischen Texten

Nicht alle Fragen eigenen sich für jeden Text in gleicher Weise.

Man muss die Fragestellungen auswählen.

 

 

I. Fragenreihe:

 

1. Was erfahre ich in diesem Text über das Wesen Gottes?

     (Wie er ist?)

 

2. Was erfahre ich in diesem Text über das Handeln Gottes?

     (Was er tut?)

 

3. Welche Verheißungen stehen im Text?

     (Was er verspricht?)

 

4. Welche Forderungen stehen im Text?

     (Was er verlangt?)

 

5. Welche Verheißung und Forderung ist heute für mich

     besonders wichtig?

 

6. Wie reagieren in diesem Bibeltext die Menschen?  (auf Gottes Wesen,

     auf sein Tun,   auf seine Verheißung,   auf seine Forderung)

 

7. Wie reagiere ich spontan?   Wie habe ich reagiert?   Wie möchte ich

     reagieren?

 

 

II. Fragenreihe:

 

1. Wofür kann ich Gott in diesem Bibeltext danken?

 

2. Worin bestätigt (wozu ermutigt) Gott mich durch diesen Bibeltext?

 

3. Welche Änderung in meinem Leben möchte Gott durch diesen

     Bibeltext veranlassen?

 

 

III. Anregung:

 

1. Versuche, den Bibeltext mit eigenen Worten wiederzugeben.

     (möglichst schriftlich).

 

2. Suche für den Textabschnitt eine eigene Überschrift.

     (aber in einem vollständigen Satz !!!)

 

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 Was ist geistliche Schriftauslegung?

 

Wenn wir uns in diesen Tagen mit der Heiligen Schrift beschäftigen, dann möchte ich zu Beginn des Kurses einige Hinweise geben, die uns die allgemeine Richtung angeben: Was ist geistliche Schriftauslegung?

 

In der Apostelgeschichte finden wir in Kap. 4,23‑31 gleichsam die Beschreibung eines urchristlichen Gebetskreises. Petrus und Johannes haben vom Hohen Rat Predigtverbot bekommen. Jetzt kehren sie zu den Ihren zurück:

 

„Als sie freigelassen waren, gingen sie zu den Ihren und berichteten ihnen, was die Hohenpriester und Ältesten zu ihnen gesagt hatten. Als sie aber das hörten, erhoben sie einmütig ihre Stimme zu Gott und sprachen: 'Herr, du hast den Himmel, die Erde, das Meer und alles, was darin ist, geschaffen. Du hast gesprochen durch den Heiligen Geist und durch den Mund unseres Vaters David, deines Knechtes: Warum toben die Heiden und sinnen Eitles die Völker? Die Könige der Erde erhoben sich und die Fürsten haben sich versammelt gegen den Herrn und seinen Gesalbten ....“

 

Petrus und Johannes erzählen, wie es ihnen ergangen ist. Darauf beginnen alle ‑ wie wir es ja in Gebetskreisen auch oft tun – einen Psalm, hier den Psalm 2 zu beten: „Warum Toben die Heiden ...“       Die Verse 25 (Ende) und 26 sind wörtliches Zitat aus dem Alten Testament. (Nebenbei gesagt: In der Einheitsübersetzung sind im Neuen Testament alle Zitate aus dem AT schräg gedruckt. Man kann also auf den ersten Blick sehen, was Zitat aus dem AT ist.)

Worauf es mir ankommt, ist der Satz zu Beginn von Vers 25, mit dem der Psalm 2 hier eingeleitet wird: „Du hast gesprochen durch den Heiligen Geist und durch den Mund unseres Vaters David ...“

Hier finden wir einen wichtigen Hinweis für die Auslegung der Heiligen Schrift. Die Heilige Schrift ist auf der einen Seite Wort Gottes durch den Heiligen Geist an uns. „Du hast gesprochen durch den Heiligen Geist ...“ Von daher ist es richtig, wenn im Gottesdienst der Lektor am Ende der Lesung verkündet: ‚Wort des lebendigen Gottes.’ Dieses Buch enthält das Wort Gottes verkündet durch den Heiligen Geist.

 

Aber Apg 4,25 zeigt uns noch einen anderen Aspekt. Es heißt auch:. „Du hast gesprochen durch den Mund unseres Vaters David, deines Knechtes.“

Dieses Wort, das in der Heiligen Schrift überliefert ist, ist gleichzeitig auch Menschenwort. Es ist durch Menschen gesprochen, und das hat zur Folge, dass alle Begabungen, Fähigkeiten und auch Schwächen des menschlichen Verfassers mit eingehen in das, was er verkündet oder aufschreibt.

Wenn man etwa den Propheten Jesaja liest, dann ist man manchmal geradezu überwältigt von seiner Sprachgewalt und seiner Bildersprache. Daneben liest sich der Prophet Ezechiel ‑auch einer der großen Propheten‑ geradezu trocken und spröde.

Wir müssen bei aller Beschäftigung mit der Heiligen Schrift im Auge behalten: Es ist sowohl Gotteswort wie auch Menschenwort. Man könnte gleichsam sagen: Es ist Gotteswort in Menschenwort.

Ich komme noch einmal auf die Lektoren im Gottesdienst zurück. Manche Lektoren sagen am Ende der Lesung (in der Mehrzahl) Worte (!) des lebendigen Gottes. Das aber stimmt nicht. Die (einzelnen) Worte sind von Lukas, Paulus, Jesaja usw. Aber das Wort, die Botschaft als Ganzes, ist von Gott.

 

Gotteswort in Menschenwort. Diese beiden Aspekte gehören untrennbar zusammen. Aber bei der Beschäftigung mit der Bibel kann man den Akzent auf den einen oder den anderen Aspekt legen.

Wenn wir vom Aspekt ‚Menschenwort’ ausgehen, können wir an die Bibel herangehen wie an einen Text von Brecht, Schiller oder Goethe. Schwerpunktmäßig unter diesem Aspekt geht die historisch-kritische Exegese, die neuere Bibelwissenschaft an die Texte der Bibel heran. Das hat zu vielen Einsichten geführt, die für den Bibelleser hilfreich sind.

Der Evangelist Markus etwa schreibt sein Evangelium für Heidenchristen. Wenn er also auf jüdische Gebräuche oder Reinheitsvorschriften zu spreche kommt, dann muss er diese Gebräuche seinen Lesern erklären. Matthäus an der gleichen Stelle hat so eine Erklärung weggelassen, weil er für Judenchristen schreibt, denen solche Gebräuche bekannt waren.

Wenn man erkannt hat, dass der erste ‚Schöpfungsbericht’ am Anfang der Bibel eigentlich gar kein Bericht ist, sondern vielmehr ein Loblied auf Gott, den Schöpfer, dann wird man nicht mehr mit falschen Fragen an diesen Text herangehen.

 

Wenn wir bei der Beschäftigung mit der Bibel vom Aspekt ‚Gotteswort’ ausgehen, dann müssen wir den anderen Aspekt ‚Menschenwort’ immer mit im Hinterkopf haben. In der geistlichen Schriftauslegung geht es uns darum, das Wort Gottes als geistliches Geschehen, als geistliches Ereignis zu sehen. Wir möchten im Wort der Bibel den An-Spruch, die Anrede Gottes an uns hören, und daraus Ermutigung und Kraft für die Gestaltungen unseres Lebens erfahren.

 

Den Unterschied zur historisch kritischen Exegese möchte ich einmal mit einem etwas saloppen Vergleich verdeutlichen:

In einer Autowerkstatt lernt man, wie der Motor zusammengesetzt ist, wie die Räder aufgehängt sind, wie die Bremsen funktionieren usw. All dieses Wissen ist nützlich. Aber was nützt dieses Wissen, wenn man dann keinen Kraftstoff, kein Benzin hat.

Dann steht mit seinem Auto vielleicht auf der anderen Straßenseite ein alter Mann, der vom Motor keine Ahnung hat. Aber er hat Kraftstoff zum Fahren.

Wenn ich mich für eines entscheiden muss, dann ist mir der Kraftstoff lieber. Denn für Fragen des Motors gibt es die Fachwerkstatt. Ähnlich ist es mit der Schriftauslegung. Das Wissen ohne die geistliche Kraft ist letztlich bedeutungslos.

 

Wichtig ist auch unser Standort hinsichtlich des Wortes Gottes. Wenn wir Menschen über dem Wort Gottes stehen, wenn wir mit unseren Kriterien, die wir selber aufstellen, beurteilen, was man noch ernst nehmen kann und was nicht, dann haben wir einen falschen Standort.

Unser Standort ist nicht über sondern unter der Heiligen Schrift. Zu den Prinzipien geistlicher Schriftauslegung gehört es, dass wir nicht von oben herab die Bibel beurteilen, sondern dass wir uns vom Wort Gottes her beurteilen lassen. Gerade die menschlichen Verfasser der biblischen Schriften haben diesen Standort unter dem Wort Gottes gehabt. Sie verfügen nicht über das Reden Gottes, sie stehen darunter. Zur geistlichen Schriftauslegung gehört, dass ich bereit bin, mich durch das Wort Gottes kritisieren zu lassen, mich korrigieren zu lassen, mich ermutigen und bestätigen zu lassen

Ich halte das für eine der wichtigsten Vorfragen, wenn wir uns mit dem Wort Gottes beschäftigen: dass wir unseren Standort klarlegen dem Wort der Schrift gegenüber.

 

Einen weiteren grundlegenden Hinweis für die Auslegung der Bibel finden wir in 1 Kor 2,9‑16:

 

„Wir verkünden wie geschrieben steht: ‚Was kein Auge gesehen und kein Ohr gehört hat, und was in keines Menschen Herz gedrungen ist, alles, was Gott denen bereitet hat, die ihn lieben.’ Denn uns hat es Gott offenbart durch den Geist; denn der Geist erforscht alles, sogar die Tiefen Gottes ... Wir aber haben nicht den Geist der Welt empfangen, sondern den Geist, der aus Gott stammt, damit wir erkennen, was uns von Gott in Gnaden verliehen ward .Davon reden wir auch, aber nicht in angelernten Worten menschlicher Weisheit, sondern in Worten, die wir vom Geiste lernten, indem wir Geistesgut in Geistesworten ausdrücken. Ein naturhafter Mensch aber nimmt nicht auf, was vom Geiste Gottes stammt; denn es ist ihm eine Torheit, und er vermag es nicht zu begreifen, weil es geistig beurteilt werden will.“

 

Es geht in diesem Zusammenhang um die Verkündigung des Paulus. Er sagt: Den Inhalt meiner Verkündigung habe ich mir nicht selber ausgedacht; er stammt vielmehr vom Heiligen Geist. Aber auch die Worte in denen sich meine Verkündigung ausdrückt, sind nicht Worte angelernter, menschlicher Weisheit. Es sind Worte, die ich vom Geiste Gottes empfangen habe.

Das hat für den Hörer der Botschaft und auch für uns, wenn wir uns mit seiner Botschaft beschäftigen, eine wichtige Konsequenz: Paulus sagt: Der naturhafte Mensch ‑ die Einheitsübersetzung übersetzt: der irdisch gesinnte Mensch ‑ , gemeint ist wohl einfach der natürliche Mensch, der nicht vom Geist Gottes erfüllt ist, ein solcher naturhafter Mensch kann überhaupt nicht verstehen, was vom Geiste Gottes kommt. Die geistgewirkte Verkündigung des Paulus ist für ihn eine Torheit; heute würde man sagen: Quatsch.

Wenn daher manche Leute mit der Bibel nichts anfangen können, dann liegt es möglicherweise an diesem Punkt: Sie haben zwar guten Willen, aber sie haben nicht diese Grundvoraussetzung für das geistliche Schriftverständnis: Sie sind nicht erfüllt mit dem Heiligen Geist.

Anders ausgedrückt bedeutet das: Wir verfügen nicht über das Wort Gottes. Wir bekommen die Erkenntnis dessen, was Gott uns sagen will mit seinem Wort nicht durch menschliche Anstrengung, nicht durch Studieren, auch nicht dadurch dass wir einen Bibelkurs besuchen.

Nein, notwendig ist zuerst, dass wir uns öffnen für den Geist Gottes, und das nicht nur jetzt punktuell, um diesen Text zu verstehen, sondern in einer grundsätzlichen, tiefen Weise. Der Heilige Geist muss in meinem Leben Raum haben. Erst dann wird es mir von Gott geschenkt, dass ich erkennen kann, „was uns von Gott in Gnaden verliehen ward“.

Das Urgebet ist das Gebet um Öffnung des Herzens durch den Geist Gottes. Das sollten wir jedes Mal tun, wenn wir die Heilige Schrift lesen und auch, wenn wir sie verkündigen.

 

Noch in eine andere Richtung ist dieser Punkt von Bedeutung: Es hat nicht viel Sinn, mit einem Menschen über das Wort Gottes zu diskutieren, der nicht vom Heiligen Geist erfüllt ist. Man redet dann gleichsam auf zwei verschiedenen Wellenlängen, und man kommt durch eine solche Diskussion nicht zur Erkenntnis der Wahrheit.

Da ist es besser, in aller Ehrfurcht vor den Meinung des anderen zu schweigen und gleichzeitig in aller Schlichtheit den eigenen Glauben zu bezeugen. Es hat keinen Zweck, ihn mit alles möglichen Argumenten zu bombardieren, um ihn zu überreden. Wenn er nicht vom Heiligen Geist erfüllt ist, kann er im Tiefsten nicht verstehen. Es lohnt sich, unter diesem Gesichtspunkt einmal das zweite Kapitel des 2. Timotheusbriefes zu lesen

 

Schließlich noch kurz einen letzten Gedanken zum geistlichen Schriftverständnis. Der verstorbene Professor Otto Knoch, der lange Zeit Direktor des katholischen Bibelwerkes in Stuttgart war, hat eine Einleitung ins Neue Testament geschrieben mit dem Titel „Begegnung wird Zeugnis“. Mir ist selten ein Buch zum Neuen Testament begegnet, das einen so treffenden Titel hatte.

In diesem Titel steckt eine tiefe Wahrheit für das geistliche Schriftverständnis:

Da sind Menschen Gott begegnet, sind Christus begegnet; zum Teil dem irdischen Jesus, zum Teil aber auch – wie Paulus ‑ dem erhöhten Christus.

Von dieser Begegnung haben die Menschen Zeugnis gegeben, zunächst mündlich, und dann ist dieses Zeugnis irgendwann aufgeschrieben worden.

Wenn wir diesen Faden einmal im Sinne geistlicher Schriftauslegung weiterspinnen, dann bedeutet das:

Dieses Zeugnis in seiner Vielfalt ist nicht aufgeschrieben worden, damit wir jetzt neue Erkenntnisse für unser Nachdenken über Gott und die Welt bekommen. Es ist vielmehr aufgeschrieben worden, damit aus unserer Beschäftigung mit diesem Zeugnis wieder Begegnung wird. Es muß wieder Begegnung werden mit Jesus Christus.

Von daher sollte jede Beschäftigung mit dem Wort Gottes ein dialogisches Geschehen sein, gleichsam ein Zwiegespräch mit Gott.

Ich erfahre den An-Spruch Gottes in seinem Wort und antworte auf dieses Angesprochensein im Gebet und durch entsprechendes Handeln.

 

 

Die Beschäftigung mit diesem Zeugnis will aber nicht nur zur Begegnung mit Gott führen, sondern auch zur Begegnung der Christen untereinander. Das Wort Gottes ist eingebunden in die Kirche, in die Gemeinschaft aller Glaubenden. Im Tiefsten hat daher die Beschäftigung mit dem Wort Gottes ihren Platz in der Eucharistiefeier. Aber auch das gemeinsame Sich‑Einlassen in Gruppen, zu zweit oder zu dritt gehört dazu.

Irgendwie spinnt sich dann dieser Faden immer weiter: Aus unserer Christusbegegnung, allein und mit den Brüdern und Schwestern, wird wieder ein Zeugnis. Dieses Zeugnis ermutigt andere, sich auf diesen Christus einzulassen und ihm in seinem Wort zu begegnen.

So ist diese Kette seit den Tagen der ersten Zeugen fortgesetzt worden bis in unsere Zeit. Davon leben wir alle im Glauben, dass immer wieder dieser Prozeß stattfindet: Begegnung wird Zeugnis ‑ Zeugnis führt zur Begegnung. Auf diese Weise haben wir alle den Glauben vermittelt bekommen, nicht zunächst durch eine Lehre, durch eine Unterweisung, sondern durch das Zeugnis von Menschen, die IHM be­gegnet sind.

 

Zur Zeit meines Studiums, als die ‚Gott-Ist-tot-Theologie’ den Glauben Vieler verunsichert hatte, ist plötzlich ein kleines Taschenbuch erschienen von André Frossard mit dem Titel „Gott existiert, ich bin ihm begegnet“ Dieses Buch ist in kurzer Zeit ein Bestseller geworden, ich vermute, schon wegen seines Titels.

Da war einer, der schrieb nicht theologische Erkenntnisse über Gott, sondern sagte ganz schlicht: „Ich bin ihm begegnet.“ Da wurde nicht argumentiert, sondern ganz einfach ein Zeugnis gegeben: Ich bin ihm begegnet. Natürlich ist so ein Satz angreifbar und nicht zu beweisen. Aber die Menschen haben nach diesem Buch gegriffen, weil sie im Letzten nicht nach Argumenten suchen, sondern nach Begegnung.

 

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Bibel teilen   -   Glauben teilen

 

1. Wir laden den Herrn ein.  Wir öffnen uns für seine Gegenwart.  

Einer spricht dies im Gebet aus.

 

2.  Wir lesen den Text.

Wenn alle die Schriftstelle aufgeschlagen haben, liest einer den Text vor.

 

3.  Wir verweilen beim Text.

Welches Wort ist für mich wichtig?

Die Teilnehmer lesen dieses Wort (oder einen Satz) vor

vielleicht mehrmals - mit Pausen, damit das Wort "einsickern" kann.

 

4.  Wir schweigen.

Nachdem der Text noch einmal im Zusammenhang gelesen wurde,

bleibt man eine festgesetzte Zeit (z.B. 5 Minuten) in der Stille,

damit Gott zu uns sprechen kann.

 

5.  Wir teilen (mit), was uns berührt.

Keine „Predigt“, keine Diskussion:

Ich sage den anderen, was ich empfinde.

 

6.  Wir besprechen, was der Herr von uns will.

Wir wollen unser Leben und unsere Arbeit im Lichte des Wortes Gottes sehen.

 

7.  Wir beten.

Jeder kann frei beten, was ihn freut oder was ihm auf dem Herzen liegt.

 

Zum Abschluss beten wir gemeinsam das

"Vater unser".

 

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Einleitungsfragen zum Philipperbrief

 

Der Philipperbrief wird ganz vorgelesen.

 

Alle haben den Text in der Hand zum Mitlesen.

 

Die Gesamtgruppe wird in 2 Gruppen aufgeteilt.

 

 

Bitte achten Sie beim Vorlesen des Briefes auf folgende Fragen:

 

Gruppe A    achtet auf folgende Fragen:

 

Was erfahren wir über den Absender des Briefes?

 

1. Wer hat den Brief geschrieben?

 

2. Wo ist der Brief geschrieben?

 

3. In welcher Situation ist der Verfasser?

    (äußere Situation  -  innere Situation)

 

4. Wie ist das Verhältnis des Verfassers zur Gemeinde in Philippi?

 

Gruppe B   achtet auf folgende Fragen:

 

Was erfahren wir über die Empfänger des Briefes?

 

1. An wen ist der Brief geschrieben?

 

2. Wie ist die Situation der Gemeinde?

    (Werden irgendwelche Schwierigkeiten oder Missstände sichtbar?)

 

3. Werden irgendwelche äußeren Anlässe oder Gründe erkennbar,

  warum der Brief geschrieben wurde?

 

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Ziele einer Bibelschule

 

I. Begegnung wird Zeugnis

 

1.  Hinführung zur Begegnung mit dem „Wort“, nämlich Christus,

     und nicht so sehr in erster Linie Wissensvermittlung.

 

2.  Begegnung muss eingebunden sein

     in die Lebensvollzüge der Kirche.

3.  Aus dieser Begegnung soll wieder Zeugnis werden:

     a) Wortzeugnis (missionarische Situationen)

     b) Lebenszeugnis: Dienst in Kirche und Gesellschaft

 

II. Leben mit Gottes Wort

 

Die Bibel ist Gotteswort in Menschenwort.

Die historisch-kritische Exegese befasst sich schwerpunktmäßig mit dem Aspekt Menschenwort.

Eine geistliche Bibelschule befasst sich schwerpunktmäßig mit dem Aspekt Gotteswort:

Bibel erfahren als An-Spruch Gottes an uns (Gott spricht uns an!).

Bei den Lehrenden sollten Grundkenntnisse der historisch kritischen Exegese vorhanden sein.

 

1.   Bibel lesen lernen:

a)  Ermutigung und Hilfestellung zum täglichen Lesen

b)  Verhinderung von oberflächlichem Lesen

c)  Lesehilfen (Bibellesepläne, Kommentare, sonstige Hilfsmittel)

d)  Methoden zum Bibellesen allein und in Gruppen

e)  Tipps für die „Stille Zeit“

f)   Wie gehe ich mit unverstandenen Stellen um?

 

2.   Bibel beten lernen:

a)  Bibellesen ist dialogisches Geschehen:   

     Anruf Gottes ‑ Antwort des Menschen

b)  Aus dem Gebet heraus lesen (Gebet um Öffnung des Herzens)

c)  Bibel als Gebetbuch entdecken und nutzen.

     Das verhindert egozentrisches Beten.

     Man lernt in den Gedankengängen und Plänen Gottes zu beten.

 

3. Bibel leben lernen:           

a)  Es geht nicht nur um Antwort im Gebet, es geht um die

     Lebensantwort des Menschen.

     Die Bibel gibt da Ermutigung, Bestärkung, Korrektur.

b)  Erschließung der Bibel durch die Konfrontation mit einem bewusst

     gelebten Alltag. (Von der Bibel zum Leben – Vom Leben zur Bibel)

c)  Antworten auf die Grundfragen des Lebens aus der Bibel vermitteln

d)  Durch das Bibellesen: Ermutigung und Befähigung zum Dienst

 

4. Bibel verkünden lernen  

a)  Methoden der persönlichen Evangelisation kennen lernen.

b)  Alltagssituationen als missionarische Gelegenheit zum

      persönlichen Glaubenszeugnis nutzen lernen.

c)   missionarische Straßeneinsätze

d)  Gemeindepredigt in Wortgottesdiensten z.B. „Frühschichten“ etc.

e)  Verkündigungsdienst als Lektor(in) (Hilfestellung)

f)  Ermutigung zur Durchführung von Bibelkreisen,

     Bibelwochenenden, Mitarbeit in Kursen etc.

g)  Hilfen zur biblischen Erschließung von Gemeindekatechese

 

III. Einbringen von exegetischen Erkenntnissen

 

1.  Werdegeschichte des AT und NT aufzeigen.

2.  Einleitungsfragen zu einzelnen biblischen Büchern.

3.  Theologische Grundzüge der einzelnen biblischen Bücher kennen lernen.

4.  Thematische Längsschnitte durch die Bibel vermitteln (z.B. Bundesgedanke).

5.  Umgang mit Hilfsmitteln: Konkordanz, Synopse, biblische Landkarten etc.

6.  Evtl. behutsame Einführung in einzelne Methoden

     der historisch-kritischen Exegese vermitteln.

 

IV.  Wünschenswert wäre:

 

1.  Heranführen an Biographien von Heiligen

     als gelebte Auslegung auch der Bibel.

2. Heranführen an das Zeugnis der geistlichen Tradition

    (Mystik etc.) der Kirche.

 

V.  Existentielle Grundvoraussetzungen

 

1.  Persönliche Auslieferung an Jesus Christus

2.  Bereitschaft zum Gehorsam    

     a) dem Wort Gottes gegenüber

     b) dem kirchlichen Amt gegenüber

3.  Leben aus der Vergebung

4.  Allgemeines persönliches Eingebundensein

     in die Glaubensgemeinschaft der Kirche.

5.  Normale psychische Belastbarkeit

 

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