Pfarrer Karl Sendker

Predigten - Hilfen zur Bibelarbeit

Gottesdienste - geistliches Leben

 

Kleinkinder (Hinweise)
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Gottesdienste mit Kleinkindern

 

Anmerkungen und Anregungen

 

Gelegentlich wird von Eltern gefragt, ob in den Pfarrgemeinden nicht regelmäßiger Sonntagsmessen für Kleinkinder im Kindergartenalter gestaltet werden könnten. Hierzu einige Anmerkungen und Anregungen:

 

Es ist gut, wenn in Eltern der Wunsch lebendig ist, mit Kleinkindern Gottesdienst zu feiern. Sie haben bei der Taufe versprochen, das Kind im Glauben zu erziehen und wollen diesem Versprechen nachkommen.

 

Der erste und wichtigste „Raum“, um mit Kleinkindern Gottesdienst zu feiern, ist die eigene Familie.

Wenn in der Familie gebetet wird, morgens, abends, bei Tisch oder zu besonderen Anlässen, dann erlebt das Kind Gottesdienst, auch wenn es vielleicht selbst noch gar nicht „richtig“ mitbeten kann.

Wenn Vater oder Mutter dem Kind abends mit dem Daumen ein Kreuz auf die Stirn zeichnen als Segen und als Erinnerung an die Taufe, dann erfährt das Kind ein gottesdienstliches Zeichen.

 

Wir haben in der katholischen Kirche viele leibhaftige, handgreifliche Zeichen: Hände-Falten, Kreuzzeichen, Weihwasser nehmen, Kerze anzünden, Rosenkranz u.ä. Hier wird ohne große Worte das Vertrauen zu Gott ausgedrückt. Solche Zeichen sind Gottesdienst.

 

Wenn andererseits den Kleinkindern solche Erfahrung in der Familie fehlen, hat ein von der Gemeinde „veranstalteter“ Kleinkindergottesdienst keinen Wurzelboden.

 

Für Kleinkinder ist normalerweise die sonntägliche heilige Messe eine Überforderung, schon weil sie mit etwa 50 Minuten und mehr für ein Kleinkind viel zu lange dauert. Das gilt selbst für viele Familiengottesdienste, die sich in der Regel an Kinder im Schulalter wenden.

Allerdings lässt sich auch beobachten: Wo Eltern selber den normalen Sonntagsgottesdienst in echter Weise mitfeiern, da bekommt auch ein gelegentlich mitgebrachtes Kleinkind einen Zugang zum Gottesdienst und stört nicht.

In vielen Kirchen sind im Schriftenstand Kindergebetbücher und Kinderbibeln ausgelegt. Die können eine kleine Hilfe sein, wenn Kleinkinder mit zur Heiligen Messe kommen. Wenn in Ihrer Kirche keine solchen Kinderbücher auslegen, dann regen Sie das doch vielleicht beim Pfarrer oder im Pfarrgemeinderat an.

 

Für ein Kleinkind ist es hilfreich, wenn die Mutter oder beide Elternteile oder auch die Großeltern tagsüber immer wieder einmal mit dem Kind in die Kirche gehen. Viele Kirchen sind normalerweise tagsüber geöffnet.

Sie könnten z.B. mit dem Kleinkind die einzelnen Figuren und Bilder in der Kirche anschauen z.B. das Bild der „Immerwährenden Hilfe“.

Sie könnten dort eine Kerze anzünden und ein Gebet sprechen.

So können sich die Kinder an den großen Gottesdienstraum gewöhnen.

Auch bei so einem Kirchenbesuch kann das Kind viele gottesdienstliche Zeichen kennen lernen: die Kniebeuge, das stille Verweilen vor dem Tabernakel, das „ewige Licht“ als Zeichen, dass Jesus hier wohnt, das Weihwassernehmen als Erinnerung an die Taufe, die Osterkerze, an der die Taufkerze angezündet wurde, der Kreuzweg (in der Fastenzeit), der Adventskranz oder die Krippe (in der Advents- und Weihnachtszeit).

Auch hier können Kindergebetbücher und -bibeln, eine Hilfe sein wenn sie in der Kirche ausliegen.

 

Es gibt einfache Formen, wie Kleinkinder von den Eltern hingeführt werden können zur Mitfeier eines Gottesdienstes:

Wenn das Kind z.B. Geburtstag hat, vielleicht gehen Sie aus diesem Anlass (evtl. zusammen mit den anderen eingeladenen Kindern) im Rahmen des Kindergeburtstages zu Beginn kurz in die Kirche.

Sie singen mit den Kindern z.B. das Halleluja von Taizé oder ein anderes Lied, das die Kinder aus dem Kindergarten kennen.

Sie zünden eine Kerze an (vielleicht sogar eine selbst gebastelte).

Sie beten „gemeinsam“ das Vaterunser (Als Zeichen der Verbundenheit fassen sich die Kinder an den Händen.).

Sie segnen das Kind mit einem Kreuzzeichen auf der Stirn und danken selbst Gott noch einmal für die glückliche Geburt damals.

Im Gotteslob finden Sie unter Nr. 21 und 22 ganz einfache Gebete, die man mit Kleinkindern beten kann.

Eine solche ganz kurze Feier in der Kirche ist kindgemäßer Gottesdienst.

 

Bei etwas Phantasie werden Sie noch mehr Anlässe und Formen finden für solche kindgemäßen Gottesdienste. Fragen Sie ruhig auch Erzieherinnen im Kindergarten oder andere Eltern, die so etwas ausprobiert haben oder es möchten. Sie können auch Ihren Pfarrer fragen. Vielleicht fragen Sie auch einmal in Ihrer Pfarrbücherei, ob es dort Bücher für solche kindgemäßen Gottesdienste gibt.

Denken sie aber immer daran: Ein Gottesdienst, den Sie selbst gestaltet haben, ist viel schöner als einer, den Sie nur aus einem Buch abgeschaut haben.

 

Es gibt im Laufe des Kirchenjahres einige Gottesdienste, die besonders auch für Kleinkinder geeignet sind:

Am Heilig Abend ist in vielen Pfarrgemeinden für Kleinkinder eine Krippenfeier, die von einigen Eltern gestaltet wird.

Die Sternsingeraktion ist in vielen Pfarreien mit einem Aussendungsgottesdienst oder Dankgottesdienst verbunden.

So ein Gottesdienst hat starken Erlebnischarakter auch schon für Kleinkinder.

Zum Palmsonntag könnten Sie für Ihr Kind einen Palmstock basteln. Die Segnung der Palmzweige ist in vielen Gemeinden mit einer Prozession und einem Familiengottesdienst verbunden. Wenn der anschließende Gottesdienst in der Kirche für Ihr Kind zu lang ist, könnten Sie nach der Prozession nach Hause gehen.

Oft ist auch ein Familiengottesdienst zum Erntedank für Kleinkinder geeignet. Bitte erkundigen Sie sich in Ihrer Gemeinde.

Wenn in Ihrer Bekanntschaft oder Verwandtschaft ein Kind getauft wird, gehen Sie ruhig auch mit Kleinkindern zur Tauffeier hin. Wenn Sie dazu die Taufkerze Ihres Kindes mitbringen und den Taufpriester zu Beginn der Feier darum bitten, werden auch diese Taufkerzen an der Osterkerze angezündet zur Erinnerung an die eigene Taufe.

 

Zum Schluss hätte ich als Pfarrer zwei Bitten:

 

Die erste Bitte richtet sich an die Eltern mit Kleinkindern:

Nehmen Sie ruhig gelegentlich einmal Ihr Kind mit in den normalen Gottesdienst.

Prüfen Sie so, ob Ihr Kind schon „gottesdienstfähig“ ist.

Das ist nicht bei allen Kindern im gleichen Alter gleichermaßen der Fall.

Haben Sie auch den Mut, während des Gottesdienstes mit dem Kind aus der Kirche rauszugehen, wenn das Kind zu unruhig wird.

 

Die zweite Bitte richtet sich an alle Gottesdienstbesucher:

Geben Sie allen Eltern mit Kleinkindern das Gefühl, dass sie im Gottesdienst willkommen sind, auch dann, wenn kleine Kinder einmal unruhig werden.

 

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