Pfarrer Karl Sendker  

 

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Christi Himmelfahrt C
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Predigten

Predigtverzeichnis  nach Bibelstellen geordnet

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unter dem Stichwort Kassettendienst .

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siehe auch:  Christi Himmelfahrt A   und   Christi Himmelfahrt B

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Thematische Predigt: "Leben ohne Kompass"

Predigt zur Lesung   Offb 12,1-12

Predigt zum Evangelium: Lk 24,46-53     als Video

Predigt zu 2. Lesung:  Eph 1,17-23 (Die Machtfrage)  im mp3 Format      als Video

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Leben ohne Kompass

Predigt im mp3 Format

 

Liebe Schwestern und Brüder!

 

Das Wort eines Naturwissenschaftlers gilt heute in unserer Welt mehr, als das Wort eines Theologen. Und wenn man heute in unserer, von der Naturwissenschaft geprägten Zeit, über das Fest Christi Himmelfahrt predigen will, dann ist das schon ein schwieriges Geschäft. In einer Zeit, wo die Menschen mit ihren Mitteln den Weltraum erobert haben. Ist das Reden über Christi Himmelfahrt vielleicht doch alles nur ein Mythos? Klingt das nicht wie ein Märchen, wenn es da heißt: „Eine Wolke entzog ihn ihren Blicken“? Klingt das nicht so ähnlich wie eine Geschichte von einem Derwisch auf dem fliegenden Teppich? Solche Geschichten gibt es ja im Orient viele.

 

Ich habe zum Fest Christi Himmelfahrt das Wort eines Naturwissenschaftlers gelesen und zwar eines berühmten Naturwissenschaftlers, Albert Einstein. Ich kann es nicht mehr ganz wörtlich  zitieren. Aber er hat ungefähr so geschrieben zum Fest Christi Himmelfahrt: Mir kommt das Leben der Menschen vor wie ein großes Schiff. Dieses Schiff ist voll gestopft mit modernster Technik – heut würde man sagen: mit modernster Elektronik. Ein Schiff mit einer hervorragend ausgebildeten Mannschaft. Alles auf diesem Schiff des Lebens ist aufs Beste bestellt. Nur: Das Schiff hat keinen Kompass. Und so irrt das Schiff des Lebens auf dem Ozean hin und her im Zickzackkurs, ohne klare Zielvorgabe, weil es keinen Kompass hat, der es auf bestimmtes Ziel ausrichtet.

Ist das so, dass unser Leben, unsere Welt wie ein Schiff ist, voll gestopft mit modernster Technik, ausgebildete Mannschaft, aber ohne Kompass und ohne Ziel? Ich frag Sie einmal ganz persönlich hier in diesem Gottesdienst: Haben Sie noch ein Ziel für Ihr Leben? Ich meine jetzt nicht den nächsten Urlaub oder so. Für Ihr Leben als Ganzes, haben Sie da noch ein Ziel? Wissen Sie, wie ich auf diese Frage komme?

Vor Jahren haben wir einmal im katholischen Münsterland vor einer Gemeindemission die Gemeindemitglieder befragt. Bei dieser Befragung hat mehr als die Hälfte aller über Sechzigjährigen angekreuzt, dass sie an ein Leben nach dem Tod nicht glauben. Wenn aber mit dem Sterben eines Menschen alles aus ist, besteht dann das ganze Ziel und der ganze Sinn unseres Lebens nur noch in Essen, Trinken, Arbeiten, Schlafen, Vergnügungen? Ist das Alles? Ich frage in diesem Zusammenhang auch einmal: Kann es sein, dass die Menschen deswegen heute Angst haben bei dem Gedanken an das Sterben? Wenn ich kein Ziel habe, wenn das Grab die letzte Station ist, dann muss ich natürlich alles in dieser Welt möglichst lange festhalten, dann ist für mich der Tod das Schlimmste, was mir passieren kann. Sind wir wie ein Schiff ohne Kompass und ohne Ziel?

 

Aber was für uns Einzelne gilt, das gilt ja auch für die Welt als Ganzes, für unsere ganze Gesellschaft. Kennen wir noch das Ziel für diese ganze Welt? Oder leben wir so in den Tag hinein, geprägt von Zeitungsmeldungen über Naturkatastrophen und Kriege? Schlingern wir so im Zickzackkurs von einer Krisenbewältigung zur anderen hin? Oder haben wir noch ein Ziel vor Augen, wo es mit dieser Welt hingeht.

Und auch hier wiederum die Frage: Kann es sein, dass die Lebensangst, die viele Menschen heute bedrängt in Bezug auf die Entwicklung der Welt: Ob das nicht alles einmal im Chaos und in der totalen Vernichtung endet? Kann es sein, dass diese Lebensangst damit zusammenhängt, dass wir kein Ziel mehr angeben können für diese Welt?

Ein Schiff, voll gestopft mit modernster Technik, ausgebildete Mannschaft, aber ohne Kompass.

 

Sehen Sie, das Fest Christi Himmelfahrt möchte für uns so eine Art Kompass sein, der uns wieder auf ein Ziel ausrichtet. Das Fest Christi Himmelfahrt sagt uns: Das Ziel ist nicht Tod, das Ziel ist Leben. Und das Ziel dieser Welt ist nicht Untergang, Vernichtung und Schrecken, sondern das Ziel dieser Welt ist Herrlichkeit. Das bedeutet Himmelfahrt.

Himmelfahrt heißt ja nicht, dass Jesus jetzt oben auf einer Wolkenbank da oben schwebt. Himmelfahrt bedeutet: Das Ziel ist die Herrlichkeit. Die alten Maler im Mittelalter haben noch etwas davon gewusst. Vielleicht haben Sie schon einmal bei alten Bildern darauf geachtet: Die Maler haben damals den Himmel nicht blau gemalt, sondern golden. Damit wollten sie ausdrücken: Himmel ist da, wo Glanz ist, wo Herrlichkeit ist. Und das ist das Ziel.

Wer keine Zielvorgabe hat, wer ohne Pompass in dieser Welt lebt, wird letztlich immer geprägt sein von Angst und Unsicherheit, wenn sich diese Unsicherheit heute auch hinter viel Lustigkeit verbirgt. Aber in dem Augenblick, wo ich für mein Leben und für die Welt eine Zielvorgabe habe und einen Kompass, der mich darauf ausrichtet, da hat dieses Ziel jetzt schon, hier in diesem ‚Jammertal’ in unserem Leben Auswirkungen. Dafür ein paar Beispiele:

 

Wenn der irdische Jesus damals mit einer solchen Ruhe und Gelassenheit reagieren konnte mitten in den Stürmen seiner Zeit - - Er ist ja von allen Seiten angegriffen worden, und andererseits haben sich hilfesuchende Menschen so um ihn gedrängt, dass er nicht einmal mehr Zeit zum Essen hatte. Wenn er trotzdem diese Ruhe, diese Gelassenheit an den Tag gelegt hat – Wie es in der Geschichte vom Sturm auf Meer ausgedrückt ist: Rund herum stürmt es. Alle Jünger meinen, wir gehen zugrunde. Und Jesus schläft seelenruhig im Boot auf einem Kissen. Er wusste: Nicht die Stürme sind das Letzte, sondern die Geborgenheit in der Hand Gottes. Das Ziel ist nicht Untergang, das Ziel ist: Eingehen in die Ruhe Gottes.

Oder eine anderes Beispiel, wo es hier in dieser Welt sichtbar wird: Wenn dieser Jesus sich mit einer solchen Souveränität allen Menschen zuwenden konnte, allen, die damals ausgestoßen waren, ob das die Prostituierten waren, ob die die Berufssünder, die Zöller waren, ob das unheilbar Kranke waren wie sie Aussätzigen (Das waren die Aidskranken von damals.) – Alle anderen habe auf diese Sorte Menschen mit Fingern gezeigt: Bloß nicht mit denen in Kontakt kommen. -  Jesus hat überhaupt keine Berührungsängste, überhaupt keine Scheu, allen Menschen unterschiedslos zu begegnen. Wissen Sie warum? Weil er auch in dem entstelltesten Gesicht noch das Ebenbild Gottes sehen konnte. Und weil er für den größten Sünder bei Gott noch eine Zukunftsperspektive, eine Lebenschance. Siehe den Schächer am Kreuz: „Heute noch wirst du mit mir im Paradies sein.“ Darum konnte Jesus so mit den Menschen umgehen.

Oder schauen Sie sich einen Mann an wie den Stephanus in der Apostelgeschichte. Da sind Steine geflogen, und er ist unter den Steinen zusammengebrochen und gestorben. Aber sein Blick war nicht gerichtet auf die Umstände, auf die Steine, die da flogen. Sein Blick war gerichtet auf das Ziel. Er ruft: „Ich sehe den Himmel offen und den Menschensohn zur Rechten Gottes stehen.“ Und weil sein Blick auf das Ziel ausgerichtet war, kann er, als die Steine fliegen, beten: „Herr, rechne ihnen das nicht als Sünde an.“

Oder nehmen Sie einen Mann wie den Apostel Paulus, der nun wirklich Drangsale und Schicksalsschläge in Fülle erlitten hat, der überall verfolgt worden ist, der mehrmals gesteinigt wurde, fünfmal gegeißelt wurde. Er hat wirklich etwas davon gewusst, was Schicksalsschlage sind. Und dazu noch die Sorge um den rechten Glauben in den Gemeinden. Und dieser Paulus schreibt aus dem Gefängnis einen Brief, den Philipperbrief, der nur so von Freude strotzt. Aber in diesem Brief wird auch der tiefste Grund seiner Freude bei aller Drangsal genannt: „Unsere Heimat ist im Himmel.“ Da hab ich meine Wurzeln, das ist mein Ziel. Paulus schreibt: „Ich vergesse alles, was hinter mir liegt, und ich strecke mich aus nach dem, was vor mir liegt.“ Für mich liegt der Siegeskranz im Himmel bereit. Weil er dieses Ziel vor Augen hat, kann er mitten im Gefängnis, den gewaltsamen Tod vor Augen, noch so viel von Freude schreiben.

Oder fragen Sie einmal die vielen Märtyrer der Kirchengeschichte, warum sie für ihren Glauben in den Tod gegangen sind. Die werden alle sagen: Wir hatten das Ziel vor Augen, die Herrlichkeit des Himmels.

Fragen Sie einmal die vielen Heiligen der Nächstenliebe, ob das eine Elisabeth von Thüringen ist, ob das ein Vinzenz von Paul ist, ob das heute eine Mutter Theresa ist. Fragen Sie die einmal, warum sie so gehandelt haben? Wissen Sie, was die antworten: Weil wir wissen, dass auch der, der in der Gosse verreckt ist, ein Geschöpf Gottes ist. Und weil Gott auch für diesen heruntergekommenen Menschen eine Ziel hat: das Leben in seiner Herrlichkeit.

Das prägt unser irdisches Leben hier. Und darum will dieses Fest Christi Himmelfahrt wie ein Kompass sein, der unseren Blick weglenkt von allen möglichen widrigen Umständen hier in dieser Welt, und der unseren Blick hinlenkt auf den Himmel, auf unsere Heimat, auf unsere Wurzel und auf unser Ziel.

Wir haben nur die Alternative: Entweder sind wir mit unserem ganzen Leben wie ein Schiff ohne Kompass und leben planlos und ziellos dahin. Oder aber: Wir haben eine tiefe Ruhe und Geborgenheit, weil wir wissen: Es gibt ein Ziel bei Gott, und es gibt einen, der uns auf dieses Ziel ausrichtet: Jesus Christus.   Amen.

 

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Predigttext:    Offb 12,1-12

 

Dies ist die sechste Predigt einer siebenteiligen Predigtreihe zur Offenbarung des Johannes.

 

 

Liebe Schwestern und Brüder!

 

Regelmäßig wird fast täglich im Fernsehen berichtet über Terroranschläge in Irak oder auch in anderen Teilen des Nahen Ostens. Da wurde im Fernsehen ein Augenzeuge gefragt, wie er das denn erlebt hätte. Da sagte der nur einen einzigen Satz: „Da war der Teufel los.“

Das sagen wir so in unserer Umgangssprache, wenn etwas besonders brutal oder besonders grausam ist. Dann heißt es: „Da war der Teufel los.“ Sonst glauben wir in unserer aufgeklärten Welt ja nicht mehr an einen Teufel; wir haben den Teufel ja völlig weginterpretiert. Die Theologen sagen: Den Teufel gibt es überhaupt nicht. Die Psychologen sagen: Alles, was man früher mit dem Teufel in Verbindung gebracht hat, das lässt sich psychologisch erklären. Nur in dieser Redensart, da kommt der Teufel noch vor: „Der Teufel ist los.“

 

Dieses Wort „Der Teufel ist los“ steht auch am Ende unserer heutigen Lesung aus der Offenbarung des Johannes. Da heißt es: „Wehe euch, Land und Meer, denn der Teufel ist zu euch hinab gekommen. Seine Wut ist groß, weil er weiß, dass ihm nur eine kurze Frist bleibt.“ Da heißet es auch: „Der Teufel ist los.“

Ist der Teufel vielleicht doch ernster zu nehmen, als wir es normalerweise tun?

Eines wird man in unserer Welt noch sagen dürfen: Die Grausamkeit und Brutalität im großen Maßstab, die wir in unseren Tagen in der Welt erleben, lässt sich rein menschlich nicht mehr erklären. Vielleicht gilt das der doch: Der Teufel ist los

 

Auf der anderen Seite, jetzt einmal im kleineren Rahmen: Wie oft ist das in unserem eigenen Leben so: Wir möchten eigentlich gut sein. Aber wir entdecken in unserem Herzen eine Macht, die uns dazu treibt, das Böse zu tun, das wir eigentlich gar nicht tun möchten. Und wir kommen einfach nicht gegen diese, wie wir sagen, bösen Veranlagungen an, die in unserem Herzen sind. Könnte es sein, dass das da auch gilt: Der Teufel ist los?

Wenn das stimmt, dass der Teufel los ist, dann kämpfen wir mit den falschen Waffen, wenn wir uns ein bisschen mehr Mühe geben im Kampf gegen das Böse. Das allein reicht nicht. Das haben der ja oft genug gemerkt. Dann kämpfen wir mit den falschen Waffen, wenn wir große Friedenskonferenzen veranstalten. Die bewirken nichts, die bewirken letztlich nur Enttäuschung. Nein, da brauchte es etwas anderes, wenn der Teufel los ist.

 

Das heutige Fest Christi Himmelfahrt entscheidet die Machtfrage in der Welt. Wer hat in dieser Welt die Macht? Der Teufel, der ja offensichtlich los ist? Oder hat Jesus Christus die Macht? Das ist die entscheidende Frage. Und die frohe Botschaft, die uns die Offenbarung des Johannes heute mitteilt, heißt: „Gestürzt wurde der Drache, die alte Schlange, die Teufel heißt.“ Er wurde gestürzt. Es fand sich für ihn im Himmel kein Platz mehr. Er, der Ankläger, wurde aus dem Himmel gestürzt.

Aber hat denn der Teufel im Himmel einen Platz gehabt? Ja, er war ein gefallener Engel. Wenn es hier heißt, dass der Teufel der Ankläger im Himmel ist, dann steht dahinter folgendes: Jedes Mal, wenn wir Menschen sündigen, hat der Teufel im Himmel eine Waffe gegen uns in der Hand. Er kann uns legitimerweise vor Gott verklagen: Schau mal, der und der hat gesündigt. Und wer von uns wollte sagen: Ich habe nicht gesündigt? Und so hat der Teufel im Himmel als Ankläger eine Waffe in der Hand.

Aber diese Waffe ist dem Teufel im Himmel aus der Hand genommen worden. Als Jesus Christus am Kreuz gestorben ist, da ist das Todesurteil über jede Sünde bereits vollstreckt worden. Und wenn der Teufel heute im Himmel ankommen würde mit dem Hinweis: „Der und der hat gesündigt“, dann würde Jesus sagen: Ja, das stimmt, aber die Strafe ist bereits vollstreckt. Ich bin am Kreuz für die Sünde dieses Menschen gestorben, ja für die Sünde der ganzen Welt. Und darum findet sich für den Teufel, für den Ankläger, im Himmel kein Platz mehr. Darum heißt es: Er ist gestürzt! Das ist ein Jubelruf im Himmel.

So ähnlich hat Jesus den Jüngern gesagt, als sie von einem Missionseinsatz zurückkommen, und ihm berichten: „Sogar die Dämonen sind uns untertan.“ Der jubelt Jesus und sagt: „Ich sah den Satan wie einen Blitz vom Himmel fallen.“ Ja, er hat den Himmel keinen Platz mehr.

Aber wie heißt es dann in unserer Lesung: Wehe der Erde, denn der Teufel ist auf die Erde hinabgestiegen. Und seine Wut ist groß, weil er weiß, das er nur eine kurze Frist hat. Der Teufel ist los. Und von der Wirklichkeit dessen, was hier gesagt wird, spüren wir in unserer Zeit eine ganze Menge mit zunehmender Tendenz.

 

Aber auch hier auf der Erde sind die Christen dem Wüten des Teufels nicht schutzlos ausgeliefert. Auch das steht in unserer Lesung. Es gibt Mittel, durch die wir Sieg bekommen gegen das Wüten des Teufels. Hier ist davon die Rede, dass die Christen auf der Erde durch drei Dinge den Teufel besiegt haben:

Zunächst: Sie haben ihn besiegt durch das Blut des Lammes. Das bedeutet: Wo Menschen die Reinigung durch Jesus Christus, die Vergebung der Sünden etwa in der Beichte annehmen, da haben sie eine Waffe gegen den Teufel. Wenn der Teufel Dir dann ein schlechtes Gewissen machen und Dich knebeln will, dann kannst Du ihm sagen: „Mir ist vergeben worden. Ich bin gereinigt worden durch das Blut des Lammes.“ Das ist das eine.

Ein Zweites: „Sie haben ihn besiegt durch das Wort ihres Zeugnisses.“ Wo Menschen hier in dieser Welt für Jesus Christus Zeugnis geben, wo sie zeugnishaft darüber sprechen, was Jesus ihnen bedeutet, da haben sie Sieg über den Teufel. Es ist keine gute Entwicklung unter uns Katholiken heute, dass wir praktisch nicht mehr über Jesus sprechen. Wir sprechen über uns, wir sprechen über die Kirche. Aber wo sprechen wir noch davon, was Jesus uns wirklich bedeutet? Dass wir ihn lieben, was wir an ihm haben, dass ihn loben. Wo kommt das in unserem Leben noch vor? Aber wenn wir das tun, dann ist es eine Waffe gegen das Wirken des Teufels hier in dieser Welt.

Und schließlich eine dritte Waffe, die wir gegen den Teufel haben. - Ich muss jetzt umgekehrt vorgehen. Eine Waffe hat der Teufel in dieser Welt, die ist furchtbar, und das ist die Angst der Menschen vor dem Tod. Solange Menschen Angst vor dem Sterben haben, hat der Teufel immer die Möglichkeit, sie zu knebeln, spätestens dann, wenn die Menschen in die Situation kommen dass sie als Märtyrer das Leben lassen sollen. Hier in der Offenbarung des Johannes geht es ja um Menschen, die den Märtyrertod vor Augen haben. Und wie viele sind vom Glauben abgefallen, um damit ihr Leben zu retten, weil sie Angst hatten vor dem Tod.

Aber wenn ein Mensch sein Leben nicht mehr festhält, wenn ihm im tiefsten Herzen die Gewissheit geschenkt wurde: Sie können mir alles nehmen, sogar das Leben. Aber wenn sie mir das Leben nehmen, dann ist das nicht das Ende, dann versinke ich nicht ins Nichts. Sondern der Tod ist eine Durchgangsstation zum Leben in der Herrlichkeit Gottes. Wenn diese Gewissheit einen Menschen prägt, dann ist dem Teufel diese letzte Waffe aus der Hand genommen.

 

„Der Teufel ist los“, ja er ist wirklich los, im Großen, wie im Kleinen. Aber das Fest Christi Himmelfahrt sagt uns: Die Machtfrage ist längst entschieden. Jesus Christus hat den Thron im Himmel bestiegen. Im Himmel ist für den Teufel kein Platz mehr. Und hier auf der Erde ist der Teufel besiegt, dadurch das Menschen Reinigung annehmen, Vergebung in Anspruch nehmen, dadurch das sie Zeugnis ablegen von Jesus, dass sie zeugnishaft von Jesus reden, und dadurch, dass Jesus ihnen die Angst vor dem Tod genommen hat.

Darum ist auch angesichts alles Schreckens in der Welt das Fest Christi Himmelfahrt ein Fest des Triumphes. Am Ende triumphierte ER, nicht der Teufel, sondern Jesus, der erhöhte Herr.  Amen.

 

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Text: Lk 24,46-53

Predigt im mp3 Format

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   Liebe Schwestern und Brüder!

 

Es ist manchmal merkwürdig, wie sehr die Bibel unsere gängigen Vorstellungen und Erwartungen über den Haufen wirft. Wie war das noch am Osterfest? Da hatte man doch eigentlich erwarten sollen: Wenn die Botschaft sich ausbreitet, dass der Gekreuzigte lebt, dass er auferstanden ist, dass dann Freude aufbricht. Aber was passiert? Genau das Gegenteil! Statt von Freude ist nur die Rede von Trauer, von Ratlosigkeit, von Entsetzen und Erschrecken.

Und heute, am Fest Christi Himmelfahrt wiederum: Eigentlich sollte man sich doch denken: Wenn Jesus jetzt von den Jüngern weg in den Himmel aufgenommen wird, dass das irgendwie eine traurige Abschiedsszene ist, dass vielleicht sogar Tränen fließen oder Enttäuschung sich breit macht, weil sie jetzt allein gelassen sind. Aber wieder: Genau das Gegenteil! Da heißt es am Ende des Evangeliums: Sie kehrten mit großer Freude nach Jerusalem zurück. Und sie haben dort nicht einen Trauergottesdienst gehalten, sondern sie waren immer im Tempel und lobten Gott aus einem freudigen Herzen heraus. Statt Abschiedsschmerz herrscht Abschiedsfreude. Diese merkwürdige Abschiedsfreude hat drei Ursachen und die wollen wir uns heute einmal anschauen.

Eine erste Ursache:

Am Himmelfahrtstag bekommen die Jünger einen neuen Auftrag. Jesus sagt: „In meinem Namen wird man allen Völkern, angefangen in Jerusalem, die Umkehr verkünden zur Vergebung der Sünden. Und ihr seid Zeugen dafür.“ Als Jesus auf dieser Erde war, da hat er auch verkündigt, dass es Sündenvergebung gibt. Aber der irdische Jesus war in seiner Verkündigung begrenzt. Er war vom Vater nur gesandt zum Haus Israel, zu den Juden. Er hat keine Heidenmission getrieben. Solange der irdische Jesus wirkte, konnte man den Eindruck haben: Das Heilsangebot Gottes ist nur für dieses kleine auserwählte Volk. Aber jetzt am Himmelfahrtstag wird auf einmal deutlich: Das Heilsangebot Gottes ist für alle Menschen da, für alle Völker; und es ist nicht eingegrenzt. Und ihr, die Jünger, seid dazu berufen, diese Botschaft, dass es Sündenvergebung gibt und die Möglichkeit zum Neuanfang und Umkehr, diese Botschaft sollt ihr allen Menschen verkünden.

Und das tut so gut; das bewirkt Freude, wenn man auf einmal weiß: Wir werden von Gott gebraucht für seinen großen Heilsplan. „Ihr seid Zeugen dafür“, sagt Jesus. Hier einmal eine kleine Nebenbemerkung für uns Prediger. Manchmal, wenn man heute Predigten hört, könnte man annehmen, Jesus hätte gesagt: Ihr sollt meine ‚Referat-Halter’ sein. Aber wir Christen sind nicht berufen, Referate zu halten über irgendein theologisches Thema, sondern wir sind berufen, Zeugen zu sein. Ein Zeuge ist jemand, der aus eigener Erfahrung etwas vermitteln kann, der Tatsachen weitergibt und nicht Meinungen, die er in irgend einem Buch gelesen hat. Es gibt Vergebung der Sünden und es gibt die Chance zur Umkehr, dafür seid ihr Zeugen. Wenn heute ein Pfarrer über Buße und Umkehr predigt, dann lockt er damit ja keinen Hund mehr hinterm Ofen weg. Aber frag einmal einen Zachäus, der abgestempelt war als Berufssünder, dem die Menschen in Jericho gesagt haben: Du bist schon für die Hölle vorprogrammiert; frag einmal den Zachäus, was das für ihn bedeutet hat. Der konnte aus eigener Erfahrung sagen, was das bedeutet, dass es die Chance gibt zu einem neuen Anfang.

Frag einmal den Petrus. Mir ist heute klar, warum der Petrus, bevor er losgehen sollte, erst einmal durch diesen Zerbruch hindurch musste, als er Jesus dreimal verleugnet hat. Der musste aus eigener Erfahrung erst wissen, wie das ist, wenn man ganz unten ist und wenn man dann von Jesus die neue Chance bekommt, wo Jesus am Osterabend einfach nur sagt: Friede sei mit euch! Und kein Vorwurf, kein Tadel. Der Petrus wusste, wovon er redete, wenn er die Menschen zur Umkehr ermutigte. Dieser Fischer von See Gennesaret, der vielleicht nie eine Schule besucht hat, als der am Pfingstfest die erste Predigt hält, da haben sich dreitausend Leute bekehrt und haben ernst gemacht. Das soll heute mal erst ein Pfarrer schaffen.

Frag einmal den Apostel Paulus, der die Christen verfolgt hat, der Jesus verfolgt hat, und der dann plötzlich erleben darf: Jesus hat mich nicht verworfen, er hat mich in Dienst genommen. Frag ihn mal, was das für ihn bedeutet hat. Bis zum Ende seines Lebens, bis in die letzten Briefe hinein hat ihn dieses geprägt: Ich habe ihn verfolgt und er hat mich trotzdem für würdig gehalten, in seinen Dienst zu treten. Da kommt Freude auf, freudiges Zeugnis.

Das erste war: Sie bekommen am Himmelfahrtstag einen neuen Auftrag.

Die zweite Ursache dieser merkwürdigen Abschiedsfreude:

Die Jünger bekommen eine neue Kraft. Jesus sagt im Evangelium: „Ich werde die Gabe, die mein Vater verheißen hat, zu euch herabsenden. Bleibt in der Stadt, bis ihr mit der Kraft aus der Höhe erfüllt werdet.“ Diese Kraft aus der Höhe, von der Jesus hier redet, ist der Heilige Geist. Und auch hier muss man sagen: Zur Zeit der irdischen Wirksamkeit Jesu war der Heilige Geist in Jesus da. Er war bei der Taufe auf ihn herabgekommen. Aber die Kraft Gottes, die Kraft des Heiligen Geistes war begrenzt, sie war eben nur bei Jesus. Und jetzt sagt Jesus ihnen: Diese Kraft, die ihr bei mir erlebt habt, die ist für euch alle da, ich werde sie euch senden.

Die Jünger hatten erlebt, was das bedeutet, wenn Jesus in der Kraft des Heiligen Geistes gepredigt hat: Dann haben die Leute vor Staunen den Mund nicht mehr zu gekriegt. Die Jünger haben miterlebt, wie Jesus in der Kraft des Heiligen Geistes Kranke geheilt hat, Sünden vergeben hat, und welche Auswirkungen das hatte. Sie wussten, dass Jesus dreißig Jahre gewartet hatte, bis diese Kraft des Heiligen Geistes bei der Taufe auf ihn herabkam. Aber dann ging es auch richtig los. Und Jesus hatte ihnen schon im Abendmahlssaal gesagt, vor seinem Leiden: Diese Kraft des Heiligen Geistes, die ihr bei mir seht, die werde ich über euch ausgießen. Ich lasse euch nicht als Waisen zurück. Ich werde euch einen anderen Beistand geben, bisher war ich euer Beistand. Ich werde euch den Heiligen Geist geben, den der Vater senden wird. Und darum ist es gut für euch, dass ich zu Vater gehe. Sonst könnte ich euch den Heiligen Geist nicht senden. Jetzt, vor der Himmelfahrt, verstanden die Jünger auf einmal, was Jesus damit gemeint hatte. Und nur wenige Tage später werden sie dann wirklich mit dem Heiligen Geist erfüllt. Und wenn Jesus im Abendmahlssaal gesagt hatte: Ihr, die Jünger, werdet noch größere Werke tun als ich, dann haben die Jünger das in dem Augenblick wahrscheinlich nicht verstanden. Aber als der Heilige Geist kommt, da wird das auf einmal erfahrbar: In einer einzigen Generation hat sich die Botschaft von Jesus Christus im ganzen Mittelmeerraum verbreitet. Das war Wirken dieser Kraft des Heiligen Geistes. Da kommt Freude auf.

Ein Drittes, dritte Ursache dieser merkwürdigen Abschiedsfreude:

Sie bekommen einen neuen Segen. Der letzte Eindruck, den Jesus ihnen hinterlässt vor seiner Himmelfahrt: Er breitete seine Hände aus und segnete sie. Und während er sie segnete, wird er emporgehoben und entschwindet ihren Augen. Das letzte ist, dass er als der Segnende vor ihnen steht. Und als solcher – das haben wir in der Lesung aus der Apostelgeschichte gehört – wird er auch wiederkommen. Wenn wir heute das Wort Segen hören, dann ist unsere Vorstellung von Segen ja so dünn geworden. Unter Segen kann sich ja kaum noch einer etwas vorstellen. Aber damals war das ein Wort voller Gewicht. Als der Apostel Paulus später einen Brief nach Rom schreibt, an die Christen dort, um seinen Besuch anzukündigen, da schreibt er an die Römer: Wenn ich zu euch komme, dann weiß ich, dass ich mit der Fülle des göttlichen Segens zu euch komme. Was muss das diesen Mann geprägt haben, dieses Bewusstsein, wenn ich zu euch komme, dann komme ich mit der Fülle des göttlichen Segens. Wir haben im Deutschen, in der Umgangssprache, diese Redensart, dass wir manchmal von einem Menschen sagen: Der oder die ist ein Segen für die Gemeinde oder für die Familie oder für unsere Gruppe. Was wollen wir denn damit ausdrücken? Damit wird doch im Tiefsten gesagt: Wo dieser Mensch ist, da ist eine heile Atmosphäre, da kann man sich wohl fühlen. Dieser Mensch hat eine Ausstrahlungskraft, die Frieden und Wohlergehen vermittelt. Dieser Mensch ist ein Segen für unsere Gemeinde. Durch die Gegenwart dieses Menschen wird das Leben reicher und froher. Das ist mit Segen gemeint. Nicht nur, dass wir ein Kreuzzeichen über den anderen machen, sondern dass wir mit unserer ganzen Existenz ein Segen sind. Und für die Jünger ist Jesus zum Schluss der Segnende.

Aber dieses Segnen Jesu hat noch eine andere Dimension. Im Alten Testament war es das Vorrecht und die höchste Aufgabe des Hohenpriesters in Israel, dass er seine Hände über das Volk ausbreitete und das Volk segnete dadurch, dass er den Namen Gottes auf das Volk legte. Das bedeutet nun: Wenn Jesus mit dieser Geste des Segnens Abschied nimmt, dann drückt er damit aus: Ich bin jetzt beim Vater im Himmel am Thron Gottes euer Hoherpriester, der für euch eintritt. Ihr habt einen Fürsprecher; ihr habt einen, der euch mit Gott versöhnt. Ich bin euer Fürsprecher beim Vater, das ist mit dieser Segensgeste gemeint. Auch hier wieder einen Blick auf den Apostel Paulus. Er schreibt dort im 8. Kapitel im Römerbrief: Was soll man dazu sagen? Wenn Gott für uns ist, wer will dann gegen uns sein? Wer will denn die Auserwählten Gottes anklagen? Christus Jesus ist zur Rechten Gottes, und er tritt für uns ein. Und darum bin ich völlig gewiss, sagt Paulus: Nichts kann uns scheiden von der Liebe Gottes, weil wir einen Hohenpriester haben, der auf der einen Seite mit unseren Schwachheiten mitfühlen kann, weil Mensch war wie wir, und dem auf der anderen Seite alle Macht gegeben ist im Himmel und auf Erden. Und man kann sich vorstellen, dass diese Gewissheit den Jüngern damals Freude, Ermutigung und Kraft geschenkt hat. Und das ist nicht nur für die Jünger damals, es ist auch für uns heute.

Himmelfahrt bedeutet: Jesus ist unser Hoherpriester beim Vater. Er ist derjenige, der uns die Kraft aus der Höhe schenkt. Und er ist derjenige, der Dich braucht, der Dich gebrauchen kann, ganz gleich, wo Du gestern gewesen bist. Heute braucht er Dich.

Einen letzten Anhang:

Als Jesus von der Kraft aus der Höhe, vom Heiligen Geist spricht, da sagt er: Geht nicht weg von Jerusalem, fangt nicht an und lauft jetzt auf eigene Faust los. Wartet, bis diese Kraft des Heiligen Geistes auf euch herabgekommen ist. Ich habe Sorge, dass wir Christen in unseren Gemeinden heute manchmal zu schnell aktiv werden, natürlich in guter Absicht, und dass wir uns nicht diese Zeit nehmen, zu warten bis wir erfüllt sind mit dem Heiligen Geist. Wenn in unseren Gemeinde oft viel Aktivität ist und doch auf der anderen Seite so viel Leerlauf, vielleicht hängt es damit zusammen, dass wir nicht warten können auf diese Kraft das Heiligen Geistes. Unser verstorbener Bischof Heinrich Tenhumberg, der mich in Münster geweiht hat, hat am Himmelfahrtsfest auf der damaligen Würzburger Synode – ich glaube, es war 1974 – in einer Predigt einen Satz gesagt, der mich sehr bewegt hat: Wir halten in unseren Kirchen viele Sitzungen, aber es ‚sitzt’ so wenig von dem, was wir beraten und tun, weil wir nicht den Mut haben, auf die Kraft des Heiligen Geistes zu warten.

Ich möchte Sie darum heute einladen. Diese neun Tage zwischen Himmelfahrt und Pfingsten sind seit alters her in der Kirche Tage, wo man um diese Gabe des Heiligen Geistes gebetet hat. Und ich möchte Dich heute einladen: Wenn Du in diesen Tagen betest, Morgengebet oder Abendgebet, oder wann sonst im Laufe des Tages, dann nimm doch diese Tage zwischen Himmelfahrt und Pfingsten und bete dafür, dass Gott noch einmal seinen Heiligen Geist ausgießt über Dein Leben, über unsere Gemeinde, über die Kirche und über die ganze Welt. Wir brauchen die Kraft des Heiligen Geistes heute dringender denn je. Vielleicht machst Du es so, dass Du täglich ein Gesätz vom Rosenkranz betest „... der uns den Heiligen Geist gesandt hat.“ Vielleicht machst Du es so, dass Du im Gotteslob das Lied Nr. 245 betest: „Komm, Schöpfer Geist, kehr bei uns ein ...“oder dass Du aus der Andacht zum Heiligen Geist hinten im Gotteslob betest. Wie Du das tust, ist ganz gleich. Ob Du das mit eigenen Worten tust oder mit vorgeformten Worten. Aber wir sollten Jesus darum bitten, dass er für uns heute Wirklichkeit werden lässt, was er im Abendmahlssaal gesagt hat: Ich lasse euch nicht als Waisen zurück. Ich werde euch einen anderen Beistand schicken, den Heiligen Geist, den ich vom Vater senden werde.  Amen.

 

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