Pfarrer Karl Sendker

Predigten - Hilfen zur Bibelarbeit

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Ostermontag C
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Predigten

Predigtverzeichnis  nach Bibelstellen geordnet

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unter dem Stichwort Kassettendienst .

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Predigt zur Lesung:  1 Kor 15,1-11

Predigt zum Evangelium:  Lk 24,13-31      Predigt im mp3 Format

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Predigt zum Evangelium:    Mt 28,8-15

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Predigttext:      Mt 28,8-15     Predigt im mp3 Format

 

Liebe Schwestern und Brüder, liebe Kinder!

 

Als wir gestern, am Ostersonntag, zum Schluss des Festhochamtes gesungen haben „Das Grab ist leer, der Held erwacht, der Heiland ist erstanden ...“, da hat auch noch der Letzte hinten im Turm der Kirche aus vollem Halse mitgesungen. Da spürt man, dass so ein Lied uns Katholiken vom Text her, aber auch von der Melodie her geradezu auf den Leib zugeschnitten ist. Wenn es ein Osterlied gibt, das aus Leibeskräften mitgesungen wird, dann ist es dieses. „Das Grab ist leer, der Held erwacht ...“

 

Aber da kommen seit etlichen Jahren immer wieder Theologen daher und sagen uns: Das Grab war überhaupt nicht leer. Was ihr da singt ist totaler Unsinn. Das Grab war voll. Das sagt nicht irgendwer, das sagen Theologen. Ich habe vor einigen Jahren einen langen Zeitungsartikel gelesen, wo ein Theologe darlegte: Ich habe alle Quellen genau geprüft. Jesus ist gar nicht aus dem Grab auferstanden; das Grab war gar nicht leer. Jesus ist im Grab genau so verwest wie alle anderen Menschen auch. Es hat sogar vor etlichen Jahren einen Theologen gegeben, der behauptete: Dieser Gekreuzigte ist auch nicht beigesetzt worden, wie es uns die Evangelien überliefern. Nein, man hat ihn, wie alle anderen Gekreuzigten damals auch, in ein Massengrab geworfen. Dort ist er dann verwest. Was nicht sein darf, das ist eben auch nicht.

 

Es zeigt sich daran: Die Menschen haben zu allen Zeiten bis auf den heutigen Tag Schwierigkeiten, an die leibliche Auferstehung des Gekreuzigten zu glauben. Diese Schwierigkeiten werden schon im Neuen Testament sichtbar. Sehen Sie, da kommen die Wächter vom Grab Jesu und erzählen den Priestern und Theologen damals, was am Ostermorgen geschehen war. Ein gewaltiges Erdbeben, ein Engel wie ein Blitz, und wir Wächter fielen wie tot zu Boden. Soweit das Faktum, das sie berichten. Aber was passiert dann: Die Hohenpriester und die Ältesten bestechen die Soldaten mit viel Geld. Sie sollen den Leuten erzählen: ‚Seine Jünger sind bei Nacht gekommen und haben ihn gestohlen, während wir schliefen.’ Und weil sie ja damit ihr Aufsichtspflicht als Wächter verletzt hatten, versprechen die Ältesten, den Statthalter Pilatus zu beschwichtigen. Und am Ende dieses Abschnitts schreibt Matthäus: „So kommt es, dass dieses Gerücht bei den Juden bis heute verbreitet ist.“

 

Der Evangelist Matthäus schreibt sein Evangelium etwa im Jahre 80 nach Christus. Aber er schreibt: ‚Bis auf den heutigen Tag’ hat sich das Gerücht bei den Juden gehalten, der Leichnam Jesu sei von den Jünger aus dem Grab gestohlen worden. Darum sei das Grab leer gewesen.

Aber, so eine Bemerkung, etwa 80 nach Christus aufgeschrieben, hat doch gar keinen Sinn, wenn es da nicht die Tatsache des leeren Grabes gegeben hätte. So ist diese Bemerkung des Matthäus zwar kein Beweis, aber doch ein starkes Indiz, dass das Grab Jesus tatsächlich leer war. Wenn das Grab ‚voll’ gewesen wäre, hätte Matthäus so eine Bemerkung gar nicht schreiben müssen.

 

Doch wir können ja noch einmal fragend ein Stückchen weiterbohren: Wenn das Grab tatsächlich leer war, dann ist das ja immer noch kein Beweis dafür, dass Jesus leibhaftig auferstanden ist. Es hätte ja tatsächlich sein können, dass jemand den Leichnam Jesu aus dem Grab weggeholt hat. Selbst Maria von Magdala, von der wir gestern gehört haben, geht ja ganz selbstverständlich davon aus, als sie plötzlich von einem Mann angesprochen wird: ‚Wenn du ich weggetragen hast, dann sag mir, wo du ihn hingelegt hast’. Das war ja zunächst der natürlichste Gedanke. Man hat ihn weggenommen. Das leere Grab für sich ist noch kein Beweis.

Aber es gibt doch noch andere Anhaltspunkte für die tatsächliche Auferstehung: Da schreibt der Apostel Paulus in seinem ersten Brief an die Korinther im 15. Kapitel von einer Reihe von Zeugen, denen der Auferstandene erschienen ist: Er erschien dem Petrus, dann den Zwölf, dann mehr als 500 Brüdern zugleich. Und Paulus schreibt ausdrücklich dazu: Die meisten davon sind noch am Leben. Die könnt ihr heute noch befragen. Und er schreibt weiter: Als letztem von allen erschien er auch mir.

Aber dann kommen wieder Theologen heute und sagen: Ja, wenn da steht ‚er ist erschienen’, dann bedeutet das: Die Jünger haben sich so nach ihrem Meister gesehnt, sie haben sich mit ihrem Herzen und mit ihren Gedanken so sehr darauf konzentriert, dass sie schließlich geglaubt haben, ihn leibhaft zu sehen. Aber in Wirklichkeit war er nicht leibhaft da, er war gleichsam ‚in den Glauben der Jünger hinein’ auferstanden. Das alles war eine Erscheinung, eine Vision. Aber dass er leibhaft auferstanden ist, bedeutet das nicht.

Nun denn; lassen wir das zunächst einfach einmal so stehen. Auch die Tatsache, dass er den Jüngern erschienen ist, ist allein noch kein Beweis. Aber wer kann schon einen ‚Beweis’ erbringen für das total Neue, das da Ostern durch Gott geschehen ist. Und was lassen wir denn überhaupt als ‚Beweis’ gelten? Aber wir wollen auch hier einmal weiter fragen.

 

Es gibt zwei Indizien, die uns doch nachdenklich machen sollten:

 

Zum ersten: Immer wenn Jesus, der Auferstandene, Menschen erschienen ist, wie immer das gewesen sein mag, dann sind diese Menschen bis auf den tiefsten Grund ihres Wesen verwandelt worden. Sie sind nicht mehr die gleichen Menschen geblieben.

Schau Dir einen Petrus an. Wie hat der im Abendmahlssaal getönt: ‚Und wenn ich mit dir sterben müsste ...’ Und dann hat er Jesus dreimal verleugnet. Er ist abgehauen. Und selbst am Osterabend sitzt er noch aus Furcht vor den Juden hinter verschlossenen Türen. Aber dann schau Dir den gleichen Petrus einmal an nach der Begegnung mit dem Auferstandenen. Die Apostelgeschichte berichtet uns davon. Als die Hohenpriester ihm Predigtverbot geben, da sagt er ihnen mit einer großen Unerschrockenheit ins Gesicht: ‚Man muss Gott mehr gehorchen, als den Menschen. Wir können unmöglich schweigen von dem, was wir gehört und gesehen haben.’ Nichts mehr von der alten Angst. Da spürt man: Mit diesem Mann war eine totale Verwandlung vonstatten gegangen. Er war ein neuer Mensch geworden. Und das sollte uns doch nachdenklich machen.

Oder schau Dir einen Apostel Paulus an, dem Jesus als letztem erschienen ist, wie er schreibt. Der hat die Christen bis aufs Messer verfolgt. Er hat diesen Jesus gehasst und bekämpft. Aber als ihm Jesus vor den Toren von Damaskus begegnet ist, da fängt er an von einem Augenblick auf den anderen an, Jesus zu verkünden als den Messias, den Sohn Gottes. Die Menschen haben das gar nicht begreifen können, wie ein Mensch so verwandelt werden kann. Oder denk einmal daran: Dieser Paulus hat die Christen gehasst bis aufs äußerste. Aber nach seiner Begegnung mit dem Auferstandenen wird aus dem hasserfüllten Menschen einer, der bis zum äußersten lieben kann. Da kann er im Römerbrief schreiben: ‚Der Heilige Geist ist mein Zeuge: Ich möchte selber verflucht und von Christus getrennt sein, wenn ich dadurch meine Brüder, die Israeliten retten könnte.’ Eine solche Liebe ist schon fast nicht mehr zu begreifen. Das muss man sich einmal vorstellen. Da brennt in ihm eine solche Liebe, dass er bereits ist, die Hölle, die ewige Verdammnis auf sich zu nehmen. Dabei haben ihn die Juden auf seinen Missionsreisen überall rausgeworfen. Da ist eine totale Verwandlung vonstatten gegangen.

Das ist ein ganz starkes Zeugnis dafür, dass dieser gekreuzigte Jesus wirklich lebt. Paulus spricht in seinen Briefen selten von der Auferstehung an sich. Er spricht viel häufiger von der ‚Kraft der Auferstehung’, weil er diese Kraft der Auferstehung selber erlebt hat.

 

Aber es gibt noch ein zweites Indiz. Nach der Auferstehung (wir lesen das in der Apostelgeschichte) kommen Petrus und Johannes zum Gebet in den Tempel. Nun sitzt da am Tempeltor ein Gelähmter und bettelt. Er hält Petrus den Hut hin in der Erwartung, etwas zu bekommen. Petrus schaut ihn an und sagt: ‚Gold und Silber, also Geld, habe ich nicht. Aber was ich habe, das gebe ich dir: Im Namen Jesu steht auf!’ Und der Gelähmte stand wirklich auf und lief und sprang im Tempel umher. Da hat es einen riesigen Menschenauflauf gegeben. Natürlich wollen sie Petrus und Johannes auf den Schild heben, weil sie dachten: Er hat das vollbracht. Aber dann fängt Petrus an zu predigen: ‚Nein, nein, nicht wir haben das vollbracht. Jesus, den ihr gekreuzigt habt und den Gott auferweckt hat, er hat diesem Gelähmten seine volle Gesundheit geschenkt. Hier könnt ihr erkennen, dass dieser Jesus nicht tot ist, sondern dass er wirklich lebt.’

Wenn wir diese beiden Indizien einmal durchgehen könnten durch die ganze Kirchengeschichte hindurch. Schauen Sie sich auf diesem Hintergrund einmal die Lebensbeschreibungen von Heiligen an. Sie werden immer diese zwei Dinge feststellen: Ein total verwandeltes Leben. Und auf der anderen Seite sind im Leben der Heiligen Wunder nicht das Unnatürliche, sondern das Normale. Aber es sind nicht die Heiligen selbst, weil sie vielleicht so gut waren, sondern es ist der lebendige, der auferstandene Herr, der an ihnen und durch sie wirkt. Er lebt wirklich.

 

Der Apostel Paulus hat im ersten Korintherbrief in dem großen 15. Kapitel über die Auferstehung einmal geschrieben: Wenn Christus nicht auferstanden ist, dann stehe ich vor euch als Lügner da; dann ist mein Zeugnis, meine Botschaft falsch. Aber, wenn Christus nicht auferstanden ist, dann denkt auch daran, dann ist euer Glaube letztlich sinnlos, nichtig. Dann sind wir im Letzten die bedauernswertesten von allen Menschen, weil wir auf etwas Falsches unsere Lebenshoffnung gesetzt haben. Und dann ist es so egal, ob Du Pfarrer bist oder Theologieprofessor oder einfacher Christ.

Aber Paulus schreibt auch, gleichsam wie einen Jubelruf: Christus ist auferstanden, als der Erstling der Entschlafenen. Und ich muss sagen. Ich glaube einem Apostel Paulus mit seinem Zeugnis mehr als vielen Theologen, die behaupten: das Grab war voll.  Amen.

 

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