Pfarrer Karl Sendker

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Christi Himmelfahrt B
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Predigtverzeichnis  nach Bibelstellen geordnet

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Predigt zur 1. Lesung:   Apg 1,1-11

Predigt zur 2. Lesung:    Eph 1,17-23

Predigt zum Evangelium:   Mk 16,15-20

Thematische Predigt: "Leben ohne Kompass"     Predigt im mp3 Format

 

Predigttext:    Eph 1,17-23

 

Liebe Schwestern und Brüder!

 

Der Name des Festes Christi Himmelfahrt verleitet uns dazu, zu fragen: Wo ist ER denn jetzt, wenn er nicht mehr auf der Erde ist. Wo ist er denn, dieser Jesus Christus? Wo ist das denn, der Himmel?

Aber wenn wir so fragen, dann fragen wir eigentlich am Wesentlichen dieses Festes vorbei. Das Himmelfahrtsfest will uns nicht eine Antwort geben auf die Frage: Wo ist Jesus Christus? Sondern auf die Frage: Wer ist Jesus Christus.

Um diese Frage ist es eigentlich nie ruhig geworden im Evangelium, immer wieder kommt diese Frage durch: Wer ist eigentlich dieser Jesus Christus? Ist das nur der Mann aus Nazareth, der Sohn des Zimmermanns. Wer ist dieser Jesus Christus auch für Dich. Und eigentlich ist auch die ganze Liturgie, angefangen von der Karwoche bis zum Himmelfahrtstag, eine einzige vielfältige Antwort auf die Frage: Wer ist Jesus Christus?

 

Wenn wir noch einmal kurz zurückschauen auf diese Zeit des Kirchenjahres:

Am Gründonnerstag wird uns Jesus gezeigt als unser Vorbild im Dienen, wie er den Jüngern die Füße wäscht. „Ein Beispiel habe ich euch gegeben; so wie ich euch die Füße gewaschen habe, so sollt auch ihr einander die Füße waschen.“ Ein Beispiel des Dienens.

Einen Tag später, am Karfreitag, wird uns eine neue Antwort gegeben auf die Frage: Wer ist Jesus Christus? Er ist der Erlöser von Sünde und Schuld. Als er am Kreuz gestorben ist, hat Gott ein für alle Mal mit dem Problem Schuld, Versagen und Sünde aufgeräumt. Seitdem braucht niemand mehr mit seiner Last herumlaufen. Oder anders ausgedrückt: Seit Jesus Christus am Kreuz gestorben ist, braucht keiner mehr Angst zu haben vor dem Gericht Gottes. Wir haben nämlich einen Erlöser, der das Problem der Schuld ein für allemal beseitigt hat, für jeden, der sich auf ihn einlässt. Was ist das für eine großartige Sache, wenn heute jemand erfährt, wenn er die Augen dafür geöffnet bekommt (Das ist ja auch heute in der Lesung gesagt: „Gott möge uns die Augen des Herzens öffnen, damit wir ihn recht erkennen.“): Es gibt einen Erlöser für mich.

Am Ostertag wird uns wieder ein anderer Aspekt gezeigt: Wer ist Jesus Christus? Als Gott seinen Sohn von den Toten auferweckt hat, da ist etwas Neues in dieser Welt geworden. Da ist Wirklichkeit geworden, was am Ende der Bibel einmal steht: Dass Gott einen neuen Himmel und eine neue Erde schafft, eine neue Schöpfung. Der erste Akt dieser Neuschöpfung ist die Auferweckung Jesu. Da ist ein Leben sichtbar geworden, das nicht mehr dem Zerfallsprozess dieser Welt unterliegt. Als Jesus Christus von den Toten auferstanden ist, da ist ein für allemal klar gestellt: Der Tod hat in dieser Welt nicht das letzte Wort; und die letzte Station ist nicht das Grab. Seit Jesus Christus auferweckt ist von den Toten, kann man auch nicht mehr so einfach hingehen und sagen, wie es manchmal gesagt wird: Es ist ja noch nie einer wiedergekommen, der uns was erzählen könnte, wie es im Jenseits ist. Doch es ist einer wiedergekommen, und der hat erzählt! Und seit Jesus von den Toten auferweckt worden ist, gibt es eine ganz klare Linie. Es gibt einen Sinn für dein Leben über Essen, Schlafen, Arbeiten, hinaus. Da gibt es einen Sinn in deinem Leben, der über den Tod hinausgeht, weil jetzt deutlich geworden ist: Nach dem irdischen Tod geht das Eigentliche erst los.

Und heute, am Himmelfahrtstag, wird uns noch einmal eine neue Antwort gegeben auf die Frage: Wer ist Jesus Christus? Heute wird uns Jesus vor Augen gestellt als der absolute Herrscher über die ganze Schöpfung, über die ganze Welt. Wie stand das eben in der Lesung aus dem Epheserbrief  (Man hört ja leicht darüber weg): Der Vater hat Jesus Christus erhoben auf einen Platz zu seiner Rechten. Jesus Christus hat im Himmel den Thron eingenommen. Das heißt: Er sitzt am Schalthebel der Macht in dieser Welt. Auf dem Thron sitzt nicht der Teufel, sondern Jesus Christus.

Und es ist wichtig, dass wir dieses Bild im Herzen haben: Auf dem Thron sitzt Jesus Christus. Man könnte gleichsam sagen das Himmelfahrtsfest ist eigentlich ein Christkönigsfest. Der erste Teil, das Thronbesteigungsfest Jesu Christi. Den zweiten Teil feiern wir am Ende des Kirchenjahres, wo wir seine Wiederkunft erwarten in Macht und Herrlichkeit. Aber er sitzt auf dem Thron, jetzt schon. Und weiter heißt es hier in der Lesung aus dem Epheserbrief: „Der Vater hat ihn hoch erhoben über alle Fürsten und Gewalten, über alle Mächte und Herrschaften.“ Ja, es mag wohl viele Mächte und Herrschaften in dieser Welt geben, manche, die sich einbilden, dass sie das Sagen hätten, dass sie die Macht in den Händen hätten. Aber hier wird uns gesagt: Jesus Christus ist der, dem vom Vater alle Macht gegeben ist im Himmel und auf Erden. Es mag sein, dass es manchen gibt, der meint, er habe in dieser Welt einen großen Namen. Aber die Heilige Schrift sagt uns: „Gott hat seinem Sohn einen Namen gegeben, der über alle Namen ist.“ Und vor diesem Jesus Christus, der im Himmel erhöht ist, wird sich jedes Knie beugen, im Himmel auf der Erde und unter der Erde.

Es mag sein, dass jetzt noch viele gegen ihn eifern. Aber auch darauf sagt uns die Heilige Schrift schon im Alten Testament beim Propheten Jesaja: Es wird einmal der Tag kommen, da werden alle, die jetzt noch gegen ihn eifern, verschämt ankommen und zugeben müssen: Du bist im Recht! Und sie werden ihre Knie beugen, vielleicht, weil sie in die Knie gezwungen werden von der Herrlichkeit und von dem Glanz, der dann sichtbar wird. Das ganze All wird von Jesus Christus beherrscht. Er ist der absolute Herrscher über das All.

Ich glaube, es ist heute wichtiger denn je, dieses Bild von Jesus Christus zu haben, damit wir heute in unseren Tagen nicht mutlos werden. Wir heute erleben Brutalität in einem erschreckenden Ausmaß hier in dieser Welt. Wenn Sie die Zeitungen aufschlagen, wohin Sie schauen, werden Panik Angst und Schrecken verbreitet. Man könnte den Eindruck gewinnen: Im Letzten sitzt das Böse immer am längeren Hebel. Das Böse wird doch nicht geringer, es wird immer größer.

 

Und in dieser Situation ist es wichtig, dass wir diesen Jesus Christus vor Augen haben, dem alle Macht gegeben ist im Himmel und auf Erden. Auf dem Thron sitzt immer noch Jesus Christus; den hat noch keiner vom Thron heruntergeholt.

Alle Grausamkeit in der Welt ist nur die eine Seite der Realität. Die andere Seite der Realität spielt sich in der unsichtbaren Welt ab, die wir mit unseren irdischen Augen zur Zeit nicht sehen. Darum schreibt Paulus am Anfang der Lesung so deutlich: „Gott möge die Augen eures Herzens öffnen.“ Da braucht man erleuchtete Augen des Herzens, dass man ihn recht erkennt.

Aber dieses Geschehen in der unsichtbaren Welt, wo Christus die Herrschaft angetreten hat, ist genauso Realität. Jesus hat einmal gesagt kurz vor seinem Tod, als er auf die Drangsale der Endzeit zu sprechen kommt: „Die Menschen dieser Welt werden vor Angst vergehen in der Erwartung der Dinge, die über diese Erde kommen.“ Ein Stückchen davon erleben wir heute. Aber er sagt im gleichen Atemzug: Ihr aber -  er macht einen Unterschied zwischen den Menschen dieser Welt und ihr -  „Ihr aber, wenn ihr das alles seht, erhebt eure Häupter, denn eure Erlösung ist nahe.“ Ihr wisst, dass es eine andere Realität gibt, nämlich Jesus Christus, der alle Fäden der Weltgeschichte in seinen Händen hält. Und es geschieht nichts in dieser Welt, ohne dass Christus, der Herr, es zulässt. Und er bestimmt auch die Zeiten und die Fristen und die Grenzen der Drangsale in dieser Welt.

 

Nun kann man natürlich hingehen, das wird ja dann auch oft gemacht, und kann eine endlose Debatte anschließen: Wenn das wirklich stimmt, dass Christus alles in der Hand hat, warum gibt es dann noch so viel Not und Unheil in der Welt. Warum lässt er denn dann Krieg, Terror, Erdbeben usw. zu? Es gibt viele Antworten auch in der Heiligen Schrift auf diese Frage. Ich wünschte, ich hätte einmal die Zeit, die mit Ihnen durchzugehen. Aber ich möchte heute auf diese bedrängende Frage nur eine einzige Antwort geben, die nicht aus der Bibel kommt. Die habe ich in der Zeitung gelesen vor einigen Jahren. Und zwar von einem unverdächtigen Zeugen, von dem sowjetischen Schriftsteller Solschenizyn. Der hat anlässlich des Himmelfahrtstages damals geschrieben: „Ich bin fest überzeugt: der Terror und die Drangsal in der Welt haben ihre Wurzeln darin, dass die Menschen gottlos geworden sind.“ Das könnte so von einem Propheten des Alten Testamentes stammen, es könnte so in der Heiligen Schrift stehen. Aber wissen Sie, wenn die Menschen die Heilige Schrift nicht mehr lesen, dann fängt Gott an, durch die Tageszeitungen zu sprechen.

Terror, Drangsal haben ihre Wurzeln darin, dass die Menschen im buchstäblichen Sinne ‚Gott losgeworden’ sind. Sie leben ohne Gott. Und es ist meine ganz tiefe Überzeugung: Wir Christen, wir Menschen, die sich ganz auf Christus eingelassen haben, wir haben absolut keinen Grund zur Resignation angesichts der Drangsale dieser Welt. Aber genauso tief bin ich auch davon überzeugt: In dem Maße, wie die Menschen ‚Gott loswerden’, in dem Maße wird sich auch zeigen, dass Brutalität und Grausamkeit in dieser Welt zunehmen. Und in dem Maße, wie ein einzelner Mensch, eine Familie, wie eine Gemeinde oder ein Volk sich der Herrschaft Jesu Christi bewusst unterwirft,  -  dass wir nicht nur einen christlichen Taufschein haben, sondern dass er wirklich der Herr sein darf in unserem Leben  -  da wird sich auch zeigen, dass er ein Friedensfürst ist, der Frieden schafft; dass er die die Macht hat, uns nicht ‚vor’ der Drangsal zu bewahren, aber uns ‚in’ der Drangsal zu bewahren.

Ist es denn eigentlich Zufall, da liest man ja im Evangelium von der Himmelfahrt so schnell drüber weg: Das Letzte, was Jesus den Jüngern sagt: „Von Jerusalem angefangen, wird man allen Völkern verkünden, dass sie sich bekehren sollen zur Vergebung ihrer Sünden.“ Das Letzte ist ein Aufruf zur Umkehr. Und wenn sie einmal die Möglichkeit haben in der Offenbarung des Johannes zu lesen, im letzten Buch des Neuen Testamentes, wo da von den Drangsalen der Endzeit die Rede ist: Diese Drangsale haben den Zweck, die Menschen zur Umkehr aufzurufen. Aber dann steht dann so resignierend dieser Satz immer dazwischen: „Die Menschen erlebten die Drangsale aber sie bekehrten sich trotzdem nicht, und lästerten Gott.“ Es soll Umkehr verkündet werden zur Vergebung der Sünden. Nicht Umkehr von ein paar lässlichen Sünden, sondern Umkehr von der Gottlosigkeit, wieder hin zu Gott.

 

Die Antwort auf das Himmelfahrtsfest, die angemessene Antwort, ist eine zweifache:

Auf der einen Seite: Bekehrt euch zu diesem Jesus Christus und unterwerft euch seiner Herrschaft.

Und die zweite Antwort für die, die sich ihm unterworfen haben, die sich bekehrt haben:

Stimmt ein in den Lobpreis, der jetzt auch schon im Himmel Realität ist. Stimmt in diesen Lobpreis ein, nicht gezwungenermaßen, sondern freiwillig. Beugt vor IHM die Knie und gebt IHM die Ehre. Betet IHN an, Jesus Christus, unseren König.     Amen.

 

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Predigttext:    Mk 16,15-20

 

Liebe Schwestern und Brüder!

 

Vor Jahren bin ich einmal am Fest Christi Himmelfahrt nachmittags bei einer Familie zum Kaffee eingeladen gewesen. Als wir da so beim Kaffeetisch saßen, lief im Hintergrund das Fernsehen. Es wurde eine Vesperandacht übertragen aus einer bayerischen Barockkirche. Der kleine Junge der Familie, der mit uns am Tisch saß bei Kaffee und Kuchen, schaute mit einem Auge auch immer auf das Fernsehgerät, auf die Andacht, die da übertragen wurde.

 

Der Kirchenchor sang das alte Kirchenlied „Christ fuhr gen Himmel, wen sandt er uns hernieder“. Und dann wurde die Himmelfahrt Jesu auch ganz plastisch dargestellt. Die Bayern können ja manchmal sehr drastisch sein. Sie hatten vorne im Chorraum eine große Jesusfigur aufgestellt; und die wurde dann, während der Chor das Lied sang „Christ fuhr gen Himmel“, mit einem Nylonfaden ganz langsam hochgezogen. Und als der Chor das Lied zu Ende gesungen hatte, verschwand die Jesusfigur oben in einer Dachluke.

 

Ich sehe noch den kleinen Jungen, der bei uns mit am Tisch saß. Der schaute ganz entgeistert hin. Und als Jesus durch die Luke verschwand, da sagte er ganz traurig: „Jetzt ist er weg!“

Ich muss gestehen: Als ich Kind war, habe ich mir das auch so ähnlich vorgestellt: „Jetzt ist er weg!“ Und ich habe mir immer ausgemalt: Als Jesus zum Himmel aufgefahren ist, da müssen doch dann die Apostel so richtig mit traurigen Gesichtern vom Ölberg wieder in die Stadt herunter gekommen sein mit dem Bewusstsein: Jetzt hat er uns allein gelassen. Jetzt ist er weg! Jetzt müssen wir allein zurechtkommen.

 

Aber es ist eigenartig. Wenn man die Evangelien liest, vor allen Dingen das Lukasevangelium, dann steht da: Die Apostel gingen mit großer Freude in die Stadt zurück. Da war nichts von Traurigkeit und nichts von Abschiedsstimmung nach dem Motto „Jetzt ist er weg“. Da muss irgendwas passiert sein.

 

Sehen Sie, wenn wir das Fest Christi Himmelfahrt verstehen wollen, dann müssen wir eins lernen: Christi Himmelfahrt ist nicht das Ende. Die Jesusgeschichte ist mit der Himmelfahrt nicht vorbei! Nein, am Fest Christi Himmelfahrt geht diese Jesusgeschichte, diese Jesusbewegung, erst richtig los.

Und die letzten Worte Jesu vor seiner Himmelfahrt sind auch nicht Worte eines tränenreichen Abschieds, sondern ganz im Gegenteil: Er richtet den Blick in die Zukunft hinein. Er gibt den Jüngern, die mit ihm auf dem Ölberg sind, eine Sendung, mit einer so großen Dimension, wie Jesus sie selber nie gehabt hat. Er sagt zu den Jüngern: Sie sollen hinausgehen in alle Welt, und sie sollen diese frohe Botschaft allen Geschöpfen verkünden.

Überlegen Sie einmal: Jesus hatte nur den Auftrag, die Frohe Botschaft, das Evangelium den Juden zu verkünden. Und er ist über das Land Judäa und über Israel praktisch nicht hinausgegangen. Aber jetzt wird diese Botschaft in die ganze Welt getragen: „Ihr sollt nicht nur zu den Juden gehen, sondern ihr sollt in alle Welt gehen und allen Menschen das Evangelium predigen.“ Das heißt mit anderen Worten: Der Heilsauftrag wird erweitert ins Universelle hinein.

 

Jesus gebraucht die Apostel, er gebraucht ihren Mund, er gebraucht ihre Hände. Und er gebraucht auch unseren Mund heute, um sein Evangelium weiter zu sagen. Es ist ungefähr so wie wir es im einem unserer Kirchenlieder singen: „   da schreitet Christus durch die Zeit in seiner Kirche Pilgerkleid.“ Die Kirche ist heute der Mund Christi, gleichsam der fortlebende Christus selber, der diese Botschaft heute durch uns allen Menschen sagen will. Da geht es erst richtig los!

 

Aber noch ein Zweites:

Es ist nicht nur ein Auftrag, den die Jünger vom scheidenden Herrn erhalten, sondern auch die Zusicherung einer neuen Kraftquelle. Jesus sagt in der Lesung aus der Apostelgeschichte: „Ihr werdet Kraft empfangen, wenn der Heilige Geist auf euch kommt; und dann werdet ihr meine Zeugen sein in Jerusalem, in Judäa, in Samarien bis ans Ende der Erde.“ Das wichtigste ist: „Ihr werdet Kraft empfangen, wenn der Heilige Geist auf euch kommt.“

Und auch hier muss man wieder sagen: Als Jesus von Nazareth auf dieser Erde lebte, da war er der Einzige, der erfüllt war mit der Kraft des Heiligen Geistes. Der Heilige Geist war bei der Taufe auf ihn gekommen. In der Kraft des heiligen Geistes hat Jesus gepredigt. In der Kraft des Heiligen Geistes hat er den Menschen geholfen, hat er Zeichen und Wunder gewirkt.

Aber weil er der Einzige war, in dem dieser Heilige Geist leibhaftige Gestalt angenommen hatte, war die Kraft des Heiligen Geistes begrenzt. Wenn Jesus in Jerusalem war, konnte er nicht gleichzeitig in Jericho oder Nazareth sein.

 

Aber jetzt wird verheißen: Der Heilige Geist wird nicht nur auf ein paar Auserwählte kommen. Nein, alle Menschen sollen erfüllt werden mit dem Heiligen Geist. Dadurch wird die Kraft des Heiligen Geistes ins Unendliche hinein vervielfältigt, könnte man fast sagen.

 

Jesus hatte den Jüngern schon im Abendmahlsaal gesagt: „Es ist gut für euch, wenn ich weggehe. Wenn ich nicht weggehe, kann ich euch den Heiligen Geist nicht senden. Ich lasse euch nicht als Waisenkinder zurück. Ich werde euch einen anderen Helfer schenken, einen anderen Beistand, der für immer bei euch ist. Und der wird euch alles lehren, was ich euch gesagt habe.“ Er wird euch an alles erinnern; er wird euch die richtigen Worte geben, wenn man euch fragt. Er wird euch auch Vollmacht und Mut geben, den Mund aufzumachen, wenn es schwer wird, wenn ihr dafür angegriffen werdet. Ihr braucht diese Kraft des Heiligen Geistes.

 

Das war Jesus so wichtig, dass er ausdrücklich vor seiner Himmelfahrt sagt: Geht nicht sofort los, um zu predigen, sondern wartet hier in der Stadt, bis ihr mit dieser Kraft aus der Höhe ausgerüstet seid. Und die Jünger haben neun Tage zusammen gesessen bis zum Pfingstfest. Sie haben um diese Kraftquelle gebetet.

Und glauben Sie mir: Was wir heute in unserer Kirche am dringendsten brauchen, ist die Kraft des Heiligen Geistes. Es ist in unseren Kirchen so viel guter Wille vorhanden, es ist aber auch so viel leere Betriebsamkeit vorhanden! Es muss immer etwas los sein in unseren Gemeinden. Aber es wird so wenig sichtbar von dieser göttlichen Vollmacht, die aus der Kraft des Heiligen Geistes kommt.

Wenn damals die ersten Christen in einer einzigen Generation den ganzen Mittelmeerraum für Christus gewonnen haben, dann lag das nicht daran, weil sie moderne Kommunikationsmittel hatten. Die hatten sie ja gar nicht; die haben wir heute Es lag daran, dass sie erfüllt waren vom Heiligen Geist.

 

Und ich lade Sie ganz dringend ein, diese Tage bis Pfingsten zu nutzen zum Gebet, dass Gott seinen Heiligen Geist auf uns persönlich, auf die Kirche und auf die ganze Welt neu ausgießt. Wir brauchen das dringend.

 

Und ein Drittes zum Thema: Jetzt geht es erst richtig los.

Diese Jünger, die dann losgehen in der Kraft des Heiligen Geistes, um zu predigen, sie bekommen eine Bestätigung dafür, dass sie wirklich erfüllt sind mit dem Heiligen Geist, und dass Jesus durch den Heiligen Geist wirklich bei ihnen ist. Da heißt es heute am Ende des Evangeliums: „Sie zogen aus und predigten überall. Der Herr aber stand ihnen bei und bestätigte und bekräftigte ihre Verkündigung durch die Zeichen und Wunder, die er geschehen ließ.“

 

Da konnte man etwas sehen. Die gleichen Wunder, die Jesus gewirkt hat, haben die Apostel auch gewirkt. Hier noch einmal einen kurzen Blick in den Abendmahlsaal: In den Abschiedsreden hatte Jesus den Jüngern angekündigt: „Ihr werdet die gleichen Werke, die ich tue, auch tun; ja ihr werdet noch größere tun als ich, weil ich zum Vater gehe.“

Hatte Jesus einen Gelähmten geheilt, so hat Petrus das nach Pfingsten im Namen Jesu auch getan.

Hatte Jesus die Tochter des Jairus von den Toten auferweckt, so haben Petrus und auch Paulus Tote auferwecken dürfen. Nicht weil sie so gut waren, sondern weil der Herr in ihrer Mitte war und seine Verkündigung bestätigte durch die Zeichen und Wunder, die er geschehen ließ.

 

Ich glaube, es ist kein gutes Zeichen für uns Christen heute, wenn wir nicht mehr mit einem Gott rechnen, der Wunder tut. Dann wird unser Glaube nämlich ganz schnell dürr und trocken, und er macht keine Freude mehr.

Wenn ich in meinem Leben nicht so viele Wunder erlebt hätte, von Kindheit an bis auf den heutigen Tag, dann würde ich nicht mehr den Mut haben, das Evangelium zu verkündigen angesichts der vielen Widerstände, die heute da sind von außen, aber auch im eigenen Herzen.

Aber Jesus ist der Lebendige; und er bestätigt die Verkündigung immer wieder durch Zeichen und Wunder, die er geschehen lässt bis auf den heutigen Tag.

 

Die Botschaft des Himmelfahrtsfestes heißt nicht: Jetzt ist er weg!

Die Botschaft des Himmelfahrtsfestes heißt: Siehe ich bin bei euch, alle Tage bis zur Vollendung der Welt. Und in dieser Kraft, in dieser Freude und in dieser Vollmacht: „Gehet hin!“   Amen.

 

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