Inhaltsverzeichnis
Der Apfelbaum
Den Rhythmus entdecken
Das Schwimmbecken
Beichtvorbereitung
Hingabegebete
Zur Bereitung des Sonntags
Das Dudele
Der Apfelbaum
Aspekte zum geistlichen Wachstum
Ich möchte die Phasen des geistlichen Lebens
einmal vergleichen mit einem Apfelbaum.
Am Anfang steht die Zeit der Blüte. Der ganze
Apfelbaum ist voller Blüten, und es ist eine Augenweide, den Apfelbaum in dieser
Phase anzuschauen.
So ist das im Anfang des geistlichen Lebens
auch oft. Es ist eine Zeit der Blütenpracht. Man möchte Himmel und Erde umarmen.
Die Liebe zu Gott und den Menschen ist wie in der ersten Blüte. Man könnten den
ganzen Tag Halleluja singen. Man reißt die Hände hoch beim Gebet. Keine Zeit ist
einem für das Gebet zu lang.
Und es ist für jeden eine Freude, Menschen in
einer solchen geistlichen Blüte zu erleben.
Aber dann kommt die Zeit, meist schon nach
wenigen Tagen, da fallen beim Apfelbaum die Blütenblätter ab. Erst wenige, und
dann, wenn ein Sturm kommt, ist die ganze Blütenpracht dahin. Und was dann am
Apfelbaum übrig bleibt, sind schäbige, unansehnliche kleine Fruchtknollen.
Im geistlichen Leben ist das ähnlich. Oft
bleibt die Blütenpracht des ersten Aufbruchs nicht lange. Und wenn man dann sein
geistliches Leben anschaut, dann ist das geistliche Leben wie eine unansehnliche
Fruchtknolle. Und da sagt man sich erschrocken: Das soll von meinem geistlichen
Aufbruch übrig geblieben sein??
In dieser Phase machen viele Christen einen
ersten entscheidenden Fehler: Bildlich gesprochen vom Apfelbaum her: Sie sammeln
die heruntergefallenen Blütenblätter vom Boden auf, nehmen eine Tube Klebstoff
und kleben die Blütenblätter wieder an die Fruchtknolle an.
Ohne Bild gesprochen: Sie versuchen, einen
geistlichen Zustand festzuhalten, der einmal echt war, der in der jetzigen Phase
des geistlichen Wachstums aber vorbei ist.
Der Apfelgärtner weiß ganz genau, dass die
Blütenblätter beim Apfelbaum abfallen müssen, damit das Wachstum der Frucht
nicht behindert wird. Er ist überhaupt nicht enttäuscht, wenn da nur eine
schäbige Fruchtknolle am Zweig sichtbar ist. Er weiß, dass er Geduld haben muss,
aber er weiß auch, dass aus dieser Fruchtknolle über kurz oder lang ein leckerer
Apfel wächst.
Diese Lektion hat unser Anfänger im Glauben
gelernt. Ich muss und darf Geduld haben mit meinem geistlichen Wachstum. Und er
erlebt: Tatsächlich, es wächst aus der Fruchtknolle eine Frucht, ein Apfel. Es
geht langsam, aber man kann es sehen: ein richtiger Apfel. Noch ist der Apfel
grün, und wenn man reinbeißt, ist er quittesauer. Aber es ist schon ein
richtiger Apfel:
Unser Anfänger im Glauben pflückt nun –
bildlich gesprochen - den grünen Apfel vom Baum, beißt hinein und – ist
fruchtbar enttäuscht: Quittesauer, ungenießbar! Das soll mein geistliches Leben
sein, meine geistliche Frucht??
Und in dieser Phase macht er seinen zweiten
Fehler. Wieder zunächst im Bild gesprochen: Er nimmt den grünen, unreifen Apfel,
den er viel zu früh vom Baum gepflückt hat. Dann holt er sich einen Topf mit
roter Farbe. Er hat ja schließlich bei anderen gesehen, dass ein reifer Apfel
schön rot aussieht. Er nimmt die rote Farbe und streicht den unreifen, grünen
Apfel rot an.
Wieder ohne Bild: Er nimmt künstlich einen
geistlichen Reifestand vorweg, den er noch gar nicht hat. Sein geistliches Leben
sieht jetzt vielleicht von außen schön aus. Aber wenn man reinbeißt, dann ist es
nach wie vor ‚quittesauer’ und unreif.
Ich darf diese oft lange Phase des geistlichen
Reifens nicht künstlich überspringen. Aber ich darf genau wie der Apfelgärtner
wissen: Es ist nur eine Frage der Zeit, wann der ‚Apfel’ meines geistlichen
Lebens richtig reif und genießbar ist.
Auch diese Lektion hat unser Anfänger im
Glauben, wenn auch etwas mühsam, gelernt. Er hat gelernt, mit sich Geduld zu
haben, weil auch Gott, der große Gärtner mit ihm Geduld hat.
Und als dann die Zeit der Reife kommt, da ist
tatsächlich das geistliche Leben, wie ein wunderschöner roter Apfel, eine reine
Augenweide. Das Warten, die Geduld hat sich gelohnt.
Aber noch eine Gefahr lauert für unseren
Anfänger im Glauben: Er nimmt den reifen Apfel, putzt ihn ganz blank, so dass er
wunderschön anzuschauen ist. Und dann legt er diesen reifen Apfel in eine
Glasvitrine und freut sich jeden Tag über seinen schönen Apfel. Täglich dankt er
Gott, dem Schöpfer, der eine solche wunderbare Frucht hat wachsen lassen.
Aber, o Schreck, schon nach ganz kurzer Zeit
fängt dieser wunderbare, reife Apfel an zu faulen. Und es bleibt nichts anderes
übrig, als den faulen Apfel wegzuwerfen.
Unser Anfänger im Glauben hat nicht daran
gedacht, dass ein reifer Apfel nicht dazu gedacht ist, dass man ihn in einem
Glasschrank bestaunt, sondern dass ein Apfel zum Verzehr bestimmt ist.
Das ist im geistlichen Leben genau so. Gott
schenkt uns die Frucht unseres geistlichen Leben, die Frucht des Heiligen
Geistes, die Liebe nicht dazu, dass wir sie freudig staunend immer wieder von
allen Seiten anschauen.
Die Frucht des geistlichen Lebens ist dazu
gedacht, dass sie von anderen verzehrt wird. Frucht des geistlichen Lebens ist
Frucht für andere.
Zwei Nachbemerkungen:
1. Jede einzelne geistliche Wachstumsphase hat
ihre Bedeutung und Wichtigkeit. Keiner soll resignieren, weil er noch in einer
Phase ist, wo alles im eigenen geistlichen Leben so unreif und unausgegoren ist.
Die wichtigste Grundhaltung ist die Geduld mit sich selbst.
2. Eine große Schwierigkeit für das geistliche
Leben liegt darin, dass nicht alle Christen zur gleichen Zeit die gleiche
‚geistliche Phase’ haben. Es ist in der Regel so, dass eine Gruppe von Christen
gerade in der ‚Blütezeit’ ist, während eine andere Gruppe einen vollen
Reifestand erreicht hat. Wieder eine andere Gruppe befindet sich gleichzeitig in
einer Phase der geistlichen Unausgegorenheit.
Da braucht es von allen viel Verständnis für
den anderen in seiner jetzigen Andersartigkeit. Weder dürfen die ‚Neubekehrten’
herabsehen auf die ‚Reifen’ in ihrer scheinbaren Abgeklärtheit, noch dürfen
reife Christen die Nase rümpfen über die ‚Hallelujasänger’, die gerade in der
ersten Blüte sind. Jede geistliche Phase hat ihren Wert auch für das Ganze.
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Den Rhythmus entdecken
Aspekte zum geistlichen Wachstum
Wer schon einmal in einem Wellenbad geschwommen
hat, der weiß: Ich kann eine lange Zeit ohne große Mühe schwimmen, wenn es mir
gelingt, mich dem Rhythmus der Wellen anzupassen. Wenn ich jedoch gegen den
Rhythmus der Wellen anschwimme, dann bin ich mit meiner Kraft bald am Ende.
Es ist eine Erfahrung, die jeder von uns machen
kann, dass der eigene Körper auch einen ganz bestimmten Rhythmus hat. Einen
Rhythmus von Anspannung und Ausruhen, von Morgen und Abend, von vollem und
leerem Magen, von Freude und Leid. Dieser Rhythmus macht sich noch im Schlaf
bemerkbar. Es gibt z.B. nachts bestimmte Stunden, in denen ein Mensch ganz
besonders tief schläft.
Es ist gut, diesen Rhythmus des eigenen Körpers
zu kennen.
Wenn einer beten lernen will, tut er ebenfalls
gut daran, sich an einen festen Rhythmus zu gewöhnen. Ein solcher Gebetsrhythmus
war früher (und ist für viele auch heute) etwa der „Angelus“, der „Engel des
Herrn“.
Morgens, mittags und abends nahmen sich die
Menschen eine kurze Zeit, um im Gebet zu verweilen. Heute können wir uns diese
Zeit nicht mehr so einfach nehmen, wenn zum Angelus die Glocken läuten.
Auch die Gewohnheit des Morgen- und Abendgebets
ist im Grunde ein solcher Gebetsrhythmus. Nach diesem Rhythmus haben wohl viele
von uns beten gelernt..
Aber genau hier beginnt für viele auch die
Schwierigkeit mit dem Gebetsrhythmus. Während meines Studiums habe ich in den
Semesterferien in einem Kalksandsteinwerk gearbeitet. Wenn ich dort Nachtschicht
hatte, kam ich früh morgens gegen vier Uhr ins Bett. Ganz abgesehen davon, dass
ich todmüde war, wusste ich oft nicht: Soll ich jetzt das Abendgebet oder das
Morgengebet beten? Im Sommer wurde es ja draußen schon beinahe wieder hell.
Hier habe ich bei mir selbst gemerkt, dass ein
starrer Rhythmus von Morgen- und Abendgebet für viele Menschen einfach
oft nicht passt.
Ähnliches gilt doch auch für Mütter, die
frühmorgens etwa kleine Kinder zu versorgen haben. Ebenso geht es Frauen, die
etwa als alleinerziehende Mütter neben ihrem Haushalt noch zur Arbeit müssen.
Oder wie soll ein Schüler ein echtes Morgengebet beten, wenn er schon in aller
Frühe aus dem Haus geht, weil er mit dem Bus zur Schule fahren muss? Der ist ja
schon froh, wenn er gerade noch frühstücken kann.
Und abends? – Da ist für einen Großteil der
Familie Fernsehzeit, weil jeder gern ausspannen möchte.
Der alte Rhythmus passt oft nicht mehr. Und
wenn man trotzdem versucht, nach dem alten Rhythmus zu beten, dann wird das
Gebet oft eine lästige Pflichtübung. Dabei soll das Gebet doch eigentlich froh
und frei machen. Es ist wie ein Schwimmen gegen den Rhythmus der Wellen.
Hier ist es nun hilfreich, wenn einer seinen
eigenen Lebensrhythmus kennt. Wenn einer weiß, zu welchen Zeiten er am Tag
normalerweise zur Ruhe kommen kann, und doch wach genug ist, um zu beten. Ich
möchte hierfür einige Beispiele nennen:
Für mich selbst ist die günstigste Zeit zum
Beten am frühen Morgen nach einer Tasse Kaffee, bei der ich die Zeitung gelesen
habe. Dann in der Frühe, noch vor dem eigentlichen Frühstück, stört mich noch
kein Telefon und auch noch keine dringenden Dinge, die ich erledigen muss.
Eine Mutter mit drei schulpflichtigen Kindern
sagte mir: Für mich ist die einzige Zeit morgens gegen 9.00 Uhr, wenn alle in
der Schule sind, bevor ich zum Einkaufen gehe und zu kochen beginne.
Eine Frau im mittleren Alter, deren Kinder alle
schon aus dem Haus sind, betet normalerweise nachmittags gegen 16 Uhr, weil um
16,30 Uhr ihr Mann von der Arbeit kommt.
Schüler haben mir gesagt: Die ersten 10
Minuten, bevor ich mit den Hausaufgaben beginne, die nehme ich mir als Zeit für
Gott.
Jeder muss da seinen eigenen Rhythmus
entdecken!
Vielleicht sagen einige mit Recht: Ich komme am
Tag eigentlich gar nicht richtig zur Ruhe. Und wenn, dann bin ich zu müde.
Richtig zur Ruhe komme ich vielleicht am Wochenende.
Gut – Ich kenne eine Reihe von Menschen, die
beten nicht täglich (und wenn, dann nur ein ‚Stoßgebet’), sondern „nur“
wöchentlich. Sie gehen z.B. samstags oder sonntags eine viertel Stunde oder eine
halbe Stunde früher zur Sonntagsmesse und nutzen diese Zeit zum persönlichen
Gebet.
Mir hat vor einiger Zeit ein junger
Familienvater gesagt, er nehme sich normalerweise am Samstag vor der Sportschau
im Fernsehen eine halbe Stunde Zeit, um einfach in der Bibel zu lesen.
Aus dem Tagesrhythmus darf durchaus ein
Wochenrhythmus werden. Es braucht auch nicht jeder den gleichen Rhythmus zu
haben wie der andere. Es geht darum, den eigenen Rhythmus zu entdecken und einen
eigenen Gebetsrhythmus zu entwickeln.
Haben Sie sich über Ihren Rhythmus schon einmal
Gedanken gemacht?
P.S.
Das wichtigste Kennzeichen eines Rhythmus ist
die Regelmäßigkeit.
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Das Schwimmbecken
Aspekte zur Ökumene
Wir vergleichen einmal das Christentum mit
einem Schwimmbecken mit frischem, klarem Wasser. Am Anfang des Christentums war
es so: Alle Christen hatten das ganze Schwimmbecken gemeinsam, sie waren eins.
Dann haben die Christen mitten durch das Becken
eine trennende Mauer gezogen und noch eine Mauer und noch eine und noch eine ...
Die eine Christenheit hatte sich gespalten in viele Konfessionen. Jeder
behauptete zwar, er habe das ganze Becken. Aber in Wirklichkeit hatte jeder nur
noch ein kleines Eckchen vom großen Schwimmbecken.
Nach fast 2000 Jahren kam die ökumenische
Bewegung. Die Christen bekamen ein neues tiefes Gespür dafür, dass die Einheit
der Christen ein zentrales Anliegen Jesu ist. Man beschloss, die trennenden
Mauern in diesem Schwimmbecken niederzureißen. Man nahm Hammer und Meißel zu
Hilfe, Presslufthammer und Sprengstoff.
Aber man musste zum Erschrecken feststellen:
Wir haben im Laufe der Jahrhunderte so gründlich die trennenden Mauern gezogen,
dass wir sie jetzt nicht mehr einreißen können. Man bekam ein paar Löcher in die
Mauer, aber die Mauern selbst blieben und trennten nach wie vor die Christen.
Doch dann fängt der Heilige Geist an zu wirken.
Der ist ja immer sehr kreativ, sehr schöpferisch. Nicht umsonst rufen wir ihn
an: „Veni, creator spiritus, Komm, Schöpfer Geist ...“ Der Heilige Geist hatte
eine bessere Idee. Er hob den Wasserspiegel des Schwimmbeckens so an, dass die
Mauern im Wasser versanken. Die Mauern selbst blieben, sie wurden nicht
niedergerissen, aber sie hatten ihren trennenden Charakter verloren. Das Wasser
floss einfach über den Mauerspitzen zusammen, und es war wieder ein einziges
Schwimmbecken. Und als dann ein starker Sturm über das Wasserbecken fegte, da
wurden sogar die Wellen gebrochen durch die Mauern, die unter der Oberfläche
waren. Das, war ursprünglich trennte, hatte Gott zu einem ‚stabilisierenden
Element’ gemacht.
Wenn wir das gleiche noch einmal ohne Bild
sagen:
Ökumene besteht nicht in erster Linie darin,
dass wir Menschen etwas machen, etwa dass wir einen ökumenischen Gottesdienst
machen. Dieses Bemühen läuft sich irgendwann tot und erreicht nicht, dass das
Trennende verschwindet. Es gleicht dem Versuch, die Mauern im Schwimmbecken
einreißen zu wollen.
Wenn wir Christen alle, jeder in seiner
Konfession, durch den Heiligen Geist den ‚Wasserspiegel unseres Glaubens’
anheben lassen, dann leisten wir einen entscheidenden Beitrag zur Verwirklichung
der Einheit.
Die Mauern werden vielleicht bleiben, aber sie
verlieren ihren trennenden Charakter. Gott wird uns bewusst machen, dass Vieles
in der Christenheit verloren gegangen wäre, wenn nicht einzelne Konfessionen das
zu ihrem spezifischen Element gemacht hätten.
Gott hat die Liebe zur Heiligen Schrift bewahrt
durch die evangelischen Christen.
Er hat das Einheit stiftende Amt und die
Eucharistie bewahrt in der katholischen Kirche.
Er hat die Charismen, die Gaben des Heiligen
Geistes wieder neu aufleuchten lassen durch die Pfingstbewegung.
Er hat die Kategorie des Zeugnisgebens bewahrt
in den Freikirchen.
Wir könnten diese Beispiele noch fortsetzen.
Aber eins werden wir in jedem Fall deutlich
merken, dass nicht wir es sind, die diesen Beitrag leisten, sondern der Heilige
Geist selbst.
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Als PDF Faltblatt zum Herunterladen
Vorüberlegungen
1. Ob die Beichte als Last erlebt wird oder
wirklich als freimachende Erfahrung,
hängt nicht unwesentlich ab von der persönlichen Vorbereitung.
Die folgenden Überlegungen und Schritte
wollen eine Hilfestellung sein
zur persönlichen Vorbereitung.
Anlässlich von Exerzitien oder an
Knotenpunkten des Lebens und des Kirchenjahres
sollte sich jeder Christ eine solche Gelegenheit gönnen,
wo die Richtung des eigenen Lebens überprüft und gegebenenfalls neu bestimmt
wird.
2. Viele Menschen sagen: „Ich finde nichts,
was ich beichten soll.“
Die folgenden Schritte der persönlichen
Vorbereitung haben zur Grundlage,
dass ich mich nicht selber prüfe, sondern dass ich Gott bitte:
„Prüfe du mich. Zeig du mir, wie du mein Leben siehst.“
Wenn ich mein Leben nur durch die eigene
Brille sehe,
erhalte ich leicht ein verfälschtes Bild.
3. Nimm dir eine ganze Stunde Zeit
(für jeden der drei folgenden Schritte etwa
20 Minuten).
Du solltest mit Gott allein sein, dort wo
kein Telefon und keine Türschelle dich mehr stören.
Du solltest in dieser Zeit keine Musik
hören.
Setz dich an einen aufgeräumten Tisch, wo du
eine Bibel zur Hand hast
oder wenigstens das Neue Testament und das Gotteslob.
Halte auch Papier und Schreibzeug bereit.
Erster Schritt:
Es geht um deinen Dank, der Vertrauen bewirkt.
1. Bete als Einstieg in die Vorbereitung
den Psalm 103
(im Gotteslob Nr. 742,3).
Bete ihn langsam und ruhig, dass dein Herz
mitschwingen kann.
Verweile bei den Sätzen, die dich jetzt
ansprechen.
2. Nimm dir ein Blatt Papier und schreibe
oben darauf:
„Lobe, meine Seele, den Herrn, und
vergiss nicht, was er dir Gutes getan hat.“
(Psalm 103,2)
3. Bitte Gott, dass er dir jetzt alles
zeigt, wo er dich seit der letzten Beichte
(oder im letzten halben Jahr) zum Guten hin verwandelt hat.
4. Schreibe solche Erfahrungen möglichst
konkret auf das Blatt Papier.
5. Lies zwischendurch immer wieder den
Psalm 103, besonders die Stellen,
die dich angesprochen haben.
6. Danke Gott für jeden einzelnen Punkt,
wo er dein Leben zum Guten hin verwandelt hat.
Danke Gott auch für die Menschen, die dir
dabei Hilfestellung geleistet haben.
7. Durch diesen Dank wird dein Vertrauen gestärkt.
Du wirst leichter glauben können,
dass Gott auch die Stellen in deinem Leben verwandeln wird,
die jetzt noch dunkel sind.
Zweiter Schritt: Er vergibt
dir all deine Schuld
Es geht um die Sünde
in deinem Leben.
1. Denke bei diesem zweiten Schritt nicht über
deine Sünden nach,
sondern denke nur darüber nach, wie sehr Gott dich liebt.
Lass die Liebe Gottes ganz tief in dein Herz
strömen.
Ob eine Fensterscheibe Dreckspritzer hat,
erkennt man am besten,
wenn die Sonne hell auf das Fenster scheint.
In einem Lied heißt es: „Gottes Liebe ist
wie die Sonne ...“,
2. Schreibe oben auf ein zweites Blatt
Papier: (Ps 139,23-24)
„Erforsche mich, Gott, und durchschaue
mein Herz.
Prüfe mich und erkenne meine Gedanken.
Schau, ob ich auf einem Weg gehe, der
dich kränkt,
und führe mich auf den ewigen Weg.“
Es geht um dein Herz, deine Gedanken und um deinen Weg, deinen Lebenswandel.
3. Lies in den nächsten 20 Minuten immer
wieder
die Geschichte vom „Verlorenen Sohn“ (Lk 15,11-32).
Achte besonders auf den Vater, wie er sich
den beiden Söhnen gegenüber verhält.
Genauso liebt Gott dich!
4. Bete zwischendurch immer wieder: „Erforsche mich Gott ...“,
(wie bei Nr. 2) und bitte Gott so, dass er
dich prüft.
5. Schreibe alle Sünden, die Gott dir dann
zeigt,
ganz konkret auf das Blatt Papier (auch
Kleinigkeiten).
6. Am Ende der 20 Minuten schreibe darunter
das Versprechen Gottes:
„Wenn wir unsere Sünden bekennen, dann
ist Gott treu und gerecht.
Er vergibt uns die Schuld und macht uns
rein von allem Unrecht.“
(1 Joh 1,9)
7. Wenn du dein Leben so im Licht Gottes
siehst,
wirst du vielleicht beschämt und „geknickt“ sein.
Das ist gut so, denn
„Gott wird ein geknicktes Herz voll Reue
nicht verschmähen.“
(Psalm 51,19; Jes 57,15)
Gott liebt dich trotzdem!
Dritter Schritt:
Alle Gebrechen will er dir heilen
Es geht um die Verletzungen
deiner Seele
1. Es gibt Verletzungen der eigenen Seele,
die andere Menschen dir zugefügt haben oder auch du selbst.
Solche Wunden der Seele können bis in die frühe Kindheit zurückreichen.
Aber bis heute fangen sie an zu bluten, wenn jemand an diesen wunden Punkt
rührt.
Oft sind solche Verletzungen der Seele die
Ursache für Fehlhaltungen,
gegen die du immer wieder vergeblich ankämpfst.
2. Gott will nicht nur deine Sünde
vergeben,
er will auch alle deine Gebrechen heilen, auch solche Verletzungen der Seele.
3. Wenn du ein Altes Testament zur Hand
hast,
dann lies dazu 1 Sam 1,1-20:
Gott hatte zugelassen, dass Hanna keine
Kinder bekam.
Immer wieder wird sie gekränkt und gedemütigt von Peninna,
gerade in den heiligsten Augenblicken, wo die Familie im Tempel das Opfer
darbringt.
In Vers 10 heißt es, wörtlich übersetzt:
„Verbittert war ihre Seele ...“
Hanna schüttet dem Herrn ihr Herz aus, und
Gott heilt.
In Vers 18 heißt es:
„Dann ging die Frau ihres Weges, sie aß,
und ihr Gesicht war nicht mehr das gleiche.“
4. Bitte Gott im Gebet, dass er dir solche
Verletzungen deiner Seele zeigt.
Schreibe auch diese Erfahrungen, die er dir
bewusst macht, auf ein Blatt Papier.
5. Lies dabei noch einmal den Psalm 103
Verweile bei den Versen, die dir jetzt
helfen,
den Blick auf den liebenden und heilenden Gott zu richten.
Da habe ich dir meine Sünde
bekannt
...
Es geht um dein Bekenntnis.
1. Die Psychologen sagen:
Was nicht ausgesprochen wird, wird nicht
geheilt.
Der Psalm 32 drückt diese Erfahrung so aus:
"Wohl dem, dessen Frevel vergeben und
dessen Sünde bedeckt ist.
Wohl dem Menschen, dem der Herr die
Schuld nicht zur Last legt
und dessen Herz keine Falschheit kennt.
Solang ich es verschwieg, waren meine
Glieder matt,
den ganzen Tag musste ich stöhnen.
Denn deine Hand lag schwer auf mir bei
Tag und bei Nacht.
Meine Lebenskraft war verdorrt, wie durch
die Glut des Sommers.
Da habe ich dir meine Sünde bekannt
und verbarg nicht länger meine Schuld vor
dir.
Ich sagte: Ich will dem Herrn meine
Frevel bekennen.
Und du hast mir die Schuld vergeben."
2. In einem Beichtgespräch schütte vor
Gott dein Herz aus:
in der Danksagung, im Bekenntnis deiner
Sünden, in der Bitte um Heilung.
Alle Punkte der Vorbereitungszeit
sollten in diesem Beichtgespräch zur Sprache kommen.
Du kannst die Zettel, die du geschrieben
hast, ruhig mitbringen.
3. Dein Beichtvater wird deinen Blick auf
Christus lenken,
der am Kreuz für deine Sünde gestorben ist
und der als letztes vom Kreuz herab gerufen hat: „Es ist vollbracht!“
Der Beichtvater wird dich in göttlicher
Vollmacht von der Sünde lossprechen und dir so das Siegel der Vergebung
aufprägen.
Er wird mit dir Gott danken, dessen
Barmherzigkeit größer ist als unsere Schuld.
Er wird mit dir beten um Heilung der
Verletzungen.
4. Nimm die Vergebung Gottes an.
Du kannst das dadurch tun, dass du ihm
dankst, dass er dir vergeben hat.
Danken bedeutet: Ich habe die Vergebung
angenommen.
5. Bitte Gott im Gebet, dass er dir zeigt,
wo du etwas wieder gutzumachen hast.
Tu das möglichst sofort.
Täglich leben aus der Vergebung
Wer ein Gemüse-
oder Blumenbeet anlegt, kann nicht verhindern,
dass auch gelegentlich Unkraut mit heraussprießt.
Aber man muss das
Unkraut ja nicht unbedingt hochkommen lassen.
Wer als Christ
seinen Lebensweg auf Jesus Christus ausgerichtet hat,
der wird immer wieder erleben, dass Sünde in seinem Leben vorkommt.
Aber du musst die
Sünde ja nicht unbedingt hochkommen lassen.
Dazu empfehle ich
eine Übung, die ich nennen möchte:
„Geistliches Atmen“
Wenn dir eine
Sünde bewusst wird, dann tu sofort still die folgenden zwei Schritte:
1. Ausatmen (Sünde bekennen):
"Jesus, ich
bekenne dir, dass gerade die und die Sünde vorgekommen ist."
Nenne die Sünde
genau beim Namen.
2. Einatmen (für die Vergebung danken):
"Jesus, ich danke
dir, dass du mir jetzt diese Sünde vergeben hast
und dass dein Friede jetzt wieder in mir ist."
Während man
normalerweise über seine Verfehlungen mit sich selber hadert,
wirst du beim „Geistlichen Atmen“ spüren,
dass sofort der Friede wieder in dein Herz einkehrt.
Es wird dir dann
leichter sein,
auch mit anderen Menschen wieder ins Reine zu kommen.
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Mein Vater, ich
überlasse mich dir; mach mit mir, was dir gefällt.
Was du auch mit
mir tun magst, dich danke dir.
Zu allem bin ich
bereit, alles nehme ich an.
Wenn nur dein
Wille sich an mir erfüllt und an allen deinen Geschöpfen,
so ersehne ich
weiter nichts, mein Gott.
In deine Hände
lege ich meine Seele.
Ich gebe sie dir,
mein Gott, mit der ganzen Liebe meines Herzens,
weil ich dich
liebe und weil diese Liebe mich treibt,
mich dir
hinzugeben, mich in deine Hände zu legen ohne Maß,
mit einem
grenzenlosen Vertrauen.
Denn du bist mein
Vater.
(Charles de Foucault)
Mein Herr und mein
Gott,
nimm alles von
mir, was mich hindert zu dir.
Mein Herr und mein
Gott,
gib mir alles, was
mich fördert zu dir.
Mein Herr und mein
Gott,
nimm mich mir und
gib mich ganz zu Eigen dir.
(Nikolaus von der Flüe)
Nimm hin, o Herr,
meine ganze Freiheit.
Nimm an mein
Gedächtnis, meinen Verstand, meinen ganzen Willen.
Ich gebe es dir
wieder ganz und gar zurück und überlasse alles dir,
dass du es lenkst
nach deinem Willen.
Nur deine Liebe
schenke mir mit deiner Gnade.
Dann bin ich reich
genug und suche nichts weiter.
(Ignatius von Loyola)
Herr, hier sind
meine Hände.
Lege darauf, was
du willst.
Nimm hinweg, was
du willst.
Führe mich, wohin
du willst.
In allem geschehe
dein Wille.
Kpl. Eduard Müller
(hingerichtet in Lübeck 1943)
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Wer in die Oper geht, nimmt sich vorher einen
Opernführer zur Hand, um sich mit dem Inhalt der Oper vertraut zu machen. Wer zu
Hause keinen Opernführer hat, der kauft sich an der Abendkasse ein Programmheft
und liest noch schnell den Inhalt durch.
Wer zwei bis drei Stunden in der Oper sitzt und
den Inhalt des Stückes nicht kennt, für den kann so ein Abend furchtbar
langweilig werden.
Wäre ist nicht gut, wenn wir uns in ähnlicher
Weise auch auf den Sonntagsgottesdienst vorbereiten würden?! Vielleicht würden
wir manchmal den Gottesdienst nicht so langweilig finden.
Zur Vorbereitung auf den Sonntag möchte ich
ein paar ganz praktische Hinweise geben:
1. Lesen Sie vorher zu Hause die Lesungen
und das Evangelium des betreffenden Sonntags durch. Wer einen Text vorher
gelesen hat, hört beim Vorlesen in der Kirche mit mehr Verständnis zu.
Lesung und Evangelium sind in vielen
Kirchenzeitungen abgedruckt. Noch besser ist es, sich einen „Sonntagsschott“
oder ein vergleichbares Messbuch zu kaufen oder sich schenken zu lassen. Dort
sind alle Texte der Sonntage abgedruckt mit einer kurzen Einführung in die
Lesungen und in das Evangelium.
2. Auf
Radio Horeb wird an jedem Freitag in der Sendung „Höre Israel“ ca. 17.00 Uhr
bis etwa 18.00 Uhr eine Auslegung der Lesungstexte des folgenden Sonntags
gegeben. Oft können die Hörer(innen) sich telefonisch durch Fragen oder
Anregungen in die Sendung einbringen.
Eine vergleichbare Sendereihe gibt es bei
Radio Maria Österreich.
Dort heißt die Sendereihe „Sprich nur ein Wort“ (jeweils am Freitag von 15.15
Uhr bis 16.00 Uhr).
3. Suchen Sie nach einer Gelegenheit, um
mit anderen vorher über das Evangelium (oder die Lesung) des nächsten Sonntags
zu sprechen. In meiner letzten Kaplansstelle gab es z.B. einige ältere Frauen,
die sich jeden Dienstag zu einer Tasse Kaffee und zum Stricken trafen. Dabei
haben sie in der ersten halben Stunde auch über das Evangelium des kommenden
Sonntags sprachen.
Diese Frauen haben sich jedes Mal gefreut,
wenn sie das gleiche „rausgekriegt“ haben wie der Priester bei der
Sonntagspredigt. Und wenn sie das einmal „ganz anders gesehen“ haben, dann haben
sie mich oft angerufen und um Klärung gebeten.
Ich kenne auch eine Reihe von Jugendlichen,
die so den Sonntag vorbereiten. Jedenfalls: Langweilig ist der Gottesdienst dann
nicht mehr.
4. Gehen Sie nicht allein in einen
Gottesdienst, sondern mit anderen Gleichgesinnten. Setzen Sie sich gemeinsam in
eine Bank. Dieser Rat ist besonders auch für junge Menschen gedacht.
Im alltäglichen Leben ist das genauso: Wer
in einer Gruppe von Gleichgesinnten eine Veranstaltung besucht, der hat mehr
Freude daran. Wenn man dann persönlich nicht gerade „gut drauf“ ist, dann trägt
einen die Gruppe mit. Das gilt auch im Glauben und im Gottesdienst.
5. Die kurze Zeit, die Sie vor Beginn des
Gottesdienstes in der Kirche sind, könnten Sie nutzen zu einem Gebet für das
Gelingen des Gottesdienstes.
Ein Außenstehender, der vielleicht zufällig
in den Gottesdienst kommt, spürt sehr deutlich, ob der Gottesdienst nur
heruntergefeiert wird oder ob die geistliche Atmosphäre getragen ist vom Gebet
aller.
Beten Sie auch für den Priester (oder
Gottesdiensthelfer) der den Gottesdienst mit Ihnen feiert. Beten Sie auch vorher
für die Predigt. Der Prediger braucht das.
Wer den Gottesdienst im Gebet mitträgt, dem
wird der Gottesdienst nicht so schnell langweilig.
6 Bevor der Priester (oder Diakon) das
Evangelium vorliest, verneigt er sich zum Altar und betet still: „Herr reinige
mein Herz und meine Lippen, damit ich würdig dein Evangelium verkünde.“
Es wäre hilfreich, wenn jeder
Gottesdienstbesucher diese kurze Stille ebenfalls zu einem kurzen Gebet nutzen
würde. Dieses Gebet könnte vielleicht so lauten: „Herr, öffne mir das Herz
und das Ohr, damit ich wie ein Jünger höre.“ (vgl. Jes 50,4)
Ob die Frohe Botschaft wirklich bei uns
ankommt, ob wir wirklich betroffen sind, das hängt wesentlich davon ab, ob wir
uns von Gott das Herz haben öffnen lassen.
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Das Dudele
Ist das bei Ihnen auch so, dass Ihnen
manchmal in der Adventszeit das Gedudel von Weihnachtsliedern auf den
Weihnachtsmärkten und in den Kaufhäusern auf die Nerven geht? Mir geht das jedes
Jahr furchtbar auf den Geist!
Als ich am ersten Adventssonntag zum
Krippenmarkt ging, das erste, was ich hörte: „O du fröhliche, o du selige,
Gnaden bringende Weihnachtszeit“, gespielt von einer Blaskapelle. Und in einer
anderen Ecke spielte ein Mädchen auf ihrer Blockflöte: „O Tannenbaum. o
Tannenbaum, wie grün sind deine Blätter“.
Man kann es bald an den Ohren nicht mehr
haben dieses Gedudel von Weihnachtsliedern. ich hab schon manchmal gedacht: Wie
halten die Verkäuferinnen das aus in den Supermärkten, die auch den ganzen Tag
so etwas hören müssen?
Aber jetzt mal etwas ganz anderes. Wissen Sie
eigentlich, woher das Wort „Gedudel“ kommt? Das kommt aus dem Jiddischen. Im
Jiddischen gibt es eine Liedform oder eine Gebetsform, die heißt: „das Dudele“.
In dieser Gebetsform, in so einem „Dudele“ drückt der Beter oder der Sänger
seine ganze Freude darüber aus, dass wir zu dem großen Gott „Du“ sagen dürfen:
Du großer Gott!
Ich will Ihnen einmal ein solches Dudele
vorlegen, das von Martin Buber stammt:
Herr der Welt, Herr der
Welt, Herr der Welt!
Herr der Welt,
ich will Dir ein Dudele
singen:
Du, Du, Du, …
Wo kann ich ja Dich finden,
Und wo kann ich nicht Dich
finden!
Du, Du, Du, …
Denn wo ich geh – Du.
Und wo ich steh – Du
Bloß Du, nur Du,
Aber Du, wieder Du.
Du, Du, Du, …
Ist´s einem gut – Du,
Behüte schlimm – ach Du,
Du, Du, Du, …
Osten Du, Westen Du,
Norden Du, Süden Du,
Du, Du, Du, …
Himmel Du, Erde Du,
Oben Du, Unten Du,
Du, Du, Du, Du:
Wie ich kehr mich,
wie ich wend´ mich –
Du …!
Hier drückt einfach ein Beter seine Freude
darüber aus, dass wir ein ganz persönliches Verhältnis zu dem großen Gott haben
dürfen. Gott ist nicht ein ferner Gott; er uns ganz nahe gekommen in Jesus
Christus. Und Jesus nimmt uns in sein ganz persönliches Verhältnis zu diesem
großen Gott, zu seinem Vater mit hinein. Sagte er zu Gott: „Abba, lieber Vater“,
so dürfen wir gleich ihm „Abba, Vater“ sagen und das Vaterunser beten. Und darum
kann man nur staunend dastehen und ausrufen: Du, Du, Du, Du, mein großer Gott!
Wenn ich das höre: „Du, Du, Du, Du“, dann
fällt mir ein, was eine Mutter macht, wenn sie einen kleinen Säugling liebkost:
„Du Du Du Du Du Du …“ Damit drückt sie ihre ganze Liebe und ihre ganze
Zärtlichkeit aus, wenn sie so mit dem Kleinkind sprich: „Du Du Du Du …“.
Und so zärtlich ist Gott auch mit uns. Ich
denke an ein Wort beim Propheten Jesaja. Da hat Gott gesagt: „Ich will dich auf
den Knien schaukeln.“ In unserer Umgangssprache sagen wir dazu: „Hoppe, hoppe
Reiter“ spielen. So zärtlich, so liebevoll ist Gott mit uns.
Oder ich denke an eine andere Stelle aus dem
Alten Testament, aus dem Propheten Hosea. Da sagt Gott: „Ich will dich an meine
Wange heben, wie man einen Säugling an die Wange hebt, und ihn an sich
schmiegt.“ So zärtlich ist Gott. Gott ist mit uns gleichsam auf Du und Du, wir
dürfen zu ihm Du sagen.
Ich möchte schließen mit einem kurzen Gebet,
das ich sehr gerne bete:
Alles Herr bist du.
Stern, auf den ich schaue,
Fels, auf dem ich steh,
Führer, dem ich traue,
Stab, an dem ich geh,
Brot, von dem ich lebe,
Quell, an dem ich ruh,
Ziel, das ich erstrebe,
Alles Herr bist du.
Wenn Sie sich wieder mal über das Gedudel auf
den Weihnachtsmärkten ärgern, dann denken Sie daran: Der Ursprung des Wortes
Gedudel ist das Dudele, die Freude darüber, dass wir zu Gott Du sagen
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