Pfarrer Karl Sendker  

 

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Siehe auch unter:

Weihnachten A und Weihnachten B

Heilig Abend A   -   Heilig Abend B   -   Heilig Abend C

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Predigt:   Warum Jesus geboren ist

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Warum Jesus geboren ist

Predigt im MP3 Format

 

 Liebe Schwestern und Brüder, liebe Kinder!

Der kleine Michael war todmüde, als er am späten Heilig Abend ins Bett ging. Aber er war auch überglücklich. Am frühen Abend hatten sie in der Familie Bescherung gehabt, und er war reich beschenkt worden. Er hatte ein Fahrrad bekommen mit zehn Gängen, einen Werkzeugkoffer und eine moderne Windjacke. Dann waren sie zusammen zur Christmette gegangen. Nach der Christmette hatten sie noch in der Familie vor der Krippe und dem Weihnachtsbaum gesessen und hatten zusammen Weihnachtslieder gesungen. Und jetzt war er todmüde.

 

  Als Michael eingeschlafen war, hatte er einen Traum. Er stand im Traum vor der Krippe, die da im Wohnzimmer stand. Und er schaute sich die Krippe noch einmal genau an. Da plötzlich, als er sich im Traum die Krippe genau anschaute, da wurden die Figuren an der Krippe immer größer, so richtig wie lebendige Menschen. Und auch der Stall wurde immer größer. Da konnte man richtig hineingehen. Michael sah auf einmal, wie der Josef ihm zuwinkte: „Komm doch rein!“

  Und er ging in den Stall hinein und sah in der Krippe das Jesuskind. Das bewegte sich richtig. Er schaute das Jesuskind genau an. Dann hat er nach einiger Zeit das Jesuskind gefragt: „Sag mir doch, Jesus, warum bist du eigentlich Mensch geworden? Warum musstest du in einer Krippe im Stall geboren werden?“ Und das Jesuskind hat ihn einfach nur angelächelt und angestrahlt. Das Strahlen des Jesuskindes übertrug sich richtig. Auch der Michael fing an zu strahlen vor Freude.

  Da sagte das Jesuskind zum ihm: „Ich bin Mensch geworden, weil ich auch Geschenke haben möchte.“ Da wurde Michael auf einmal ganz traurig. Das Jesuskind fragte ihn: „Warum wirst du denn jetzt so traurig?“ „Ach“, sagte Michael, „weil ich dir gar kein Geschenk mitgebracht habe.“

  Und das Jesuskind schaute ihn an: „Ich möchte aber gern von dir Geschenke haben.“ „Ja“, sagte Michael, „du kannst alles von mir haben, was du möchtest. Wir haben eben noch am Weihnachtsbaum gesungen: Mein Herz will ich dir schenken und alles, was ich hab.“ „Nein, nein“, sagte das Jesuskind, „alles will ich gar nicht. Nur drei Dinge möchte ich von dir haben.“ „Ich weiß schon“, sagte Michael, „das Fahrrad, den Werkzeugkoffer und die Windjacke.“ „Nein“, sagte das Jesuskind, „dazu bin ich nicht in die Welt gekommen, um ein Fahrrad, einen Werkzeugkoffer und eine Windjacke zu bekommen. Ich möchte etwas ganz anderes von dir haben.“ „Ja, was denn?“

 

  „Du, Michael, das Erste, was ich von dir haben möchte, ist dein letzter Aufsatz, den du in der Schule geschrieben hast.“ „Die Klassenarbeit?“ „Ja, die letzte Klassenarbeit!“ „Aber, Jesus“, und dann beugte er sich ganz nahe an die Krippe und flüsterte dem Jesuskind zu: „die war doch fünf, die war doch mangelhaft. Das hab ich doch nicht mal Mama und Papa erzählt.“ Das sagte das Jesuskind: „Ja, ich weiß. Aber genau diese Klassenarbeit, die mangelhafte, die möchte ich von dir haben. Siehst du, dazu bin ich in die Welt gekommen, damit du mir alles, was bei dir mangelhaft ist, bringen kannst. Alles, was mangelhaft ist, sollst du mir bringen.

 

  Das Zweite, was ich von dir haben möchte, das ist dein schöner Milchbecher, der gelbe mit den roten Punkten." „Aber“, stotterte Michael, „der ist doch heute Morgen zerbrochen, der ist doch vom Tisch runtergefallen.“ „Ja“, sagte das Jesuskind, „dann bring mir doch bitte die Scherben. Siehst du, dazu bin ich in die Welt gekommen, damit du mir alles bringen kannst, was in deinem Leben kaputt gegangen ist, was bei dir zerbrochen ist. Alle Scherben deines Lebens darfst du zu mir bringen.

 

  Und das Dritte, was ich gerne von dir haben möchte“,  - Jetzt horchte der Michael ganz gespannt, was wohl noch kommt. -  „ich möchte, dass du mir die Antwort schenkst, die du heute Morgen der Mama gegeben hast, als sie dich fragte, wie der Becher kaputt gegangen ist.“ „Aber Jesus, da hab ich doch die Mama angelogen. Ich hab gesagt, der ist einfach runtergefallen, und dabei hatte ich ihn vor Wut runtergeworfen, weil so viel Haut auf der Milch war.“ „Ja“, sagte das Jesuskind, „siehst du, dafür bin ich Mensch geworden, dass du alles, was du vor Wut kaputt gemacht hast, zu mir bringen kannst. Und auch alle Lügen in deinem Leben. Überhaupt alles Böse, was es in deinem Leben gibt, das darfst du zu mir bringen.“

 

Michael schaute das Jesuskind mit großen Augen an. Und das Jesuskind hat den Michael angestrahlt und zu ihm gesagt: „Weißt du, Michael, bei dir ist vieles mangelhaft, bei dir ist auch viel kaputt gegangen, bei dir ist viel Lüge und anderes Böse. Aber das sollst du wissen: Ich hab dich trotzdem lieb, so wie du bist. Und darum bin ich auf die Welt gekommen, damit die Menschen wissen, dass ich sie lieb habe, auch wenn so viel Mangelhaftes, Zerbrochenes und Verlogenes da ist.“

 

  Dann schlief der Michael ganz tief. Und als er am anderen Morgen aufwachte, da war er noch viel glücklicher als am Abend vorher. Am Heilig Abend war er glücklich über das Fahrrad, über den Werkzeugkoffer und über die Windjacke. Jetzt war er glücklich, weil er das Jesuskind gefunden hatte.

Und das hat mich lieb, auch wenn ich eine mangelhafte Arbeit geschrieben habe, auch wenn ich etwas zerbrochen habe, auch wenn ich gelogen habe. Ja, er war überglücklich. Und eine große Freude und ein tiefer Friede war in sein Herz gekommen.

 

  Am Nachmittag des Weihnachtsfestes, als sie vor der Krippe das Lied sangen ‚Zu Bethlehem geboren‘ und als sie an die Stelle kamen ‚...mein Herz will ich dir schenken und alles, was ich hab ...‘, da war es dem Michael so, als wenn ihm das Jesuskind lächelnd zublinzelte.

 

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