Pfarrer Karl Sendker

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Hubertuspredigt

Hubertuspredigt

 

Liebe Schwestern und Brüder!

 

Heute morgen habe ich mich hingesetzt und habe mir im Heiligenlexikon den Artikel herausgesucht über den heiligen Hubertus. Da habe ich festgestellt: Vom heiligen Hubertus weiß man eigentlich nichts; und dann soll ich eine Predigt drüber halten. Das einzige was man vom heiligen Hubertus weiß, das hätte man auf einen ganz kleinen Zettel schreiben können: Er ist ungefähr 650 geboren. Nicht einmal das Geburtsdatum weiß man genau. Zwei Daten allerdings weiß man sicher. Im Jahr 705 ist Hubertus Bischof von Maastricht geworden, und später hat er seinen Bischofssitz nach Lüttich verlegt. Und sein Sterbejahr weiß man, das ist das Jahr 727. Das ist eigentlich alles was man über den heiligen Hubertus sagen sicher kann. Und damit könnte ich jetzt eigentlich „Amen“ sagen, und die Predigt wäre zu Ende. Es hätte sich nicht einmal gelohnt, dass Sie sich hinsetzen.

 

 Nun ist das ja so: Wenn man über einen Heiligen nicht viel weiß, dann bemächtigt sich die Legende umso mehr eines solchen Heiligen. Nun muss man bedenken: Legende bedeutet ja nicht, dass das alles nur Märchen sind. Legende ist vielmehr das, wovon die Leute überzeugt waren: Das lohnt sich, dass man das von einem Heiligen sich erzählt.

 

Und da gibt es ein paar markante Dinge zum heiligen Hubertus in der Legende.

Das erste was in der Legende gesagt wird. Er war vor seiner Bekehrung Pfalzgraf, und sein Hobby war die Jagd. Darum ist er ja auch der Patron der Jäger und darum treten in einer Hubertusmesse ja auch Jagdhornbläser auf. Eigenartigerweise wird in den Legenden auch immer wieder darauf hingewiesen, dass Hubertus eine ausgesprochen hübsche, junge Frau hatte. Das wird immer wieder erwähnt.

Zunächst hat Hubertus das ganz normale Leben eines Adeligen, eines Pfalzgrafen geführt. Mit Kirche und mit Glauben hat Hubertus offensichtlich nicht so ganz viel am Hut gehabt. Das kann man aus einer Begebenheit schließen, die in der Legende auch erzählt wird. Da erzählt die Legende, dass er an einem Karfreitag auf die Jagd gegangen ist. Am Karfreitag geht ein anständiger Christ zur Kirche. Hubertus ist aber auf die Jagd gegangen. Also scheint das mit seinem Glauben nicht ganz so weit her gewesen zu sein.

 

Aber in dieses ganz normale Leben eines Adeligen, auf die Jagd gehen, Familie haben, eine hübsche Frau haben usw., da geschehen auf einmal zwei ganz markante Einschnitte, die Hubertus gleichsam vom Sockel geworfen haben.

Das erste Einschnitt: Seine hübsche Frau stirbt in jungen Jahren bei der Geburt des ersten Kindes. Und das hat den Hubertus im tiefsten getroffen. Das ist ja auch klar. Wenn man glücklich verheiratet ist, eine hübsche Frau hat, die gebiert gerade den ersten Sohn, und dann stirbt die Frau. Das lässt einen nicht kalt. Und was macht der Hubertus: Er flüchtet sich in alle möglichen Vergnügungen. Und das typische Vergnügen eines Adeligen war damals, und vielleicht auch heute noch, die Jagd.

Und dann kommt die bekannte Geschichte, und das ist das zweite, wo er vom Sockel gehauen wird. Er geht am Karfreitag auf die Jagd und will einen Hirsch schießen. Als er sich an einen Hirsch heranpirscht, da sieht er zwischen dem Geweih des Hirschen ein leuchtendes Kreuz. Und merkwürdig, als er sich an den Hirsch heran macht, läuft der nicht weg: Er bleibt stehen und wendet ihm das Gesicht zu, so dass Hubertus das leuchtende Kreuz in dem Geweih sehen kann. Er legt an, traut sich aber nicht abzudrücken.

Sehen Sie, das nur mal in Klammern gesagt: Zur gleichen Zeit, wo ihm dieses leuchtende Kreuz im Geweih des Hirschen erscheint, da wird in der Kirche am Karfreitag das Kreuz mit einer Kniebeuge geehrt.

Und hier haut es den Hubertus vom Sockel. Er kehrt um und wird zunächst Einsiedler. Schließlich wird er vom Papst zum Bischof ernannt. Das in Kürze.

 

Heute morgen habe ich mit jemanden gesprochen über diese Geschichte, diese Legende mit dem Hirschen und mit dem Kreuz. Ich habe ihn gefragt: Glauben sie das? Natürlich hat der Betreffende das verneint. Ja, man kann man über so eine Geschichte lächeln. Wenn ich Sie hier im Gottesdienst fragen würde, dann würden die meisten von Ihnen wahrscheinlich auch sagen: Das glaube ich nicht. Es ist eben nur eine Legende.

Aber eins ist ganz sicher, dass der lebendige Gott immer wieder, bis auf den heutigen Tag an Menschen einen Anruf ergehen lässt: „Hubertus, es gibt noch mehr, als ein Jagdschloss zu haben und auf Jagd zu gehen, eine hübsche Frau zu haben, Kinder zu zeugen. Es gibt noch größeres.“

Und Gott ruft den Menschen heute auch zu, gerade auch den jungen Menschen: „Es gibt größeres, als Pommes essen und in die Disco zu gehen. Es gibt größeres, als Pferde zu haben und irgendwelche andere Hobbys.“ Das ist der Anruf Gottes, der immer wieder ergeht.

Der erste Anruf, den Gott an den heiligen Hubertus ergehen ließ, war der Tod seiner Frau. Natürlich war das ein Schicksalsschlag. Aber ich denke, das ist für uns auch wichtig. Wenn uns heute so ein Schicksalsschlag trifft -  es muss ja nicht gleich der Tod des Ehepartners sein, dann soll man auch einmal fragen: „Gott, ist das ein Anruf von dir? Willst du mir damit was sagen?

Und als Hubertus auf diesen ersten Anruf Gottes überhaupt nicht, oder nur mit Flucht reagiert, dann hat Gott manchmal auch noch außergewöhnliche Wege, um einen zweiten Ruf an die Menschen ergehen zu lassen. Unter Umständen auch mit so einer Begebenheit, wie das mit dem Kreuz im Geweih.

Sehen sie, im Alten Testament, begegnet einer der größten Gottesmänner, Mose, Gott im brennenden Dornbusch. Der Dornbusch brennt, aber er verbrennt nicht. Eine merkwürdige Sache.

Oder denken sie daran,  was im Neuen Testament, in der Weihnachtsgeschichte erzählt wird. Da hat Gott die Weisen aus dem Morgenland geführt durch ein Sternzeichen. Die Bibel hätten die Weisen gar nicht verstanden. Also hat Gott zu ihnen gesprochen durch die Sprache, die sie verstehen konnten, durch ein Sternzeichen.

Oder denken Sie an den Apostel Paulus, der die Kirche verfolgt hat. Dem ist Gott in einer Lichtvision begegnet, so dass er vor Damaskus vom Pferd fällt.

Manchmal hat Gott solche ungewöhnlichen Wege um Menschen anzurufen. Und glaubt mir, Gott ruft auch bis auf den heutigen Tag immer wieder Menschen. Er ruft sie nicht unbedingt, Bischof zu werden. Aber ein Anruf ergeht an uns alle, an jeden von uns, und zwar an dem Platz, wo wir stehen. Ob wir in der Küche stehen und Kartoffeln schälen, ob wir Lehrer sind und an der Tafel stehen, ob wir Schüler sind oder Priester. Ein bestimmter Ruf ergeht an uns immer, und das ist der Ruf Gottes, mitzuwirken, dass seine Herrschaft sich in dieser Welt ausbreitet.

Natürlich ist das jetzt nur ein theoretischer Ausdruck. Aber ich will den ein wenig erläutern.

Es ist unsere Berufung, dass wir mitten in unserer friedlosen Welt den Frieden Gottes proklamieren, und ihn den Menschen auch vorleben, damit unsere Welt friedlicher wird. Und Friede ist ja nicht nur, dass die Waffen schweigen, sondern dass man im tiefsten zufrieden ist. Dass man mit sich und mit der Welt im Reinen ist, das ist unsere Berufung, daran mitzuwirken.

Es ist unsere Berufung, in unserer so freudlosen Zeit Freude auszustrahlen, den Menschen zu sagen: es gibt eine frohe Botschaft, und wir haben eine frohe Botschaft zu leben. Nicht eine lustige Botschaft, es geht nicht darum lustig zu sein, sondern es geht darum, diese Freude, die aus den Tiefen Gottes kommt, die auch dann noch da ist, wenn ein Schicksalsschlag uns trifft, wenn man gebeutelt ist, wie man so schön sagt. Wenn wir ganz unten im Loch sind, dass wir dann immer noch dieses Singen im Herzen haben, diese Freude, die von Gott kommt. Das ist unsere Berufung.

Unsere Berufung ist es, mitten in einer trostlos gewordenen Welt den Trost Gottes auszurufen, zu proklamieren, und den Menschen diesen Trost zu schenken. Nicht nur ein paar billige tröstende Worte, sondern dass wir die Menschen durch unsere Lebensform aufrichten. Dass sie ermutigt werden, daran zu glauben: es lohnt sich, in dieser Welt zu leben, auch wenn es manchmal drunter und drüber geht.

Das bedeutet, das Reich Gottes aufzurichten hier in dieser Welt. Dazu ergeht der Ruf Gottes an dich und an mich, an jeden von uns, dass wir da mithelfen. Genauso ist der Ruf damals ergangen ist an Hubertus mitten auf der Jagd.

Sehen sie, einer der größten Gottesmänner im Alten Testament, der Prophet Jesaja, der bekommt als junger Mann seine Berufung. Er darf in einer Vision, in einem Traum gleichsam, die Herrlichkeit Gottes sehen. Und dann hört er die Stimme Gottes, die ihn anrief: „Wer wird für uns gehen, wen soll ich senden? Und dann gibt Jesaja die Antwort: „Hier bin ich, sende mich!“

Gott ruft heute uns: Wer wird für uns gehen, wen darf ich senden? Wo sind die Menschen heute, die sagen: „Hier bin ich, sende mich“?

Es geht nicht darum, dass wir heute eine schön gestaltete Hubertusmesse feiern. Das ist schön, das freut uns alle. Sondern es geht darum, dass wir wie Hubertus den Ruf Gottes an uns heran kommen lassen, und dass wir unsere ganz persönliche Antwort geben. Amen.

 

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