Pfarrer Karl Sendker

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Bibelübersetzungen

 Stand: Februar  2010

 

 

Wer sich heute mit der Bibel beschäftigen will, steht immer als erstes vor der Frage, welche Übersetzung er kaufen soll. Dazu will dieses Faltblatt eine Hilfe sein.

 

Die Ursprachen der Bibel

Das Alte Testament ist zum überwiegenden Teil in hebräischer Sprache geschrieben.

 

Nur die Spätschriften des Alten Testamentes (Tobit, Judit, Teile aus Ester, 1+2 Makkabäer, Weisheit, Jesus Sirach, Zusätze zum Buch Daniel, Baruch) sind in griechischer Sprache geschrieben.

Diese Spätschriften werden in den evangelischen Kirchen „Apokryphen“ genannt. In der katholischen Tradition heißen sie „deuterokanonische Schriften“.

In allen katholischen Bibelausgaben sind auch die Spätschriften enthalten. Bei evangelischen Bibelausgaben muss man darauf achten, ob es Ausgaben mit den Apokryphen sind. Das gilt auch für die „Gute Nachricht Bibel“: Ausgabe mit Spätschriften.

 

Das Neue Testament ist ursprünglich ganz in griechischer Sprache geschrieben. Griechisch war damals die Umgangssprache im Mittelmeerraum.

 

Die wenigsten Bibelleser können die Bibel in griechischer bzw. hebräischer Sprache lesen. Daher sind sie angewiesen auf Übersetzungen in ihrer Muttersprache. Dabei ist zu beachten, dass unvermeidlich jede Übersetzung auch schon eine Auslegung durch den Übersetzer beinhaltet.

  

Wichtige alte Bibelübersetzungen

 

Die so genannte „Septuaginta“ (Abkürzung: LXX) ist eine griechische Übersetzung des Alten Testamentes, die ca. 150 vor Christus entstanden ist.

Das lateinische Wort Septuaginta bedeutet „siebzig“. Der Name erklärt sich daraus, dass nach der Überlieferung 70 Männer diese griechische Übersetzung angefertigt haben.

Wenn die Verfasser der neutestamentlichen Schriften das Alte Testament zitieren, tun sie das in der Regel nach der Septuaginta. Die Septuaginta hatte damals eine Wertschätzung wie etwa heute die Lutherbibel in den evangelischen Kirchen.

 

Die so genannte „Vulgata“ ist eine lateinische Übersetzung der ganzen Bibel, die Hieronymus ca. 400 nach Christus angefertigt hat. Der Name „Vulgata“ bedeutet: „die weit verbreitete (Übersetzung)“. Sie wurde die maßgebliche Bibelausgabe der katholischen Kirche.

Für den heutigen Bibelleser ist evtl. folgendes von Bedeutung: In allen älteren katholischen Bibelausgaben sind die biblischen Namen und damit auch die Namen der biblischen Bücher des Alten Testamentes nach dieser lateinischen Vulgata geschrieben, z.B.: Isaias statt Jesaja; Osee statt Hosea; Zacharias statt Sacharja usw.

 

Zwei Typen moderner Übersetzungen:

 

1. Formale Übersetzungen

 

Bei einer „formalen Übersetzung“ wird eine „Wort-für-Wort-Übersetzung“ angestrebt. Die Übersetzung soll dem hebräischen bzw. griechischen Original möglichst wörtlich und grammatikalisch ähnlich sein.

Der Übersetzer muss dabei immer eine Grundentscheidung treffen: Ist die Übersetzung möglichst wörtlich am Originaltext, wird sie im Deutschen oft holprig sein und unserem normalen Sprachgefühl wenig entsprechen. Nimmt aber der Übersetzer Rücksicht auf das deutsche Sprachgefühl, kommt er vielleicht zu einer guten, flüssigen Lesbarkeit. Das geht aber oft nur auf Kosten der „Wörtlichkeit“ einer Übersetzung.

Formale Übersetzungen eignen sich besonders für das Bibelstudium, weil sie eine Nähe zum Originaltext vermitteln. Der Nachteil einer formalen Übersetzung ist die Tatsache, dass bestimmte biblisch geprägte Ausdrücke wie zum Beispiel: ‚Gnade‘, ‚Reich Gottes‘, ‚Gerechtigkeit‘ usw. für heutige Leser oft Leerformeln sind, unter denen sie sich kaum etwas vorstellen.

Zur Gruppe der formalen Übersetzung gehören die meisten der deutschen Übersetzungen.

 

2. Kommunikativ-gleichwertige Übersetzungen

 

Während sich jede formale Übersetzung schwerpunktmäßig am Wortlaut des Originaltextes orientiert, denkt eine kommunikativ-gleichwertige Übersetzung schwerpunktmäßig vom heutigen Leser her.

Sie nimmt die Tatsache ganz ernst, dass z.B. der paulinische Ausdruck ‚Gerechtigkeit Gottes’ für den heutigen Leser, der mit den biblischen Fachausdrücken nicht vertraut ist, etwas anderes bedeutet als für den damaligen Leser.

So lautet etwa Röm 1,17a in einer formalen Übersetzung (Einheitsübersetzung):

„Denn im Evangelium wird die Gerechtigkeit Gottes offenbart aus Glauben zum Glauben ...“

In einer kommunikativ-gleichwertigen Übersetzung (Gute Nachricht Bibel) heißt der gleiche Versteil:

„In der guten Nachricht macht Gott seine Gerechtigkeit offenbar: seine rettende Treue, die selbst dafür aufkommt, was er vom Menschen fordert. Nur auf den vertrauenden Glauben kommt es an, und alle sind zu solchem Glauben aufgerufen ...“

Trotz der äußeren Textferne wird dem heutigen Leser leichter verständlich, was Paulus mit dem Ausdruck ‚Gerechtigkeit Gottes’ sagen will.

 

Der Nachteil einer kommunikativ-gleichwertigen Übersetzung ist die relative Ferne vom Wortlaut des Urtextes. Zudem trifft hier der Übersetzer bibelwissenschaftliche Vorentscheidungen, die normalerweise in einem Bibelkommentar erörtert und begründet werden.

Zur Gruppe der kommunikativ-gleichwertigen Übersetzungen gehören im Deutschen die „Gute Nachricht Bibel“ und die Übersetzung „Hoffnung für alle“.

 

Empfehlenswerte deutsche Übersetzungen (Auswahl)

 

1.  Einheitsübersetzung

Ihre Bedeutung liegt weniger in der Qualität der Übersetzung als vielmehr in der Tatsache, dass sie zur Zeit in der katholischen Kirche fast ausschließlich benutzt wird. Sie wird wohl auch in näherer Zukunft die „offizielle“ katholische deutsche Übersetzung bleiben.

Nach der Einheitsübersetzung werden normalerweise im katholischen Gottesdienst alle Bibeltexte gelesen. Das Buch der Psalmen und das ganze Neue Testament sind in ökumenischer Zusammenarbeit entstanden.

Die Übersetzung selbst ist in gehobenem Umgangsdeutsch geschrieben und gut lesbar. Leider wird die Sprachkraft des Urtextes an vielen Stellen verwässert. Die Einheitsübersetzung ist an sehr vielen Stellen ungenau.

Die Einheitsübersetzung wird in vielen verschiedenen Ausgaben angeboten. Die meisten Ausgaben sind inhaltlich (Text, Erläuterungen, Parallelstellen, Landkarten) völlig gleich.

Als Studienausgabe eignet sich die so genannte „Neue Jerusalemer Bibel“. Sie hat den Text der Einheitsübersetzung, dazu aber viele Erläuterungen und Parallelstellen.

 

2.  Übersetzung von  Hamp / Stenzel (AT) Kürzinger (NT)

Diese ältere katholische Übersetzung war bis zum Erscheinen der Einheitsübersetzung die maßgebliche Übersetzung in der katholischen Kirche. Sie ist bis heute immer noch in verschiedenen (oft preiswerten) Ausgaben erhältlich.

Sie ist genauer (und besser) als die Einheitsübersetzung. Allerdings sind die biblischen Namen nach der lateinischen Vulgatafassung geschrieben, z.B. Isaias statt Jesaja. (s.o.)

Viele ältere katholische Christen haben „von früher her“ diese Übersetzung im Ohr.

 

3.  Lutherbibel  (revidierte Fassung  1984)

Sie ist in der Regel genauer als die Einheitsübersetzung. Sie geht zurück auf die Sprachkraft Luthers, ist jedoch immer wieder behutsam dem modernen Sprachempfinden angepasst worden. Für einen Leser, der mit der biblischen Redeweise nicht vertraut ist, klingt die Lutherbibel an vielen Stellen etwas fremd und altertümlich.

Katholiken sollten beim Kauf darauf achten, dass sie eine Ausgabe mit „Apokryphen“ erhalten.

Eine besondere Ausgabe für die geistliche Schriftlesung ist die „Lutherbibel erklärt“. Sie enthält neben dem Luthertext viele gute geistliche Erläuterungen.

(Nicht zu verwechseln mit der „Stuttgarter Erklärungsbibel“, die keinen geistlichen Kommentar hat.)

 

4.  Die Bibel (mit Erklärungen) von Hans Bruns

Eine Übersetzung mit guter Lesbarkeit. Sie ist aber als Übersetzung etwas „betulich“ und nicht sehr einheitlich.

Kurze Erläuterungen sind in kleiner Schrift zwischen die Bibelabschnitte gesetzt.

Leider gibt es keine Ausgabe mit den Apokryphen (Spätschriften).

 

5. Elberfelder Bibel  (revidierte Ausgabe 2006)

Im deutschen Sprachraum ist sie zur Zeit wohl die Übersetzung der gesamten Bibel mit der größten Nähe zum Urtext. Die revidierte Ausgabe ist auch recht gut lesbar.

Eine besondere Ausgabe ist die so genannte „Neue Scofield Bibel“. Sie enthält außerordentlich viele Parallelstellen und Querverweise und ist als Studienbibel sehr zu empfehlen.

Leider sind alle Ausgaben der Elberfelder Bibel ohne die Apokryphen (Spätschriften).

 

6. Gute Nachricht Bibel  (Fassung 1997)  (Nicht identisch mit der Übersetzung "Gute Nachricht")

Sie ist in ökumenischer Zusammenarbeit entstanden.

Sie ist erstellt nach der kommunikativ-gleichwertigen Übersetzungsmethode (s.o.). Sie hat eine relativ große Ferne zum Urtext, was den Wortlaut angeht. Für Anfänger im Bibellesen, die mit dem biblischen Sprachschatz nicht so vertraut sind, ist die ‚Gute Nachricht Bibel‘ sehr gut lesbar.

Beim Kauf sollte man darauf achten, dass man eine Ausgabe mit den Spätschriften bekommt.

 

7. Hoffnung für alle   (Die Bibel)

„Hoffnung für alle“ ist eine Übersetzung nach der kommunikativ-gleichwertigen Übersetzungsmethode (s.o.). In vielen Fällen ist sie aber deutlich „blasser“ als die „Gute Nachricht Bibel“, der ich den Vorzug geben würde. Die Übersetzung „Hoffnung für alle“ ist in vielen Ausgaben erschienen. Durch ihre oft ansprechende äußere Aufmachung wird mancher vielleicht eher geneigt sein, darin zu lesen. Sie ist für Anfänger gut lesbar.

Leider fehlen in allen Ausgaben die Apokryphen (Spätschriften).

Fremdsprachige Bibelübersetzungen

erhalten Sie über folgende Adressen:

 

Schriftenmission, Postfach 1133,

71117 Grafenau-Döffingen, Tel. 07033-54730

 

oder in Österreich:

Bibelladen, Herrenstr. 37, A-4010 Linz

Welche Übersetzung soll man nehmen?

 

Bevor man diese Frage beantworten kann, muss erst geklärt sein, für welchen Zweck man eine Übersetzung gebrauchen will.

 

Wer einfach nur in der Bibel lesen will, besonders als Anfänger oder als Jugendlicher, der wird mit Gewinn die „Gute Nachricht Bibel“ lesen oder aber auch die Übersetzung „Hoffnung für alle“.

 

Als Lesebibel sind gut die Übersetzungen von Hans Bruns oder von Hamp-Stenzel-Kürzinger geeignet, genau so wie auch die Einheitsübersetzung oder die Lutherbibel

 

Wer die Bibel schwerpunktmäßig lesen will als Buch der Kirche, wer vertraut werden will mit der gottesdienstlichen Sprachgestalt der Bibel, der wird als katholischer Christ die Einheitsübersetzung nehmen.

Als evangelischer Christ wird er in diesem Fall zur Lutherbibel greifen.

 

Wer sich gründlicher mit der Bibel beschäftigen will, der könnte die Einheitsübersetzung oder die Lutherbibel zur Grundlage nehmen.

Um möglichst nahe an den Wortlaut des Urtextes heranzukommen, empfiehlt es sich dann, zusätzlich die Elberfelder Bibel zum Vergleich heranzuziehen.

 

Bei inhaltlich schwer verständlichen Stellen oder Ausdrücken, ist es hilfreich, zum Vergleich zusätzlich die „Gute Nachricht Bibel“ heranzuziehen.

Durch die ganz anders aufgebaute Art dieser Übersetzung fällt oft auf einen schwer verständlichen Bibeltext ein neues Licht.

 

Im Internet findet man auf der Seite www.die-bibel.de in der rechten Spalte viele Bibelübersetzungen, die man online nachschlagen kann.

Wer sich ausführlicher mit dem Thema befassen will,

dem empfehle ich folgende Schriften:

Rudolf Kassühlke: „Eine Bibel – viele Übersetzungen“

(Ein Überblick mit Hilfen zur Beurteilung) R. Brockhaus Verlag, Wuppertal 1998 (Brockhaus Taschenbuch Bd. 560)

 

oder:

 

Deutsche Bibelübersetzungen (Das gegenwärtige Angebot - Information und Bewertung von Hellmut Haug)

Aktualisierte Neuauflage 2002 / Reihe: Wissenswertes zur Bibel 6 Deutsche Bibelgesellschaft / Katholisches Bibelwerk e.V. Stuttgart (ISBN 3-438-00618-1)

Das Heft gibt einen recht guten Überblick über alle verfügbaren deutschsprachigen Bibeln und Bibelteile. Die Bewertung der Einheitsübersetzung erscheint mir persönlich als deutlich zu positiv.

 

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