Pfarrer Karl Sendker

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Kurzpredigt: Spuren im Schnee (Dem Jahr eine Richtung geben)

Spuren im Schnee

 

Liebe Schwestern und Brüder!

 

Im letzten Jahr war ich im Januar in Balderschwang, einem kleinen Dorf im Allgäu in der der Nähe von Oberstdorf. Ich durfte dort im Pfarrhaus im Obergeschoss für ein paar Tage zu Gast sein. Da hab ich zum ersten Mal in meinem Leben so richtig Schnee erlebt. Nicht nur wie bei uns am Niederrhein so ein paar Zentimeter, und nach drei Tagen ist alles wieder weggetaut. Da in Balderschwang lag der Schnee über zwei Meter hoch.

Als ich nach der Ankunft oben auf dem kleinen Balkon des Pfarrhauses stand, da sah ich vor dem Pfarrhaus einen kleinen Platz. Und man sah auf diesem Platz im Schnee unendlich viele Fußspuren. Wenn man unten auf dem Platz steht, dann bemerkt man das ja nicht so. Aber von oben sah man, wie Fahrräder gefahren waren, wie Schlitten gezogen waren, wie Menschen hin und her gelaufen waren. Man sah Hundespuren. Kreuz und quer liefen die ganzen Spuren über diesen kleinen Platz vor dem Pfarrhaus.

Als ich früh am anderen Morgen aufstand und aus dem Fenster schaute, da war die Situation total verändert. Nachts hatte es ein paar Zentimeter Neuschnee gegeben. Und jetzt war von den ganzen Spuren, die kreuz und quer über den Platz liefen, nichts mehr zu sehen. Es war eine einzige glatte weiße Fläche. Nur auf der Straße, die direkt daneben vorbei führte, war eine einzige Autospur, die ging in Richtung Riedbergpass. Sonst alles unberührt.

 

Als ich gestern nachdachte über den Jahreswechsel, da kam mir in den Sinn: Ob das nicht auch ein Bild ist für die Situation am Jahreswechsel. Wenn wir zurückschauen auf das vergangene Jahr, dann wird es wahrscheinlich so ähnlich sein, wie bei dem Blick vom Balkon des Pfarrhauses in Balderschwang: Unendlich viele Spuren, die kreuz und quer laufen.

Welche Wege kreuz und quer sind wir im vergangenen Jahr gelaufen: gerade Wege, krumme Wege, mühsame Wege. Es lohnt sich einmal darüber nachzudenken: Was sind eigentlich meine Hauptwege gewesen im letzten Jahr?

Man wird feststellen, dass auch viele andere Wege sich mit den unseren gekreuzt haben: kleine Füße, große Füße, Radfahrer, Schlittenfahrer. Verschiedenste Menschen haben im vergangenen Jahr unseren Weg gekreuzt. Vielleicht sind wir sogar mit manchen zusammengestoßen und aneinander geraten.

 

Und dann kommt das neue Jahr, das vor uns liegt. Diese neue Jahr hat noch keine Spuren. Es liegt noch vor uns wie eine unberührte Schneelandschaft, ohne jede Spur.

Und wenn ich an diese eine Autospur in Balderschwang denke, die früh Morgens in Richtung Riedbergpass ging, die ist ja wieder eine Frage an mich: Wohin lenkst Du Deinen Weg in das kommende Jahr hinein. Was hinter uns liegt, können wir nicht mehr korrigieren, aber den Weg in das neue Jahr hinein, dem können wir eine Richtung geben, dass bei uns nicht einfach alles nur kreuz und quer läuft.

 

Ich möchte Sie an diesem Jahreswechsel ganz herzlich einladen: Geben Sie bewusst Ihrem Leben eine Richtung, und zwar deutlich eine Richtung, die näher hin zu Jesus führt. Das kann man selber planen. Viele Menschen denken beim Jahreswechsel darüber nach, was wohl alles im neuen Jahr auf uns zukommt. Aber das weiß keiner so genau. Was auf uns zukommt, können wir nicht wissen. Aber ich kann von mir aus meinem Lebensweg eine Richtung geben. Ich lade Sie herzlich ein, ganz bewusst eine Entscheidung zu treffen: Meine Richtung soll im kommenden Jahr auf Jesus zu gehen, dass ich ihm näher komme.

 

Noch etwas habe ich bei meinem Besuch in Balderschwang live gesehen, was ich zuvor nur aus dem Fernsehen kannte: Wie man in einer Loipe Langlaufschi läuft. Ich habe gesehen, wie eine Loipe gespurt wurde. Das war eine sehr mühsame Angelegenheit. Aber wenn dann die nachfolgenden Langläufer in der gespurten Loipe gelaufen sind, dann war es für sie ein Vergnügen, in dieser Spur zu laufen, die vorher jemand mit großer Mühe gespurt hatte.

 

Ich denke, auch das ist ein Sinnbild. Es gibt Menschen – wir nennen sie die Heiligen – die uns den Weg gleichsam vorgespurt haben, die gleichsam eine Spur gezogen haben, in der wir laufen können. Und es ist vielleicht wichtig, dass ich selbst unter Umständen so jemand bin, der für andere eine Spur tritt, in der andere Menschen laufen können, damit andere nicht in die Irre gehen.

 

Solches Laufen in der Spur heißt biblisch gesehen: Nachfolge. Wir müssen die Spuren auf Jesus hin nicht jedes Mal neu treten. Wir dürfen in der Spur derer laufen, die diesen Weg für uns gespurt haben.

Wenn wir einen einzigen Menschen heute in den Blick nehmen dürfen, dann ist es vielleicht die Gottesmutter Maria, deren Hochfest wir am Neujahrstag feiern. Sie hat eine Spur getreten: „Mir geschehe nach deinem Worte.“ „Was er euch sagt, das tut.“ Lauf in ihrer Spur. Schau Dir diese Frau an, die Mutter Jesu. Geh in ihrer Spur in das neue Jahr hinein, und gib so dem neuen Jahr eine klare Richtung.   Amen.

 

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