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Predigtverzeichnis nach Bibelstellen geordnet Alle Predigten dieser Homepage dürfen für die Verkündigung benutzt werden. Eine Veröffentlichung schriftlich oder auf Tonträgern ist nicht erlaubt. Über Predigten auf Kassetten informieren Sie sich unter dem Stichwort Kassettendienst . Siehe auch unter: Weihnachten A und Weihnachten B Heilig Abend A - Heilig Abend B - Heilig Abend C Predigt: Warum Jesus geboren ist
Liebe
Schwestern und Brüder, liebe Kinder!
Der
kleine Michael war todmüde, als er am späten Heilig Abend ins Bett ging. Aber
er war auch überglücklich. Am frühen Abend hatten sie in der Familie
Bescherung gehabt, und er war reich beschenkt worden. Er hatte ein Fahrrad
bekommen mit zehn Gängen, einen Werkzeugkoffer und eine moderne Windjacke. Dann
waren sie zusammen zur Christmette gegangen. Nach der Christmette hatten sie
noch in der Familie vor der Krippe und dem Weihnachtsbaum gesessen und hatten
zusammen Weihnachtslieder gesungen. Und jetzt war er todmüde.
Als Michael eingeschlafen war, hatte er einen Traum. Er stand im Traum
vor der Krippe, die da im Wohnzimmer stand. Und er schaute sich die Krippe noch
einmal genau an. Da plötzlich, als er sich im Traum die Krippe genau anschaute,
da wurden die Figuren an der Krippe immer größer, so richtig wie lebendige
Menschen. Und auch der Stall wurde immer größer. Da konnte man richtig
hineingehen. Michael sah auf einmal, wie der Josef ihm zuwinkte: „Komm doch
rein!“
Und er ging in den Stall hinein und sah in der Krippe das Jesuskind. Das
bewegte sich richtig. Er schaute das Jesuskind genau an. Dann hat er nach
einiger Zeit das Jesuskind gefragt: „Sag mir doch, Jesus, warum bist du
eigentlich Mensch geworden? Warum musstest du in einer Krippe im Stall geboren
werden?“ Und das Jesuskind hat ihn einfach nur angelächelt und angestrahlt.
Das Strahlen des Jesuskindes übertrug sich richtig. Auch der Michael fing an zu
strahlen vor Freude.
Da sagte das Jesuskind zum ihm: „Ich bin Mensch geworden, weil ich auch
Geschenke haben möchte.“ Da wurde Michael auf einmal ganz traurig. Das
Jesuskind fragte ihn: „Warum wirst du denn jetzt so traurig?“ „Ach“,
sagte Michael, „weil ich dir gar kein Geschenk mitgebracht habe.“
Und das Jesuskind schaute ihn an: „Ich möchte aber gern von dir
Geschenke haben.“ „Ja“, sagte Michael, „du kannst alles von mir haben,
was du möchtest. Wir haben eben noch am Weihnachtsbaum gesungen: Mein Herz will
ich dir schenken und alles, was ich hab.“ „Nein, nein“, sagte das
Jesuskind, „alles will ich gar nicht. Nur drei Dinge möchte ich von dir
haben.“ „Ich weiß schon“, sagte Michael, „das Fahrrad, den
Werkzeugkoffer und die Windjacke.“ „Nein“, sagte das Jesuskind, „dazu
bin ich nicht in die Welt gekommen, um ein Fahrrad, einen Werkzeugkoffer und
eine Windjacke zu bekommen. Ich möchte etwas ganz anderes von dir haben.“
„Ja, was denn?“
„Du, Michael, das Erste, was ich von dir haben möchte, ist dein
letzter Aufsatz, den du in der Schule geschrieben hast.“ „Die
Klassenarbeit?“ „Ja, die letzte Klassenarbeit!“ „Aber, Jesus“, und
dann beugte er sich ganz nahe an die Krippe und flüsterte dem Jesuskind zu:
„die war doch fünf, die war doch mangelhaft. Das hab ich doch nicht mal Mama
und Papa erzählt.“ Das sagte das Jesuskind: „Ja, ich weiß. Aber genau
diese Klassenarbeit, die mangelhafte, die möchte ich von dir haben. Siehst du,
dazu bin ich in die Welt gekommen, damit du mir alles, was bei dir mangelhaft
ist, bringen kannst. Alles, was mangelhaft ist, sollst du mir bringen.
Das Zweite, was ich von dir haben möchte, das ist dein schöner
Milchbecher, der gelbe mit den roten Punkten." „Aber“, stotterte
Michael, „der ist doch heute Morgen zerbrochen, der ist doch vom Tisch
runtergefallen.“ „Ja“, sagte das Jesuskind, „dann bring mir doch bitte
die Scherben. Siehst du, dazu bin ich in die Welt gekommen, damit du mir alles
bringen kannst, was in deinem Leben kaputt gegangen ist, was bei dir zerbrochen
ist. Alle Scherben deines Lebens darfst du zu mir bringen.
Und das Dritte, was ich gerne von dir haben möchte“, - Jetzt horchte der Michael ganz gespannt, was wohl noch
kommt. - „ich möchte, dass du
mir die Antwort schenkst, die du heute Morgen der Mama gegeben hast, als sie
dich fragte, wie der Becher kaputt gegangen ist.“ „Aber Jesus, da hab ich
doch die Mama angelogen. Ich hab gesagt, der ist einfach runtergefallen, und
dabei hatte ich ihn vor Wut runtergeworfen, weil so viel Haut auf der Milch
war.“ „Ja“, sagte das Jesuskind, „siehst du, dafür bin ich Mensch
geworden, dass du alles, was du vor Wut kaputt gemacht hast, zu mir bringen
kannst. Und auch alle Lügen in deinem Leben. Überhaupt alles Böse, was es in
deinem Leben gibt, das darfst du zu mir bringen.“
Michael
schaute das Jesuskind mit großen Augen an. Und das Jesuskind hat den Michael
angestrahlt und zu ihm gesagt: „Weißt du, Michael, bei dir ist vieles
mangelhaft, bei dir ist auch viel kaputt gegangen, bei dir ist viel Lüge und
anderes Böse. Aber das sollst du wissen: Ich hab dich trotzdem lieb, so wie du
bist. Und darum bin ich auf die Welt gekommen, damit die Menschen wissen, dass
ich sie lieb habe, auch wenn so viel Mangelhaftes, Zerbrochenes und Verlogenes
da ist.“
Dann schlief der Michael ganz tief. Und als er am anderen Morgen
aufwachte, da war er noch viel glücklicher als am Abend vorher. Am Heilig Abend
war er glücklich über das Fahrrad, über den Werkzeugkoffer und über die
Windjacke. Jetzt war er glücklich, weil er das Jesuskind gefunden hatte.
Und
das hat mich lieb, auch wenn ich eine mangelhafte Arbeit geschrieben habe, auch
wenn ich etwas zerbrochen habe, auch wenn ich gelogen habe. Ja, er war überglücklich.
Und eine große Freude und ein tiefer Friede war in sein Herz gekommen.
Am Nachmittag des Weihnachtsfestes, als sie vor der Krippe das Lied
sangen ‚Zu Bethlehem geboren‘ und als sie an die Stelle kamen ‚...mein
Herz will ich dir schenken und alles, was ich hab ...‘, da war es dem Michael
so, als wenn ihm das Jesuskind lächelnd zublinzelte.
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