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Gottesdienste mit Kleinkindern
Anmerkungen und Anregungen
Gelegentlich wird von Eltern gefragt, ob in den
Pfarrgemeinden nicht regelmäßiger Sonntagsmessen für Kleinkinder im
Kindergartenalter gestaltet werden könnten. Hierzu einige Anmerkungen und
Anregungen:
Es ist gut, wenn in Eltern der Wunsch lebendig
ist, mit Kleinkindern Gottesdienst zu feiern. Sie haben bei der Taufe
versprochen, das Kind im Glauben zu erziehen und wollen diesem Versprechen
nachkommen.
Der erste und wichtigste „Raum“, um mit Kleinkindern Gottesdienst zu feiern, ist die eigene Familie. Wenn in der Familie gebetet wird, morgens, abends, bei Tisch oder zu besonderen Anlässen, dann erlebt das Kind Gottesdienst, auch wenn es vielleicht selbst noch gar nicht „richtig“ mitbeten kann.
Wenn Vater oder Mutter dem Kind abends mit dem
Daumen ein Kreuz auf die Stirn zeichnen als Segen und als Erinnerung an die
Taufe, dann erfährt das Kind ein gottesdienstliches Zeichen.
Wir haben in der katholischen Kirche viele
leibhaftige, handgreifliche Zeichen: Hände-Falten, Kreuzzeichen, Weihwasser
nehmen, Kerze anzünden, Rosenkranz u.ä. Hier wird ohne große Worte das Vertrauen
zu Gott ausgedrückt. Solche Zeichen sind Gottesdienst.
Wenn andererseits den Kleinkindern solche
Erfahrung in der Familie fehlen, hat ein von der Gemeinde „veranstalteter“
Kleinkindergottesdienst keinen Wurzelboden.
Für Kleinkinder ist normalerweise die
sonntägliche heilige Messe eine Überforderung, schon weil sie mit etwa 50
Minuten und mehr für ein Kleinkind viel zu lange dauert. Das gilt selbst für
viele Familiengottesdienste, die sich in der Regel an Kinder im Schulalter
wenden.
Allerdings lässt sich auch beobachten: Wo
Eltern selber den normalen Sonntagsgottesdienst in echter Weise mitfeiern, da
bekommt auch ein gelegentlich mitgebrachtes Kleinkind einen Zugang zum
Gottesdienst und stört nicht.
In vielen Kirchen sind im Schriftenstand
Kindergebetbücher und Kinderbibeln ausgelegt. Die können eine kleine Hilfe sein,
wenn Kleinkinder mit zur Heiligen Messe kommen. Wenn in Ihrer Kirche keine
solchen Kinderbücher auslegen, dann regen Sie das doch vielleicht beim Pfarrer
oder im Pfarrgemeinderat an.
Für ein Kleinkind ist es hilfreich, wenn die Mutter oder beide Elternteile oder auch die Großeltern tagsüber immer wieder einmal mit dem Kind in die Kirche gehen. Viele Kirchen sind normalerweise tagsüber geöffnet. Sie könnten z.B. mit dem Kleinkind die einzelnen Figuren und Bilder in der Kirche anschauen z.B. das Bild der „Immerwährenden Hilfe“. Sie könnten dort eine Kerze anzünden und ein Gebet sprechen.
So können sich die Kinder an den großen
Gottesdienstraum gewöhnen. Auch bei so einem Kirchenbesuch kann das Kind viele gottesdienstliche Zeichen kennen lernen: die Kniebeuge, das stille Verweilen vor dem Tabernakel, das „ewige Licht“ als Zeichen, dass Jesus hier wohnt, das Weihwassernehmen als Erinnerung an die Taufe, die Osterkerze, an der die Taufkerze angezündet wurde, der Kreuzweg (in der Fastenzeit), der Adventskranz oder die Krippe (in der Advents- und Weihnachtszeit).
Auch hier können Kindergebetbücher und -bibeln,
eine Hilfe sein wenn sie in der Kirche ausliegen.
Es gibt einfache Formen, wie Kleinkinder von
den Eltern hingeführt werden können zur Mitfeier eines Gottesdienstes:
Wenn das Kind z.B. Geburtstag hat, vielleicht
gehen Sie aus diesem Anlass (evtl. zusammen mit den anderen eingeladenen
Kindern) im Rahmen des Kindergeburtstages zu Beginn kurz in die Kirche. Sie singen mit den Kindern z.B. das Halleluja von Taizé oder ein anderes Lied, das die Kinder aus dem Kindergarten kennen. Sie zünden eine Kerze an (vielleicht sogar eine selbst gebastelte). Sie beten „gemeinsam“ das Vaterunser (Als Zeichen der Verbundenheit fassen sich die Kinder an den Händen.). Sie segnen das Kind mit einem Kreuzzeichen auf der Stirn und danken selbst Gott noch einmal für die glückliche Geburt damals.
Im Gotteslob finden Sie unter Nr. 21 und 22
ganz einfache Gebete, die man mit Kleinkindern beten kann.
Eine solche ganz kurze Feier in der Kirche ist
kindgemäßer Gottesdienst.
Bei etwas Phantasie werden Sie noch mehr
Anlässe und Formen finden für solche kindgemäßen Gottesdienste. Fragen Sie ruhig
auch Erzieherinnen im Kindergarten oder andere Eltern, die so etwas ausprobiert
haben oder es möchten. Sie können auch Ihren Pfarrer fragen. Vielleicht fragen
Sie auch einmal in Ihrer Pfarrbücherei, ob es dort Bücher für solche kindgemäßen
Gottesdienste gibt.
Denken sie aber immer daran: Ein Gottesdienst,
den Sie selbst gestaltet haben, ist viel schöner als einer, den Sie nur aus
einem Buch abgeschaut haben.
Es gibt im Laufe des Kirchenjahres einige
Gottesdienste, die besonders auch für Kleinkinder geeignet sind:
Am Heilig Abend ist in vielen Pfarrgemeinden
für Kleinkinder eine Krippenfeier, die von einigen Eltern gestaltet wird.
Die Sternsingeraktion ist in vielen Pfarreien
mit einem Aussendungsgottesdienst oder Dankgottesdienst verbunden.
So ein Gottesdienst hat starken
Erlebnischarakter auch schon für Kleinkinder.
Zum Palmsonntag könnten Sie für Ihr Kind einen
Palmstock basteln. Die Segnung der Palmzweige ist in vielen Gemeinden mit einer
Prozession und einem Familiengottesdienst verbunden. Wenn der anschließende
Gottesdienst in der Kirche für Ihr Kind zu lang ist, könnten Sie nach der
Prozession nach Hause gehen.
Oft ist auch ein Familiengottesdienst zum
Erntedank für Kleinkinder geeignet. Bitte erkundigen Sie sich in Ihrer Gemeinde.
Wenn in Ihrer Bekanntschaft oder Verwandtschaft
ein Kind getauft wird, gehen Sie ruhig auch mit Kleinkindern zur Tauffeier hin.
Wenn Sie dazu die Taufkerze Ihres Kindes mitbringen und den Taufpriester zu
Beginn der Feier darum bitten, werden auch diese Taufkerzen an der Osterkerze
angezündet zur Erinnerung an die eigene Taufe.
Zum Schluss hätte ich als Pfarrer zwei Bitten:
Die erste Bitte richtet sich an die Eltern mit
Kleinkindern:
Nehmen Sie ruhig gelegentlich einmal Ihr Kind
mit in den normalen Gottesdienst.
Prüfen Sie so, ob Ihr Kind schon
„gottesdienstfähig“ ist.
Das ist nicht bei allen Kindern im gleichen
Alter gleichermaßen der Fall.
Haben Sie auch den Mut, während des
Gottesdienstes mit dem Kind aus der Kirche rauszugehen, wenn das Kind zu unruhig
wird.
Die zweite Bitte richtet sich an alle
Gottesdienstbesucher:
Geben Sie allen Eltern mit Kleinkindern das
Gefühl, dass sie im Gottesdienst willkommen sind, auch dann, wenn kleine Kinder
einmal unruhig werden.
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